gemeinhin ahnt.
Lr
Die H. ^.-Lichtpiele Zeigen ein Filmstück „Ilona", in
dem die bekannte Filmgröße Lya de Putti Gelegenheit hat, ihre
Zahlreichen Reize zu entfalten. MaP sieht sie als Gänftmädchen
und im Gesellschaftskleid und freut sich stets ihres Temperaments,
gleichviel, ob sie gassenjungenhaft -ein Pußtapferd reitet oder sich
des zudringlichen Liebhabers mit der Reitpeitsche erwehrt. Das
in Ungarn spielende Stück erinnert an Romane der Marlitt; es läßt
sich lange Zeit sehr schlimm an, geht aber zuletzt doch so gut aus,
daß man die umsonst zerdrückte Träne bereut. — Hervorragendes
leisten die vom Pech verfolgten amerikanischen Groteskkomiker Fix
und Fax, die erfahren müssen, was einem alles passieren kann,
wenn man sich ohne Billett in einen Zirkus einzuschmuggeln ver
sucht. Daß sie in einen Löwenkäfig geraten, ist noch das geringste:
außerdem werden sie in Fässern gerollt, ins Wasser gestoßen, und
auf ganz unwahrscheinliche Weise durch Zelte, Käfige und Straßen
gehetzt. Kurzum, nichts bleibt ihnen erspart, und mit fabelhaftem
Geschick benehmen sie sich stets so ungeschickt, wie die Situation es
erheischt.
sKlerne Bücher-Anzeigen.) Von Georg Simmel l
i die gesammelten Essays: „Philosophische Kul-l
r" in dritter: Auflage vor (Kiepenheuer, Potsdam). Sie-
wd um verschiedene früher gesondert erschienene Aufsätze, so
lw die bekannte Abhandlung: „Der Begriff und die Tragödie
-er Cultur" vermehrt worden.
gesehene Material nicht immer zu beschaffen war. Soweit man
nach dem Geleisteten urteilen darf, ist es dem Architekten gelungen,
den sachlichen Bestimmungszweck des Gebäudes sowohl nach außen
hin wie im Innern in ästhetisch einleuchtender Weise Zur Geltung
Zu, bringen. Es fehlt Zumeist noch die Farbgebung, die viel zur
Wirkung der Fassaden, der Höhe und der riesigen Raumfluchten
vertragen wird. Die Besichtigung, die besonders deshalb sehr lehr
reich war, weil sie, das Werden des Gebäudes bis in seine kon
struktiven Einzelheiten hinein vor Augen führte, erweckte den
Wunsch, daß das Werk in Uebereinstimmung mit den künstlerischen
^ntentronen des Architekten weiter wachse und sich einst wirklich
zum Hochhaus auftürme.
Frankfurter kunsimeffe.
SondersHau der Stuttgarter Werkschule.
Im Rahmen der vor wenigen Tagen eröffneten Frankfurter
KunKneffe (vgl. den kurzen Bericht im Ersten Morgenblatt vom
18. ds.) Wird ehne Reine Svnderschau der Stuttgarter
Versuchsgrundschule und Werk schule gezeigt, einer
Gründung des Architekten Albrecht L. Merz, die ihre? Absichten
und ihrer Ergebnisse wegen gleich beachtenswert ist. Merz hat im
Krieg die Erfahrung gemacht, daß die meisten Menschen infolge
ihrer allzu abstrakten Denkweise kein unmittelbares Verhältnis
mehr zu den schaubaren und greifbaren Dingen der Umwelt haben,
daß sie sozusagen mit stumpfen Organen dahinwandern, unfähig,
mit irgend einem gestalteten Gebilde in leibhafte Fühlung zu
treten. Diesem Mangel will er nun durch eine Erziehung abhelfen,
die, stetig unterstützt von zeichnerischen Uebungen, die lange ver
nachlässigten Kräfte des „Erkennens und Gestaltens" der Dingwelt
ausbilden soll. Merz fängt beim Kinde an. Er erweckt in ihm
etwa, durch Vorzeigen oder Beschreibung entsprechender Gegen
stände. die Vorstellung eines rund in sich geschlossenen oder eines
steig ansteigenden Gebildes und läßt es dann zeichnerisch das
Wesen des „Geschlossenen" und des „Ansteigenden" ausdrücken.
Oder er gibt ihm auf, eine Fläche nach eigenem Gefühl mit Schrift
zu füllen, befiehlt ihm an, sich ganz in eine Blume, einen Vogel
Zu versenken und das in solcher Versenkung Erfahrene dann mit
Buntstiften frei zu -gestalten. Die wenigen vorgelegten Versuche
beweisen, daß so angeleitete Kinder einen erstaunlichen Sinn für
das Wesentliche der Formen und Farben bekunden und eine ge
haltvolle Ornamentik Zu erzeugen vermögen, die der verbildeter
Kunstgewerbler überlegen ist — sie lehren zugleich, doß offenbar in
jedem Menschen Fähigkeiten des Gestaltens schlummern, die ledig
lich infolge ihrer Nichtachtung meist verkümmern müssen.
Diese Fähigkeiten anzuregen, hat Merz auch eine „Bauschachtel"
erfunden, deren Inhalt aus einem Haufen HolzRötzchen von ver
schiedenster Größe, Form und Tönung besteht. Die Idee ist ein
fach und sinnreich: das spielende Kind setzt bei dem Zusammen
stellen der Klötzchen seinen Gestaltungswillen unbewußt durch,
wirkt, ihre Stumpfheit beseelend, seine Phantasie dauernd aus
und bleibt zudem, ein nicht Zu überschätzender Gewinn, der läh
menden Mühsal des Einräumens nach äußerer Vorschrift enthoben.
Auf allen diesen Uebungen, die Merz nicht nur mit Kindern, son
dern auch mit älteren Schülern und in besonderen Kursen an der
Stuttgarter Volkshochschule anstellt, baut sich der weitere Unter
richt in der „Werkschule" auf. Er zielt darauf ab, die Lernenden
mit den Eigentümlichkeiten der verschiedenen Materialien vertraut
zu machen, so daß sie instand gesetzt werden, mit ihren erschlosse
nen Sinnen aus dem Material heraus Gebrauchgegenstände und
freie Kunstgebilde zu schaffen. An den vorgeführten Beispielen
einiger Metallschalen, Holzleuchter usw. kann man ermessen, daß
das Einwachsen des Schaffenden in Werkzeug und Werkstoff schöne
FrHAte zeitigt, — Mr^-effen Bestrebungen denen des „Staat
lichen Bauhauses" in Weimar in mancher Hinsicht verwandt sind,
hat seine Schule — „Werkhaus mit Werkschule, freie Akademie
mit staatlich anerkannter Versuchs-Grundschule", so lautet ihr
offizieller Titel — nach Befiegung anfänglich großer Widerstände
ganz aus eigenen Mitteln errichtet. Ein Kopf voller Ideen, will
er seinen Anschauungen auch an der Universität eine Statt- berei
ten, ferner zur Gründung eines Kindergartens schreiten, um schon
die ganz Kleinen in seinem Sinne Zu erziehen. Mögen die Hoff
nungen, die er an sein Unternehmen knüpft, übertrieben sein, so
ist es doch jeder Förderung wert, denn es dient auf seine Weise
dem guten Ziele des WiedereinpflanzenZ entwurzelter Menschen
in den Grund des wirklichen Lebens — einem Ziele, dem man sich
heute ja von vielen Seiten her anzunähern sucht- Da die jetzige
Schau nur einen unvollständigen Einblick in das Geleistete ge
währt, wäre die Veranstaltung einer größeren Ausstellung der
Schularbeiten in Frankfurt sehr zu begrüßen. Lr.
— k„Der- Christ und sein Schatten.") Walter T s ch u p-
piks Streitschrift: „Der Christ und sein Schatten" (Theodor
Thomas. Leipzig) wendet sich mit einer Erbitterung, hiner der
man das Leiden an der deutschen Gegenwart spürt, wider die
„absolute Moral" des Christentums, dessen jüngste und reinste
Form: der deutsche Idealismus uns vollends aus dem realen
Leben in irgend ein Wölkenkuckucksheim verschleppt habe. Alle
Mittel der Polemik werden aufgeboten, um die Gefahren des der
christlichen Haltung entwachsenden Denkens drastisch darzutun, ge
schichtliche Belege in Menge erbracht, die Zeigen sollen, wie weitab
von nüchternem Weltsinn der deutsche Geist seit und infolge der
Reformation geraten sei. Die idealistische Wirklichkeitsflucht, so
argumentiert Tschuppik, nötigt nicht nur zu mannigfachen Ideolo
gien. sie ruft auch ungerechtfertigte Verachtung der wirklichen
Welt hervor, mit der Zusammenzustoßen nun einmal unvermeidlich
ist. Aus dem Konflikte aber Zwischen der Realität und den Trä
gern der „absoluten Moral" wird als deren Gegenspiele? nach
Tschuppik der „Jude" geboren, er ist Repräsentant jener vom
Idealisten übersprungenen Wirklichkeit, die sich eben doch nicht
ganz beiseite drängen läßt, er folgt wie ein ewiger Schatten den
Anhängern der „christlichen" Ideen Seine mit launigeM Sarkas-
mus verfochtene These sucht der Verfasser u. a. durch den Hinweis
auf die in Deutschland übliche Ablehnung des englischen eommnn
sense Zu erhärten; er begreift sie als Frucht des idealistischen
Denkens, das den Engländer wie überhaupt alle real gesinnten
Menschen gleich dem Juden selber am liebsten ms Ghetto verban
nen möchte Und er gelangt Zu dem Ergebnis, daß dieses Ghetto
erst dann aufhören werde Zu existieren, wenn die Menschen und
Völker, endlich befreit von ihrem Hang zu christlichen und ideali
stischen Ideologien, sämtlich darin Platz gefunden haben. — So
viel -gegen die teilweise seltsam verspäteten Gedanken Tschuppiks
einzuwenden ist, man sollte sie darum doch nicht leichthin äbschieben,
zumal ihre Durchführung manche historische Tatsachen in ein un
gewohntes Licht rückt und eine Anzahl sehr geistreicher Formulie
rungen enthält. Gewiß: es geht nicht an, von einer mehr als
fragwürdigen Position aus, die sich etwa durch die Verquickung
materialistischer Geschichtsauffassung mit englischem Militarismus
bestimmt, gegen die Wahrheiten des Christentums Sturm zu laufen;
ebenso wenig kann, um nur dies noch anzudeuten, der deutsche
Idealismus ohne weiteres als Nachfolge der Reformation verstan
den und gerichtet werden. Diese Angriffe von unten und nutzen
her verfehlen schon deshalb ihr Ziel, weil sie ihr Ziel garnicht
voll erfassen. Trotz ihrer mangelnden Durchschlagskraft verdienen
sie aber durchaus Beachtung als Gegengift gegen jene Romantik
unserer Tage, die vor den wirtschaftlichen und politischen Tat
sachen sich gar zu gern in den Sand verkriecht — 'ganz abgesehen
davon, daß sie einem schlechten Idealismus gegenüber natürÜch
stets Recht behalten. Ihr Hauptverdienst ist wohl die Verteidigung
der heute so geschmähten „Zivilisation" wider deren modische und
vorschnelle Ankläger und der Einsatz für die englische Util^
taritätsphilosophie, die Liefere und legitimere Wurzeln hat, als man
Kleine Buch-Anzeigen.) Die Sammlung der Taschen
Ausgaben des Verlags Kröner (Leipzig), die der Verbreitung
philosophischer Bildung dienen, ist um vier Bände bereichert wor
den. Außer der „Ethik" Spinozas (Bd. 24) und HaeckelZ
Werk: „Die Lebenswunder" (Bd. 22) sind noch Zwei An
thologien erschienen: eine gar nicht unzeitgemäße Zusammenstel
lung von Nietzsche-Worten über Staaten und Völker, die
Frau Elisabeth Förster-Nietzsche heraus gegeben hat (Bd. 21), und
eine von Karl Heinemann besorgte Auswahl: „Lebensweis
heit der Griechen" (Bd. 23), die ihre Bestimmung erfüllen
wird, wenn sie zum eingehenderen Studium griechischer Denker
und Dichter anregt.
Oskar Jancke hat Nriel Acostas „Exemplar burnanLe '
vitLe", die Darstellung seiner religiösen Kämpfe und der er
littenen Verfolgungen, unter dem Titel: „Dokumente
-s-Mn e s Menschenschicksals" neu übertragen. Das im
Verlag „Die Kuppel", Karl Spiertz, Aachen, erschienene Bünd
chen weist eine gute Ausstattung auf.
Der rührige katholische Matth ias-Grünewald-Verlag, Mainz,
hat einen bedeutenden Ausschnitt aus Jan van Ruhs-
Lroecks Werswerk, dem „Buch von den zwölf?
Beghinen" in der Uebertragung von MlliLrord Verkade O. i
S. B. herausgebracht. Sehr erwünscht ist die Beigabe des alt- '
.flämischen Textes. Das Buch wird Lurch die Nachzeichnung^
einer Miniatur geziert, die den in Waldeinsamkeit schreibenden
- Ruhsöroeck darstellt.