die nickt minder überholt anmuret. So hinkt man stets nack und
Her der Herren resigniert äußert, daß die Summen, die
man empfangt kaum die Hohe eines Dollars erreichen, maa
dies schon ferne Rrchtmkert haben. Das Verfahren der Auszahlung
selber ertragt man wre so manches Unerträgliche; immerhin meinen
E-che— und gewy mSt daß durch bessere Ein-
kilung die scheußliche Prozedur des Anstehens für die einzelnen
Geldempfänger etwas abgekürzt werden könnte.
Um l/gll Uhr soll die „Entlohnua" beginnen. Die Zeit per-
streicht und der Schalter bleibt noch geschlossen Kurz danach ver-
kundet mn Herr, daß wegen des späten Eintreffens der Gelder die
Fertigitellung der Listen sich verzögert habe; doch seien sie jeden
Augenblick zu erwarten. Man telefoniert, tröstet einander und!
harrt still werter aus. Genau wie bei einer militärischen Muste
rung. Derweilen regnet es draußen unaufhörlich. Lr.
Deutsche Kriegergräber.
--- Die vom Volksbund Deutsche Kriegsgräber
fürsorge im Kreuzgang des Domes Veranstalters Aus
stellung gewährt einen guten Ueberblick über die vielseitige
Tätigkeit des Bundes. Abbildungen von allen Kriegsschauplätzen
sind beigebracht, dis beweisen, daß die im Ausland gelegenen
Ruhestätten durch die Bemühungen des Volksbundes fürsorglich
- in Stand gehalten werden. Viele Friedhöfe, zumal im Westen,
entstammen schon den Jahren des Kriegs. Da sind schlichte
Holzkreuze aus Douai, eine idyllische Partie aus dem Sachsen
wald, eine Anlage zuBuechecque — und so geht es in langer
Kette von Ort zu Ort. Holzportale aller Art, manche inmitten
der Wirren des Krieges flüchtig gezimmert, bezeichnen die Ein
gänge zu den Friedhöfen, und dort, wo viele Gefallene ruhen,
erhebt sich wohl auch einmal ein steinernes Monument, um das
sich die große Schar der Kreuze sammelt. Die Anlage der Ruhe
stätten wechselt mit dem Gelände. Bald schichten sich die Gräber
terrassenförmig an, bald ordnen sie sich zu regelmäßigen Feldern
oder vereinen sich auch Zu kleineren Gruppen, die von Gebüsch
und Bäumen behütet werden. Im Hintergrunds sieht man mit
unter die Ruinen eines Zerschossenen Dorfes, und einzig die Gräber
noch scheinen in dieser verwüsteten Umgebung von menschlicher
Nähe zu Zeugen.
Auch die nach dem Krieg entstandenen Friedhöfe werden in
hinreichender Zahl vorgeführt. Besonders schön sind die Sieben-
bürgischen Anlagen. In Hermannstadt hat man den Kin
dern die Pflege der Gräber anvertraut, und jedes müht sich nun
um sein Fleckchen Erde. Der Gedanke ist gut und sollte Nach
ahmung finden. Eins Postkartenserie veranschaulicht galizische
Friedhöfe, andere Abbildungen zeigen Anlagen in Belgien, unter
denen vor allem der Friedhof Zu Laclaireau durch seine
Treppenambauten anziehend wirkt. Nicht vergessen sind schließ
lich die palästinensischen Friedhöfe Zu Nazareth und zuDjenin,
wo hauptsächlich Marinesoldaten ruhen.
Auf dis gute geschmackliche Ausbildung der Friedhöfe und
Gräber hat man nach Maßgabe der vorhandenen Mittel stets
Wert gelegt. Einzelne Grabmaltypen befriedigen durch ihre Ein
fachheit und Gediegenheit, und auch etliche plastische Entwürfe
bekunden den richtigen Sinn für das sachlich und künstlerisch
der Heimat, so zu
Die Aerzke stehen an
L- In einem geräumigen glasübsrdachten Hof der Schäfer
straße erlebt man seit einigen Wochen an jedem Freitag morgen
ein merkwürdiges Schauspiel. Die Frankfurter Kassen
ärzte— vierhundert an der Zahl — stauen sich hier vor einem
kleinen Schalterraum und warten lange Stunden — nicht etwa
auf die Vorführung eines interessanten medizinischen Falles,
sondern auf die Auszahlung ihrer Gelder. Erhebend ist
das Zeitbild just nicht; es bestätigt sehr sinnfällig die kläg
liche Lage der Bildungsschicht und zeugt beredter, als Worte
es vermögen, von dem Elend unseres alltäglichen Lebens.
Viele Kollegen, alte und junge, sind selber zur Stelle,
andere haben ihre Frauen geschickt. Man raucht, plaudert und
benutzt auch wohl eine der umberstehenden Kisten als Sitzgelegen
heit. Alles geht still und ohne Erregung her, wie es bei ver
nünftigen Leuren zu geschehen Pflegt. Die Wartenden kennen
einander, sie ermessen durchaus die mit solchen Zahlungen ver
knüpften organisatorischen Schwierigkeiten und fügen sich als g e-
duldige Patienten, die sämtlich an dem einen gleichen Uebel
leiden, gefaßt ins Unvermeidliche. Nur gedämpft werden Klagen
und Abänderungsvorschläge laut — man weiß ja ohnehin, woran
man ist und spart seine Worte. Als drückend empfunden wird zumal,
daß die Festsetzung der Beträge nach einem läng st überholten
Inde x erfolgt, auf Grund irgend einer ministeriellen Vorschrift^
- Zwischen Flammen und Bestien. Das große Sensationsstück
. der Bavaria Film A.-G., das jetzt in den „Neuen Lichtspielen"
gezeigt wird, bringt eine Handlung aus dem Zirkusleben, die sich
in höchst aufregenden Szenen entfaltet. Die Hauptrolle darin
spielen zweiK'inder: ein kleines entzückendes Zirkusmädcken
und ein ebenso entzückender Lord, der sich zum Beschützer des
Mädchens aufwirft. Oberhalb der kindlichen Sphäre entwickelt
sich das übliche romantische Eifersuchtsdrama. Der Vater jenes
winzigen Mädchens, Witwer uotabene, liebt seine rassige Kollegin
vom Trapez, die ihn wieder liebt, was den ebenfalls in
sie verliebten Löwenbändiger, einen recht ungeschlachten,
aber gar nicht eigentlich unsympathischen Muskelmenschen,
zu den schlimmsten Torheiten treibt. In den Gang der fatalen
Angelegenheit greifen die Löwe n sehr aktiv ein. Sieht man
das kleme Mädchen unter ihnen sitzen, so möchte man meinen, das
messianische Reich sei schon angebrochen. Freilich zeigt sich, daß
sie auch anders können, zumal wenn sie hungrig sind. — Die Auf
nahmen verdienen jedes Lob, keine technische Möglichkeit, die der
Hilm gewährt, bleibt ungenutzt» Feuersbrunst beim Volksfest,
Panik, nächtlicher Wandel auf dem Drahtseil inmitten der Rake-
tengarben. Flucht des Löwen mit dem Kind: alle diese mär
chenhaften Ereignisse gleiten so schnell vorüber, daß die Unwirk-
lichkeit, die der Zirkuswelt schon an sich anhaftet, eine letzte, jeden
Rest von Wirklichkeit vollends aushebende Steigerung erfährt. —
Das Zweiaktige amerikanische Lustspiel: „Die geteilte Woh
nung" ist ein rechtes Beispiel drastischer Bewegungskomik.
Thema: Zwei Ehepaare, die zusammen wohnen, geraten in Streit
und halbieren nun mathematisch genau die Wohnung, einschließlich
der lebenden Besitztümer wie Dienstmädchen und Hund. Die
Komik, die in dieser unerbittlichen Folgerichtigkeit liegt,ist zwingend
und ihre Sichtbarkeit macht den BegleitexL überflüssig. — Ein ge
zeichneter „M ü nchener Bi! derboge n" geht, wie schon das
letztemal, den Mücken voran. Seine Unwahrscheinlichkeit, die
jedem Naturalismus zuwiderläuft, entspricht ganz dem Wesen des
FilmS, der ja, wenn er sein Eigenstes leisten soll, die natürlichen
Zusammenhäng^unseres Lebens völlig zerbrechen muß. i ae. !
MchKM M Mmmr MßMMWfMRZ.. -
Die Vorträtz«, dis während der diesjährigen 27. Aarauer
L L u d e nten k on f e r enz gehalten wurden, sind jetzt in einem
SammelLand erschienen (Verlag Chr. Kaiser, München).
nahezu durchweg eine Gesinnung den Fragen der
Wissenschaft und des Lebens^ gegenüber, der man gerne mehr Ver-
Mrnscht. Diese Gesinnung entwächst dem Glauben an die
menschlichen GAtes und ist auf die Verwirk-
trchueg des Möglichen gerichtet Die von ihr getragenen Menschen
verwerfen den ^itamsmus einer Vernunft, die von sich aus die/
Welt begreifen möchte, sie lehnen überhaupt jeden maßlosen Ueöer-
schwang ab, der die dem Menschen gezogenen Schraten zu über-
Mngen Statt dessen lehren sie immer wieder das eine:
daß alles Schwergewicht auf dem richtig gelebten Leben
ruhe, das gläubig sich hinfpannt zu dem in der Schrift verkündeten
überzeitlichen Wer sich in der Spannung eines strichen Le-
Lens beendet, der verhält sich, wie sie mit Recht meinen, zu Men
schen und Dmgen als existenter Gesamtmensch seinen Fragen und
Antworten ist eine Grenze gesetzt, er steht in der-MMchkeit. Die
sem Menschen der Wirklichkeit gilt ihr Streben, und
ste verabsäumen Nicht, zu zeigen, wie sehr, sein stets konkretes
Denken sich unterscheidet von dem abstrakten und/ schemhasteu Den
ken aller derer, die sich aus der Beziehung zur Wirklichk-eit gelöst
haben. , Die Kritik, die sie von ihrem Standpunkte aus an der .
Ueberspännuna des wissenschaftlichen WelterkennenZ und an dem'
idealistischen KulLurbegriff üben, ist lehrreich genug. Ihr beson
derer pädagogischer Wert besteht darin, daß sie die Abhängigkeit
des richtigen Denkens vom richtigen Leben nachdrücklich ins Be
wußtsein erhebt und derart den Einzelnen zur Besinnung auf sich
selber und sein Leben nötigt. . i
Eberhard Grisebach untersucht in seinem Vortrag Las Ver
hältnis von Bildung und Wissenschaft. Er weist nach,
daß die Wissenschaft den wirklichen Menschen ganz außer Ächt
läßt und darum unfähig ist, Bildung zu übermitteln. Diese setze
eben den wirklichen Manschen voraus, det in der reellen Gemein
schaft mit anderen Menschen in eine konkrete Buchung zur Welt
trete. Ms Betrachtung Grisebachs stöbert das abstrakt gewordene
Denken unserer Zeit in allen seinen Schlupfwinkeln auf und sucht
.es in die Wirklichkeit zurüLAuzwingen. — Gleich ihr ist der
Vortrag Pros. Gilgs über Christentum und Kul
tur cmf den GruMton nüchterner Besonnenheit gestimmt.
Wird auch nach ihm durch die Botschaft von der Erlösung und
dem Reiche Gottes jede bloß-menschliche Bemühung unter ein
radikales Nein gestellt, so setzt damit das Evangelium iwch
keineswegs die Ethik und das kulturelle Schaffen außer Gel
tung. Nur freilich: Wer jenes Nein vernommen hat, der
weiß um die ganze Relativität der kulturellen Arbeit und wird
^kraft dieses Wissens umso gelassener, aber auch umso ernster
und verantwortungsvoller Anteil nehmen am Werk der chuk-
Lur. — Als ein solcher Mensch der Spannung wird in einem
trefflichen Aufsatz Wert Schaedelins Blaise Pascal
vorgeführt. Ed ist Mensch des Wissens und Mensch des
Glaubens zugleich, den der Widerspruch von Erkennen und
Glauben in eine ungeheure dialektische Spannung versetzt.
Sein Glaube, der im Jenseits wurzelt, begrenzt die mensch
liche Vernunft, von der er fordert, daß sie im der „Mitte"
bleibe und fest und/sicher nach dem Möglichen greife. — Dsr
letzte, Vortrag, der etwas aus dem Rahmen hercmAfällt, ist dem
Begründer der Landerztehungsheime Hermann L r e tz ge
widmet. Karl Matter würdigt auf Grund persönlicher Eim
drücke den Anstieg und das Schaffen von Lietz, den er als
sormatyr der Erziehung feiert; er wünscht, daß auch die eid
genössischen Mittelschulen im Sinne feiner - Gedanken - die Hr-
perliche Ausbildung der Schüler stärker berücksichtigen und Wer
EigenMgkeit mehr Raum gönnen.