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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.03/Klebemappe 1923 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

se r.-) (0«/, 
Das 1918 erKoftienene ^Verb Rudolf Luobens: 
^Menseft und ^Velt" (I^pM^, (Quelle ^leyer. 
XII, 489 8.) wird in dritter, dureftgearbeiteter ^uftaM 
voik^eie^t. Rs Mftt aus von der Xot der Oe^enwart, 
in der die 8oele unter dein Druck Lukenor RnerMeent- 
kaftun^ iwmer rneftr LusainmenMsoftruinft sei, und steift 
sieft in den Dienst einer Rrneuerun^ dies Lsrkiüfteten 
rnodennen bebens. Die se-ftr weiträunnMn Detraefttun- 
xen rnöeftten daftin wirken, dak diese Xwft Lwiseften 
>Ve1t und ^lenseft, Arbeit und 8eele sieb verringere 
und die un^efteure wis-iseftaftiiefte und MsiiM Xrise 
iftre Dosunx: linde dureft unseren in einen 
neuen, ft oberen DeftenKstand. 
Dtlrriftek. Via BmwAS Lur De- 
kebrebta der modernen Ltkik. Von Uiobael IViLt- 
mann. vüsseläork, D. Lob^ann. 115 8. 
vis ^nskäkrunKon 6es kÄtkoiiLokHn, aristotelised einge- 
steHwn VorkasZsrs (orsebienen al8 dritter Land der von prok. 
I'illinann üerÄu«sse§ebenen „^.bbLndlunxen aus Ltkik nnd 
Aoral") bejaben -war Lebelerg Lant-Lr!tik, erdkknen aber 
einen begründeten ^.ngrikk ank seine ^Vertlekre nnd seine Ls- 
käinpkunA der küioktetkilr. dener wirkt er vor, dak sie snk 
einem kalseben Intuitionismns beri^bs nnd im Dnklaren dar 
über lasse, wie die Werte auk Dott rn belieben seien. Diese 
klebt er an, weil sie, infolge ibrer Wendung geMn einen 
„einseitigen" kkliebtbe^rikk (gemeint ist der Lantisebe), rn 
einer DeuAnunA des Dkliekt^edankens überbaupt xelange und 
ßfanx die ll'atsLebe verkenne, dak dem sittlieb Ruten als von 
Rott Rebotenem eine veiPkliebtende Xrakt eigne. Der Dole- 
mik, die xnletrt niebt verabsäumt, die IIngenaEkeit maneber 
^ßsebiebtlieben .Angaben Lebelers nnd seine Willkür im Re- 
braueb tbeologtseber Legrikks Lu rü^en, wird aueb von niebt- 
tbeolotziseber 8eite ein gutes Reebt xugedMgt werden kön 
nen, insoweit sie die Draxwürdigkeit der 8ebeler«eben Dbän- 
nomenoloxie erweist. Lr. 
I)r6 im Lwerdkr. siBebwENH 
„?kilo80pbio 6er InälviZuLlität" von 
Rieft krä r-k' r 6 ienl 6 ! 8 (ftrüpLik, I?. U>Ä- 
nvr. XI, 289 8.), dm öftren von einer ä^r Posi ¬ 
tion 8uninG8 6NA verwan-ckton iSftonLpftilosopftisofton 
Orunck-Lnseftarmno: nömint, «rkiärt ckm „Inckivi-änafttät" 
kür 6w rational nniabiwftoZ (FodM-e. Da das Indi- 
vidnollo nM dein lüften vorciurokt sei, spott« e« ä«r 
ftoxisiorunT, und rvonn dös Individuen auoft in dureft- 
Lus loMirnor ^«ise ru rationalen l'vpiswrunTOn, su 
üftorindividuoUen k'orinon und ^Verton ftinmnofttsn, 
trügen di«8o dooft stots das Norünra! iftros snftjoktivon 
IIiBprunMs an sioft und dürften icein«rl>eä ^nspruoft auk 
aftkow te O eftun^ erbeben. Xu in Zoftlusse spielt der 
Verkasser seinen etvvas verspätet an wütenden vit aiisti- 
Keften Irrationaftsmus Liegen die Aleelmnisierun^ und 
Rationaftbierun^ des Menseften der Äviftsation aus. 
oftne su werben, dak seine Rosition ^enau der ^leieften 
Lpftäre w-ie die M^neriK-ofte angeftöri. 
, 2-S - 
Grstz-ZiMlkmk. 
Vom Institut für Soziatforschung. 
/ Das im März dieses Jahres in Angriff genommene Ge- 
däude dez Frankfurier Instituts für Sozialforschung, eine 
Gründung bekannter Förderer der Universität und ihrer Ein- 
richtun-gen, nähert sich der Vollendung. Ueber seine Bestimmung 
ist bereits früher von uns berichtet worden (vergl. Stadt-Blatt 
vorn 26. Oktober 1922). Es h-tt die AufgNbe, in einer Biblio 
thek alles zu sammeln, was an Spezialliteratur und Sonder- 
vsLsentlichungen über das ihm «nvertraute Arbeitsgebiet vor 
handen ist. Daneben tritt als nicht minder wichtige Aufgabe 
die Anlage eines Archivs, dem die Zusammenstellung des in 
Mi- und ausländischen Zeitungen, Zeitschriften, Denk- und 
Flugschristen zerstreuten Materials obliegt, ferner die Schaf 
fung einer Kartei, dis als Zentmlnachweis der im Institut 
selber nicht erreichbaren Werke auszubilden sein wird. 
Das von Architekt Franz Roeckle errichrte Jnstttuts- 
tzebäude erhebt sich in unmittelbarer Nähe der Universität an 
der Viktoria-All«. Es gliedert sich in drei HvuptteÄe: «inen 
Teil, der dem akademischen Schulbetrieb dient, einen anderen 
der Spszialforschung gewidmeten Teil und schließlich einen 
Teil für Bibliotheks- und Verwaltungszwecke. Die Räume 
für den allgemeinen Schulbetrieb gruppieren sich sämtlich um 
die große Mittslhalle, die sich durch die zwei unteren Haupt 
geschosse erstreckt. Sie umfassen außer etlichen Dozenten- und 
Afsisbentenzimmern eine Anzahl von Seminarräumen, die in 
der Hauptsache als Stiftung an die volkswirtschaftliche Fakul 
tät der Universität übergehen sollen. Der eigentliche Jnstituts- 
betrieb, der von dem Lehrbetrieb ganz abgetrennt ist, spielt sich 
in dn beiden Obergeschossen ab, zu denen zwei links und rechts 
beim Eingang gelegene seitliche Treppen enrperführen. Den 
Kern dieser Abteilung nimmt der dis beiden Geschosse er 
füllende Lesesaal ein, der über der Mittelhalle liegt und durch 
hoch angebrachte Seitenfenster sein Licht erhält. Schmale 
Zimmer von normaler Geschoßhöhe, dis den Benützern des 
Instituts als Arbeitsstätte dienen, umlagern ihn wie Mönchs- 
lasse so wenig wie irgend einem anderen Unternehmen erspart blei 
ben. Zum Schlüsse ermähnte Stadtrat Schlosser die Ortskranken 
kasse dazu, sich Kredit aus dritter Hand zu beschaffen, um für die 
Zukunft gerüstet zu sein. 
Stadtv. Dorschu (Soz.) als Vorsitzender der Ortskranken 
kasse bestritt, daß die Kassen nicht rechtzeitig abgebaut hätten und 
rechtfertigte im einzelnen die von der Ortskrankenkasse getroffenen 
Maßnahmen. Bürgermeister Graf bemerkte, daß es nicht an- 
gehe, die Kranken, die Gelder für Medikamente benötigen, dem 
Wohlfahrtsamt zu überweisen. Solle die Ortskrankenkasse 
saniert werden, so müsse sie ihre Unterstützung auch auf die Medi 
kamente ausdehnen; das Wohlfahrtsamt sei nicht in der Lage, Ver 
pflichtungen wie die ihm zugemuteten zu übernehmen. Stadtv. 
Fleischer (Lib.) gab verschiedene Anregungen für die weitere 
Sanierung der Ortskrankenkasse und erstattete der Frankfurter AerZLe- 
schaft seinen Dank daM, daß sie trotz aller Schwierigkeiten wäh 
rend der Krisis aus geharrt habe. Stadtv Walther (Dem.) gab 
der Auffassung Ausdruck, daß die Ortskrankenkasse nur im Verein 
mit den Aerzten saniert werden könne, für deren direkte Honorie- 
rung er ssich aussprach. Mit der vorübergehenden Hilfe der Stadt 
erklärte er sich durchaus einverstanden. Gegen die Anträge des ' 
Stiftungs-Ausschusses erhob sich kein Widerspruch. 
4- 
Stadtv. He iß Wolf (Soz.) protestierte 
gegen die Sperrung 
der ArbeitslosemrntersLützung im Rhein- und Nuhrgebiej 
und begründete folgenden Antrag der sozialdemokratischen 
Fraktion: 
„I. Die Zustände rm Rhein- und Ruhrgebiet treiben zur 
Katastrophe. Dringlichste Pflicht ist es, zu ihrer ent 
schlossenen Abwehr in letzter Stunde alle Kräfte wachzurufen. 
Während feindlicher unerbittlicher Druck auf unseren Volks 
genossen im besetzten Gebiet lastet, wagt es ein verantwor 
tungsloses Unternehmertum, Millionen Arbeiter und An 
gestellte rücksichtslos auf die Straße zu setzen. Gleichzeitig 
kündigt die Reichsregierung an, den Erwerbslosen und So 
zialrentnern jede Unterstützung zu sperren. Diese Politik 
widerspricht der Menschlichkeit, wahrhaftem nationalen Im 
texesse, deutscher Rechts und friedlicher Staatserhaltung. 
Es widerspricht der Menschlichkeit, hungernde 
und frierende Menschen aus finanziellen Gründen elemen 
tarste Lebensnotwendigkeiten zu entziehen, obwohl noch nicht 
einmal der Versuch gemacht worden ist, durch Sonderbesteue-' 
rung Mittel gegen den Hungertod aufzubringen. 
Es widerspricht nationaler, die Einheit des 
Reiches wahrender Politik, die Bevölkerung der besetzten 
Gebiete der Verzweiflung und damit dem französischen An 
nexionismus widerstandslos preiszugeben. 
Es widerspricht dem Anspruch auf recht 
liche Gleichbehandlung, daß Volksgenossen, die 
Deutsche sind und Deutsche bleiben wollen, Ünterstützungs- 
rechtr entzogen werden, die den übrigen Volksgenossen zu 
stehen. 
Es widerspricht fri edlicher Staats erha l - 
tung, einen Zustand herbeizuführen, der die Gefahr herauf 
beschwören muß, daß verzweifelte Massen, möglicherweise 
mit feindlicher Unterstützung, auch im unbesetzten Gebiet mit 
Gewalt sich aneignen, was ihnen friedlich versagt wird. 
II. Von den Rückwirkungen einer solchen Politik 
wird das ganze deutsche Volk, besonders die Städte an den 
Grenzen des unbesetzten Gebietes, mithin auch Frank 
furt a. M., betroffen. 
Deshalb beantragen wir: 
Die Stadtverordneten-Versamm wolle beschließen, 
den Magistrat zu ersuchen, unverzüglich 
1. bei der Reichsregierung und der Preußischen 
Landesregierung vorstellig zu werden, um 
L) Widerspruch gegen die Massen^ntlassungen in den 
besetzten Gebieten und gegen die angedrohte UnterstützungS- 
sperve -einzulegen; 
d) darauf zu dringen, daß schleunigst durch auf den Besitz 
gelegte Sonderbesteue rung Mittel zum Kampfe 
gegen die Hungersnot, vor allem in den besetzten Gebieten, 
aufgebracht werden; 
2. den Städtetag zu veranlassen, ein Gesamtvor- 
gehen aller 'deutschen Städte im Sinne dieses Antrages her- 
veizufühven." 
Stadtv. Korff (Dem.) stellte zunächst fest, daß es sich Lei dem 
Antrag um Fragen der großen deutschen Politik handle. Er und 
seine politischen Freunde seien gewiß nicht mit allen Maßnahmen 
des Herrn Stvesemann in der letzten Zeit einverstanden gewesen, 
fänden aber, daß sich der Antragsteller die Sache denn doch zuleicht 
gemacht habe. Tatsächlich habe die deutsche ReichZregierung alles 
versucht, das Wirtschaftsleben an Rhein und Ruhr in Gang zu 
bringen, aber an dem harten Nein des sadistischen 
französischen Imperialismus seien alle Versuche ge 
scheitert. Da könne man es verstehen, daß die Reichsregierung 
schließlich daran denke, ihre hoffnungslosen Bemühungen aufzu- 
geöen, um zu retten, was Zu retten ist. Freilich gegen eine Preis 
gabe des Rheinlandes müsse war: sich unter allen Umständen zur 
Wehr setzen. Die Entscheidung aber liege Zuletzt Lei Frankreich. 
Stadtv. Landgrebe (Lib.) sprach sich in ähnlichem Sinne wie 
der Vorredner aus. Die Auszahlungen seien ja übrigens bis zum j 
Monatsende zunächst sicher gestellt. Müßten wir auf die Dauer von 
Reichswegen diese Lasten aufbrrngen, so würde das ganze deutsche 
Volk zusammenbrechen. 
Der sozialdemokratische Antrag fand mit Ausnahme der 
äußersten Rechten Annahme.
	        
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