zeuoMsen, von denen das eine oder andere ichon die Grenze des
Gesuchten streift, finden sich auch Einbände, die über den Rahmen
guter Stilkonventionen nicht hinausMisen; sie wirken vornehm,
ohne durch besondere Eigenart aufzufallen. Trotz derartiger
Schwankungen hinterläßt aber die Kollektion doch den Eindruck
einer reifen Künstlerschaft, die sich der Bestimmung des Buches
willig unterordnet, ihre Eigenart in den gegebenen Schranken
bewußt zur Geltung bringt und sich vor den Gefahren über
triebener Selbstbetonung und routinierten Epignonentums gleich
sehr zu hüten weiß. Zu erwähnen bleibt noch, daß eine Anzahl
von Bänden aus Privatbesitz stammt.
Die Verlagswerke des Münchener Verlags Ro eSlL Co., die
in der gleichen Ausstellung gezeigt werden, umfassen in der Haupt
sache Klassiker und Memoirenliteratur. Heine, Cervantes,
Büchner, Kleist (diese beiden von Arnold Zweig herausgegeben),
alles Bände großen Formats, treten reihenweise in Leinen,' Halb-
leder und Leder an; ein fünfzigbändiger Goethe sott, wie man
hört, noch vor Weihnachten folgen. Der Güte des Drucks ent
spricht das untadelige äußere Meid, das sich mit derselben Liebe
um die Tragödien eines deutschen Dichters wie um die Denk
würdigkeiten der Margarete v. Balois oder der Dubarry legt.
Der Unternehmungsgeist des Verlegers., der heute stattlich-präch
tige Ausgaben in solcher Fülle auf den Markt zu bringen wagt, ist
auf alle Fälle zu bewundern. Liebhabern ser verraten, daß die
Lederbände in einem bei uns noch nicht benutzten Oasenziegenleder
hergestellt sind, dem Lichtechtheit nachgerühmt wird. Ein Borzug,
der vermutlich teuer zu erkaufen ist.
Ergänzt werden diese Kollektionen durch eins Sammlung
alter Bucheinbände aus den Beständen der Firma Baer
selber, die sich von einem griechischen Einband um 1200 in chrono-
logsicher Reihenfolge bis zu den romantischen Einbänden aus der
Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckt. Zahlreiche Kostbarkeiten
sind hier vereint — eine wahre Schule der Ornamentik, in der
Italiener, Deutsche, Franzosen einander zu überbieten trachten.
Pros. Nob. Schmidr, der Direktor des Kunstgewerbe-Museums,
wird in seinem morgigen Vortrag diese zum Teil seltenen Arbeiten
ausführlich würdigen. ' Lr.