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— Der rosa Diamant. Dieser in den SaalLurg - Li ch r-
spielen vorgeführte Film führt Renia Desni aus der Apachen
kneipe auf die TheaterLühne — ein nicht eben ungewöhMicher
Entwicklungsgang Helferin eines schweren Jungen zuerst, wandelt
sie später Toiletten und Mimik und erobert als Star das Herz
ihres Direktors. Wilhelm Dieterleals jener zweifelhafte Bursche
bedrängt zwar noch öfter mit Großstadtgesten ihren Weg, doch
ohne ernsthaft ihre Laufbahn Zu gefährden. Die Handlung bewegt
sich, allzu gemächlich für den Film, durch die üblichen Welten von
i dem Laster zum Glanz; Episoden und etliche charakteristische Typen
bemühen sich um die Unterhaltung, wenn sie gerade stockt. Die
Regie von Rochus Gliese hat hie und da ein paar hübsche Ein
fälle. — Sonst läuft noch ein ausgezeichneter Film: „Eheglück"
aus der Kulturfilmabteilung der Ufa; ein sentimentales Tieridyll,
plumper als die amerikanischen Erzeugnisse dieser Gattung. Ein
Schwarzweiß-Film aus der Reihe der Aesopsabeln, nicht so gut
diesesmal wie andere der gleichen Art, ergänzt das Programm.
raca.-
MüsteLer Plunder das Ganze; "verwunderlich mur^Saß ihn die
Motten noch nicht gefressen haben. Der nette Hans B rau sH-
we 1Ler, der einen jungen Fuchs spielt, ist leider etwas zu dick
geworden. — Entzückend ist der vorangeschickte Monty Bank
Film, in dem Monty als Preisboxer excelliert. , raea.
— Der kraffe Fuchs. Es ist. nicht wahr, es kann dergleichen
nicht mehr geben. Oder sollte Walter Bloem über die Wirklich
keit unterrichtet sein? Der nach seinem Roman gedrehte Film —
die Aleman ria-Licht spiele zeigen ihn — versetzt jeden
falls in ein Studentenleben, dem man mit der Wirklichkeit zugleich
die Möglichkeit abzustreiten geneigt ist; oder wenn es schon wirk
lich ist. so ist es doch gewiß nicht möglich. In der lieblichen kleinen
Stadt, wo die schneeweißen Professoren mit ihren verlobungs-
srohen Töchtern leben und die Töchter ehrsamer Handwerker mit
den erhabenen CorpsstudenLen, gehen die Unwahrscheinlichkeiten vor
sich. Eingerahmt sind sie von den Commentereignissen: der Fuchs
rezeption, der Kneipe, der Mensur, die genau wie in einem Lehr
film vorgoführt werden und einem Professor, Altem Herrn des
Corps, Gelegenheit- zu anmutig-^ über die er ¬
zieherischen Aufgaben der Corps gewähren. Wer nicht die stolze
Zuversicht des Professors ist unwahrscheinlich, vielmehr die Hal
tung der jungen Leute bei ihren Zeremoniell, das Liebesleben und
die gediegene Falschheit her Gefühle. Ein Verhältnis hat Folgen:
Das Mädchen verschweigt sie ihrem Studenten und geht, von der
'degradierten.Hebbel-Figur ihres Vaters aus dem Hause gejagt,
flugs in den Tod. Der betreffende Student — leichtsinnig zwar,
doch nicht schlecht — hat inzwischen auf ein anderes Mädchen seine
Augen geworfen: dessen Bruder, Philosoph und Tugendbold, stürzt
sich auf jenen, ohne nur zu fragen, ob seiner Schwester überhaupt
etwas geschehen sei. Es ist ihr nichts geschehen; aber der Student
will sterben wegen der mit dem Tod Abgegangenen und läßt sich
von dem Philosophen im Pistolen-Duell erschießen, nicht ohne
rührende Briefe — leichtsinnig, doch nicht schlecht — hinterlegt zu
lassen. Am Schluß Ausbahrung der Leiche. Wessen? Des Mädchens?
Nein, des Studenten/Der gebeugte Vater, umrankt von dem Corps,
das in- Trauerwichs sich präsentiert, vergießt seine Zähren. Man
führt ihm als Liebe seines Sohnes das Mädchen zu, dem nichts
geschehen ist. Dennoch weint es sehr. Der geschossen habende Philo
soph taucht gär nicht mehr aust niemand weiß, was mit ihm zu
beginnen sei- Das Pseudo-Corpsleben spinnt sich weiter. Ein un-
Sie Entwicklung der Kalender und Almanache.
KunstgeschichLliches. — Astronomisches. — Kulturhistorisches.
Die Frankfurter B i b L i o p h i L e n - G e s e l l s ch a i 1
hatte zu einem Vortrags-Abend in ihrer Ausstellung „Kalender
und Almanache" g-claden, der Gelegenheit geben sollte, sich ge
nauer über die Ausstellung zu un.errichten, als es der Besucher
lonst in der Regel wohl kann. Fräulein Dr. v. Lieres eröffnete
den Abend mit einigen k u n st g e s ch i ch t l i ch e n Längsschnitten.
Zuerst gab sie einen Abriß des Druckverfahrens. Die
Drucke des 15. Jahrhunderts sind auch in den Werken kleiner Form
monumental, ohne maschinelle Gleichgültigkeit, schön im Wechsel
von Rot- uno Schwa^zdruck. Das unbeirrbare Gefühl für das
Druckbild erhält sich, wie e'wa der Ovßeuheimer Kalender beweist,
im ganzen 16. Jahrhundert, das mit drucktechnischen Mitteln alles
Zu erreichen vermag. Im 17- und 18. Jahrhundert findet man nur
wenig Höhepunkte. Um so erfreulicher sind dae Ergebnisse der letzten
Zehn Jahre, die schöne Typen mit Anmut, Kraft und Klarheit
der Schrift zu vereinigen wissen.
u Was das Ornament betrifft^ Zeigt das früheste Stück
der Sammlung, ein sü-dfranzösischer Psalter aus dem 13. Jahr
hundert, ein Tier. Gebetbücher des 15. Jahrhunderts enthalten
Rankenwerk. Italienische Frührenaissance-Motive treten zuerst in
einem venezianischen Kalender 1483 auf; auch französischer
Renaissance mit Konsolen, Pilastern, Sockeln usw. begegnet man
im 15 Jahrhundert- Vor allem lohnt es, das Werden des
Rokoko Ornaments aus dem Barock an Hand der Frankfu rl e r
Rats-Kalender.Zu verfolgen, die so schön sind, daß man
schlechterdings nicht begreifen kann, warum bisher ihre Veröffent
lichung unterblieben ist. Von 1700 bis 1720 zeigen sie Wappen
schilde, die auf schwere.Kartuschen aufgelegt sind. Um 1720-wird
das deutsche Rollschweifwerk erreicht, ein ganz ausgebildeles Spät
barock. Erst 1750 tritt das RokokoSrnament auf, das sich in den
sechziger Jahren Zum vollausgebildeten Rokoko entwickelt. Es geht
in Deutschland unmittelbar aus dem Barock hervor, während,
französische Rokoko-Ormmment stark beeinflußt von dem Klafft-
Mn HochgeLirgsfiLm.
Der Ufa-Film „Der Wilderer", der in den Ufa
Lichtspielen (Steinweg) vorgeführt wird, ist ein Volksstück
in gutem Sinn, auch für die Jugend geeignet. Es spielt sich im
Hochgebirge ab, und die große Natur gelangt ausgiebig zu ihrem
Recht. Das Nebelmeer braut über den Tälern, Gletscher sind stete
Nachbarschaft, Felswände ringsum angestaut. Vorzügliche Auf
nahmen aus allen Blickpunkten versetzen in diese Welt der Gemsen
und Murmeltiere und verlohnen schon allein den Besuch. Die
Natur aber ist sich nicht selber überlassen, sondern Hintergrund
eines Dramas aus der Ganghofer-Welt. Man schelte die Hand
lung nicht, so primitiv sie ist; sie belebt die Naturbilder, deren
stumme Folge sonst leicht ermüdet. Der bloße Lehr- und An-
schauungssilm ist dieser Gefahr immer ausgesetzt, und wenn die
Kulturfilmabteilung der Ufa mehr und mehr dazu schreitet, statt
der reinen Belehrung menschliche Tätigkeit in den Mittelpunkt zu
rücken, so befolgt sie einen durchaus richtigen Grundsatz. Ein
junger Jäger ist der Held des Hochgebirgsfilms. Daß er schießen
kann wie Old Shatterhand, versteht sich dorr selbst. Er holt auch
Adlerküken aus dem Nest heraus. Die Sache ist nicht
eben harmlos. Was wäre er ohne den Wilderer, der die
schönsten Zwölfender zur Strecke bringt? Ihn zu erwischen,
ist ihm Beruf. Aber ein Knoten ist geschürzt, wenn auch
nur einfach. Jener Wilderer ist der Vater des Mädchens,
das der Jäger liebt; sie wiederum wird von einem Intriganten
begehrt, der augenrollend als böser Dämon die Szenen durchmißt.
Der Widerstreit in und außerhalb der Brust wird dadurch
gesteigert, daß der Wilderer im Grund edel ist, wie die
Wilderer in Volksstücken gewöhnlich. Den Katastrophen der Natur
entsprechen menschliche, und überall geschehen Rettungen. Im
HochgewLLter erfüllt der Mger seine Pflicht, keimender Lrebe voll;
aus der Hochwassergefahr rettet der Wilderer den GeisüuLen,
der Jäger dann beide; das ganze Personal schließlich rettet den
Intriganten und das Mädchen, die verschüttet sind. Oberhalb
dieser Tätigen waltet als himmlisches Prinzip und Gnaden-
spender der Graf, dem das Hochgebirge gehört- Er bringt die
verworrenen Angelegenheiten in die rechte Ordnung, und ihm
wird es zu danken sein, wenn der Zum Förster aufgerückte Jäger
mit seiner Frau Adlerjunge zeugt. Das Naturzubehör ist so
reichhaltig wie nur möglich. Die ganze Alpentierwelt tritt auf,
von dem Jägerdackel bis zu den Geweihträgern — eine prächtige
Belebung. Dazu hat der Zeitraffer Wolkenbildungen erjagt und
der Aufnehmer Schuhplattlerszenen aufgespießt. Me Darstellung
ist — von dem Intriganten abgesehen — zurückhaltend und leistet
an Klettern ein Erkleckliches. — Ein Tierfilm, wie er nicht sein
soll, ist der Film: „Kikeri" des Beiprogramms. Alberne
Verse begleiten eine alberne Fabel aus dem Hühnerhof. Tiere
zu vermenschlichen ist ein abwegiges Verfahren, besonders wenn
es so geistlos geschieht wie hier- Das Geftügel wirkt beträchtlich
menschlicher, wenn man es in seinem TieiZustand beläßt.
racs.