j
gedenke. Ls wäre 8ebLd6 darum. Denn dieser
Uoobstapler Lu^> kassion bat ^aten be^aNSen,
die äen KLuptmann von Lopeniek vor Lebam
Die große Vergangenheit ist längst dahin. An die Stelle
der Hosenträger ist heute der Sportgürtel getreten —
die Wortverbindung besagt schon genug. Wo immer man hin-
blickt, überall Gürtel. Sie haben eine blanke Schnalle vorne,
die sie unbedenklich entblößen. Wenn die Gegenwart mit
gutem Grund den Untergang der Persönlichkeit beklagt: die
wagrechte Lage der Gürtel hat ihn verschuldet, ihr ist der Zer
fall zuzuschreiben, in dem die Welt sich befindet. Ihn zu ver
meiden, hatten die Gürtel sich von unten nach oben erstrecken
müssen. Statt jedoch die Hosen zu dem eigentlichen Geistes
leben heranzuziehen, lassen sie ihnen nach Gefallen freien Lauf.
Umschnürten sie wenigstens nicht die Hosen selber, sondern
die Schultern! Ueber ihr Niveau hinauszustreben, verspüren
sie indessen nicht den mindesten Hang.
Für das Denken der sportbeflissenen Horizontalen ist die
folgende mähre Geschichte bezeichnend. Jü einer Gesellschaft
stritt man sich jüngst grundsätzlich über die Art, in der die
Hosen zu behandeln seien. Von Seiten eines würdigen
Trägers wurde betont, daß man vor allem auf die moralische
Hebung seiner Schützlinge zu achten habe. Dem widersetzte
sich ein kaum flügge gewordener Gürtel. Wichtig sei allein, daß
die.Hosen um die Hüften schlenkerten und sich als Hosen voll
erröten lassen mükten
Das ^.mt des Loobstaplers ist deute eines 6er
wioliti^sten auk klräen. bliebt umsonst bat b>ank
Heller seinen Uerrn Oolbn erkunden, dem in F6-
rinderen literarisoben Lpbüren sein ^eniLliLcn^r
kra^ösiseber Kollege ^.rseno bupin 2ur Leite
stebt. Trakt seines Obarisma klärt der derukerne
blöobstapler unsere Oesellsobakt darüber auk,
dak das Oebaude ibrer ^Veltoränun§ Uisse
bat. Indem er mit den besten planieren Damen
und Herren der Oesellsebakt 6üpie-t. rwuMt
er sie ru der Tinsiebt, daü sie die Uanieren
kür den Uenseben nebmen. ü.ueb ^aenteue in-
stitutionev verraten den Dünkt, an dem sie
sterbliob sind, ^venn er sieb ibrer bedient. Din
besoldeter ^loralpredi^er könnte niebt besser die
Lebwaeben unseres socialen L^stems erkennen
als er; aber jener paktiert mit dem Lastern, wab-
rend äer Üoobstapler sein unbesteeblieber Kriti
ker ist Dak er sieb die bebren, die er bedeuten
den Nitbür^ern erteilt, reieblieb bonorieren läüt,
wird man ibm niebt verübeln dürken. Leine Un
kosten müssen ^edeekt werden, und äas Uisiko
ist groü. krwiscbt ibn die Oesellsebakt, so sperrt
sie ibn ein; sie ist ru bumorlos, um sieb von
ibm beraten ru lassen Nur die' berübmten De
tektive in den Kolportage-Romanen wissen das
moralisebe Drin^ip ru würdigen, in dessen Huk-
tra^ der Uoebstapler bandest und kraternisieren
niebt selten mit ibm.
Dleiebviei. ob die s^mpatbisebe Dersonliebkeit.
könnten. Wohin diese Auffassung führt, beweist die
Tatsache, daß sich fortschrittliche Hosen, amerikanische nament
lich, in ihrer Sucht nach Unabhängigkeit neuerdings auch von
den Gürteln noch loszusagen beginnen. Der allgemeinen Halt
losigkeit ist eine Grenze nicht mehr gesetzt.
Nur eine geringe Schar von Hosenträgern hat sich durch
die Wrrren gerettet. Einem, der die politische Laufbahn
^eingeschlL-en hat, ist es Lanr seiner Dehnbarkeit sogar ge ¬
lungen, zu stattlicher Größe anzuwachsen. Er verfügt über
die Kunst, sich an keiner Seite anzuknöpfen, und doch den
Anschein zu erwecken, als ob er die Hosen zöge. In Wirk
lichkeit hat er sie mit einem Gürtel verkuppelt. Von solchen
Ausnahmen abgesehen, ist die Lage der überlebenden Träger
schlecht. Sie vegetieren in ihrer Mehrzahl auf kleinen Be
amten. Um in der veränderten Zeit die alten Traditionen
aufrecht zu erhalten, haben sie sich zu einer Theatergemeinde
zusammengefunden.
Von Dr 8. LLr
„leb war Hoobstapler aus Dassion", bekennt
rZnats LtraLnokk in seinen Memoiren: ,ü o b
der Hoobstspler Ixnatr Ltraüvokk"
(Verlag Die Lobmiede, Berlin). Dr bat, will man
der LinIeitunF banias Bauden, äas Lutodio^ra-
plnsobe ^Verk im 6ek3.n^ni8 ^esebrisden und de-
seblieLt es mit der erdLulieben Versiebsruna,
äs-ü er in Zukunkt 8Mb als redlieber k^boto^rapn
in einer kleinen Ti^dt durebs beben 2u seblLZen
die unter dem blamen LtraLnokk auktritt, leibbakt
existiert oder niebt: jedenkalls ist sie un^ari-
seben Deblüts und amtiert rwisobeu ^ram und
"sVien. Lin leiebter Dunst von Daprika sebwän-
gert die ^.tmospbäre, und 30 xrok die ^Velt ist, in
die sieb der Held aus seinem kleinbür^erlieben
Damilienmilieu emporsebwin^t, sie ist niebt
, ei^entlieb weltstadtiseb, sondern von dem 6eist
!,der ebemali^en Doppelmonarebie erküllt, mit
l ibren kulturellen ^wrsebensebiebten, ibren
! keseben Lebnurrbärten und ibrem ,6rüü dieb
' OotD bis 2U den UrrberröZen binauk. Dort oben
in dem Ulan? bewehr sieb der Kavalier, der eebt-
bürti^er ist als die geborenen.
Lein HauptabsatLgebiet ist die bobe 0 eis t-
liebkeit. ^1s Dusarenunikorm übertölpelt er
den kürstprimas von ^Vien, der dem berrbeben
kleidnn^sstüek auk z^ut Olauben aus einer imagi
nären Deldverlegenbeit bilkt. ^.ueb ru dem ^la-
Znaten-Kasino erbalt die Kontur Zutritt, Oraken
ersterben vor ibr und bleeben. Das dankbarste
^.usbeutunFsobjekt ist der Diener l^unAus, der,
immer dem Oewäbrsmann 2ukol<;e, jungen Damen
die Deicbte 'm Leblakrimmer abnimmt. Da
Ltraünokks Kreundin sieb dieser religiösen Üand-
lung bäuki^ unterbliebt kommt er selber in eine
gesellsebaktbebe Deriebung rum k^unrius, die sieb
auk stets neue ^.rten verlobnt. Dureb die In-
kormationen nämlieb, die das Deiebtkind ibm LU ¬
V klieüen aueb'aus den Wnisterien —
nnrd ibm ermöglicbr, die Drovinrgeistliobkeit als
eigens vvp ^Vien entsandter ^linisterialrat beim-
^usuoben und rum Danir kür die ibr erökkneten
Die Koseniräger.
Eine historische Studie.
Von Raea.
Die Entwicklung der Persönlichkeit im Sinne unserer
K/affiker war von jeher an das Dasein von Hosenträgern ge
knüpft. Sie allein erzeugten jene Harmonie von Geist und
Körper, Ideal und Leben, die das Zeichen der höchsten Voll
kommenheit ist. Waren sie angeknöpft, so erhielt das Natürliche
sein Recht, ohne daß die Seele das ihre verlor. Die Hosen
wurden nach oben getrieben, die Ideen wahrten den Zusam
menhang mit dem Fußboden.
Ihrem aufreibenden Berufe gingen die Träger mit Hin
gebung nach. Weder bedrückten sie die Schultern je> noch will
fahrten sie den Gelüsten der Unaussprechlichen, die sie in die
Tiefe zu zerren suchten. Nannten sie auch einen dauerhaften
Charakter ihr eigen, so paßten sie sich doch den wechselnden
Umständen durch Verlängerung oder Verkürzung an. Eine
entscheidende Bedeutung maßen sie der Innerlichkeit der durch
sie gestifteten Beziehung bei. Darum verbargen sie sich vor
den Augen der Welt und wirkten in mystischer Abgeschiedenheit
unterhalb der Westen. Aus dem Glauben heraus, daß es bei
der Bildung von Persönlichkeiten vor allem auf den eigenen
Einsatz ankomme, gelangten sie zu der Ueberzeugung, es sei
der Zug, den sie ausübten, wesentlicher als das Gezogene. Sie
hätten im Leeren schweben mögen und ziehen. Daß sie aus
Stoff erschaffen waren, bereitete ihnen Kummer; die seidenen
selbst grämten sich darüber, wie fein gesponnen immer sie
waren. Am liebsten wären sie durchsichtig gewesen, wie aus
Glas.
Trotz der Strenge ihrer Gesinnung überspannten sich die
Hosenträger nicht. Da sie die Dringlichkeit der niederen Be
dürfnisse kannten, legte sie sich mitunter ab. Im Liebesfalle
ließen sie sich zur Erde sinken, um ihre Gefühle besser entfalten
zu können. Bei solchen Gelegenheiten pflegten sie sich ganz
zusammenzurollen. Besonders hochstehende Exemplare freilich
hielten darauf, auch die Empfindungen der Liebe in ange-
-ogenem Zustande zu erleben.
Ermüdet von dem täglichen Angestrafftsein begaben sich die
Träger abends zur Ruhe. Sie erfreuten sich zahlreicher
Träume. Einer der ihren mußte einmal ein riesiges Hosen-
paar über eine Alpenwiese bergaufwärts schleppen. Während
er noch hinankeuchte, wandelte das Bild sich mit einem Schlag.
Zu seinem Entzücken lag er nun selber auf der Wiese, und
die Hosen zogen ihn mit sich fort auf den Gipfel. Einem an
deren Träum-er glückte es, ohne fremden Beistand sich aufzu-
richten und ungekrümmt von bannen zu eilen. Er pries die
Weisheit der Natuh, die ihn und seinesgleichen gegabelt ein
gerichtet hatte«
Die Geschichte meldet von vielen zugkräftigen Trägern.
So wird von einem berichtet, der durch seine Lebensführung
zum leuchtenden Vorbild ward. Er hing einem Philosophen
an, dessen System die geschlossene sittliche Persönlichkeit in den
Mittelpunkt rückte. Den Träger durchdrang die Lehre des
Denkers so tief, daß er die von ihr geforderte Einheit des
Wesens niemals preisgab; obwohl er im Dienste des Philo
sophen, der, das Haupt gen Himmel gewandt, in seinem
Havelock alltäglich ^stundenlang inmitten der Universitäts
Kleinstadt spazieren ging, die schwersten Strapazen zu erdulden
hatte. Der Stoff, aus dem der Träger bestand, zerschliß: der
Träger hielt. Hielt an den verantwortungsbewußten Gummi
fäden allein; bis zuletzt. Sie sind im Nationalmuseum zu
Tilsit zu sehen. . ,
Um der Wahrheit willen darf nicht verschwiegen werden, daß
es auch manche entartete Träger gegeben hat. Sie zeigten sich
ohne Rock und Weste in den öffentlichen Anlagen und waren
überdies mit blumigen Stickereien besetzt, deren Vorhandensein
auf einen empfindlichen Mangel an Ernst zu schließen erlaubte.
Man trifft sie vereinzelt bei Aelplerfesten noch an.
No full text available for this image