ungezügelten menschlichen N
n.
Leute durch die Säle, die Bilder flutschen vorbei. Im Hintergrund
der Conesche-PkLtz, das LrseTders, der Eiffelturm, die Madeleine.
Drastischer als hier könnten diese Fremdenvisiten nicht verhöhnt
werden. Die Hauptfigur, ein hundertprozentiger Amerikaner, gerät
mit wundervollem Ungeschick in verfängliche Gesellschaft, ohne daß
er die Abwege zu Ende ginge; indes ein eleganter junger Herr, der
sich später als Hochstapler entpuppt, zum Glück vergeblich eine
Mitreisende poussiert. Auch' dre Pariser Polizei spielt eine sym
pathische. Rolle. Die Stoffmotive sind von dem Regisseur geschickt
und phantasrevoll ausaewertet worden. — - Der andere Film:
„Das Höl! enschiff" illustriert den bekannten Roman: „Der
Seewolf" von Jack London. Er spielt auf einem Segelschiff, dessen
Kapitän ein Tiermensch mit edlen Zügen nstt. Ein feines Mädchen
und ein feiner Herr gelangen als Schiffbrüchige auf den Schoner.
Der Kapitän mißhandelt sie mit. der .Mildh^ Zum
Schluß: Feuersbrunst, auf dem Schilf und Rettung der Herden
Städter. Die rüde Besatzung -— gut der Typ des Schiffskochs —
und die Herrschaften aus San Francisco ergeben einen wirkungs
vollen Kontrast. Gegluckt das Zusammenspiel des Meeres und der
auch durch einen äußeren Einfluß. Rousseaus „Emil" ward
dem Jüngling zum Buch der Bücher. Er brächte ihm sein in Liebe
entbranntes Herz entgegen, das für die Enterbten schlug. Die
Stadtherren in Zürich sorgten dafür, daß es ihrer eine Menge gab.
Eine dreißigjährige Leidenszeit, die mit dem schnellen Zusam-
menbruch der Landwirtschaft auf dem Neuhof begann, führte den
Jüngling und Mann durch grausame Erlebnisse ans Greisenalter.
Nach jener frühen Niederlage tat er den ersten entschiedenen
Schritt auf dem ihm zubsstimmten Weg: er schuf in den Jahren
des Mißwachses, der auch ihn als Landwirt vernichtet hatte, eine
Armenkinderheilanstalt, die ihm und den vielen
hungernden Kindern Ger die Not der Zeit Hinweghelfen sollte.
Sechs Jahre verwandte er auf das Projekt; es scheiterte.
'Den „Armennarrcn" auf Neuhof bewog der Philanthrop Jse-
l i n in Basel dazu, aus dem fehlgeschlagenen Plan theoretische
Lehren zu ziehen. Pestalozzi griff zur Feder. Ehe ihm „L i e n-
hard und Gertrud" gelang, kam zu seinem Glück Elisabeth
Naf in fern HauS, das Muster der Magd, das zum Vorbild der
Gertrud ward. Der erste Teil des Romans trug dem nun Fünf-
unddrelßlBahrlgen Dichterruhm ein. Der Ruhm verflog, als die
folgenden Leils erschienen, in denen er nicht mehr Unterhaltung
gab, sondern zum Prediger des Volkes wuchs.
achtzehn. in Ungeduld verbrachten Jahren erst Echten
sich ihm Hände, die es von den Worten zu Taten kommen ließen.
französische Republik ernannte ihn zum
Ehrenbürger und legte damit den Grund Zu seinem An scheu in
war die helvetische Regierung; erst nach
d« Schlacht ber Stans, als vierhundert Kinder ihre erschlagenen
^iauftragte sie ihn mit der Errichtung eines
Waisenhauses Noch war er mit dem ersten ABC der Elementar,
bndung befaßt, da wandelt- der Krieg sein Waisenhaus in ein
' Damals zählte er 52 Jahre und.war lungenkrank.
^n Burg darf gründete er dann seine Volksschule. Nicht
um der Schulmecherei willen, sondern, wie die Grabschrift rühmt:
um das niedere Voll aus der Knechtschaft der Unbildung zu er-
losen. W dauerte noch Jahre, bis Fichte in seinen „Reden an
dechfche M Preußen den Weg zu
> PestaloM wres, so haß als erster von allen Staaten das P r e u-
den ErA^ Pestalozzis annahm und da»
die Grundungsstatte seiner Volksschule fast mehr als Burg.
chm schon mach kur,? er Frist die bernischs Regie-
drn Fützsn fortzog. Aber.längst zuvor war
der Zustrom begeisterter ^unglinge und Männer stärk geworden,
und Senblinge gingen von ihm in die Länder Europas LüS die
iyn als den Apostel einer neuen Elementarbildung, als einen Er
zieher der Menschheit priesen.
Das Eiche war dennoch bitter. Auch in Jferten gelang
es ihm. nicht die eigenen Scheuern zu Wen. Mit 7g Jahren
muß.e er auf das Birtfeld Zurückkehren, von wo er einst avsgo-
Zu seinem 8Y Geburtstag brachten ihm nur zwei
Menschen ihren Glückwunsch dar.
, „Am Schlüsse seines eindrucksvollen V-rtrageZ, der reichen Wi-
FE Wilhelm Schäfer auf die Gegenwart über Er
ecklarte, daß jene Menschen- und Volksgemeinschaft, von der
PeMoW träumte, heute so wie damals noch unverwirklicht sei
M, daß d:e Bildung selber ihren Namen dazu hergeben müsse, um
die Menschen nach Klassen zu trennen. Die Rede klang in den
Aufruf zu lenem glühenden Eifer aus, der Pestalozzi beseelte und
rhn zum Herzschlag der Menschheit machte.
Pat und PsLachmr. Glückliches Däne mark! Du nennst noch
Stammtische dem eigen wir dicken Wirten und Handwerksmeistern,
du HD noch würdige Männer, die ihrer ebenso würdigen Gattin
nicht mitzuteilm wagen, daß sie vor neunzehn Jahren ein unehe-!
liches Töchterchen in die Welt gesetzt haben, du lachst noch über
Witze, die lange vor dem Krieg in den „Fliegenden Blättern" er*
schienen sind. Wie komisch ist es, wenn ein solcher Stammtisch in
der Zeitung van dem Austmlchen eines Wolfes liest und darauf
hin beschließt, der Wolfsgefahr in den Wäldern Jütlands ein Ende
Zu machen. Wie friedlich dehnen sich die Wälder Jütlands, wie
furchtsam Ichleichen die fetten Sonntagsjäger über die Auen, ge
führt von Pat und Patachon, den lächerlichen beiden Unzertrenn
lichen, die so feige, treu und bieder sind. Und welche Gipfelpunkte
gar, wenn die Truppe in ein' Zeltlager badender Mädchen gerät,
wenn das Töchterchen aufgefunden wird, wenn die Gattin verzeiht
und ein richtiger Student sich um die Jungfrau bewirbt. Glück
liches Dänemark! Wir verwundern uns baß über so viel Nettigkeit
und Harmlosigkeit, wir denken an unsere Kinderjahrs zurück, und
lachen gerne über die anachronistischen Streiche, die m einer
anderen, gemächlicheren Zeit als der unsrigen spielen. Hätte man
es doch auch einmal wieder so gut! Das Lustspiel ist im übrigen
fein aufgemacht, und die Kinder im Zuschauerraum quittieren mit
Heiterkeit die Possenreißerei. — Der Film »Pat und Patachon
auf der Wolfsjagd" laust in den Saalburg-LichtspielLN.
Ems unterhaltende amerikanische Groteske ist beigegeben. racL.
Eine DuSarry von heute. Dieser in Berlin mit großem
Beifall aufgenommene Großfilm -- das Ufa-Theater führt
ihn vor — ist eine glänzende Regieleistung Alexander Cordas, vie
dankbare Themen mit modernen Mitteln bearbeitet. Ein Wel:-
stadtschicksal — in Paris natürlich -- wird aufgerollt, das von
ganz unten in die oberen und höchsten Gesellschaftskreise führt;
ein exotischer König und sogar ein amerikanischer Milliardär mir
eigener Aacht entzücken das materiell minder gut gestellte Publikum,
das gerne solche Anstiege im Film verfolgt. Niemand geringeres
als Maria Corda steigt an. Ihre Laufbahn vom kleinen Ge-
schästsmädchen über die Probiermamsell zur Freundin reicher
Herren, eine Laufbahn, bei der sie sich zur Genugtuung der Zu
schauer innerlich rein erhält, bietet dem Regisseur Gelegenheit, saS
Durcheinander des SLraßengewühls und des Nachtlokalbetriebs in
fesselnden Ausschnitten zu zeigen. Apart ein Bild, in dem die
Corda in weißem Gesellschaftskleid vor einer weißen Wand posiert;
die schwarzen tzaarfransen rahmen sie ein. Sie liebt ohne Eigen
nutz den König, damit schöne Filmaufnahmen aus einem spani
schen Städtchen gebracht werden können. Der Milliardär, der sie
für sich gewinnen mochte, zettelt eine Revolution an, der König
wird verjagt und die ökonomischen Gründe für Kriege und Revos
lutionen treten offen zutag. Aber der Film müßte nicht Film und
der Milliardär nicht Friedrich Kayßler, sein, wenn nicht am
Ende die Liebe der Corda zu ihrem entthronten Fürsten das Herz
des reichen Mannes bezwänge und ihn zum Verzicht nötigte. Auch
die Nebenrollen sind mit ersten Kräften besetzt. Alfred Abel als
älterer Lebemann sehr sympathisch. raaL.
Amerikaner m Paris und auf See. Der Film: „Paris
bei Tag und N achL", den die N e u e L ich L bü h n e zeigt,
ist einer der amüsantesten der letzten Zeit. Eine amerikanische Coor-
Herds durchrast Paris. Man muß in der Zeit der Inflation die
mit Amerikanern angeWLen Luxus-Cars nachts auf dem Mont
martre gesehen haben, um den dokumentarischen Wert des Films
zu begreifen. Ein dicker Cook-Angestellter. der für die Gesellschaft
verantwortlich ist, hetzt sie von Sehenswürdigkeit zu Sehenswür-
j digkeit (natürlich sieht sie nichts). Von unwiderstehlicher Komi? ist
der Besuch im Louvre. Dauerlauf, marsch, marsch: so stürmen die