-« Eifersucht ist eine Leidenschaft » . . Der Film: „Die
Feuertänzerin", der in den Bieberbau - Lichtspie«
len läuft, zeigt, wie Skandale vermieden werden, wenn sie in
den Häusern von Generaldirektoren auszubrechen drohen» Die
Frau eines Generaldirektors kommt in die Wohnung eines Zweifel-
Asten Ehrenmannes, den sie zu lieben glaubt, um mit ihm
durchzubrennen. In ihrer Gegenwart erschießt ihn seine Geliebte,
eine Tänzerin von Gefühl und Temperament. Ein^Bursche, der
spater den Ermordeten besuchen will, wird als der Schuldige ver-
Astet. Die Frau des Generaldirektors zittert vor dem Geständ
nis, aber schließlich, ein Unschuldiger darf nicht bestraft werden;
sie beichtet also ihrem Mann, der kein geringerer als Alfred
Abel ist. Wie kann nmn vor AL-el sich fürchtenI Er ist so klug
und überlegen, er versteht und verzeiht. Peinlich wäre der Eklat,
stände der geachtete Name in der Zeitung. Abel, dieses Muster
eines Generaldirektors, läßt sich von der Tänzerin gegen einen
namhaften Scheck ein schriftliches Geständnis geben und schickt sie
nach Amerika» Der Untersuchungsrichter wird schweigen. Der
Film scheint älter zu sein; die Aufmachung ist einfach. — Das
Beiprogramm enthält zrvei nette Lustspiele. rLa a.
Die Waise von Lowood. Diese Erzählung, die unsere
Großmütter schon zu Tränen rührte, ist jetzt zum modernen Groß
film ausgestaltet worden. Es geistert in ihm die Romantik eines
alten englischen Herrensitzes, mit der die Armut und Strenge des
Waisenhauses sinnfällig kontrastiert. Die kleine Jane, die aus
den kahlen Anstaltskorridoren in die schwer getäfelten Pracht
zimmer hinüberfindet, ist ein süßes, unschuldiges Geschöpf, der
es Lei dem sympathischen, vornehmen Olaf Föntz sicher gut
gehen wird. Die Regie hat mit modernen Mitteln gearbeitet:
viele Großaufnahmen und wesentliche Einzelheiten. So entsteht
eine Reihe filmtechnisch ausgezeichneter Szenen, die das Ganze
tragen. Ein Kabinettstück ist das Zusammenspiel von Adele
Sandrsck und Wilhelm Diegelmann. Sie eine alte
Dame, die ihre Tochter mit dem Lord zusammenbringen will; er
ein joviale? englischer Landedelmann, dem man den reichlichen
Genuß von Plumpudding anmerkt. Seine täppische Gutmütig
keit und ihre boshafte Interessiertheit ergeben, durch die an
deutenden Gebärden und das bewußte Augenspiel unterstützt, ein
wundervolles Duett. Manches ist ungeschickt. Der Hausbrand ist
zu sichtbar am Modell verübt, und das Zeremonial in einem eng
lischen Schloß wird nicht streng innegehalten. (Noch steht von
der vorigen Woche her der Film: „Lady Windemeres Fächer" in
Erinnerung, in dem Ernst Lubitsch durch die sorgfältige Aus-
halanzierung der Tempi und die genaue Berechnung jeder Geste
ein vollkommenes Bild der englischen Hocharistokratie gibt.) Die
vorzüglichen Darsteller, unter denen noch Rosa Valetti zu
nennen wäre, haben einen HaupLanteil an der Wirkung des
Films, der im übrigen ganz auf den Publikums erfolg zugeschnitten
ist. Er läuft im Kapitsl. — Eine hübsche amerikanische
Groteske ist Leigegeben, in der ein Filmtrupp eine Villa, deren
Hausherr gerade abwesend ist, für Aufnahmezwecke herrichtet,
d. h. demoliert.