-- - Alensch unter Menscher. Teil II.
Der Zweite Teil
französischen GroßfilmZ:
ÜLL misärLbleL", den wiederum
des
hie
der
B i e b e r b a u - L i ch t s pi c l e Zeigen, hält nicht ganz, was
erste versprach. Der Grund ist sowohl die Fabel wie ihre Verfil
Matrosen-Regiment Nr. 17.
Die Wirkung dicfts mir rulstjchcn Darstellern gedrehten Re
volutionssUms wcro von vornherein vaburcy beeinrrä^Ligt, dag er
osjenvar von der Zensur verkümmert worden ist. Gtei^ die An-
jangs^zenen, die den beginn der ruMMn Revomtion jchitd-.rn
.oucn, emwiaeut sich lo .iprungyLjL, dag die Vermutung nayUiegt,
cZ seien hier größere Stellen, und gewiß die rmLMchen, heraus--
g e j th n l. r e n worden. Dieser -rncHgerarvett zLyeint Znzu-
juMioen zu rein, daß die ProporUon zwischen der Darstellung der
üngemeinen Zustände und der in sie eingefweytenen Hanmung
mn-'t rm-Ug gcrro.sen ist. Die der CPijode gcwidmUen streifen
verkrümeln pcy ein wenig in den BUchmg-en, die der Umwelt gLftm;
ledenfasts enlsteyt ein änhetilch bedruckendes Gefügt der Uchicher-
gelt über die Aus.eimng der Akzente. Aber dieser Eindruck muh
Ua)-t unbedingt dem ReMeur Leo Schaffe r Zur Last gelegt
werden.
Die Epijode selber erinnert, stark an RevoluUonschUderungen
Zungen rUjst,L,en Liurmur. Ein Alatroje mit Führerbegabung
(Nikolai Saltykow) wird in den RevolutionZlagen R^gimentsLom-
..:urwanl mw ZwgL mn den L-r^ppm naa- w-pm
unterwegs aus marodierende ötozaken, die sie gefangen nelMen-.
^yr Amuhrer: ein Mädchen, das im Programm mrl Recht als i
Kosakell-Weibsteusel bezeichnet wird, Oxana Pod.eZ-
uaia, ist schön und wUd, und wenn pe amor-mich den Mund Ver
zieht, versteyt man wohl, daß der Ma.rost ihr hörig wird. Sie
gibt siR ohne Umschweife ihm hin, und er nimmt sie trotz der War
nungen seiner Kameraden mit. Mit den West- und osUuropMichen
^oriräls von Revolutioushyünen stimmt sie auch darin überein,
daß sie, eine Zigarette im Mund, Weißgardisten niederknall.. Auf
einem Gut, in Mm die Truppe rastet, packt sie die alte Lust zum
Plündern an Bei dieser Gelegenheit erschießt sie den Genossen der
Matrosen, der ihr nacyge^chüchen war. Konjükt in der Matrosen-
vrust: soll er sich von dem Satan losreißen? ist er ihm sür immer
verschrieben? Der Niatrofe besmm sich auf sein besseres Ich und
auf die Sache der Revolution. Er ordnet die Exekution des Mäd
chens an. Die Truppe zieht weder
Die Handlung ist im Kern revolutionär. Sie trsifl jene
Verfassung, Ln der das erotische Leben dem Kampf für die neue
Gesellschaftsordnung untergeordnet wird. In dem revolutionären
Rußland ist die Liebe als bürgerliche Erfindung verpönt, als eine
Einrichtung, die das Gehirn benebelt und die Menschen von dem
Umsturz der alten Gesellschaft abzulenken sucht. Wenn das Schick
- sal des Weibsteufels sich besiegelt, so ist damit bündig ausge-
zprochen, daß das Privatmenschliche um der uwolu.ionoären Aklion
willen -getilgt werden muß. Indessen tritt diese Meinung nur un
deutlich hervor. Das normale Kinopublikum fände zu wenig Ge
schmack an ihr und so hat man die Szenen Zwischen dem Ma
trosen und seiner Geliebten besonders ausführlich godrehl. ^Sic,
gnd sich fast zum Selbstzweck geworden, und auch die seelischen i
Spannungen erscheinen nicht fremd. Durch eine solche Betonung
des Erotischen ist erreich:, daß die Einstellung Zur Liebe, die von
der russischen Revolution emporgetragen worden ist (und frei.ich
in dem heutigen Rußland bereits starker Kritik begegnet), ab
gedrängt wird.
Eine schwankende Haltung, die genügte, um den Vergleich mit
dem Potemkin-Film Zu verbieten. Auch die Regieführung ist der
Eisensteins niM ebenbür ig. Ihr fchlt die letzte Sicherheit im
Wechsel des Einzel- und Ensemblespiels; die optischen Assozia
Rionen sind mitunter nicht durchgcfühlt; die einheitliche Perspektive
wird nicht innegehalten. Manche Bildmotive erinnern an den „Po-
temkin", ohne ihn doch zu erreichen.
Dennoch: der Film überrragt weit die bei uns gezeigte Durch-
schnittsproduktiom Er enthält Details, die in sich vollkommen sind.
Die Rauchfahne eines Panzerkreuzers wirft einen endlosen Schatten
' auf das Meer. Das Wintervalais tritt großar ig in die^Hanbluno
KM. Der m den Al emammTG - Lichtspiie 7 en ge
zeigte Film „K iLr" spielt in dem Paris- von dem die Amerikaner
glauben, daß eZ Paris sei Eine kleine- entzückende Aeitungs-
verkäuferm ist die Heldin, eins SoZZS, die sv gerne in dem Revue
theater auftreten möchte, vor dem sie „I/Labo cke verkauft.
Solcher Glücksfälls ereignen sich häufig in der Zeitung, und warum
sollte sie selber nicht aus einem Lokalbericht stammend Je mehr
die Welt sich nach den Lokalberichten modelt, um so- passender ist
sie für die besseren Stande eingerichtet. Das Mädchen stellt sich dem
Revuedirektor vor und wird als Choristin angenommen. Die übliche
Losung wäre, daß fis reüssierte und auf der Bühne wie im —
Leben den Star auZstäche, der die Geliebte des Direktors ist. Den
Vorzug erhält eine schlauere Lösung. Die neue Choristin näm
lich muß sich -als ungeschicktes Geschöpf erweisen, das sich überall
schlecht benimmt. Sie wird entlassen und auch der Direktor persön
lich entledigte sich ihrer, wenn sie nicht über einen angeborenen
Charme verfügte, der ihn unter der dick aufgelegten Hülle der Un
bildung immer wieder besticht. Er nmKnt sie in die Wohnung mit
sie selber hat natürlich kein Zuhause wo sie sich sestsstzt,
ohne ihm das Letzte Zu gewähren. Der Konkurrenzkampf Zwischen
dem Star und ihr wird Zu ihren Gunsten entschieden und auch das
Letzte ergibt sich Zuletzt. Diese Lösung ist aus guten Gründen er
wünscht. Auch ein Amerikaner wird wissen, daß ein Pariser
Mädchen, und wenn sie aus der sogenannten Gosse stammt,
Manieren und Sprachtalente hat, die sie ohne Verzug Zum Verkehr
mit höheren Kreisen befähigen. Weder ist sie so täppisch, um nicht
sofort den dort gebräuchlichen Jargon sich anZueignen, noch steht
der Jargon so hoch über der Gosse. Wer er wird in seinem Wert
freilich beträchtlich gesteigert, wenn eine ZeiLungsverkäuferin
immer wieder gegen seine Regeln verstößt. Man lacht über ihre
Fehler und fühlt sich als Klasse. Auch das Publikum lacht mit,
das gleiche Publikum, das den Komment selber nicht beherrscht;
sein Lachen soll den Anschein erwecken, als ob. Ihm schmeichelt
überdies, daß ein unverdorbenes Mädchen aus seinen Klein
wohnungen in die Paläste des Revue-direktors dringt. Die Groß
bourgeoisie weiß, warum sie solche Kompliments so verschwende
risch austeilt, warum sie den routinierten Star hinter dem
Straßengeschopfchen zurücktreten läßt. Es ist zu ihrem Vorteil,
wenn ein anständiges Mädchen sich von unten nach oben sehnt und
gewiß später ebenfalls Zum Star gedeiht. -- Der Film ist vor
züglich aufgemacht. Norma Talmadgehat sich in ihre Mary
Pickford-Rolle reizend eingelebt, sie ist ein Gaffenmädchen, dem
man anmerkt, daß es zu den Künsten der Weltdame mühelos sich
durchfinden wird. Da Ronald Colman den Direktor gibt, hat
ihre Liebe volle Legitimität. UaeL.
Mrimäres rmd sekundäres Morke.1 Unser Freund
und Mitarbeiter rtd. hat in seinem gestrigen Abendblatt-Artikel: j
„Diktatur der Konfektion", in dem er an der Veranstaltung des?
Frankfurter Schönheitswettbewerbes legitimen Anstoß nimmt, die
Unterscheidung Zwischen primärem und sekundärem „Knorke" ge
troffen. Jenes ursprüngliche Knorke büligt er den Berlinern zu,
die das Wort erfunden haben und es zum mindesten rein darstellen;
während er das Benehmen der Provinz hei Vorgängen, die eigent
lich nur in Berlin naturgetreu nach dem amerikanischen Muster
übertragen werden können, knorke im abgeleiteten Sinne nennt.
In unserem Falle hätten sich also die Frankfurter die Wahl einer
„Königin" aufhalsen lassen, ohne den Akt so knyrke Zu vollziehen,
wie er an sich schon ist. Was dabei herausgekommen ist, hat Herr mk.
drastisch geschildert.' Ein schlechtes Plagiat, knorker als knorke, ohne
> Zweifel, unser Mitarbeiter ist im Recht Nicht um fein Urteil zu
berichtigen, nur um es zu ergänzen, sei aber angefügt: daß die
I Häßlichkeit des provinziellen Knorketums beinahe so etwas wie
Rührung erwecken könnte Sie ist von der Art jener Abscheulich-
keiten, die ein Lm Grunde feiner Mensch leicht begeht, wenn er in
eine, nun sagen wir, knorke Umwelt verschlagen wird, zu deren Ge-,
brauchen ihm die Beziehung fehlt. Er ahmt sie nach, um sich in ihr -
zu behaupten, und übertrumpft bald ein Gebaren, auf das er sich
nicht versteht. Die Läppischkeiten der Provinz auf dem Gebiet des
Knorketums lassen sich am Enoe auch aus ihrer besseren Herkunft
erklären. Freilich wird die Provinz erst recht zur Provinz, wenn
sie von dem Eh geiz nach weitstädtischen Allüren besessen ist, die sie
ln den Schein der Lächerlichkeit kleiden. Womit dem Beharren auf
provinziellen „Eigenarten" nicht das Wort geredet sein soll. Aber
es ^ibt eine gute vermittelnde Haltung, die weder so größenwahn
sinnig ist, primär knorke sein- Zu wollen, noch in dummer Eigen
brötelei sich gefällt, sondern weltmännische Urbanität mit dem Be
wußtsein des in Wirklichkeit eingenommenen Orts Zu verbinden
nmß.
mung. Gegen das Ende hin wird die Zeitbedingtheit der Roman
komposition störend offenbar. Die historisch gewordenen Stilprin
Zipien Victor Hugos fordern, daß der Polizei-Inspektor Javert
sich in der Seine ertränkt, weil er einmal Gnade vor Recht hat
walten lassen; daß sich die Hauptpersonen auf eine Weise begegnen,
die den Zufall allzu kategorisch ausschließt; daß die kleine Co^
die einen reichen jungen Mann heiratet, ihren Pflegevater über all
dem Glanz vergißt, worauf ihr früher oft bewährtes Herz nicht
Zu schließen erlaubte. Eine MkrW Analyse der von Hugo ver
unstalten Kombinationen wäre gewiß lehrreich; indessen der Film
ist nicht um ihretwillen geschaffen. Ihn, der eine Wirklichkeit dar-
zustellen hat, belastet die Anpassung an eine Handlung, deren
ästhetische Wirklichkeit dahin ist. Hinzu kommt, daß rein filmisch
der Schlußteil weniger überzeugt als der Beginn. Woher sein teil- -
weises Versagen rührt, ist schwer auszumachen. Vielleicht, daß der
ersten Hälfte einige moderne Glücke eingefügt worden sind, wah
rend die Zweite in der alten Fassung stehen geblieben ist. Hierauf»
könnte die Tatsache hin weisen, daß die beiden Teile verschiedene
deutsche Bearbeiter gefunden haben. Aber gleichviel: jedenfalls
enthält der Abschluß nur vereinzelt starke Partien, Zm ganzen
wirkt er etwas altmodisch; die Staffagen sind hie und da zu fühlbar
komponiert, die UebergÜnge entsprechen häufig nicht so sehr den
optischen Anforderungen als dem Zwang der Buchfabel, der die
Illustrationen in Sprüngen nachjagen, und auch das Ensemble
spiel ist nicht immer von jener Feinheit, die den ersten Teil durch
gängig bestimmte. Diese Schwächen fallen um so mehr ins. Ge
wicht, als der Film im allgemeinen ein hohes Niveau bewahrt
und streckenweise gar fasciniert. Der Gassenjunge Gavroche ist ein
echier Pariser KosZe, frech, sympatisch und von alt ererbtem ero-
I tischen Charme. Einige Häuserreihen blenden, und die Wanderung'
' durch die Kanäle erlangt im Bild schlagende Kraft. '