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--- Von einem Fürstenhof. Der im Gloria-Palast gezeigte
Film: „Serenissimus und die Letzte Iungfrau" ver
legt wieder einmal den Schauplatz in eine LiliputreMenz. Das
sehen die kleinen Mädchen so gern. Der trottelhafte Fürst — eine
Spezialität Hans Junkermanns —, seine strenge Tante
(Adele Sand rock), der junge hübsche Adjutant und die dazu
gehörige Weiblichkeit — das ganze Personal, das heute bei uns
Lustigkeit zu erwecken Pflegt, ist zur Stelle, und alle Situationen,
die erfahrungsgemäß einen Publikumserfolg verbürgen, sind aus
genutzt. Die richtige Mitte zwischen Frivolität und Sittenstrenge ist
die Verlobung am Schluß. Da es breite Schichten gibt, die sich
mit solchen Surrogaten ernähren, bleibt dem Einsichtigen nichts
weiter übrig, als sich zurückzuziehen. Notiert sei nur noch, daß
Ernst Verebes ein glänzender Tänzer, Siegfried Arno einer
der elegantesten und skeptischsten Großstädter und Margot Land«
eine Blondine ist. Der Regisseur Leo Mittler hat im Rahmen der
technischen Konvention geschickt geschnitten. kaca.
--- Die drei Fransn des Urban Hell. Der Roman, nach dem
dieser Film der Aleman nia-Lichtspiele gedreht ist,
stammt von Vicki Baum, jener versierten Ullstein-Autorin, die
sich im Leben auskennt, wie es aus der Perspektive von Magazinen
erscheint. Als Hintergrund hat die kundige Dame diesmal einen
südlichen Alpensee gewählt, der das Angenehme mit dem Nützlichen
verbindet: er befriedigt nämlich nicht nur durch seine landschaft
lichen Reize, sondern gewährt auch dem Helden Unterhalt, der sich
als Schwimmlehrer sein Brot verdient. Man muß Fred Döder - <
kein in der Badehose seben, wie er schön ist und strahlend. Das
eben hat Vicki Baum gewollt; denn was wäre eine ihrer Geschichten
ohne die Liebe? Gleich drei Frauen auf einmal fliegen dem
chwimmenden Adonis zu, springen mit ihm ins Wasser, treffen
ihn in der Badekabine und in den Salons. Kunstreich wird die
Zuneigung Zu der schwer en Mona Maris geschürt, die der
da Negri nacheifern möchte. Je mehr sich das Bild von einem
Jüngling mit ihr einläht, desto mehr leidet die eine der Neben
buhlerinnen; die andre ist schon rechtzeitig entfernt worden. Aber
so ist es gerade recht, denn Vicki Baum will auch.ihr Opfer haben.
Zum Trost gibt sie dem armen Mädchen einen chinesischen Diener
bei, der die östliche Weisheit lehrt, daß man immer lächeln müsse
Ein kapp? end mit schmerzlichem Lächeln — ja, Vicki Baum nimmt
die Kunst und das Leben nicht leicht. Der Regisseur hat den Film
in ihrem Sinne gebaut: viel See und Schönheit und Sonne und
dazwischen ein leicht zu illustrierendes Herzeleid. Uaca.
^Harold Lloy-.H Harold, das Muster des fixen und
unfertigen Amerikanes, hat, wie es scheint, die isbort stories
satt. Verführt vielleicht durch das Beispiel Buster Keatons, sehnt
auch er sich nach mehraktiger großer Literatur. Freilich, zu einem
Buster wird er trotz der Länge seines: „Harold, der Pech
vogel" nicht. Weder ist er ein stummer Märchenprinz, noch
verzaubert sich ihm die Welt. Er bleibt der quicke optimistische
Jüngling mit dem ewigen unchinefstchen Lächeln, und seine Welt
bedarf gewiß keiner Er.ösung.
Dennoch hat er sich in dem neuen Stück nicht nur verlängert,
sondern auch etwas vertieft. Ohne die Bedeutung der Passivität
Busters zu. ermessen, nimmt er sie äußerlich an. Auch er umgibt
sich mit Hünen, um schwach zu erscheinen. Zwar bleckt er noch
immer mit den Zahnen, aber oft aus Verlegenheit. Die Frech
heit wird durch Furcht eingedämmt, die Rauflust weicht der List,
die behend blufft. Aus dem „Er" möchte ein Ich werden, aus
dem Ideal der Selfmade-Burschen im Strohhut ein netter
amerikanischer Taugenichts.
Er hat sich mit richtigem Instinkt die romantische Umgebung
gewählt, die zum Taugenichts gehört. Fern von der Großstadt
tummelt er sich irgendwo im Westen zwischen kühnen Männern,
Gäulen und einer Unmenge von Natur. Hier kann er sich hinter
Sonnenblumen verstecken, hier ist ein medizinischer Wanderzirkus
ein Ereignis. Mitten in dem abgelegenen Fluß gedeiht auch ein
altes Schiffswrack, dessen schiefe Räume und Schlupfwinkel eine
Fundgrube für unfreiwillige Abenteuer sind. Er besteht sie ge
wandt-ungewandt. und dank der Abwesenheit jeglicher Zivilisa
tion fallen wenigstens seine Lümmeleien nicht mehr so unerläßlich
smart aus wie früher.
Die Streiche entraten völlig der Phantastik und des Hinter
grunds, den sie bei Buster Kaben, folgen sich aber dicht — stellen
weise leider so dicht, daß sie sich gegenseitig ausstreichen — und
sind hie und da von origineller Erfindung. Jede Hausfrau, die
nicht gerade über eine maschinelle KücheneinriM verfüch muß
die abgekürzte Methode, studieren, nach der Harold heim «Spülen
der Teller verfährt. Geschickt heröeigeführt sind auch die ver
schiedenen Situationen, in denen es ihm, dem männlichen Aschen,
brödel der Familie, gelingt, über die gewaltigen Brüder zu
triumphieren; und reizend ersonnen ist die Verbrechgueskorte über
den Fluß. Der Mann wird einfach in lauter Schwimmgürtel
verpackt, die, aneinandergereiht^ lebendigem Floß,
bilden, auf dem Harold heimrudert.
Ausgezeichnete Bewegungskomik ohne Sinn. „Er" ist eben
Zuletzt doch kein Ich; geschweige denn, daß er ichlos wie Buster
wäre.
(Zur Aufführung des Films in den Frankfurter
Ufa-Lichtspielen-)
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ersten beiden ^nüre entdäit. die sied an eine Kalt
von inst einem VierredaniNiindert seüios^en. d ran
tchner nebt ün Vorwort 20 oiosem leb der vor, dall
sie damals iNren im lieben nicht 2U linden
! vermoeüt üLtte und sied wie der LUierstnndene I^L-
! 2nrus in der LrLÜMuns ^.ndreiews vor^eüommen sei,
..der einen tbich in die KwiAUeit ^eworien nnt°.
, Der Lericht ist erKrsikend. ersedeint übrigens
KieichLeitch als Londerdruch.
ver dritte, die ünbre 1926/1927 umksssende dabr-
K^nnL des VVerüs. ..dLbrbuebdsrchilmindU"
strie" liest vor (Verlas der üichibiidvunne. Ber
lin. 848 Leiwn. Oeb. 30). Xarl VV 0 1 kks 0 bn
bat es. übrigens obne die UnterstetLuns der 01 a-
züeUen Vertretung der deutschen kilmindustrio, in
einer gegen trüber noch erweiterten Gestalt bernus-
gegeben. Ds entbLlt Abschnitts über die deutsche
Filmindustrie und das deutsebs I^ichtsniechewerch;
über Lundsi und Verbebr in der ?ichindustrw. - en
k'ilm in der Heebtsureebung und das Filmwesen der
euroch.schsn und LUÜereuroväiLchen Münder. Nins
lulle statistischen Naterials ist in sämtlichen leben
übersichtlich verarbeitet worden, ^.ulmerksam se-
nmebt sei nicht 2uietLt auk die Libiiogravbie der
mit dem ?ilm sieb beschäftigenden ^Verks und die
Zusammenstellung der b'ilme 1926'27. Das l^ach-
veblagewerb wird allen ^ilminteressenten nützliche
Dienste leisten.