4L
«- Die Kosaken. Nach der bekannten Novelle Tolstois ist
dieses Heldenepos gedreht. PaziMsch mutet es gerade nicht an.
Die Kosaken kämpfen in einem fort gegen die Ungläubigen, und
zwar nicht so sehr aus Frömmigkeit als aus Lust an den Schlachten
- Jedenfalls kommt ihnen der Befehl des Zaren, mit den Tücken
Frieden zu halten, so ungelegen, daß sie die Feinde aufs neue
provozieren, um wieder gegen sie ausziehen zu können. Kurz und
gut: ein reines Militärregime, um das der alte Tolstoi gewiß
keine Gloriole gewoben hätte. Die Reg»ie Georg Hills kann sich
nicht genug daran tun, die Schlachten und Grausamkeiten ausführ
lich zu schildern. Unterhalb der weißen Häupter der Rocky
Mountains, die in diesem Fall wohl den Kaukasus darstellen sollen,
machen die Ungläubigen in Originaltracht einen Uebersall aufs
künstliche Kosakengehöst, sprengen die Kosaken mitten in ein wasch-
i echtes Türkenlager hinein und säbeln die Orientalen schockweise
j nieder. Nicht ein einziger Nahlampf bleibt uns erspart. Und was
machen die Kosaken in den Friedenspaufen? Sie leeren Weinfässer,
lieben die Frauen, plagen die Gefangenen (für die damals noch
kein Rotes Kreuz sorgte) und führen großartige Reiterspicle auf,
die einem Tom Mix Ehre machten. Unsere Sportsucht ist nur ein
schwacher Abglanz jener heroischen Sitten. Man hat sich mit mel
Auswand an Kostümen, Bauten, Typen und Hintergründen be
müht, sie frisch Zum Leben zu erwecken, aber das Ganze bleibt doch
Kulissenzauber und theatralische Mache. Daran ändert auch John
Gilbert nichts, der sich in der Hauptrolle als ein keiner
Douglas Fcttrbanks gebärdet. Hei. wie er ficht und sticht und sich
zu den Weibern beträgt! Ein Heros, wie er im Buch steht und
in den amerikanischen Filmateliers gedeiht. Seine Partnerin ist
die bekannte Renäe Adoree. die wirklich manchmal adorabel
ist, wenn auch nicht durch ihr Spiel, das in der Konvention stecken
bleibt. Als Darsteller überragt Ernest Torrence, ein grimmer
Haudegen von Schrot und Korn, wie man so sagt. Alles in allem
wird man nach diesem in den Ufa-Lichtspielen gezeigten
Film sich doppelt an dem Frieden erbauen, der heute auf Europa
lastet. KacL.
lZuchthaus.1 Dieser Rusienfitm schildert das Los der
politischen Gefangenen in einem sibirischen Zuchthaus. Als frucht
barer Moment für die Handlung ist die Ankunft eines neuen scharf
macherischen Zuchthausdirektors gewählt. Mit seinem Auftreten
kommt das eintönige Dasein der „Politischen" in eine unheilvolle
Bewegung. Sie werden mit den „Kriminellen" zusammengetan und
von dem launischen Gebieter mißhandelt. Vor ihm kriechen die
Wärter, das Städtchen umschmeichelt ihn. Nach vergeblichen Re
volten bricht am Schluß hell die Revolution von außen herein
und Zertrümmert die Kerker. Auf den Gesichtern liegt Seligkeit.
I. Raismann hat eine ausgezeichnete Regieleistung voll
bracht. Er beherrscht vor allem die extremen Zustände der Angst
und des Glücks. Gleich am Anfang stückt er durch Ueberblendungen,
innere und äußere Details ein Zuchthaus zusammen, das wie ein
Alpdruck dasteht. Panikstimmung strömt von der Szene aus, die das
' Aufeinanberprallen der Politischen und des Direktors vergegen
wärtigt. Der hat die Zelle betreten, um die aufsässigen Gefangenen
zu züchtigen. Nun sieht man nur gerade den Beginn seines Wut- !
ausbruchs; mehr nicht. Nachdem er einem Mann die Kappe vom!
Kopf gerissen hat, folgen Aufnahmen der erschreckten Leute in den >
Nachöarzellen, Einzelheiten der Landschaft draußen, flackernde!
Lichter — der Schrecken wird durch die Unsichtbarkeit seiner Ur- !
sache gewaltig gesteigert. Das Grauen findet am Ende sein Gegen
stück. Während nämlich die politischen Gefangenen eines anderen
Gefängnisses im Schlitten dem Zuchthaus zueilen, um den Brüdern >
Befreiung zu bringen, erscheinen die Wälder M ihren Seiten wie
zarte Phantome, süße und träumerische Wälder, aus der Perspek
tive der Freude gesehen.
Der Beschreibung des Milieus läßt sich nichts Besseres nach
sagen, als daß sie Dostojewskis Memoiren aus einem Totenhaus
zum Leben erweckt. So muß es gewesen sein; so quälen Menschen
die Menschen (und opfern sich ihnen). Der Führer der Politischen,
der Oberaufseher und die Gesellschaft des Städtchens: alle diese
Figuren sind scharf konturiert und überzeugen unmittelbar. Nur
der Direktor ist zu outriert, zu individuell zugespitzt. Die Ironie,
mit der er traktiert wird, wäre überflüssig gewesen. Ernst Toller
hat den Film bearbeitet; gegen das Ende Zu scheinen Stücke aus
gefallen zu sein.
(Zür Aufführung in den Frankfurter Luna-Lichtspielen.)
Itaea.
Der Mann, der lacht.
Victor Hugos Roman, in dem Gesichter, extreme LebenSzus
stände, Liebe und Empörung aus dem Dunkel der Geschichte zu
romantischen Konfigurationen auferstehen, findet in diesem. Film
der B i e b e r ba u - L ich t s p i e l e, die das von Hugo Gemeinte
anzusprcchen sich müht. Jedenfalls erreicht Paul Leni, der Re
gisseur, Effekte, die kleine geschichtliche Schauer aus lösen. DaS
dichte Beieinander von Hof und Jahrmarkt; die beleibte Königin
Anna im Konzert und bei Regierungsgeschäften; das dirnenhafte
Benehmen der Herzogin — diese Szenen haben den Wert
historischerAnekdoten. Jedenfalls glaubt man, daß es so ähnlich zu
gegangen sein könne. Natürlich krankt auch dieser Film an den
Nachteilen der historischen Prunkfilme: er muß Ausbauten en groS
herstellen, deren KünstlichkeiL man sofort durchschaut. Der Schind
anger mit den Leichen, die am Galgen hängen, weckt keine
Illusionen mehr; das viele Mittelalter ist ersichtlich Modell der
Neuzeit; Windstärke 11 kann nur im Atelier erzeugt worden sein.
Es gehör: Takt dazu, die Täuschungsversuche nicht zu weit zu
treiben, und Lern hat die Grenze oft überschritten. Die Helden des
Films sind Conrad Veidt und Mary Phil bin. Der Ver
stümmelte und die Blinde — ihre Vereinigung ist eine Legende,
die durch Hugo zum romantischen Ereignis ausgeweitet wird. Von
Anfang bis zu Ende muß Veidt das schreckliche Lachen beibehalten,
und es gelingt ihm tatsächlich durch die Grimasse hindurch die Er
schütterung des Schluchzens, die Verzweiflung und das wirkliche
Lachen scheinen zu lassen. Ein Virtuosenstück, das mit großer Kunst
durchgehalten wird. Eine andere Frage ist, ob der Anblick des Ge
sichts immer erträglich ist und auf die Dauer sich rechtfertigen läßt.
Uns scheint mit ihm vor allem auf die Lust an der Monstrosität
spekuliert, die nun eben doch nicht die beste ist. Sehr gut kommt
die Blindheit der Philbin heraus, die in ihren weißen Gewändern
wie ein guter Engel wirkt. * ^acs..
--- Liebe im Schnee. Dieses Lustspiel, das im „Capital*
läuft, ist mindere Konfektionsarbeit. Seine fehlenden Einfälle sind
zu lang ausgedehnt, und zu den Hauptpointen gehört der Chorus
der Hunde- und Puppengrimasseü, der die menschlichen Vorgänge
begleitet. Der Inhalt? Irgend eine inhaltslose Ehegeschichte.
Wissen die Hersteller auch sonst nichts, so scheinen sie doch den Ge
schmack des Durchschnittspublikums zu kennen, das, unglaublich
genug, über die salzlosesten Spässe lacht. Der Humor strahlt von
Livio Pavanelli, Maria Paudler und Georg Alexan
der aus. kaca.
m M a c n u s r c N h E o a n . ch A a L u w . s e D lt L . o u V n p o d n o on n di t g es e e h m m ö i r t t. F g i E l r m o r ße is d n t er d M o U i r t t t f e a v l o n - n L a i d u c e s m h ge t b n s e o p g m a i m b e t e e l n e n R u h n e a d - t
t vU r o i n f nd ft, dien i m st deP e r r ubT w liak e tu i : t mw üb aa e sls r d D eiei u n r A c b h ue s fdm c e h au n ct i eh tt nu . dne D gs e 'u n Enrde H ig i d n ni t e e is rg Pg r h u eo n fteo d ieg rrt b a i p l w d ho e ier t deb e ne in .-
W Ng A aa uo nc c th h e S tsk t t d e r lu ae sb rß , e P Mn wu o bi u e n l n i d k d mu ü ma Lb n ic ; e hr t id r h eS an k s olah sL mo iceh e b g e h g e n eh r r o te uß ian na bu dr rf t e i , g c Te uh rr en e nd ibk , ae wz un wi m rka g er ed n en s na ise ku ieh e t n ü re mb kp ea ar r n n o ze nd u . i u ng zE e ie en ler di t n -. .
V L u i n o e d r te s n t v a . e d D r t d - i V i e ch a t g ll e - a t L n o z si e k ch a n l, z ä u c in h - tl e i d c in e h i m e ge W n sic e h h l ü t d b i s i e s c t h ^ s e r u n e s g pe i g e k r m o te ß ä n s ß t G ä ig d e t s i d s t u c a h r lt c e e h n n au S n s / u e r n be e so n w . ü ä b l D t e ig i r e - t
H ge a d n a d n l k u e n n g los f . re W ilic e h d , er di w e e d rd ie e s n e d S i z e en a e ng n eb V r e o r c b h in en d e e n n M so o l t l, iv i e st Z s u chw E a n c d h e u g n e d -
f h ü a h u r p t, t d n i o e ch Fa e b n e tw l ic d k e e s ln Jn s t i e ch res d s ie öZ F w ig e u r r t e . n Zu fo m lge G r l i ü c c h k tig w , it n d oc d h ie is H t e ü l b d e in r- ,
. k e ö in r e pe k rt le . in S e ie ch h in a e t sis G ch e e leg T e ä n n h z e e it rin s , ow d o u h rc l h ih A re n a n si a atis M che ay Ve W rsc o hl n ag g en v h e e r i - t
w un ie d i z h u re de n m sc is h t ön s e ie n e K in ö e rp w er irk z li u ch Ze b i e g g e a n b . te D D as ars E te xo ll t e is r c in h . e K a u n ns ih tv r ol r l e v iz o t r ,
allem sind die Spiele, die sie mit den Augen und Fingern vollführt.
-- Im übrigen ist eine gewisse formale Verwandtschaft Zwischen dem
Lang-Film: „Spione" und diesem Film festzustellen. Hier wie dort
eine auf starke Effekte hin durchgearbeittte Prunkhafte Ausstattung,
S unc h d ah l eier i nwi d eerdonr i ct h d t sie sAbw t eseenheict jed k es G t ehalt Ü s. Einae glä d nzende
,.
SchiäsaLskLmpse einer Sechzehnjährigen. Dieser übereifrig
aktuelle Titel ist dem von den Alemannia-Lichtspielen
gezeigten Film aufgeklebt, ohne seinen Inhalt zu dÄen. Zwar
ist die Heldin ein junges Machen, aber ihre Abenteuer sind mehr
Zufälle als Schicks«LMrnpfe. Bei dem Arrangement der Zufälle
hat Richard Eichberg, der Vielgewandte, dieses Mal aus
nahmsweise eine glückliche Hand. Es gelingt ihm, gute Bilder
aus London zu bringen und einige Artistenszenen wirksam zu
gestalten. So daß der Film als ein Katalog verschiedener
Milieus nicht uninteressant ist. Seine Anziehungskraft erhält
er freilich allein von Heinrich George, der einen berühmten
Clown spielt. Er erinnert in dieser Rolle an Werner Krauß»
der in einem vor kurzem Lrjchlenenen Film das gleiche Thema
des unglücklich verliebten Bajazzos abgewandelt hat. Beide,
George und Krauß, geben der Gestalt etwas von ihrem eigensten
Wesen; brach bei diesem die Dämonie durch, so enthüllt jener
sein ursprüngliches Spieltemperament. Fee Malten, George-
1 Partnerin, ist blond und ganz lieb, doch ohne besondere Kenn-
k L c L.