LichLspielen gezeigt
Raca.
(Adalbert Schuktz Verlag,
au
verweigert. Die ganze Bitterkeit ihres Verlorenseins ist aus
geschöpft, und daß sie sich zu allerletzt doch noch umarmen dürfen,
ist nur der Abglanz eines schöneren Lebens.
*
Fritz Lang dreht Zur Zeit bei der Ufa einen Film: „Die Frau
im Monde", der in der Aera des Raumluftschiffs und in astrono
mischen Fernen spielt. Auch die übrigen deutschen Filmerzeug
nisse, die GesellsHaftsfilme vor allem, spielen auf dem Mond.
Wann wird man endlich bei uns auf die Erde niedersteigen?
Es gibt in Deutschland so gut wie in Amerika Millionen von
Arbeitern und Angestellten, und ihr Dasein unter die Lupe Zu
nehmen, wuoe wichtiger, als durch das Fernrohr in unwirkliche
Weiten zu blicken. Freilich bedürfte es hierzu des Gewissens.
S, jkracauek
*7* lZeitschrLften-Schau.1 In der neuen Nummer der Zeit
schrift „Der Morgen" (Pyilo Verlag, Berlin) befindet sich ein
wertvoller Aufsatz von Margarete Susman über Franz Kafka.
Die Größe des Dichters steht, wie so oft bei uns, in umgekehrtem
In dem letzten Heft der „N - uen Rundschau" (S. Fischer
Verlag) findet sich eine Betrachtung: „Europäische Perspektiven"«
von ArckrL SuarLS. HanS Kelsen, der bekannt« RechtSphilo
soph, äußert sich zur Frage der Souveränität. Von den belletri
stischen Beiträgen sei eine Novelle von Hermann Kesten erwähnt.
Die katholische Zeitschrift „Hochland" (Jos. Köselsche Buch-!
Handlung, München und Kempten) bringt u. a. einen instruktiven
Aufsatz von Pros. Gonzague de Reynold über die Rückkehr zum
ThomismuS in den Ländern französischer Sprache.
Als ein Kuriosum werde verbucht, daß die Zeitschrift: «Die
Astrologie" (Astrologischer Verlag von Wilhelm Becker, Ber
lin) die Horoskope von Alfred Löwenstein und der beiden Llohd-
dampfer «Europa" und «Bremen" enthält.
AräuZem Elfe.
SHnitzlers bedeutende Novelle „Fräulein Elfe" hat die
Unterlage für diesen Film abgegeben Freilich, Paul Ez inner
hat nur Motive der Dichtung benutzt. Hätte er sich doch genauer
an den Text gehalten, statt die Handlung mehr oder weniger frei
zu übernehmen! Die Novelle nämlich ist ein einziger innerer
Monolog, und die Gestaltung des inneren Monologs wäre
auch im Film von größter Wirkung gewesen. Alles erscheint bei
Schnitzler von Fräulein Else aus gesehen: Vater, Mutter, die
Freunde, das Hotel und der Mann, um dessentwillen sie sich ver
giftet. In den Schleier ihrer einsamen Assoziationen sind die
Figuren gewirkt, vergrößern sich ihr, bringen Gefahr. Weder
Menschen noch Gegenstände treten in der Novelle aus, wie sie sind,
sondern ragen nur stückweise in die Erzählung hinein, so stück
weise, wie sie dem Geist des Mädchens sich bieten. Die Psycho
logie wird hier von Schnitzler zu Ende gebracht; sie Löst die Dinge
auf und führt sich derart selbst aä adsuräum...
Czinner hat die Möglichkeit nicht gesehen oder nichl sehen
wollen, die sich aus der Vorlage für den Film ergab. Statt die'
Handlung aus der Perspektive Frgulein Elses aufzubauen, hat
er einen normalen Gesellschaftssilm gedreht, in dem auch Fräulein
Elfe vorkommt. Damit verliert aber das Geschehen seinen Sinn,
und es bleibt eine ziemlich schale Verkettung von Ereignissen
übrig, die eines großen Aufwands nicht bedurft hätte. Zudem hat
Czinner alles getan, um die Bedingungen vergessen zu machen,
unter denen Fräulein Else bei Schnitzler steht und aus denen
allein ihr Handeln begreiflich wird. Er Zeigt sie nicht etwa als
ein Mädchen, dem das Gemisch von Unschuld und Reflexion zu-
Zutrauen wäre, sondern fetzt sie mitten in die sportfrohe Nach-
kriegswelt hinein. Kein heute in St. Moritz betriebener Sport
wird uns unterschlagen, und Fräulein Else ist Werall mit einer!
unbedenklichen Jugendlichkeit dabei, die Zu ihrem Urbild so wenig
wie zu ihrem späteren Verhalten paßt. -
Aus der verkehrten Regie-Einstellung schreiben sich die übrigen
Fehler CZinners her. Da er die Assoziationen Fräulein Elses un- -
benutzt läßt, gerät ihm die Handlung Zu mager. Was tut er also? !
Er füllt sie einfach mechanisch auf. Wir sind die unfreiwilligen
Zeugen der ganzen Bahnfahrt von Wien nach St Moritz und
werden mit wenig erwünschter Ausführlichkeit in das Leben und
Treiben im Luxushotel verwickelt. Das alles ist überflüssig, wenn
es auch routiniert gemacht ist. Zudem besteht es völlig aus sich,
während es doch nur von dem Mädchen aus Leben haben sollte.
Elisabeth Bergner hat es bei dieser Regie schwer, das
Fräulein Else faßlich zu machen. Wie immer bringt sie ihre
wesenhafte Erscheinung mit, die etwas besagt, ehe sie sich noch
ausdrückt Das eigentliche Spiel dagegen ist nur an einigen
Stellen stark So, wenn sie, erschreckt über die an sie gerichtete
Zumutung, den Kopf gegen das Spiegelglas drückt. Und vor
allem ganz am Schluß, wenn sie im Pelz durch die Hotelhalle
wandelt — Scham und Todesangst Zeichnen Gesicht und Figur.
Aber auf lange Strecken hin bleibt doch die Mimik leer. In der
schwierigen Unterredung mit ihrem Peiniger weiß sie nichts
anderes Zu tun, M in einem fort das T^chentuch zu zerknüllen,
und als Signale der Heiterkeit verwendet sie hauptsächlich die
herabhängende Haartolle und ein aufgeregtes Benehmen. Von
innen kommt ihr nur wenig, wie auch die aufgesetzten Tränen
deutlich beweisen. ,
Ihre Partner sind: Albert Bassermann, dessen Können
stets bewundernswert ist; Adele Sand rock, die eine Chargen-
rolle mit der bei ihr gewohnten Dichtigkeit ausfüllt; der anstellige
Jack Trevor; schließlich der Lote Albert Sterdrück, der auf
der Leinwand mit mehr Macht und Wirklichkeit dahinwandelt als
die meisten Ueberlebenden. Dieses außerordentlichen Ensembles
wegen lohnt es sich unter allen Umständen, den Film Zu sehen.
Er wird im Gloria-Palast und in den Bieberbau-
Der Patriot.
--- Da der Film nach dem bekannten Theaterstück Alfred N e w
manns gedreht worden ist, darf Hm die verlogene Psychologie
nachgesehen Herden. Neumann hat die Aktion zwischen dem mahn»
sinnigen Zaren Paul und seinem Gegenspieler, dem seelisch kom
plizierten Patrioten Graf Pahlen, so reichlich auskonstruiert, z
daß die Personen, ob sie wollen oder nicht, ihren letzten Bühnen-
effekt hergeben müssen. Je mehr es nach dem Schluß zu geht, desto
ausgetiftelLer werden die Konstellationen. Man nennt das
Spannung, aber die Spannung ist unsauber, weil sie von einem
Kalkül herrührt, dessen Raffinement kein Ersatz für die verfälschte
Wirklichkeit ist.
Läßt man beiseite, was auf NeumannS Schuldkonto zu setzen
ist, so bleibt ein glänzend gemachter Film, der anzu'sehen sich lohnt.
Der MeisterreMeur Ernst Lubitsch arbeitet zwar in altem
Stil, doch er beherrscht souverän alle Mittel, von den zarten
KammerKieltünen an bis zum barocken Pomp. Das Zarenschloß,
das er (mit leider etwas zu symbolisch geratenen Ornamenten)
hingestellt hat, verbreitet Furcht und Schrecken. Vorhänge rauschen
urrd die Tür am Ende der langen Galerie birgt ein schlimmes
Geheimnis. Wie gut ist der Wechsel der Szenen berechnet, wie ge
schickt wird die Katastrophe vorbereitet!' Unabwendbar wie ein
Verhängnis rückt sie näher und näher. Dazwischen finden sich
artistisch bezaubernde Passagen, die kleine Ruhepunkte sind. So das
von Pahlen arrangierte Abendessen, bei dem er seine Geliebte dem
Zaren anbietet. Mit verstohlenen Blicken wird Florett gefochten,
und wie in einem feinen Schachspiel erfolgt Zug auf Zug.
Emil Iannings hat die Zarenrolle virtuos und erfindungs
reich aufgebaut. Aus einem Mosaik von tausend wohldurchdachten
mimischen Handlungen setzt er den Wahnsinn zusammen, der nur
darum in Grausamkeit ausartet, weil sein Grund, die Angst ist.
Wenn er durch Gänge und Zimmerfluchten rennt, so glaubt man
ihm die Besessenheit. Packend ist sein Gesichtsausdruck vor allem
in den wenigen Augenblicken, in denen jeweils Pahlen zugegen ist,
dann scheint es, als dränge Licht aus der Hellen Außenwelt in sein
Dunkel. Eine große schauspielerische Leistung, die bis Zu dem
Grad lebenswahr ist, in dem das Stück Leben zuläßt. Die schöne
Florenee Vidor und Lewis Stone sind die ausgezeichneten
Partner von Jannings.
Das gute musikalische Wompagnement stammt von Heinz
MeleLLa, der bei der Premiere in den Ufa-Lichtspielen
als Gastdirigent mitwirkte. Uaea.
m /-Neue Bücherschau. (Adalbert Schuktz Verlag,
Berlin) schließt in der Aprilnummer ihre Rundfrage „Hätten wir
das Kmo!" ab und bringt außerdem aktuelle Beiträge von Gerhart
Pohl und anderen.
wertvoller Aufsatz von Margarete Susman über Franz Kafka.
Die Größe des Dichters steht, wie so oft bei uns, in umgekehrtem
Verhältnis zu seinem Publikumserfolg, und jeder Hinweis auf ihn
ist darum doppelt wichtig.
Die ausgezeichnete „Neue Schweizer Rundschau"
(Dr. H. Girsberger u. Co., Zürich) bringt in ihrem neuen Heft
außer Beiträgen von Bertrand Russell und Rudolf Kaßner ge-
Wiffene kleine Betrachtungen Walter Benjamins über das große
Thema Marseille und eine Großstadtnovelle Nathan AschS. Man
lese auch die Glosse „Renn oder Remarque?" von Max Rychner.
Hans Zehrer zieht im Aprilheft der „T a L" (Eugen DiederichS,
Jena) in einem Aufsatz Achtung, junge Front! Draußenbleiben!"
ernen Querschnitt durch unsere politische Situation. Seine be
achtenswerten Aeußerungen, die das Schwergewicht auf die stetig
anwachsende Wirtschaftest legen, kommen zu dem Ergebnis, daß
heute den besten Kräften aus allen Lagern eine abwartende Haltung
anzuempfehlen ist, damit sie in der Stunde der Entscheidung zur
Stelle sind.
rs- Die weißen Rosen von Ravensburg. Ein Roman der
Adlersfeld-Ballestrem ist als Unterlage für diesen Film der
Luna-Lichtspiele benutzt worden. Der Name verrät schon,
Paß es sich um ein Gemisch aus altmodischen Romanmotiven und
überreichlich dosierter Sentimentalität handeln muß. Die Haupt
figuren find ein Graf, eine unschuldig wegen Gattenmords ver
urteilte Gräfin, eine Tochter, die das Schicksal ihrer Mutter erst
am Ende erfährt, ein Hochstapler und ein junger Trottel. Dank
her Verwirrungen, die Zwischen diesen Personen angerichtet
werden, können die Szenen abwechselnd im Zuchthaus, in einem
stattlichen Schloß und in Monte Carlo spielen. Der Regisseur
Rudolf MeinerL hat aus seiner Kenntnis des Publikums--
geschmacks heraus die Stimmung offenbar der des populären
Filmschlagers: „Die Heilige und ihr Narr" ungleichen wollen.
Wenigstens hat er alles getan, um das, was gemeinhin unter
Gemüt verstanden wird, nicht Zu kurz kommen W lassen. Unter
den Mitwirkend-en seien Diana Karen ne M bleiche Gräfin-
und der komische Willy Forst erwähnt. Auch Jack Trevor
ist von der Partie. R. a c L.
' Der Adjutant des Zaren. .Man beklagt sich über die Pro
paganda der Sowjetfilme, schweigt sich aber über die Propaganda
aus, die in den Filmen der Emigranten ausgeübt wird. Sie ist
durchaus reaktionär. In dem Film: „Der Adjutant des
Zaren", den die AL emannia -Lichtspi e le zeigen, liegt
das ganze Schwergewicht auf glänzenden Uniformen und privater
Liebe. Iwan Mosjukin als strahlender Flügeladjutant des
Zaren geht auf etwas mysteriöse Weise eine Ehe mit Carmen
Boni ein, die trotz ihres südländischen Aussehens kleinbürgerlich
mimt. Das Mysterium rührt daher, daß die Frau eine Revolutio
närin ist und den FlügeladjutantLn nur darum heiratet, um den
Zaren besser ermorden zu können. Was hindert sie daran, es zu
tun. was entzweit sie mit ihren revolutionären Freunden? Die
Liebe zum Flügeladjutanten. Einzig diese weiße Liebe ist von den
Jupiterlampen belichtet, während das Treiben der Revolutionäre