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r-^! Olga Tschechows in „Diane". Sie. ist schön, die Frau, wenn
auch der Film leider historisch ist. Er behandelt eine Episode aus
dem französischen Rückzug nach dem Brand Mos
kaus. Wir schreiben 1812, was dem wenig erfinderischen Regisseur
Gelegenheit gibt, Schneelandschaften, Kosaken, Gardeuniformen und
Marodeure mit entsetzlichen Bärten durcheinander zu mengen. Die
Statisterie scheint ihm nicht sehr opulent zubemessen worden zu
sein. In der russischen Kälte erwärmen sich die Hauptakteure durch
eine Unmenge von Liebe, Sinnlichkeit, Eifersucht — alle geblen
det von der Tschechows, die in der Tat die Aufregung lohnt. Leuch
tete sie nicht im Film, so bliebe nur der allgemeine Kriegsschla
massel übrig, dessen serienweise Herstellung man jetzt endlich ein
mal abbrechen sollte. kacn,
* Demimonde. Florence Vidor hat etwas vom Charme der
Massary. In dem von den Ufa-Lichtspielen gezeigten Film.
„Demimonde" ist sie eine elegante, ein wenig leichtlebige
-Witwe, von der Art jener, die in Operetten die Hauptrolle spielen.
Sie am Toilettentisch zu beobachten^ ist ein kleines Erlebnis für
sich, und welch ein Anblick für Männer, wenn sie im Schmuck
ihrer vollen Kriegsrüstung erscheint. Da kann keiner gegen sie an;
nicht einmal die eigene Tochter, die Grund genug hätte, der
Mutter zu zürnen. Diese Familiengeschichte indessen dient der
schönen Frau nur als Folie, wie auch der Partner der Vidor
eine leblose Puppe ist, die allenfalls von fern an Menjou erinnert.
Ohne das es D'Abbadie D'Arrast gelungen wäre, der Bagatelle
einige Spannung abzugewinnen, hat er doch die Pikanterie der
Heldin geschickt untermalt. Er ist ein Regisseur der winzigen ge
sellschaftlichen Ereignisse. Eine nette Chargenfigur ist übrigens der
leicht karikierte Amerikaner. Kaca,
Der Held aller MadchentrLume. Ja, Harry Liedtke
ist es, weil er der Konfektion^ ist. wie» er leibt und
lebt. In dem neuen Film der Ufa-Lichtspiele vereinigt
er wieder einmal- so ziemlich alle Vorzüge, von denen so Mäd
chen gern träumen. Er ist Vieomte, aber damit man ihm nicht
vorwerse, daß er ein überflüssiger Aristokrat sei, ist er zugleich
arm. Er hochstapelt mit Charme, um sich im Frack auf den Höhen
des Lebens Zu halten, verspricht aber auch, sich sein Leben fortan
durch Arbeit zu verdienen. Zur eigentlichen Ausführung konnnt
allerdings der Vorsatz nicht. Er flirtet schließlich mit einer
msndänen Tänzerin, zieht ihr aber doch die nette, bescheidene
Kostümzeichnerin vor. Kurzum, es ist für jeden Mädchengeschmack
gesorgt, und wer nur immer will, mag von diesem Männerideal
träumen. Robert Land hat das Traunrstück mit Routine auf
gezogen. Die kleine Betty Bird ist wirklich ein freundliches
Wesen. — Das Programm wird durch die Produktionen der
Tänzer Titz 6 und Tarassov angenehm ergänzt. R. s e a.
--- Re« Heimat. Der Gloria-Palast hat ein gutes Pro
gramm. Sein Hauptfilme „N eue Heims t" ein Erzeugnis
s^llt ein Emigmntenschicksal dar.
Lird auch Amerrka mcht gerade mit den Augen Upton Sinclairs
betrachtet, so smd doch als Ausgleich gegen das landesübliche keep!
smilins emrge recht bittere Glossen angebracht. Weich am Anfang
wenn die Auswanderer amerikanischen Boden betreten, geht es
fehlte nicht viel, und der Gerichtsfall
endigte wie die Sacco- und Vanzetti-Affärs. Ein Junge zieht in
ben Krieg, und die Regie verzichtet wahrhaftig darauf, durch seine
Rückkehr das Kapp)-enä zu vervollkommnen. Die Spuren der Kritik
machen den sonst zur Schau getragenen Hollywooder Optimismus
wenigstens erträglicher. Vollends überschattet werden jene Teile
der Handlung, die man in Amerika vermutlich für lichtvdll HM,
durch die E^cheinung Rudolf Schildkrauts, der den Aus-
darum ein so großer Schauspieler, weil
A-E Mensch ferne Richtigkeit hat. Seine Darstellungskunst ent-
der Mltgegebenen Substanz. Wie er zu Beginn jeder Zoll
em Böhme ,st; wie er sich nach und nach ins Amerikanische über-
Wl er glücklich sein kann und dann wieder der Kummer
H von einem virtuosen Kunswerstand zu
Leistung durchgestaltet, die der ungebrochene Ausdruck der
Humanität zu sem scheint. Die Ba ra n o ws ka j a, seine Part-
S'i 'st groß im Schmerz und zärtlicher
mächtig Wundervoll M- Augenblicke, in denen sie auch
ihrem Mann zur Mutter wird. Der Regie sind wirkungsvolle Sze
nen und ein dem inneren Verlauf genau angepaßtes Tempo zu