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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

. DIN AONNRKL«. 
Glück enthält sie einige hübsche Bewegungsesfekte. 
B s c a. 
— ^Vom Rrmdfrmk.I 
In der ktsibs der Lsriobts aus dem tägliobcn Beben ^vurde gestern 
im Krankkurter Rundkunlr von Dr. Bavsn ein hankdirektor 
verhört. ^Vas ist eine 6ank? belebe ^rten von Direktoren gibt es? 
Was treiben 8ie tagsüber? ^is boeb ist Ibr LinkommeN? Wie pfle 
gen 8ie sieb abends Lu entspannen? Das ist eine Auslese der Kragen, 
auk die der Lankdirektor Rede und Antwort ru stellen llatte. Br 
befriedigte die unersättlielle V^illbegier durell einige unverbindllells 
^uskünkte und vermied natürlioll intimere Bekenntnisse, die der 
Drager vielleiellt erllokkte. 8o erkullr man nur, ^vas ^'eder Zeitungs 
leser sellon ollnellin v^eiü. Das gesolliellt den Veranstaltern reollt. 
In dem an siöll legitimen Lsdürknis, die Uögliellkeiten des Radio 
ausrunutren, selllagen sie auoll bei dieser Reille den gründverkellrten 
Wog der Improvisation ein. ^.us der Debendigkeit des klüelltig gs- 
rimmertsn despräolls soll sioll das Beben ergeben, ^.ber selbst dis 
kleine Bebens-^irkliollkeit eines Rankdirektors ergibt siell niellt dem 
! ad lloo llergestellten Interview, und das Resultat des ganzen Reds- 
und ^.nt^vortspiels ist bestenkalls ein nettes UagaLin-btzplausoll, das 
infolge der taktisollen Rüoksiollten, die bei ötkentlioken Bnterllaltun- 
gen ru nellmen sind, nur noell undurelllässiger ^vird. Der Verbreitung 
von Kenntnissen Über das tägliells Beben ist mit solollen sellein- 
lebendigsn Veranstaltungen am allerwenigsten gedient, ftnter die 
gleiellgültige Oberkläelle drängen allein Reriollte, die niellt eine ru- 
fällige ^ugenblioksbegegnung, sondern ein sorgkällig vorbereitetes 
Irekken wären, eine ^useinanderKetrung mit den latsaellen selber. 
Ern Kriminalfilm. Die N^ue Lichtbühne bringt den 
Film: „Ga u n e r l i e b ch e n", ein Kriminal- und AbenLeurer- 
stück. Mit dem Kriminellen ist es trotz einem Affektmord nicht 
weit her. Zwar, es fehlt nicht an Detektiven: aber sie sind von 
untergeordneter Arr und haben nichts Richtiges aufzuklären. 
Immerhin ist Siegfried Arno der eine von ihnen. Ein glänzen 
der Komiker, der durch seine Großstadtaesten erheitert. Mierendorf, 
Halm und Ralmondo von Riel bemühen sich nach Kräften, dem 
Stoss etwas abzugewinnen. Max Reichmann hat schon erheb 
lich bester Regie geführt. -- Es läuft noch einMonty Banks 
Film: „Aller Anfang ist schwer." Die übliche Groteske, Zum 
heipLig. V!!!, 271 8. Bek. 7.50 Bm.). Berr 8mit0 
Ist Lwar Abteilungsleiter in der Dennison Manu 
laeturing Oo. und Dorent am Harvard Oollege, 
aksr ick kann mir nickt helfen, Kein Opus 
schmeckt verteufelt nach amcrikanisehen Bimo- 
naäen. Wie sie ist es lad, rosenrot und mora 
lisch. Bin paar tropfen gosehmuggeiton Alkohols 
hätten dem Bemisch gut getan. 
Die Psychologie in dem Buch arkeitet mit Be 
griklcu wie Bewohnheit und standard- ^e nach 
dem man seine Bewohnheitev reguliert, komm; 
man gut oder schleckt voran, de nach der Arl 
der standards richtot sieb die Besekaffenkeit 
einer Belsgsckaft. Ond rwar gibt es naek smitk 
nickt nur OHwohnoMssLaM auf 6cm Beklet 
der Band- und Kopfarheit, sondern an cd „stan 
dards der Moral, die man gewöknlick mit ,Oe 
wissen* keLeicknet". Man siekt, der standaro 
disssr ptzFcholOgie ist nickt sehr Hook. ^u Aren 
Dipselleistungen gekört etwa dia peststvllung, da^ 
in dsr Industrie „Bekermüdung, Zorn und purchr 
die vorherrsokendßn Defakrcn" seien. 
Der piaGmatiSmus mündet in eine seßlsnteck' 
nik ein, die so plan ist nie er sslker, .sorge für 
rasckes hikrakttreten äer neuen BSwohnhoit," 
rät Berr smiih. sollte siek einer bei einer be 
stimmten Belegßnheit vor 6er Versuchung fürck- 
ten, Bemerkungen persönlich ru nehmen, so 
empfiehlt ihm Narr smitk, sieb ganL im 8mn^ 
Ooum öfters vorLusagen: „Ick werde Bemer» 
Kunden piekt mehr persönlich nehmen" Berr 
8mirk ermähnt iedev Menscken, der kehl 
stecken plerd kak sieh sofort eines suLulegen; 
Heim HM ,.richtU6s steckenplerdist ein mäck 
tigsr BundeMgenysse im Kampf gegen den Verlust 
der geistigen Beweglichkeii^. llerr 8mitk ist 
vor allem um die psychische Diät der Verleset? 
ten besorgt^ „Vor einer schwierigen Konferenz 
rum Beispiel sollte ein VyrgesetLter schauen, daß 
er genügend schläft. Bumittelkar vorher tut es 
1km vielleicht gut, einen spaLiergang ru machen, 
eine Zigarre ru rauchen, oder sonstwie ausLu 
spannen..." Werden sämtliche UeMpte von 
hieran smitk befolgt, so erhöht sich unstreitig 
die Prosperität. 
in ihrem Interesse wird auch Oewiekt auf dic 
richtige Behandlung der Arbeiter und Vngestel! 
ten gelegt. 8ie sind unserem Psychologen eine 
Klasse kür sich, deren Denken und Kühlen dem 
Vorgesetzten oft unverständlich ist. „Was ihm 
vielleicht gar nichts ausmackt und ihn nickt er 
regt, kann wesentliche Bedürfnisse seiner Ange 
stellten möglicherweise schmerzhaft reisen." Ilerk 
8mith verguckt die wesentlichen Bedürfniss»- 
dieses Hemden Völkerstammes ru ergründen und 
gelangt s B. Tu der Erkenntnis: Angestellte 
worden allgemein durch sarKasmus in ^Vut ge- 
l>raekt". Da nun das Oedeihen der Betriebe auch 
davon abbängt, daü die Angestellten nickt in Wut 
geraten, erteilt Berr 8mitk kür den Verkehr mit 
ihnen Vorschriften, die eines modernen Knigge 
würdig wären. „Besonders wichtig.. meint er 
PZ Ist kcm WiiL: äas Buch äss Amerikaners unter anderem, „ist der Tonfall eines VorgesetL- 
Bllioth D. smitk deM wirklich „?s^- ten, wenn er Anweisungen gibt oder auf eine 
ckologie kür VorgesetLte" IBeher- Beschwerde antwortet." Manche Begeln, die sr 
setLUng von B. B. Mehmks und 1. Mekmkb-OanivH. auskramt. gleichen den Warnungstafeln -m Zoolo- 
Deutsche Verlags-Anstalt. stuttgart. Berlin und gischen Barten, aus denen es keM, da^ man die 
Bautdiere nickt mit stocken und schirmen bs- 
läsrigen solle. 
Immerhin macht der fortgeschrittene ameri 
kanische common sense auch vor gewagteren 
Aussagen nickt kalt und trägt überhaupt durch 
weg Mis schone hmbelangenkeit rur schau, die 
von altersker das ^ugendkorrelat der Banalitst 
ist. so fordert Berr smitk. dak „der kortsckrM 
bei den höheren Vorgesetzten dem bei den mitt 
leren vorausgeken" müsse, und erklärt ohne 
scheu: „Die Oewohnbeiten bei den Angestellte' 
einer Kirma sind meist so gut oder schlecht, wie 
sie ihre Angestellten behandelt kat". An der uv- 
miü-bsstand!ichen Deutlichkeit, mit der er üde^ 
die Nachteile der Beruksmonotonie spricht, könn 
ten sich einheimische social politiker und 
Betriedswissensehafter, die amerikanischsr als 
dieser Amerikaner tun, ein Beispiel nehmen. 
Aum Unterschied von ihnen weigert er sich, das 
MonotonieprM su bagatellisieren. „Wenn... 
das Arbeit so monoton ist." schreibt er. „daü 8^ 
weniger Aufmerksamkeit und Denken rulsbt als 
der Arbeiter aukul>nngen vermag, dann wird 
nicht allein seine geistige BeistunMfZhigKeiL un 
entwickelt bleiben, sondern die Bewöhnung an 
halbe Aufmerksamkeit, die eine solche Tätigkeit, 
mit Notwendigkeit rur polge hat, wi-^d sich in 
seine kreiselt übertragen." Bme Brksrmtnis, die 
ungleich heler' ist als die oft bei uns verkündete, 
dak der gute Oebraueh der Kreirbit mehr oder 
weniger leicht die schädlichen Wirkungen des 
öden Arbeitstages aulbeben könne. Ich habe suk 
die Oberflächlichkeit dieser Denkweise bereits 
in meinen AngestoMen-AufM hingewiesem 
Ob die Bokfnung von Berrn smitk begründet ist, 
daü die Vervollkommnung der Masckinen die Be 
freiung der Arbeiter nach sick Liebe, mag hier 
unerörtert bleiben. 
sämtliche Batsckläge, AnalMen, Krmak' 
nungen und Wünsche entspringen natürlich dem 
Bemühen, kür den gesicherten Fortbestand des 
Wirtschaftslebens die notwendigen seMschsn 
Garantien 2u schaffen. Daher hat denn auch 
Berr smith eine Höllenangst vor „destruktiven 
Konflikten", so nennt er Konflikte, die aus einem 
starken sosialen oder politischen DegensatZ 
Lwisehen Arbeitnehmern und Arbeitgebern Ker- 
vorbrechen. Bm ihrer Berr Lu werden, pAMho» 
logisiert er die sachlichen Motivs, in denen sie 
wurLeln, einfach weg. Btwa nach diesem sckema: 
Arbeiter glauben, dak ihnen Bnreckt geschehen 
sei, berauschen sich an Phrasen, und schließlich 
„wachsen sich die Phrasen vom Bnrecht ru soh 
chsn vom guten Becht und der selbstkilke aus «- 
LU vollen Bationalisatinnen für Be.walttaten." 
Bin Knigge. Kr tätschelt, er paukt praktikMd 
Apstandslehren ein. Die portgesckriitenen wer» 
den lächeln. Die Zurückgebliebenen werden 
wenigstens aus dem Vademeeum erfabren, dak 
Hin Gutes Benehmen den ^utLep verdoppelt» 
Z. Urac^vOr.
	        
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