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Object: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

LaKncndlM 6er vuropäisebon Völker vor idron 
^um 
oiMnan IIodorLOUFnn^on abloiton ^iU. 
8. L. 
Hoetße im Mtm. 
sehen, um die sich billige Ausgaben seiner Werke und einschlägige lich der: Bef/eiungskriege der Geist von Potsdam beinahe 
nender war « . . 
8° LrAaausr. 
geschmack vergegenwärtigt —, könnte ich nicht behaupten, daß sis 
zusammen ein annähernd treffendes Bild ergäben. Bald machen 
sie das Beiwerk zur Hauptsache, indem sie- etwa meterlangen 
Kulisse^ auftischen oder reichbebrlderte Gesänge wie das 
Heideröslein und „Ueber allen Wipfeln ist Ruh^ Zum Vortrag 
bringen. Bald entstellen und verfälschen sie die Geschichte. Gelegent- 
Berlin- im März. 
Bei der Popularität, die Goethe dank seinem 100. Todestag 
plötzlich genießt, wäre es mehr als unwahrscheinlich gewesen, wenn 
sich die Filme den kostenlosen Star hätten entgehen lassen. Auch in 
den illustrierten Zeitungen hat er sich ja einen Ehrenplatz erobert, 
und in einem hiesigen Kaufhaus ist eine Goethe-Ausstellung zu 
Grammophon scharen Wer wollte es allen diesen Feiernden 
verdenken, daß sie den Augenblick der Goethe-Hochkonjunktur nicht 
versäumen, sondern zu ihm sagen: „Verweile doch, du bist so 
schön"? Dian muß das Eisen schmieden, solange es warm ist, und 
Geistesheroen erkalten heut" schnell. 
Ich «erinnere mich eines stummen Beethoven-Films, der vor 
einer Reihe von Jahren überall lief. Sein Held war ein Schau 
spieler in Beethovenmaske, der den Meister in den verschiedensten 
Lebenslagen verkörperte Er spielte im Halbdunkel mit verträumtem 
Ausdruck die Mondscheins0nate, er machte ein titanenhaftes Gesicht, 
als er die Widmung an Napoleon zerriß. Vielleicht wäre der ganze 
Film besser unterblieben; aber wenn schon dieses Leben auf die 
Leinwand gezerrt werden sollte, mußte nmn der Kolportage geben, 
was ihr gebührte, und Beethoven persönlich austreten lassen. Und 
daß er sich leibhaft unter uns erging, komponierte, schwärmte und 
sann, beeinträchtigte nicht etwa die Wirkung des Films, sondern 
erzeugte im "Gegenteil mst die Illusionen, deren eine solche Kolpor 
tage bedarf. Betrogen waren nur jene Leute, die sich von einem 
Beethoven-Film Beethoven und nicht einen Film erwarteten. 
Inzwischen ist man geschmackvoll geworden, ungewöhnlich ge 
schmackvoll. Da man um keinen Preis Kitschfilme herstellen, aber 
um jeden Goethes Leben verfilmen will, hat sich sowohl der Reichs- 
Lunstwart Redslob wie die Ufa aus diesem Dilemma wie folgt 
geholfen: sie sparen in ihren Filmen den Dichter- 
f ü r sten s e l ber einfach aus. Goethe erscheint nicht, Goethe 
fallt weg. Was bleibt noch übrig? Abfälle, aus Dichtung und 
Wahrheit gemischt. 
Um mit dem Film: „Goethe lebt...!" zu beginnen, der 
unter der künstlerischen Oberleitung des Reich skunstw arts 
entstanden ist, so sürd in ihm beispielsweise zu sehen: Frau Aja, 
die sich, ihrer Frohnatur entsprechend, höchst munter betragt; das 
Puppenspiel Faust; zahlreiche Stätten, die ein edler Mensch be 
trat; Bruchstücke aus dem „Götz", aus-,,Iphigeme", aus „Faust" 
usw-- Obwohl einige dieser Milieuskizzen ganz nett hergerichtet 
find — so wird die Rekrutenäushebung mit Hilfe Goethescher 
Karikaturen-, das Weimarer Hofleben durch Silhouetten im Zeit 
Lroob Korans. Lruno L r o b m, ein ^Vutor (los 
Lipor-Vorla^s, do^ibt sieb mit seinem Roman „Ver 
sailles" auk das Oebiet der boben Lolitik. Die 
Lammlun^ des Awieben Verlags „Was niebt im Lae- 
doker stellt", vird mit xvei neuen Länden kort^esetTt. 
Lin idMisetier Loman „8 i e d e n s 0 r von Larl 
Dinbokor vürd dei dosek Löset und L. Lustet 
borauskommen. Der Amöbe katbolisebe Vertag kündet 
außerdem noeb vässensebaktliebe Werke an. 
das Übergewicht über den von Weimar, und Goethes Flucht nach 
Italien wird, den Tatsachen zuwider, zu einem aus Postkutsche 
und Schleier komponierten Idyll. Mit dem Schleier winkt die 
hinter dem Fenster verborgene Frau vpn Stein der Postkutsche 
nach, in der Goethe verborgen sitzt. Auch wenn er in seinem 
Arbeitszimmer dem treuen und sichtbaren Eckermann diktiert- 
ist er nicht zu erblicken. Eine Diskretion, die an die eines DeteL- 
tivbüros grenzt. * 
Die beiden kleinen, fürs Beiprogramm bestimmten Ufa 
Filme „W erdeg a n g" und ,M s l l e ndu n Verfahren nicht 
minder Zartfühlend. Sie lassen Goethe draußen stehen, wahrend 
Theodor Loos eine Conference über Ihn abhält, zu der die je 
weils paffenden Bilder vorüberZiehm. Wie im Film des Reichs- 
kunstwarts so wird auch hier das Land der Griechen mit der 
Seele gesucht und der Chor- Uleber allen Wipfelndurch" 
stimmungsvolle Aufnahmen aus dem Thüringer Wald illustriert. 
Wenn die Ankündigung „Warte nur..." erfolgt, senkt sich der 
Abend symbolisch auf die Wälder herab. Kurzum, es ist, als sei 
die Kulturabteilung der Ufa auf den Zehenspitzen gegangen. 
Ob der Takt, der diese drei Filme hörbar durchfeucht, sich wirk 
lich gelohnt hat? Ich fürchte, die Frage ist zu verneinen. Denn sind 
auch die Filme selber nicht geradezu Kitsch, so zeugen sie doch von 
einer Auffassung Goethes, die zweifellos kitschig ist. Ein sinnloses 
Sammelsurium durch und durch konventioneller Vorstellungen von 
Goethe Legt ihnen zugrunde. Diesem Fundus, den keiner ist, werden 
dann auf gut Glück ein Paar marktgimgige Züge entnommen, die 
kaum noch eine Beziehung zu ihrem Ursprung haben und in sich 
nicht Zusammenhängen. Man fabriziert aus ihnen Arrangements, 
die es sich vermutlich als Verdienst anrechnen, daß in ihnen 
Goethe durch Abwesenheit glänzt Aber der mit seiner Ausschaltung 
bewiesene Geschmack verbessert die Filme nicht, sondern erhöht 
nur ihre Bedenklichkeit, weil er den von ihnen verzapften Bill 
dunoMtsch tarnt statt chn zu offenbaren. : . - a . 
Jener Beethoven-Reißer ist mir seiner UnveMümtheit wegen 
ungleich lieber gewesen. Um: nicht zu vergessen, daß er auch span- 
Wir bolürobten last, äaü diese ^ulrMänn^, die 
duredaus niebt den ^nspruob auk VoIIstänäiKkoit 
erbebt, ein veni^ ermüdend ausgefallen ist. Uror 
das Labzrintb der deutsebon Luedproduktion bat 
eine so gewaltige ^usdednung, äall aued ab^ebär- 
tete Wanderer dei dem Versnob, sied in äem Irr 
garten Lureobt^ukinden, einkaed unterwegs liegen 
dtoiden. Wir werden versunken, die ^ukxadtung weiter- 
xuküdren, um ein mögtiedst vollständiges Lild ?u 
geden. 
8oldnll 86! noab aul div Produktion der Lunstvor- 
la^o und der vorvvioZeud issonsckalt!icd6n Vorla^o 
dinAO^vioson. Vorn VorlaZ I)r. Laus Lpstvin Cordon 
vir eine IIn^dn-LioKrapüi0 (Vorleser: Larl X 0 - 
b a 1 d) M orvarton kadon, vorn ^maltlloa-Voria^ 
unter undorein Lio^rapdion ^nton Lruoknvrs unä 
äer Lönigin Obristino von Lek^veäen, von X. W 
Lrookdaus 8ven^II e ä i n 8 neues Lueb: „äobol, die 
Xaisorstadt". (Instav 6 1 üek voröMontiliodt bei 
Vnton Lekroll L Oo. ein Work über äie Oomäläo 
Lotor LrouKbols des kelteren, ^doU Lornat 2 ik 
dei X. W. Leidet L 8oün eine otdnoto^iselio Arbeit: 
„^otdiopon des Wostens". IImlanAroiell sind niobt 
Mietet die LroKrammo von X. VoiZtländors Ver- 
tu^ und von Dwtriob Loiinor. 
Ls kommt im Lboin-Verlag unter dem Ute! 
,,I 9 18: II u u 0 n a n oder die 8 aebIieb - 
k e i t", der 3. Land der ItomLntrilo^ von Hermann
	        
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