Kunst in Woaött
Gogh-Bilder glüht, bringt es vielleicht an den Tag; vorausgesetzt,
daß sie falsch ist.
Im Zeugenverhör, das nach der Vernehmung WackerZ einsetzt,
handelt es sich um ziemlich subtile Dinge, die weit zurückliegen.
Der erste Zeuge ist Vincent Wilhelm van Gogh aus Holland,
der seinem großen Onkel etwas ähnlich sieht; nur sind die Züge
ins Bürgerliche übersetzt und ohne die Dämonie des Originals.
Er spricht und versteht ganz gut Deutsch und erteilt bedächtige
Arbeiterjugend nackt baden, ertönen die Sonntagsglocken, und hin
ter der Wasserfläche ist ein Kirchturm zu sehen.
D i es e V e r b o t s g r ü n d e sind nicht stichhaltig.
Heißt es die Notverordnung und durch sie gar den Reichspräsiden
ten verächtlich machen, wenn ein Fall gezeigt wird, in dem die
Notverordnung zur Katastrophe führt? Der Selbstmord ist noch
dazu gar nicht die alleinige Folge der Notverordnung, sondern
diese nur das letzte Glied einer Kette von Erfahrungen, die den
unglücklichen Arbeitslosen allmählich umdüstern. Von einer Ver
ächtlichmachung der Justiz kann ebenfalls keine Rede sein. Die
Einmontierung des Richters bezweckt nichts anderes, als die Kritik
an der Härte von Räumungsbefehlen zu unterstreichen. Wenn eine
solche Kritik nicht Zulässig wäre, müßten zum Beispiel auch sämt
liche Zeitungsberichte ausgemerzt werden, die sich an Hand von
Tatsachen mit der Rechtspflege kritisch befassen. — Was schließlich
die Verächtlichmachung der Kirche betrifft, so ist dieses Argument
besonders weit hergeholt. Kaum einer beachtet überhaupt beim
Anblick der Badenden, den blassen Kirchturm im Hintergrund
und das verwehende Glockengeläute, und erst recht niemand ver
fällt auf den Gedanken, zwischen diesen Merkmalen des kirchlichen
Sonntags und der freikörperbewegten Sportgruppe irgendeine
Beziehung zu konstruieren.
Oder sollte sich hinter der Beanstandung der genannten Szenen
(die sich übrigens leicht streichen ließen, ohne daß damit dem Film
ein Wesentlicher Abbruch geschähe) ein Generaleimvand gegen das
Werk im ganzen verbergen? Dann hätte man ihn formulieren
müssen, und überdies wüßte ich nicht, was die Zensur dem Wert
vorwerfen könnte. Es verschafft noch nicht einmal einen richtigen
Begriff Von der herrschenden Not. Seine Haltung ist, wie ich nach
gewiesen zu haben glaube, viel zu verworren, um deutlich erkennbar
zu sein. Und seine Proteste gegen die Zustände sowie die Demon
strationen seiner Arbeiterjugend sind ungleich zurückhaltender und
unbestimmter als alle Aeußerungen, die man heute tagtäglich an
den Litfaßsäulen, in Wahlversammlungen, Zeitungen und Theatern
zn'M bekommt. Nichts berechtigt in Wahrheit
Zum- Verbot dieses Films; es sei denn, man sähe es schon als
inopportun an, daß die Jugend von der Leinwand herunter ihren
Willen zur Aenderung der Verhältnisse verkündet. Träfe das zu,
so wäre es mehr als bedenklich um uns bestellt.
" Me Hoffnung MM, datz Me OSerfilmprüfst
noch freigibt. Wir wünschen die Aufhebung des Verbots, weil die
OeffentliM mündig genug ist, um sich mit einem Werk dieser
Art selber auseinanderMfetzen.
Berlin, im AM
Der Schwurgerichtssaal ist in eine Gemäldegalerie verwandelt,
und alle Welt blättert in den Katalogen. „Pappelallee" „Heu
haufen im Mond" und wie die falschen oder echten Van Gogh
Bilder alle heißen — sie lehnen ohne Rahmen an einer Brüstung
und werden, wenn es notwendig ist, von Hand zu Hand gereicht.
Vor dieser Kunstausstellung sitzen in langen Reihen die Sachver
ständigen, deren Gutachten man noch hören wird. Da auch das
Publikum zum großen Teil aus Connaisseurs besteht, macht das
Ganze weniger den Eindruck einer Gerichtsverhandlung als einer
Akademie-Sitzung, in der es hochwissenschaftlich zugeht.
Kein Wunder" daß sich die Vernehmungen in einem urbanen Ton
vollziehen. Man ist hier in einem Gremium von Gebildeten, und
auch der Angeklagte Wacker, dessen Verhör sich dem Ende zuneigt,
tritt durchaus als Gentleman auf. Ein schicker leicht umflorter Typ,
der auf dem Tanzparkett bestimmt eine gute Figur gemacht hat und
so leise spricht, als übe er in einem fort Diskretion. Tatsächlich
versteht er sich vorzüglich auf sie, denn er läßt sich nicht mit Zan
gen den Namen jenes Russen entreißen, von dem er die Van
Goghs gekauft haben will. Seine Antwort auf alle indiskreten Fra
gen, lautet stets,, daß er dem geheimnisvollen Russen Schweigepflicht
gelobt Habs und das ihm gegebene Ehrenwort unter keinen Um
ständen brechen werde, das heißt, wenn sich sämtliche Bilder als
Fälschungen herausstellen, will er mit sich reden lassen. Einstweilen
hält er sie aber, noch mit Ausnahme von dreien, die ihm neuer
dings fragwürdig vorkommen, für echt. Manchmal trinkt er einen
Schluck. Wasser, ohne daß sich hinterher seine Stimme belebte.
Etwas heftiger wird sie nur angesichts der Möglichkeit, daß. man
den § 51 auf ihn anwenden könne. So entschieden er indessen
seinen glänzenden Gesundheitszustand betont, das Gedächtnis läßt
ihn. mitunter bedenklich em Stich. Zum Beispiel erinnert er sich
nicht mehr genau daran, ob er die 50 000 Mark, die er einmal an
seinen Bruder schickte, wieder zurückerhalten hat; der Geldverkehr
zwischen ihnen muß wirklich sehr rege gewesen sein. Alle Aus
sagen werden in einer Art vorgebracht, die unmittelbare Schlüsse
auf ihren Gehalt kaum zu ziehen erlaubt. Existiert der verborgene
Russe oder existiert er nicht? Die Sonne, die auf einem der Van
Auskünfte über das Kassenbuch seiner Mutter, über die Bilder,
die ihm aus seiner Kindheit her im Gedächtnis geblieben sind usw.
Da er offenbar weder an der Kunst im allgemeinen noch an den
Familiengemälden im besonderen stark interessiert ist, können ihm
Gericht und Verteidigung nicht viel entlocken, und das Frage- und
Antwortspiel versackt zuletzt in Rekonstruktionsversuchen jener
Zeiten, in denen Werke des Meisters auf einem Karren verkauft
wurden oder bei Umzügen abhanden kamen. Solche Lücken, die dem
großen russischen Unbekannten eine Chance geben, sind natürlich
der Verteidigung angenehm. Bei dem nächsten Zeugen, Herrn
Tannhauser, geht es schon um prinzipiellere Dinge. Wichtig ist
zunächst, wie der Inhaber der bekannten Kunsthandlung über
die Echtheit der Bilder denkt. Obwohl er seinerzeit eines von
ihnen erworben hat, ist er doch schon damals trotz günstiger Ex
pertisen in einer gewissen Unruhe gewesen. Das Hauptproblem ist
aber unstreitig dies: ob Herr Tannhauser selber an Stelle Wackers
den Namen des Vorbesitzers genannt hätte, wenn die Zweifel am
Wert der Bilder nicht wehr abzuweisen gewesen wären. Herr
Tannhauser ist überzeugt davon, daß er in diesem Fall den Namen
Preisgabe. Und Zwar klingt seine Ueberzeugung so allgemeinver
pflichtend, daß der Vorsitzende genötigt ist, sie etwas einzuschrän-
ken und der Meinung Ausdruck zu verleihen, ein anderer könne
in dem betreffenden Falle vielleicht auch anders handeln. Diese
Objektivität der Zeugenaussage gegenüber wird von dem Ver
teidiger sofort weiter ausgebaut, und das Ende vom Lied ist,
daß sich die Nachteile und Vorteile für Wacker ungefähr ausgleichen..
Der interessanteste Abschnitt des Verfahrens werden die Gut
achten sein. Denn das eigentliche Prozeßthema ist Zweifellos nicht
so sehr die Affäre Wacker als die Diskussion über die Gültigkeit
von Expertisen. Und dahinter mag dann die dunkle Frage äust
steigen, inwieweit es in manchen Fällen überhaupt möglich ist,
die Echtheit eines Werks einwandfrei festzustellen. Ohne den zu
i e c r h wa z r u te m nd S e c n hlu E ß rör e te in r e un A g n e e n kdo d t i e ese e s rzä G h e le g n e , ns d t i a e nd m s ir V v o o rz n ug z r u e v if e e rl n ä , ss w ige il r l
S G e e i m te äld m e it a g u e f t . eil d t as wo d r e d n en Na is m t. en I s rg zu e g nd Ma w x an L n ieb e e i r n m m a a n l ns tau tr c u h g te u e n i d n.
n E u c r hth e e in it F d r e ü s hw B e il r d k e d s es ni M ch e t ist k e la rs r s w ei a n r. ko Z n e n ig te te . D m a an ma e n s s L ic i h eb ü e b r e m r a d n ie n.
u a n be d r b n a ic t ht ih m n eh u r m an se d i a n s e B E i n ld tsc u h n e d idu w n u g ß . te Lie sc b h e l r ie m ß a lic n h n ke e i r n in e n n e b rt e e sse s r i e c n h
A d e u r u k r s c lä w h r e t e e g in / e a n d l a s G ß ra d d e p e n h r o N l F o a r g a m e g n e e n s n s te a z l h u le e g r z n u e le c d h g i t e e n s . e P i D . rü e D f r u a n G ra g r u a f p h s h e i o n in lo e g s r a e g U t p e n r t ü d e f e t r e s r ch u v r n o if d n t .
diesem , B , escheid verständigte Liebermann: „Also ist auch dM Bild
echt." — Mitunter ist Echtheit eine reichlich vertrackte Sache, .