'Uroleiarische Schrifistesser in Irankreich
Gründe auf.z.u.weis.en, die .für al.le echten Revolutionäre maßgebend
smd, denen eme Veränderung der Welt am Herzen liegt . .
Du'- hie'-r getroffenen Abgrenzungen sind zweifellos nicht nur
des Augenblicks oder der jeweils führenden Männer diktiert wer
den, wollen nicht heute verteidigen, was wir morgen der Bedürft
niste einer Eintägspolitik wegen verurteilen müßten, die den
Notwendigkeiten der Stunde gehorcht. Ich Lestreite, daß die Rolle
ines revolutionären Schriftstellers gerade hierin besteht. Wir
weigern uns zum Beispiel zu sagen, daß Trotzki ein Gegenrevo«
lutionär sei, ein „Vorkämpfer der Bourgeoisie" . . - Wir weigern
uns, dis Verleumdungen und Lügen anzuerkennen und zu bestä
tigen, die ihn in den Augen des Proletariats zu beschmutzen
suchen . - . Nach unserer Meinung hat ein revolutionärer Schrift
steller richt so sehr die Aufgabe, Schmähungen dieser Art zu Ver
Im Hinblick auf unsere deutschen Verhältnisse scheinen mir am
mterestantchen jene Formulierungen zu sein, in denen die Be
ziehung der Gruppe zur Partei und zur ParteipoliLik fest
gelegt wird. Sie lauten im Auszug wie folgt:
„Das Proletariat ist in Frankreich gespalten und in seiner
überwiegenden Mehrheit noch nicht organisiert. Wir wünschen
nicht aus unseren Reihen gewisse Arbeiter zurückzuweisen, weil sie
Trotzkisten, Anarchisten . « parteilos oder reine Syndikalisten
sind. Welche politische Ueberzeugung immer sie hegen: ihre Aus
sagen bilden den notendigen Bestandteil einer proletarischen Lite
ratur, die diesen Namen verdient. Es ist nicht unsere Sache, Zu
gunsten der einen oder der anderen den Ausschlag zu geben - * -
Wenn wir sagen, daß wir nicht die Verkünder der Losungen
emer Partei sein wollen, so ist diese Erklärung wie folgt zu ver
stehen: wir wollen in unseren Werken nicht alle Schwankungen
und Widersprüche mitmachen, die einer Partei durch die Taktik
, 2.Z. LA. LYF
In Paris hat sich vor kurzem eine „Gruppe proletari
scher Schriftsteller französischer Sprache" ge
bildet, auf die ich hier aufmerksam machen möchte. Die Gruppe,
der unter anderem Marc Bernar d, E. Dabit, A. Habar u,
Ueber die Aufgabe des Kikmkriiikers.
Zur Tagung des Reichsver Landes Deutscher
Lichtspiel-Theater-Besitzer, die in Frankfurt vom
23. bis 2'6. Mai stattfindet. -
Die Frankfurter Tagung der Lichtspieltheater-Besitzer bietet
mir einen guten Anlaß, mich einmal etwas allgemeiner über
die Aufgaben einer unabhängigen Filmkritik zu äußern; jener
Filmkritik, die wir seit Jähren in der „Frankfurter Zeitung"
Zu pflegen suchen.
Der Film ist innerhalb der kapitalistischen Wirtschaft eine
Ware wie andere Waren auch- Er wird — von wenigen Out
sidern abgefehm im Interesse der Kunst oder der
Aufklärung der Massen produziert, sondern um des Nutzens
willen, den er abzuwerfen verspricht. Jedenfalls gilt das für
die große Masse der Filme, mit denen es der Filmkritiker
immer wieder zu tun hat.
Wie soll er sich ihnen gegenüber verhalten? Diese Filme
sind bald besser, bald schlechter arrangiert und je nach dem
Einsatz der Mittel und Kräfte mit einem größeren oder ge
ringeren Aufwand hergestellt. Es versteht sich von selbst, daß
die Kritik — gerade die Tageskritik - solche Unterschiede
sorgfältig beachten muß, und manche Kritiker beschränken sich
ja auch wirklich darauf, Lei der Würdigung irgendwelcher
Filme alle möglichen EinzeHeitm die" ihrem
Geschmack entsprechen oder nicht entsprechen.
Aber in einem derartigen Verhalten, das noch dazu
merstens von ganz ungeklärten. Empfindungen ausgeht, kann
sich die Aufgabe des Filmkritikers dem Durchschnitt der Pro
duktion gegenüber nie und nimmer erschöpfen. Denn so wenig
die filmischen Durchschnittsleistungen als Kunstwerke gewertet
zu werden Verlangen^ ebensowenig sind sie gleichgültige Waren,
denen durch eine rein geschmackliche Beurteilung schon Ge
nüge geschieht. Siemben vielmehr außerordentlich wichtige
gesellschaftliche Funktionen aus, die kein Filmkritiker, der
diesen Namen verdient, unberücksichtigt lassen darf.
In der Tat: je ärmer die meisten Operettenfilme, Militär
filme, Lustspielfilme usw. an Gehalten sind, die einer strengen
ästhetischen Beurteilung standzuhalten vermögen, desto mehr
fällt ihre soziale Bedeutung ins Gewicht, die gar nicht über
schätzt werden kann. Das kleinste Nest hat heute sein Kino,
und jeder halbwegs gängige Film wird durch tausend Kanäle
an die Massen in Stadt und Land herangebracht. Was ver
mittelt er den Püblikumsmasien und in welchem Sinne beein
flußt er sie? Das genau sind die Kardinalfragen, die der ver
antwortliche Betrachter an die Durchschnrttserzeugnisse zu
,richten hat. , ___
teidiger und zu verbreiten, als die Verpflichtung, die Liefen
Henri Poulaille angehören, gibt jeden Monat ein vorerst
vierseitiges: „Bulletin äos serivaiW xrolstarieus" heraus, das
schon zweimal erschienen ist. Den programmatischen Erklärungen
dieser beiden Nummern sind alle nötigen Auskünfte über die Hal
tung und die Ziele der Gruppe zu entnehmen. Sie tritt für die
sozialistische Revolution ein, ist bereit, Rußland zu verteidigen,
und will auf literarischem Gebiet das Selbstbewußtsein des Pro
letariats wecken und seine Emanzipation herbeisühren. Die letz
tere Aufgabe, die sie spezifisch als die ihre ansieht, soll durch dis
Mobilisierung der Ausdrucksfähigkeit der anonymen Masten gelöst
werden. Man möchte, mit anderen Worten, nicht nur selber schrei ¬
Leu, sondern auch den Arbeitern helfen, sich über ihr Dasein für Frankreich wichtig. Welche reale MaG
Rechenschaft abzulegen und den „Schrei der Empörung" (eri äs über lurz oder lang zeigen. Lr.
rövolts) auszustotzen. Beabsichtigt ist die fortlaufende Veröffent
lichung der Dokumente, die auf diese Weise entstehen.
daß zwar manche Filme aus-
LruckuH politische und soziale Tendenzen verfolgten, aber das
Mss doch lediglich gehobene Unterhaltung oder billig^
streung bezwecke. Der Einwand ist richtig und unrichtig zu
gleich. Gewiß befleißigen sich gerade die typischen Filme an
scheinend der Tendenzlosigkeit; damit ist aber keineswegs ge
sagt, daß sie nicht mittelbar bestimmte soziale Interessen
verträten. So muß es auch sein. Denn einmal können die im
herrschenden Wirtschastssystem verankerten Produzenten nicht
aus ihrer Haut, und zum andern sind sie um des besseren An
satzes willen darauf angewiesen, die Wünsche und Bedürfnisse
der noch einigermaßen zahlungsfähigen Bevölterungsschichten
zu befriedigen: von Konsumenten also, deren Schicksal eben
falls im großen und ganzen an die AufrechLerhaltung des
gegenwärtigen Gesellschaftszustandes gebunden ist.
Die Aufgabe des zulänglichen Filmkritikers besteht, nun
meines Erachtens darin, jene sozialen Absichten, die sich oft
sehr verborgen in den Durchschnittsfilmen geltend machen, aus,
ihnen herauMa^ Tageslicht zu ziehen' das.'
sie nicht selten scheuen. Er wird zum Beispiel zu zeigen haben,
was für ein GesellschastsLild die zahllosen Filme mitsetzen,
in denen eine kleine Angestellte sich zu ungeahnten Höhen em-
porschwingt, oder irgendein großer Herr nicht nur reich ist,
sondern auch voller Gemüt. Er wird ferner die Scheinwelt
solcher und anderer Filme mit der gesellschaftlichen Wirklich
keit zu konfrontiereu und aufzudecken haben, inwiefern jene
diese verfälscht. Kurzum, der Filmkritiker von Rang ist nur
als Gesellschaftskritiker denkbar. Seine Mission ist: die in den
Durchschnittsfilmen versteckten sozialen Vorstellungen und
Ideologien zu enthüllen und durch diese Enthüllung den Ein
fluß der Filme selber überall dort, wo es nottut, zu brechen.
Ich habe mit Absicht nur die der Durchschnittsproduktion
gegenüber gebotene kritische Einstellung behandelt. Filme, die
echte Gehalte bergen, waren und sind selten. Bei ihrer Be
trachtung darf natürlich der Akzent, nicht allein auf der sozio
logischen Analyse liegen, sondern diese hat sich mit der imma
nent-ästhetischen zu durchdringen. Auf die Schwierigkeiten einer
solchen Durchdringung kann indessen hier nicht mehr ein
gegangen werden. 8. Lraeausr.