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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

ßm Stück IriedrichNralze. 
Mesens bringt aber rmn I^obn dsstür ein paLr nüiL 
^rbennt-ni'Sb uPfHi» Dneb und ^nob. idnen 
reobne ich vor allem die Lntdeok^n^, dall an äsr 
^Lv^s des L-meriba Nischen k'sims auüsr den Insvink- 
ton der züdischsn LmManderer noch der ÖenmA dse 
?untaniso:en Oesc-bältsmbrLl §stveilt habe. (Aus 
Keiner ssiäiwsnd^ten Inkarnationen ist, nebenbei 
meM, der ,.WwM.r" MK Ka^.) Mi- schr ver 
dienstvoll balto ich ferner den Lin^veis Mlch>Wll8r8 
Mk die Wesentliche deÄchun'Z Arischen der iconE- 
tionisrteu IIntechaltunsSMare des Mmd und dE 
L-anKe^eile. unter der ZerÄde die ÄMsMs.NNchM 
Nassen in ibrer kreisn 2m't leiden. 8chbsWch ^vird 
noch in an-: ^ereichnetsr ^Veiso. die LutstsbunZ des 
KeutUen k'flms aus den kielen Einsichten in die Ist- 
tzemeiNFtltiMN öemötKreabtionen des ?MiLnms ab- 
ssbleitet, deren gerade diö ' pri-litkreudiZen Zchäpler 
der Branche varsn. Lursum, Mlöp-WUsr 
Mrt' vrs WrerBur^ die Mese aus dall der NSW 
Bilmstil , sein Dasein- - chL.tlichdn VrEAUNWk 
schulde. ^.llerdmM r^cht er bchutsamer Mi VVerlc und 
stemvÄt nicht Mr Ideologie, dvas ein echter Ochalt 
-ich. solcher Mlt ibrn durchaus M Hecht das ko 
mische Llement im amerLanischen Dilm,.das er KtronZ 
von allen jenen Blomenten sondert, die rein dem 
mehr oder. nem§er sschaldey M 
dorten, ^ie das unvermeidliche baxx^ end ivsni^ 
.bUns seü^ssi/N M ibven schärt so auch die stan» 
dardi/sterttz, und/tdie steruchLichtiAuuA des.sö- 
Äalen ftesssUiw^ Diese: und' aMere soÄolos^chS 
detraebtrn^en . verlestLN buch seinen ^Vsrt. 
8chade,. daÜ ^ulör-Nüler diest.dleigunA nicht unstsp- 
Irlichsn kan^ - bei ichsr De^tzAenbeit ^/.tarrechs 
. nrse wao Nstud aus a'wn mässlich-en Himmels- 
gebenden 2istate beranrrschlepnen, die mehr Seiten- 
Mond als belchrend eichen, bin VeMbreü, das ün 
(stleichen-buüvmrm erinnert. 
' st ' st^r ' 
Das dritte DUmbuch träst den Mtel: „D rlm LlZ 
Uunst^ und bat budolk ^rnbeim MW 
§2KSer (brnst bovoklt Verlag, Berlin). ' 
^rudeim ist länZers 2eit als Dünckritiksr der „MK- 
' ' BerLLrr^ iAZarmar. 
Gegen Mittag in der sMichen Friedrichstraße. Obwohl sich die 
Straße vom Belle Miance-Platz aus mit seinen verrußten, viel 
zu klein geratenen mythologischen Gruppen schnurgerade bis Zum 
BHtchofHriedtiM spürt man doch in diesem Wl 
ihre MürateS nur wenig. Sie ist hier eher verschlampt und steckt 
voller'Lleiner, ärmlicher Lädchen, die einen durchaus provisorischen 
Eindruck machen. Er rührt zweifellos auch daher, daß manche 
Hausbesitzer ihre Ladenräume einfach kurzfristig vermieten, um 
sie nMHanz leer stehen zu lassen- Zwischen 
apfgeschlagenen. Geschäften und:den 
großer EnLerschied. Heute ist nichts mehr niet- und nagelfest, und 
Zahlreiche Ausverkäufe gelten, der endgültigen Räumung.: . . 
Em vergängliches Gewimmel, dessen powere Bestandteile sich 
erst Mch und nach dem Passanten smprägen. Wahrscheinlich, hängt 
mit GGMv die Wahlheimat der Film- 
Kranche ist, die erstaunliche Häufigkeit phov^ 
Zusammen. Sie behaupten allerdings nicht allein das Feld, son 
dern müssen immer wieder die Nachbarschaft von Rundfunklädchen 
erdulden, vermutlich erklärt sich ' ihre Anwesenheit daraus, daß 
Auge und Oht einander verschwistert sind. Wie volkstümlich das 
Radis" schon ist, beweisen die schwierigen technischen Beschreib 
Lungen^ die neben den schwarzen oder braunen Kästen im Schare 
Junge Burschen überfliegen die LM mit einem 
fachmännischen Verständnis, das sie den politischen Ereignis 
offenbar nicht entgegenbringen. Sonst wäre die Politik bei uns 
anders, und. die. Lautsprecher üb erwogen- nicht so. In ihrer Nähe 
befinden sich einige Geschastchen'- die'mit .sicherem Instinkt aus 
irgendeiner Passage hervorgekrochen Zu sein scheinen, Sie sind 
schmal und Lief , und verbergen sich Unter einem .langwallenden 
Gewand bus Anstchtspostk^ das aber nur dazu dient, 
auf M aufmerksam Zu machen. Dchn'.mi.t- 
Len unter' den Straße^ Berlins Zeigen sich schon in 
der UuÄage Bilder, die das. Liebesleben betreffen, und ein Schild 
lädt.M Frb „.sexualwissenW Werke" höflich. Zum Be ¬ 
treten des Inneren ein. Wo die Gedanken sich der Liebe Zu 
wenden, sind Friseurläden gemeinhin nicht weit. Die Dachs 
puppen,. mit denen sie prangen,, wirken,, der . Lage entsprechend,. 
länKs/Mt -so vornehm wie ihre-Schwestern am Kürfürsten- 
damm, tragen jedoch immerhin ausgedehnte Frisuren nach der vör- 
letzten'MM./Ium Glück bleiben sich , die Schlager überall gleich, 
in cheEem ' Stadtviertel man sie auch trällert.. Der aus dem 
ChaMWm.^ tanzt" .hat sich attsGinend beson ¬ 
ders siark auLgebreM . „Las. Ms' nur. einmal/—' das kommt 
nie wichet: so preist einst. LiMrtengMa preiMerte 
Zigarre an, und es ist, als höre man bis Hawch selber diese 
'gbWlselige Strophe singen. Im Film kommt der Vers leider 
immer wieder. Die betreffende Zigarre mag in einem der vielen 
Cafes ringsum erfreulich munden. Eines dieser Beisels, das 
außerordentlich herab gekommen aussteht, hat sich die Bezeichnung: 
„Bürgerliches Cafe" zugelegt;- was hoffentlich keine Anspielung 
sein soll. Andere weisen auf ihre Kojen hin und erregen damit 
sexualwissenschaftliche Vorstellungen, die vermutlich dem Besuch 
förderlich sind. Seiner Steigerung dienen mitunter auch eigene 
Attraktionen, zu denen etwa der ungarische EiseMnU 
Den Photographien -nach zu schließen. Liegt er Eisenstang^ 
Nu und.'ist überhaupt eiE MZMer, die Man hier ¬ 
zulande so innig ersehnt. 
Es ist Mittag, die Läden wirren sich ineinander, und der Lärm 
der Autos und Ommbusft reißt nicht ab. Mit einem 
auf der Straße Musik. Zwischen Ansichtskarten, Zigarren und 
Frisuren steigen Lieder empor, die vielleicht Zum Wald oder'zu ab 
gelegenen Hinterhöfen paffen, aber nicht hierher in dieses geschäft 
liche Zentrum. Sie werden von Geigen und Gitarren begleitet und 
behaupten sich so unbekümmert niemand außer ihnen vor- 
handem Die Spielenden könnten Studenten sein; jedenfalls sind 
sie ordentlich gekleidet und haben unverarbeitete Gesichter, deren 
rosige Farbe allerdings' mehr bie Folge der Kälte als- gutex Gr- 
nährung ist Wie verschlagene Fremdlinge M sie auf der W-- 
lichen Friedrichstraße und rnustzieren von Treue, Heimat und 
GlauLen — lauter schmachtende Volksmelodien^ Zu denen Dors- 
linden -rauschen sollten, aber nicht Lastfuhrwerke und Taxis. Um 
den kleinen Trupp herum harren Zufällige Passanten: Arbeit 
Frauen mit Körben, Aillekindet und ünbestiMM Männer. Sie 
regen sich nicht, sie lauschen wie angewurzelt den Liedern und 
starren immerzu auf die spielende Schar.. Es ist, als fühlten sie 
sich in eine sönnt Landpartie hineinversetzt. Während sie 
draußen wandern oder auf der. Wiese liegen, kommen ihnen die 
selben jungen Menschen entgegen, die jetzt hier fingen. Vergessen 
sind die Läden und Sorgen, die Natur mit ihren Wandervögeln 
ist mitten in die Stadt ringerückt « . . 
Der Gesang Lricht ab, und eine Stille folgt, in der auch das 
Getyse des Wage'nverkchrs eM weicht von der Stelle, 
das ' Pflaster/duftet wie .Gras.//.M im Schwtzigen bröckelt 
einer/aüZ der Gruppe und geht mit vorgehaltenem Hust herum. 
Durch'diese Bewegung wich Her der..Arü^er Dfort 'ZeMpt. Die 
Autobusse fahren weiter, die Wach puppen tauchen aus der Per, 
senkung auf, die Ansichtskarten kehren wieder ins Leben zurück. 
Stumm und. ohne etwas zu geben, verziehen sich die Passanten, 
WWWLtOer*.Tmumstst.zerronnen.st / 8/F^L.a^ 
i bübne" tätiZ Zeivesen und scheint sied überdies eine 
NenZe praktiseber BriabrunZen auk dem Oekiet der 
NImberstellunZ erworben ru baben. 8ie kommen 
seinem ZroLanZeleZtev Versuch einer Bilmästbetik ru- 
Uute, der sieb auüerdem auk die Drlv nmmsse der mo 
dernen Bxperimentalps^choloAie und die tbeoretiseben 
Arbeiten von Lalars, Budo^vkin und Noussinae grün 
det. Da er mstbodisek richtig an gesetzt ist, gelLNgt 
er 2U einem köebst kruektbLren Ergebnis, das viebt 
Julet^t auch die AukmerksAmkeit aller Dilmpraktiker 
verdient. Bs bestellt im svstematisellen ^.ukEZ der 
Pormgesstrljchkeiten des stummen Dilms. Icll deute 
nur gerade an, nie ^rnlleim verküllrt. Dr arbeitet ru- 
nächst in einer genauen ^nast^se die einzelnen Unter 
schiede L^isrllen dem Dilmbiw und der abgebiläetsn 
^Virkliekkeit lleraus und ^eigt sodann, Mie diese Eigen 
tümlichkeiten des Naterials Künstlerisch au^unutösn 
seien. >Venn mied niellt alles täuscht, sind die Lstlle- 
tisebsn OesetLmäüigkeiten des stummen Dilms bisller 
Meder so bskullt aus den materiellen Bedingungen ab 
geleitet, noell so vollständig verzeichnet vordem ^ucll 
1'onkilM gegMüber erweist sied Ls vo» Lrukeim 
EevLiläts Netkoa« M MZsmsmen als kmeklwd. 
llekerliauxt derudt vodl seme ZtLrks vorvisZvnä a«! 
6em s.usxsxi-->8tsn Sinn kür koi-mals Ztraklvrcv. ^oäsv- 
kalls sinrl äi? ikueL Zsvi^mstM LstukluiiZen un- 
sleicd Luksoblukreieksr als i^s, äis äsn <tsr 
?ilms kstrsklell. veik Lmdsim rum Smspiel 
esnau, äaü äis Details violitiZer als <lis Oesamtkan-t- 
lunF smä unä m-'edts am liebsten äen llsxissem- mit 
äsm Dilmantnr iaentikirleren, aber dinter ssmsr Lr- 
der kilm'^'d^n 0e8tattiioipioo sreor 
äis b'ädiKeit, dls Mmmbalts selber M wterYretiereo, 
eotsebioäen surüek. 2um mindesten ist seine DsntnnZ 
aes „LonksNionskilms" niobt eben orißinell, nnä leb 
xlsnbs käst, es keblt idm voeb sn äen votvenälssn 
sosiolozi-ebsn Kategorien. Hier liegt äis Orsnrs äss 
Duekes. Im übrigen ist es als nmkasssnäer Deitksäen 
äer Dilmästbstilr ein gelungener tVnrk, äsm leb 
sage es nycb einmal — snob äis ^nerlcennnng äer 
^ilmsobnUenden ßebübrt.
	        
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