Das Buch als Ware.
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Gegenstand de Begehrens, des Kaufes. und .mit dem Buch gesetzten „Gemeinschaftswerte’
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würden. Eine solche methodisch streng durch
geführte Monographie könnte der rein ideologisch
verfahrenden Literaturgeschichte zu Grund und
Boden verhelfen und außerdem wesentliche Er
gebnisse soziologischer Art zeitigen.
Die der Gegenwart gewidmeten Abschnitte
Josef Nadlers Broschüre: „Bu chhan-
d e 1, L i t e r a t u r und Nationri n G e -
s c h ich t e u n d G e g e n w a r t“ (Junker und
Dünnhaupt Verlag, Berlin: 46 ; Seiten, geb.
meisten Zeitungen nützlich gewesen wäre. Tat
sächlich liegt die Literaturkritik der deutschen
Presse so im argen, daß man sich ihr gegen
über schwerlich mit Aeußerungen wie diesen
begnügen kann: „Die Presse sündigt nicht durch
scharfen Meinungskampf um das bedeutende
Tausches, und suchte man von da aus den gei
stgen Akt des Schaffens zu beleuchten,so sähe
die: Literatur wesentlich anders aus, als sie
heute gesehen wird/ 4 In der Tat erschließt die
kleine historische Skizze ein bisher verhältnis
mäßig unbekanntes Gebiet. Vdm Warencharakter
des Buches ausgehend, stellt sie die Beziehun
gen zwischen wirtschaftlichen und k u I-
turellen Faktoren dar und arbeitet vor allem
den Einfluß heraus, den der Buchhandel zu
manchen Zeiten auf die geistige. Entwicklung
genommen hat. Einige Miniaturporträts größer
Buchhändler veranschaulichen außerordentlich
klar die oft entscheidende Bedeutung, de mate
rielle Antriebe und Energien für den ideellen
Ueberbau gewinnen. Es wäre zu wünschen, daß
diese paar Hinweise, die sich zweifellos mit den
stammesgesch’chtlichen Untersuchungen Nadlers
ist auch die Anweisung, daß die Univer
sität sich um die Realisierung solcher Werte
bemühen sollen „An jeder Universität" erklärt
Nadler in Uebereinstimmung mit Kolbenheyer,
„müßten Jahr für Jahr die berufenen Männer
vor Zuhörern aller Fakultäten Stand und Rieh-
tung der Gegenwartsliteratur furchtlos und
kritisch prüfen/ 4 Wer ist berufen? Und über
dies ist die Stellung der Universität innerhalb
der heutigen Gesellschaft viel zu problematisch,
als daß man eine solche Aktion ohne weiteres
gutheißen dürfte. Was die Einflußmöglichkeiten
der P r e s s e betrifft, so befürwortet Nadler die
frele Meinungskonkurrenz, sofern sie nicht zur
Anpreisung des Schundes führt. Auch hier
zögert er, die etwa zu fördernden Gehalte selber
zu umreißen. Eine Zurückhaltung,. die darum
. doppelt bedauerlich ist, weil an diesem Ort eine
zu einer Monographie ausgebaut inhaltliche Krit’k des buchkritischen Teiles der
als Handelsgeschichte, um das Buch als einen Nadlers folgt. Formal wie die Bestimmung der „Kauffe:ndlichkeit durch Leihgemeinden ist
besser als Lesefeindlichkeit, aus Ersatzbedürf
nissen."
• Zum Schluß fordert Nadler eine großzügige
Organisation der deutschen Bücher-
a u s f u h r, die ihm als nationale Lebensfrage
gilt. Er ermähnt vor allem zurverständnisvollen
Berücksichtigung, der östlichen Randstaaten, die
ein stark es V erlangen nach d eutseher Kultur
trügen. Nicht minder beachtenswert wie seine
Kritik an den dort geübten Propagandamethoden
ist die an der österre’chischen Fahrlässigkeit.
„Es ist darauf zu schwören/ 4 versichert er, „daß
es in keinem der i nächstbeteiligten. Wiener Mi
nisterien eine Stelle gibt, d’e sich mit den gei
stigen Beziehungen Oesterreichs zu seinen Öst
lichen Nachbarn beschäftigt." Auch das groß
spurige Auftreten . mancher deutscher Kreise
Oesterreich gegenüber bleibt nicht ungerügt.
Die ganze bittere Zustandsschilderung klingt in
einen Appell an den deutschen Buchhandel
aus, die bisherigen Versäumnisse durch eine
vermehrte Pionierarbeit im Raum „von Reval
bis Fiume" wettzumachen. Wobei man nur
wieder gewünscht hätte, daß auch des Inhalts
der über die Grenzen zu schickenden Literatur
ein wenig gedacht worden wäre.
leitet Nadler mit der Bemerkung ein; „Es gibt Buch. Und da Irren menschlich ist, so fällt sie
kein Mittel, die erwürgende Massenerzeugung nicht in Schuld, weil sie sich von Fall zu Fall
künstlich zu drosseln, damit das Edelerzeugnis im Urteil vergreift. 44 Viele Irrtümer, die sie in
. .. , „ wieder Raum gewinne/ 4 Da diese kapitalistische der hier gemeinten Hinsicht begeht, sind nur
R. 1.60), der ein Ende dieses Jahres vor dem Situation als gegeben hingenommen wird, drängt allzu menschlich, und darum doch eine Schuld.
Allgemeinen Deutschen Buchhandlumngsgehilfen- sich von selber die Frage auf, wie das Buch Ueber ’den Rundfunk und die etwaige Weihe
verband gehaltener Vortrag zugrunde liegt, er- in ihr seine kulturelle Funktion auszuüben ver- kraft seiner Bücherstunden äußert sich Nadler
öitert Fragen, die für das deutsche Buch lebehs- mag. Nadler erkennt durchaus richtig, daß der einstweilen abwartend; nicht ohne die Ge
wichtig sind. Sie sollte schon darum nicht nur Buchhandel außerstande ist, den Verkauf des fahrenmornente zu erwähnen, die der Bevölke
rn Fachkreisen gelesen werden, weil sie die wertvollen Buches zu erzwingen, und legt daher rung von diesem Instrument her drohen. (..Dei
aktuellen Betrachtungen an einen historischen den Nachdruck auf die Erziehung der ärgste Zeiträuber aber ist.der Rundfunk “) Seine
Rückblick anknüpft, der seines materialistischen Käuferschaft. „Den Schlüssel zur Lage emp’rischen Beobachtungen sind überhaupt
Einschlags wegen unser besonderes Interesse, hat nur der Käufer/ 4 Die Analyse der an ihm häufig sehr treffend.. So verteidigt er mit den
verdient. Er kommt andeutungsweise einer For- zu leistenden Erziehungsarbeit wird leider von Volksbüchereien auch die Leihbibliotheken, die
derung entgegen, die Nadler wie fe’zi formu- einem gewissen Formalismus gehemmt, der den Umsatz nur verlangsamten, und prägt bei
liert: „Schriebe man Literaturgeschrchter einmal allerdings wohl zwangsläufig aus dem Standort dieser Gelegenheit den ausgezeichneten Satz: