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Metadata: H:Kracauer, Siegfried/01.12/Klebemappe 1933 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

äuoed dis drodusnds l>laedt 6er lladrduodsxto und 
seinen uostoridiod^a Orüllen^'odn und Versoio-nn^c:, 
^^do." Die sed^isvi^s I.6ß:ierun^, sas dsn si/w dor 
Helä LusLmmery.st^ ist nn^e^eieknet ^ebekiläert. 
Lein ^Mox oxt^ einEe^w^ ^n ' ^eräen, 
seine matfloss., UttDtlceit Lämpft mit dsm Un- 
^snden > aus" a Üeil der ^Nrre-rK, seine 
UaLtlosi^sit verstört die' Dnuer Letz' Liebe, 
. Lgip -- ?atdos ^vird dureb einen. Azwismus, 
untßrmiy.isrt, 6er ^aus utopisefisr ^rfimchiMsit 
koNiint, . dis" sZeb^-'niebt dEadrüsitsn. bann. Xm' 
Lnäe7/ekbenyb boinL,äbü er' Meb i^ben Wds 
und ckom-,'.- AelsA.,-.'.äsr - ^.orkchh.Emr' tzyMhetdZm inub, 
briebb mit. bßidM^'vied bnibeliseb, irrt ^srarMt 
dureb dis DraWst^onand ardoloke sieb, sein 
Xinä auk. dem. ^rm. ssÜis diittzebiKs ^nkerstebnnW-. 
ch^ns, dis-AMohän ^ärs LU missen ASMSseu.b 
^m besten ist unstreitig die ^ebilde- 
rnng der ^rieebisabsn duden. Die ibnen gewidmeten 
^bsebnitts besebwören eine ^ett beraub die uns 
unbekannt i^ MLr^ der Verfasser 
2u Dause. Dr gibt -den eigentüm'Iicben Zauber der 
Inse11andsebakt Medex, er gestaltet mit. kietät und 
itx die Bvpen,, die in ibr umgeben, ^ie verdienen 
wabrbaktig das -Vürgerreebt in der eurenäiseben 
Literatur. Dine wunderbare Digur ist 2um Leispiel 
Onbet Aaltiel, der weniger. aus dem Desebleebt der 
Lolal als aus.dem der Hebelme 2u stammen sebeint. 
Hn Jänneben, das gern im Kreis der Freunds 
pbantastisebe Oesebiebten er^äblt, seinen eigenen 
Uebertreibungen glaubt, die zivilisierte ^Velt wie 
eine Bildnis - duxebrelst und sebliMieb in der 
NaWreimat kalästm Kamni gegen die Traber 
lallt. Leins Lust au Abenteuern wetteifert mit der 
an Daubeleien, seine Lebläue ist nie um' einen 
Ausweg verlegen und seine Llägliebbeit ist eine 
NaKo ererdter Lraft. 0 Dartarin, von 
vuiebotte, Dulensmegel: si^ alle geboren 2u seinen 
Xbnen. - . - 
Dum. LebluA sei niebt binöUMkügen- vergeh 
daß- die deutsebe vebersetrung von Dram/ Kessel 
und. Daus Landers mustergültig besorgt worden ist. 
,-. ... ',. , - 
-/7' 
Berliner Mbeneknander. 
K«rü--Jki Sesla-Ball im Savoy -^- M-enscheK 
iRt tzoLeL 
BeEn§ im FeLrua-r. 
Soiree, des EMsrimentat-PsychologM und Herrschers A. M. 
Längsner» der sich mlch Kara-Jki nennt, was gleich viel ge^ 
iMmnisBöller klingt. Er spricht fließend ein gebrochenes Deutsch, 
so zwischen Ungarn und Amerika, mit noch ein paar anderen 
Einschlägen dazwischen. Kein Wunder; denn Kara-Mi hat, wie 
er im Programm erzählt, mit drei Automobilen eine über fünf- 
.jährige Weltreise gemacht, um die okkulte Wissenschaft aller 
Völker, ihre Psychologie, ihre Religionen usw. zu studieren. Allem 
in Britisch-Jndien, heißt es ebendort, sei er mehrere Jahre ge 
blieben; desgleichen in Siam und Straits Settlements; ferner 
in Sumatra, Singapore usw. Addierte man die Jahre Zusam 
men, so käme zweifellos eine ganz stattliche Summe heraus Aber 
vielleicht ist es schon eine Frucht von Kam-Jkis Studien, daß er 
trotz dieser langen Aufenthalte in den okkulten Gegenden die ganze 
Expedition in so kurzer Zeit zurückgelegt hat. Ihre Ergebnisse 
sind jedenfalls wunderbar. So findet der Forscher rein durch 
Gedankenübertragung versteckte Gegenstände, die nicht größer als 
eine Nadel Zu sein brauchen. Wenn sich der Erfolg nicht sofort 
emstellt, hat die Person, die ihn hinsühren soll, einfach nicht kon 
zentriert genug gedacht. Die Hauptattraktion bildet natürlich das. 
Hellsehen im engeren Sinn, da Kara-Jki auf Grund von ZetteD 
chen ausÄch die ihm während der Pause vom Publikum über 
geben werden. Jedes Zettelchen muß Tag, Stunde und Ort deS 
zu erratenden Ereignisses enthalten. Nachdem sich Kara-Jki mit 
Hilfe eines Pendels in einen sogenannten „neutralen^ Zustand 
gebracht hat, läßt er sich von einer VertWuensperson die Zettel- 
chen vorlesen, fitzt düster da und sieht hell. „Ich sehe eine Frau/ 
sagt er, „die gerade gestorben ist. Oder er ficht eine Gerichts- 
Mne, oder sonst etwas. Die Zettelschreiber bestätigen seine An 
gaben, froh darüber, nun endlich erfahren zu haben, was ihnen 
passiert ist. Meistens entläßt Kara-Jki sie mit einem unverbind 
lichen Trost für die Zukunft. Jene Frau hat keinen Selbstmord 
begangen, und der ErLschaftsproZeß wird gut ausgehen. Inter 
essanter als dieses Orakeln ist das Publikum, das alle Ver 
kündigungen begierig aufsau-gt. Es besteht vorwiegend aus den 
Vertretern jener Schichten, die heute leidenschaftlich ein Wunder 
erhoffen. AelterZ Prwatieren beschlagnahmen die Sitze, Herren 
und Damen aus MitLelstandskreisen drängen sich nach vorne aufs 
Podium. Sie fliehen aus der Verzweiflung in den Rausch, schie-- 
Len die Vernunft beiseite, die ste nur quält- und vertrauen sich 
einem Hellseher an, um selber nichts mehr hell sehen zu müssen. 
Niemals find so günstige Zeiten für Medizinmänner gewesen. Eine 
Traktatchenlust weht im Saal- und die Atmosphäre ist mit Glau 
bensdünsten gesättigt. Von solcher Bereitschaft getragen- hat 
Kara-Jki ein um so leichteres Spiel, als er die Empfänglichkeit 
der Menge noch durch eine richtig dosierte Mischung herrischer und 
schmeichlerischer Gesten zu steigern weiß. Zuckerbrot und Peitsche: 
das alte Rezept. Schade nur- daß Fragen, die sich aufs politische 
Gebiet erstrecken, ausdrücklich untersagt sind. Man hätte gar zu 
gern gehört, wohin der Weg geht und wie das Programm für 
die nächsten Jahre beschaffen ist Wer Kara-Jki denkt nicht daran, 
seinem in politischer Hinsicht so findigen Berufskollegen 
Hanussen nachZueifern, sondern grast lieber das Privatleben 
ab, das noch dazu den Vorzug hat, daß sich seine Befunde der 
allgemeinen Kontrolle entziehen. Der Weizen WHL ja auch hier, 
und wer öffentlich hsllstcht- kann sich nicht genug vorsehem 
In den Varietes haben sich sonderbare ZwischenforMen 
verfestigt. Man wacht regelmäßig Anleihen Leim Kabarett und 
Theater und . ergänzt die rein artistischen Nummern durch Lei- 
stuMen, die halb und halb literarisch und künstlerisch gewertet zu 
werden verlangen. Das neue S c a la - Programm zum Beispiel 
bietet einen Sketch mit Felix Bressart und die Conference von 
Werner Finck. Unter den Gründen, aus denen sich diese ver^ 
änderte Struktur des Programms erklärt, wären etwa zu nen 
nen: der durch den Druck unserer wirtschaftlichen und politischen 
Zustände vermehrte Drang des Publikums nach Abwechslung; die 
schwierige Lage der Theater; die Stoßkraft der Tendenz, die auf 
Demokratisierung gewisser, einst privilegierter Kunstgenüsse aö- 
Zielt. Oekanomische und ideologische Gründe greifen hier inein 
ander. Im großen und ganzen steht fest, daß das gemischte Variete 
Programm von heute ein getreuer Spiegel des sozialen Misch- 
prozesses ist, in dem wir uns befinden. Wie dieser noch des Ab 
schlusses harrt, so sind auch die Nummern-Kombinationen auf der 
Bühne einstweilen ein provisorisches Gemenge. Dem Uebergangs- 
charakter der gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnisse ent 
spricht jedenfalls genau das Kunterbunt der Darbietungen, das 
die hierarchische Gliederung völlig vermissen läßt. Man könnte die 
Uebereinstimmung Zwischen dem Variete-Betrieb und der Situa 
tion der Besucher sogar speziftzieren. Die Zusammensetzung des 
Programms gleicht nänrlich haarscharf der des jetzigen miLLelstän- 
dischen Bewußtseins, das die aus einer nahezu proletarisierten 
Existenz erwachsenden Forderungen mit den Ansprüchen zu ver 
einigen sucht, die den bürgerlichen Traditionen entstammen. So muß 
es eine Vorführung bejahen, die das Selbstgefühl dadurch stärkt, 
daß sie in den Rahmen des Varietes Attraktionen einbezieht, die 
eigentlich in der gehobenen bürgerlichen Sphäre beheimatet sind. 
Dem Geltungsbedürfnis der sozial gefährdeten Zwischenschichten 
ist gerade diese Sprenkelung besonders gemäß. Allerdings bedeutet 
die Uebernahme kabarettistischer und theatralischer Leistungen ins 
Variete eben nur einen Kompromiß. Jene Leistungen werden ja 
nicht nur aus ihrer ursprünglichen Umgebung herausgerissen, 
sondern haben sich außerdem den Notwendigkeiten des Varietes 
anzupassen, dessen Voraussetzungen nicht die ihren sind. Es 
duldet zum Beispiel keinen Zweifel, daß eine Conference, die sich 
aus breite Variete-Publikum wendet, nicht so durchpamtiert sein 
kann wie die im intimen Kabarett. Vergröberungen sind unaus 
bleiblich und sie wirken um so peinlicher, als man dazu genötigt 
ist, sie mit den oft vollendet ausgearbeiteten artistischen Nummern 
zu konfrontieren. Was diese betrifft, so ist, von der Terssina 
abgesehen, Fred SanLorn der Glanz des Soala-Programms. 
Ein exzentrischer Londoner Xylophonist, der wie eine E. T. A. 
Hoffmann-Mgur mit seinen Klimperstöckchen über das Podium 
geistert. Auch das Instrument, auf dem er, ständig in Bewegung 
begriffen, blinkende Tonskalen erzeugt, ist aus den Fugen ge 
raten. Es bjrgt in seinem Innern Bananen, und manchmal ent- 
fäbrt ihm eine' Taste, die gesondert angeschlagen werden will. Roß 
und Reiter find nicht ganz Lei Sinnen und insofern ein wasch 
echtes Produkt unserer Tage. 
Die RoLfer-Bühnen such Zwar verkracht, aber aus den Ruinen 
sprießt noch immer das von den flüchtigen Brüdern erweckte Leben. 
Abend für Abend strömt das Publikum in die Tropfsteingrotte des . 
„Großen Schauspielhauses", um sich hier die Freude zu 
verschaffen, die es draußen nicht finden kann. Je unsicherer die 
Zeiten sind, desto begehrter ist vermutlich eine Operette wie: „Ball 
im Savo y".' Sie "beansprucht nicht, ein Dauerwert zu sein, den 
man unter den jetzigen Umstanden ja auch kaum zu realisieren ver 
möchte, sondern gleicht viel eher einer Injektion, die sofort in 
einen Zustand der Beschwingtheit versetzt. Die momentanen Reize, 
die ste ausübt, sind größtenteils der Inszenierung zu danken. Diese 
appelliert sehr geschickt an die M a s s e n g e f ü h l e des Publikums, 
die durch den amphitheatraUsch ausgebauten Zuschauerraum erst 
recht ins Bewußtsein gehoben werden. Das Ballett etwa besteht aus 
einer Reihe von Girls und Boys, die wie ein Gleichnis der Masse 
wirken. Sind die Lrüppchen auch nicht wie m Amerika eine Selbst 
darstellung der dem Mechanisierungsprozeß unterworfenen Massen,
	        
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