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H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043381
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.04/Klebemappe 1924
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1924
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

stei 
pKe. 
Die 
ark für 
überreichen seu 
-Xr» 
geldes) abgeschlagen. 
Schließlich polemisierte Herr Fronemann noch gegen den 
Rh e i n - M a i n r s ch e n Verband für Volksbildung, 
der aus durckffichiigeu Gründen, zumal in der Frage der Film 
veranstaltungen, dem Wirken der Vereinigung Widerstand ge 
leistet habe. 
Aus Vorschlag des Referenten beschloß man, die Tätigkeit 
von „Kunst und Jugend" vorerst e i n Z u st-e I l e n, und eine 
Denkschrift auszuarbeiten, die den Zuständigen Stellen zu 
den Krieg gegangen ist und ihre Spiele jetzt dort wieder auf- 
nimmt, wo sie unterbrochen worden sind, er verneint sie durch 
aus, er rennt in der Wut der unauslöschlichen Erinnerung 
wider sie an und stürzt sie in den Abgrund hinab, an dem sie 
sich angebaut hat, weil das Nich s ihm existenter dünkt als ihre 
nichtige Existenz. Freilich, die starke Wirkung geht nicht eigent 
lich von der Predigt aus, von dem melvenw mori, daZ hier 
ausgerMrt wird, sondern von der artistischen Formung 
des Untergangs, jener Folge der Szenen, die das düstere 
Sterben schildern. Wie das Kommende sich vörberettet, wie 
die Angst wächst und durch hohle Minuten das Grauen schleicht, 
das Auf und Nieder zwischen Erwartung und Bangigkeit, das 
gemeine, das lächerliche und das erhabene Ende — es ist ge 
bannt, es prägt sich ein. 
Der Haß allerdings redet das letzte Wort und was bleibt, 
ist das NichG. Denn wird das Leben getilgt, das gesündigt 
hat, so erstirbt, auch das Leben, das sich entsühnen konnte. Der 
Dichter, der die reuelose bürgerliche Gesellschaft dem Fege 
feuer überliefert, ist so hingegeben dem Haß, der seiner Liebe 
entspring:, daß er die Liebe vergißt, die den Haß zu beschrän 
ken vermochte. Er selber ist nicht minder vergeßlich wie diese 
Gesellschaft, die er richtet und die zuletzt ihn doch ins Unrecht 
scht, weil mit ihrem durch ihn heraufbeschworenen Untergang 
ia zugleich auch die Möglichkeit ihrer Neugeburt schwindet. 
Wie zwingend immer der Protest gegen ein Leben sei, das 
sich an die Oberfläche verliert — und es ist eine Tat, ihn zu 
erheben in einer Umwelt, die lärmend und stets erneut ihre 
eigene Flachheit bejaht — er hat seine Grenze an dem Bestand 
des Lebens selber, das allein die Kräfte der Umkehr enthält. 
Der Haß des Dichters, der die Vision des endgültigen Todes 
aus sich entläßt, gründet in der Liebe zu den wirklichen Men- 
Wen. die er verschüttet wähnt. Aber diese selbe Liebe muß e 
ihm die Hoffnung geben, daß ein Nest des Guten auch in dem 
schuldhaften Leben noch schlummere, und ihn zurück'chaudern 
lassen vor einem Spruch, den zu fallen ihm N'cht gebührt. Sonst 
eben bleibt das Nichts, das er, ja er gerade am wenigsten meint. 
Dr. S. Krakauer. 
„Kunst und Jugend". 
In einer Sitzung des Rates für künstlerische Ange 
legenheiten erstattete am Mittwoch Herr Fronemann 
Bercht über die schwierige Lage der Vereinigung „Kunst 
und Jugend". Diese im Frühjahr 1921 gegründete Ber- 
-einitzung, ein Abzweig des Rates, darf auf eine ersprießliche 
Tätigkeit Zurückblicken. Sie suchte künstlerische Erziehung Zu 
treiben und bei allen ihren, der Jugendpflege geltenden Be 
strebungen den demokratischen Gedärmen in die Praxis umzu- 
setzen. Da die geistige und die materielle Situation günstig war, 
gelang es, die Jugend mannigfachen Veranstaltungen zuzu- 
führen und vor allem: ihr das Theater zu erschließen. Zuletzt 
gesellte sich der Film hinzu, der sich sowohl in der Jugend 
pflege wre in den Schulen als Lehrfilm sein Publikum eroberte. 
Heute setzt zunächst die Wirtschaftslage diesen ge 
meinnützigen Veranstaltungen ein Ziel. Infolge der Geldknapp 
heit müssen Vorführungen im Abonnement fallen gelassen 
werden, und ber den diesjährigen Weihnachtsdarbietungen etwa 
deckt der Verkauf voll Einzelkarten kaum noch die Selbstkosten. 
Trotzdem vorläufig keine Hoffnung auf Besserung besteht, soll 
Ende Januar 1922 eine „K u n st p ä d a g o g i s ch e Woche" 
staLLfinLen- damit wenigstens das Interesse der Oefsentlichkeit 
an den Veranstaltungen rege bleibt- 
Die entscheidenden Schwierigkeiten rühren freilich von 
anderer Seite her. Herr Fvonemann setzte sich mit der Haltung 
der Schulbehörde auseinander, die in den ersten Jahren 
die Leistungen von „Kunst und Jugend" zwar nicht positiv ge 
fördert, doch auch nicht abgelehnt habe, seit Sommer 1924 aber 
in steigendem Maße die Tätigkeit der Vereinigung unterbinde. 
Zur Rechtfertigung der Behörde könnten höchstens die *urzen 
UnLerrichtsperroden des Kommers und die aus dem einen oder 
anderen Grunde erforderlichen Sonderveranstaltunge der 
Schulen dienen. An der hierdurch in den Schulen erzeugten Un 
ruhe trage aber keineswegs, wie eine Resolution des Lehrerin- 
nenvereins aussage, „Kunst und Jugend" die Schuld. Tatsache 
sei vielmehr, daß die Verewigung mit ihren Vorführungen die 
Jugend keineswegs überlastet habe und man es darum aufs 
lebhafteste bedauern müsse, wenn die Behörden sie jetzt der 
^6^) 
LlmsöubLK in Amerika. Der amerikanische Film: „Die 
junge Stad^, der in den Ufa-Lichtspielen gezeigt 
wird, schildert die. Streiche einer hoffnungsvollen Jungens-- 
bände, in der ein generöser Knabe Kraft seines Charisma die 
^erschuft innehat» Er HM mit den Seinen glo^re'.chs TaUm 
suT und rst trotz mancher nicht ebcn pazifistischer Handlungen 
ein prächtiger Bub, der den Hund Dux, seinen Spielkameraden, 
noch inniger liebt als das Mädchen Mary- das a^s Vertreterin 
1 des anderen Geschlechts nicht überall mittun kann. Man zieht 
auf den KrkHSpfad und srquW voruehmLich durch zxredr» 
feUmug 'Mndlicher Exemplare: eines unleidlichen 
sack-s, dessen ^mische Anmaßung aufreizend wirkt- und eineK 
kleinen Gents, dr:r allzu zart und schicklich da^rstslzLsrr. Wio 
die olympischen Gs-ter den Sterblichen, so entsprechen die dazrs 
gehörigen Eltern an Gesinnung und Lernperarmut ihren Splöß- 
lingen durchaus, und strafend- Lobend sanftigend greifen such sie 
in die Ereignisse ein. Kurzum: es entrollen reizende ZauMub.w- 
geschichten, die zumal dem jugendlichen Publikum nachahmenL- 
wert dünken mögem Ein« andere Frage ist- oh die Verpflichtung 
vor dem KurdAkasten schauspLelernd M freien, Lrn Kindes 
Akteuren selber zum Segen gereiche. Voran geht ein ausge 
zeichneter Film der Zeppelin-Gesellschaft, der die Gesitzchre 
bes Flugs über den Atlantik von Anfang brs zum Ende 
illustriert. Lehrreich zumal ist die Vorführung eines Keinen LM* 
Modells, das wie durch Zautsrhünde sich selber zrffmns 
mensetzl und in allen EinAetheiLen dem Mesenschlsf gleicht. Durch 
solche filmgemäße AuftiahM- die den Eatstehüngsprszeß tech- 
nicher MrLZ ^monstrierem wird das Interesse an diesen g§- 
Möglichkeit beraubten- sich fernerhin nützlich zu erweffen. 
Stadt habe die erbetene Subvention von 15 000 Mar 
Theatervorführungen verweigert und die Schulhehörden die 
Verführung des Zeppelin-Films (wogen der Höhe des Eintritts 
MLrSmß im Rski». Vüma MLnSebergr erzählte 
gestern in der »Stunde der Frankfurter Zeitung* Märchen — 
Märchen, die durch ihre VortragZkunst mit einem Male in der 
Wirklichkeit stunden und nicht lae Kinder eigentlich- sondern die 
Erwachsenen betrafen. Das Grim.nsche Märchen: „Der Räuber 
bräutigam*- das einen Lustmord gestaltet, wurde zur Lagerlof- 
schen Legende, die das Ferne in die Gegenwart zwingt und das 
Gegenwärtige in die Zcitlosigke t bannt. Durch die Klano- 
! abfchattungen der Summe, un' die Modellierung der Wieder- 
I holungen, gelang es der Erzählerin, das unheimliche Geschehnis 
so beängstigend nahe zr. rüärn. daß man es in verzauberter 
Atmosphäre bedrück: erfuy» rnd erlöst das befreiende Wort ver 
nahm. Dann ziselierte sie ein chinesisches Märchen aus, ein zar 
tes Capriccio von einem Kaiser und dem Mond, hell, schwebend 
und leicht hingefaucht wrr auf einr Lackschale mit einigen Strichen 
des spitzen PinM. ree. 
sDer Arzt und die Philosophie^ Die Schrift des Fra -tz 
furter Privatdozenten Dr. Richard Koch: „Das Als-Ob im 
LrzLlichen Deuken" (8. Bd. der Schriftenreihe: „Baus 
steme zu einer Philosophie des Als-Ob". Rösl u. Co., München), 
die von der Gesellschaft der Freunde der Philosophie des Als-Oü 
preisgekrönt worden ist, münsucht die Bedeutung der F ikti o n 
Lildung im Sinne Vaihmgers für die Medizin. Da Koch 
sich damit begnügt, die praktische Anwendbarkeit des FMons- 
begriffs innerhalb eines bestimmten Wissensgebietes aufzuweisen, 
> erübrigt sich die kritische Auseinandersetzung mit Vaihinger selber, 
! die Zu zeigen hätte, daß der in seiner „Philosophie des AlsOb^ 
entwickle FMonalismuS erkermtnistheoretisch unhaltbar ist und 
zu den gewalttätigsten Konsequenzen führt. Die Vsrbogenheit die 
ser Lehre hindert indessen nicht, daß die Ansehung vor? Fiktionen, 
also tue bewußte Bildung von Begriffen, tüe der Realität nicht 
entsprechLn, doch hier und dort ein nützlicher Kunstkniff sein mag, 
um zu fruchtbaren Ergebnissen zu gelangen, und Koch zeigt sehr 
einleuchtend, wie gerade das ärztliche Denken au Schritt und Tritt 
solche Fiktionen benötigt. Seine stets durch Beisviele b leatm 
Ausführungen arbeiten die Hauptformen der ärztlichen Fiktionen 
heraus, prüfen die Notwendigkeit ihrer Beibehaltung oder Aus 
lösung und suchen die fiktive Geltung gewisser me^izi^i^er 
Stammbegrfffe und Grundunterscheidungen darzutun. Eine mit 
Empirie, gesättigte M e t h ode nlehre des ärztlichen Verfahrens 
das Ganze, eine wesentliche Bemühung Zur Klärung der typischen 
Denkvorgänge, die der Mediziner zu vollziehen hat. Uebernimmt 
man die Philosophie Vaihintzers in so eingeschränktem Maße, wie 
Koch es tut, dann haben gewiß seine Worte Berechtigung, „daß 
die Legitimierung des Als-Ob-Denkens für den Arzt eine Be 
freiung ist, daß seine Gedanken damit der Wirklichkeit stärker ange 
nähert werden, als es ohne diese Legitimierung möglich wäre." 
Lr-.
	        

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