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H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043382
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.05/Klebemappe 1926
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1926
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

wahr dar und vergegenwärtigen ihre Verhütung. 
raca. 
Lxr. 
finden. 
--- ^Buster KeaLsn.j Dieser schmale, kleine Mann mit dem 
gescheitelten Haar und dem etwas dämlichen Profil — nur die 
Äugen blicken bewußt — hat durchaus die Beziehung zum Leben 
verloren. Man erzählt, daß er in der Jugend mit dem Kopf unsanft 
an einen harten Gegenstand gestoßen sei. Er ist ein Gestoßener. 
Die vielen Gegenstände: Apparate, Baumstämme, Trambahnwände > 
und Menschenkörper verunstalten ein Kesseltreiben mit ihm, er 
kennt sich nicht mehr aus, er ist. unter dem sinnlosen Druck der 
zufälligen Dinge apathisch geworden. Kein Lächeln bewegt den 
Mund, die Züge sind stur, der Gang ist der eines Automaten. Man 
tippt ihn an: er setzt sich in Marsch; man legt ihm ein Hindernis 
in den Weg: er steht wie angegossen. Den Ereignissen, die oberhalb 
von Druck und Stoß sich vollziehen, ist er nicht gewachsen. Frauen, 
Freunde, menschliche Erlebnisse sind für ihn eben so viele Aus 
fallserscheinungen. Ändere drücken sich die Hand, lieben sich oder 
zürnen miteinander — er weiß nichts von dem allem, die schreck 
lichen Gegenstände erfordern seine ungeteilte Aufmerksamkeit, stumm 
und einsam verbringt er sein Leben damit ihnen auszuweichen. 
Oder er weiß vielleicht etwas von Liebe, vom Händeschütteln, von 
solchen Aktionen, die jenseits der Mechanik sich abspielen. Aber er 
kann es nicht recht herausbringen, wie ein Kloß steckt es in ihm, 
sein Kopf war zu bedenklich mit den Objekten in Berührung ge 
kommen. Wenn es von ihm selber nur abhüige, nie gelangte er an 
ein menschliches Ziel. Indessen, gerade weil er so töricht, ein 
dummer Hans, durch die tote Welt gepufft wird, kommt ihm die 
Hilfe im letzten Augenblick. Er fucht sie nicht, sie fucht ihn. Ein 
Zufall entreißt ihn den tausend Fährnissen, eine unsichtbare Hand 
bebt ihn mitten in das amerikanische Liebesidyll hinein. Am Ende 
ist er der Hans im Glück. (Bei Gelegenheit des jetzt in Frankfurt 
gezeigten Buster-KeaLon-Films: „Der Mann mit den tausend 
Bräuten".) Kr. 
nredergerissen sind: wo Jugend ist, wird das Gemeinsame eines 
Tages Gestalt. Die JugendzusammenkünfLe sind des ein Zeichen. 
Ihre Kraft aber schöpft die Jugend aus der Wahrhaf 
tigkeit, die auf dem Grund des ganzen, des gläubigen Men 
schen erwächst. Sie verbündet die Jugend aller Kreise und laßt 
die Grenzpfähle nicht bestehen. Sie wird, wenn sie unvermin 
dert weiter leuchtet, den Weltbund der Jugend, der in 
zwei Jahren in Holland begründet werden soll. Zum entscheiden 
den Siege führen. Aus der Gemeinsamkeit der neuen Jugend, 
dieser Verkörperung pazifistischer Politik, mögen auch dereinst 
die Völker erstehen, deren Bund von Dauer sein wird. 
Wir haben nicht ohne Grund die Rede Wilkers mit einiger 
Ausführlichkeit wiedergegeben. Man mochte sie als eine Predigt 
empfinden; aber auch Predigten müssen nicht inhaltlos sein, 
um ganz davon abzusehen, daß die Zeit für solche Predigten 
heute vorüber ist. Die Rede ist ein einziges Beispiel für den 
schlechten Formalismus, der sich vor jeder konkreten 
Tatsache zurückzieht, weil er nicht weiß, was er will (oder es 
mitunter nur Zu gut weiß) und für das alte deutsche Erb 
übel der schlechten Innerlichkeit, die einschläfert, 
statt Zu erwecken. 
Die „Front der neuen Jugend": man erfuhr nur ganz vM 
ungefähr, gegen wen sie errichtet ist; wobei als charakteri 
stische Merkmale der Reaktion oder der „Alten" Bestimmungen 
wie Militarismus, Kapitalismus und AntiabsünenZlertum 
zusammenhanglos Überschlagen wurden. Wider diese Front, 
die in solcher Allgemeinheit keine einheitliche ist, soll die neue 
Jugend stehen. Wie wird sie es zu beginnen haben, um sich 
äs Front zu konsolidieren und ihre Ziele — welche Ziele? — 
wirklich durchzusetzen? Kein praktischer Hinweis fiel. Zwar, 
Organisationen wurden als letzte Bindungen abgelehnt, 
Gesten verpönt. Aber worauf kommt es nun eigentlich in dem 
Kampf der Fugend an? Aus der äußeren Formalität flüchtete 
Wilker in eben die der falschen Innerlichkeit. 
Die neue Jugend soll den Frieden in sich selber finden 
und aus ihrer Gläubigkeit heraus wahrhaftig sein. Dann 
wird sich — so darf man weiter schließen — schon alles Zuw 
Besten wenden. Wer nicht doch, dann wendet sich nichts. 
Denn der innere Friede, die Gläubigkeit und die Wahrheit: 
losgelöst von bestimmten Erkenntnisgehalten, sind sie leer und 
unwirklich. Nicht aus einer gefühlsmäßigen Wahrhaftig 
keit quillt die Wahrheit; vielmehr: die wahre Erkenntnis, die 
ein Mensch findet, zeigt erst an, ob dieser Mensch in Realität 
wahrhaftig sei. Wilker hat daraus verzichtet, irgend einen 
umgrenzten gedanklichen Gehalt Zu weisen, der die von ihm 
in der Jugend vorausgesetzten Gesinnungen hätte legitimieren 
können. Er hat stattdessen die Jugend in Gesinnungen an 
sich, in reine Stimmungen zurückgetrieben, die sich entweder 
bei ihrer eigenen Nichtigkeit beruhigen, oder, wenn sie denn 
überhaupt nach außen wirken, in jedem beliebigen Inhalt sich 
niederschlagen mögen. 
Wir wissen, welche Verdienste sich Wilker in der stillen 
Arbeit der Jugendpflege erworben hat. Der Prediger 
der Jugend bewegung indessen erscheint uns als eine .Ge 
fahr; gerade weil wir an die Ehrlichkeit und die edle Abkunft 
seiner Haltung glauben. So, wie Wilker es wähnt, wird die 
„Reaktion" niemals zu besiegen sein. Hierzu ist viel eher er 
forderlich, daß die Jugend sich praktisch und in voller KonkreL- 
heit mit den Mächten auseinandersetze, die heute noch unser 
gesellschaftliches Dasein bedingen. An der Wendung n a ch 
a u ß en ist alles gelegen; nichts an der in ein unkontrollier- 
bares Innere. Es ist leicht, von einer erhaben sich dünkenden 
Seelenhastigkeit aus die Organisation als' ein Gebilde von 
vorletzter Bedeutung abzutun; aber die noch so äußerliche 
Organisation ist realer als das bloße Stimmungsgemenge, das 
in nichts zerstäubt. Erst wenn die Jugend in das äußere Lehen 
beherrschend vordringt, wird sie den Frieden in sich selber 
Der Held Mn-tin-Lin. Wieder einmal ist de^ alte Helden- 
hmrd auf der Leinwand erschienen. In dem Film: „DerKampf 
ums rote Gold", den die „Ufa-Lichtspiele" zeigen, 
verrichtet er auf den gewaltigen Schneeflächen Alaskas seine Wun- 
vertaten. Die Handlung ist wie aus den Aehnpfennig-Schmökern, 
i unmißverständlich, sentimental, spannend und primitiv. Goldgrä- 
' berexistenzen dienen dem Tier als Folie. In ursprünglicher Wild 
heit kommt es aus den ebenso wilden Wäldern angerast und wird 
- sofort zum erkorenen Liebling einer jungen Dame, deren strahlen 
förmiger Pelzkopfschmuck sie entzückend kleidet. Der Vater hat eine. 
geheime Goldmine und einen Feind, der ihn erschlägt, um in den 
Besitz des Geheimnisses zu kommen. Der Hund weiß alles. Er 
ist klüger als die Menschen, die ihn des Mordes verdächtigen und 
ihn erschießen wollen. Seine Instinkte werden nicht wie die der 
Zweibeiner durch den Intellekt verdunkelt. Man hetzt ihn in die 
Wälder hinaus — ein anderer kehrte der undankbaren Welt den 
Rücken. Er aber sammelt in der Schneewüste feurige Kohlen auf 
das Haupt seiner Widersacher. Springt dem Mörder an die Kehle, 
befreit seine Herrin und ihren Herzallerliebsten aus allen möglichen 
Gefahren, die zur Ueberwindung durch ihn bereit gestellt sind. In 
Lausend Situationen tritt er uns als der Ueberlegene entgegen: er 
weint am Grabe des Ermordeten, er ist ein Liebender, er bewährt 
ein feines Taktgefühl, er steht angespannt auf der Wacht und bellt 
im Orchester. Das Muster eines Hundes, herrlich und treu. Zu 
letzt erkennen die wiederholt von ihm Geretteten seine ganze Größe 
und nehmen ihn, wie es sich ziemt, reumütig wieder auf. raaa. 
Buster KeaLou. 
Herrlich ist der jetzt in den „Ufa-Lichtspielen" ge 
zeigte Buster-Keaton-Film: „Der Mann mit den tausend 
Bräute n". Buster erhält eine Erbschaft von 7 (sieben) Mil 
lionen Dollar unter der Bedingung, daß er am gleichen Tage 
noch heiratet, an dem er sein Glück erfährt. Der Mary die er ver 
ehrt, stellt er den Antrag so falsch, daß sie nicht will; erst später 
will ste doch. Man veranlaßt ihn, die ihm bekannten Mädchen auf 
sofortige Ehe hin anzusprechen. Er geht und fragt; wie man an 
eine Tür anklopft. Da nicht „Herein" gerufen wird, geht er 
wieder fort. Immer neue Mißgeschicke, grotesk abgewandelte Situ 
ationen. Man inseriert für ihn: Wer 7 (sieben) Millionen hei 
raten will, sei um 5 Uhr in der Kirche. Er sitzt dort allein, schläft. 
Nun kommen sie angerast, die Bräute, auf Rollschuhen, in der 
-Embahn, die Kirche ist voll. Er erwacht, wird umarmt, sieht sich 
um, flüchtet Die große Jagd beginnt. Ein Heuschreckenschwarm, 
erne ägyptische Plage, so stürmt die weiße Frauenmeute den Dollars 
nach Unerschöpflich der Szenenwechsel. Er läuft, als werde er 
gelaufen, vor den Bräuten davon, die Schutzleute und ganze Sport 
riegen überrennen. Sie sind für ihn keine Menschen, mit denen 
man sich ausemaudersehen könnte, sondern toll gewordene. Natur 
gewalten. Die Gleichung zwischen Menschen und Gegenständen 
verwirklicht sich nahezu grausig. Wie er Abhänge herunterspringt, 
poltern ihm Karawanen von Steinen nach. Lind es Steine? 
Vielleicht sind es verw^öelte Bräute, und die Bräute sind Steine. 
Möan kann sie nicht unterscheiden, sie tun das gleiche, sie fallen und 
greifen nach Buster. Endlich erreicht er das Häuschen, Mary war 
tet, die Freunde sehen nach der Uhr, der Pfarrer ist da. Zwei 
Minuten vor dem festgesetzten Termin geht die Zeremonie von- 
statten und 7 Mllionen Dollar fallen dem Paar in den Schoß. 
Das Beiprogramm bringt den ausgezeichneten Verkehrs-^ 
film, der unter Mitwirkung des Berliner Polizeiprä 
sidiums hergestellt worden ist. Den Schulen sei seine Besich 
tigung empfohlen. Er instruiert, ohne zu langweilen, und führt 
eine Reihe trefflicher Straßenszenen vor. Man weiß, wenn man 
' ihn gesehen hat, daß den unbedachten Passanten minütlich Un- 
l fälle bedrohen und die Verkehrsordnung segensreich ist. Beson 
ders eindrucksvoll ist die Eilfahrt der Feuerwehr über den Pots 
damer Platz; ein Telefonanruf macht ihr die Bahn frei, alle 
Wagen stehen still. Der Held des Films ist der Schupowann, der 
auf der kleinen Pflasterinsel steht und, der Vorsehung gleich, die 
Geschicke der Autos und Fußgänger lenkt. Gute Trickbilder ver 
anschaulichen Statistisches; erste Schauspieler stellen Unfälle lebens
	        

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