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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

^ling zieht durch das Gebirge, und Bäume, Alleen, Wolken bedeuten 
! versagte Ruhe oder Flucht. Er lagert auf DomtreM und die 
Figuren dös gotischen Portals, die stumm sind, erlangen die Macht 
der Rede. Die unübersehbaren, entsetzlich leeren Plätze d-er fvan- 
z Mischen Kleinstädte öffnen sich, um ihn aufzusaugem Oder der 
Bischofs er geht langsam durch die Prunksäle, in denen er nicht 
wohnen will, weil sie ihm zu üppig sind. Durch die Art seines 
I Ganges schon und die Führung der Bilder wird die Pracht um 
ihn Zus-chanden. Oder jene einzigartige Märchenszene, in der das 
arme kleine Mädchen nachts im Wald Wasser holen muß. Ein 
winziger Waldausschnitt ist gezeigt mit viel Gesträuch und Unter 
holz, hinter dem Schlimmes sich ereignen kann. Die Bilder ver 
anschaulichen, was das Kind in seiner Angst phantasiert. Tier ¬ 
köpfe wachsen aus dem Dunkel herauf und nähern sich, die Bäume 
greifen nach dem Mädchen mit Zweigen, die Arme sind. Dann 
glänzt das Wasser dunkel im Brunnenloch, es gurgelt/ es lockt 
in die Tiefe. Hat das Kind sich auf dem Hinweg gefürchtet, so 
schreckt es noch mehr vor her Heimkehr zurück, denn nun gibt es 
dem Spuk den Rücken frei. Die Lraumfiguren vergrößern sich, 
und eine fremde Hand packt den schweren Eimer an, den es kaum 
tragen kann. Man steht für einen Augenblick nur die Hand. 
Aber — ein Wunder — die Hand ist lebendig, sie ist die Hand des 
ehemaligen Sträflings und das Kind ist gerettet. Bis in die 
feinen Zwischenschichten hinein hat der Regisseur diese und andere 
Szenen durchkomponiert. Er hat die Zeiten richtig berechnet, er 
hat die Bildstreifen präzis Angeschnitten, er hat mit sicherem Takt 
Einzelheit und Ganzheit gewechselt und die Art der Üebergünge 
genau abgewogen. Diese Regiekunft erwächst aus der Empfin 
dung für die menschliche Bedeutung der toten und lebendigen 
. Dinge, die auf der Leinwand erscheinen. Da sie von solchen Rück 
! sichten bestimmt ist, kann sie auch nicht mit Effekten arbeiten, son 
dern muß still und ohne Eklat die Szenen ab wickeln._Aber der 
Mensch unter Menschen. 
(Nach ^es ruiLerLdles" von ViLor Hugo.) ' 
Dieser foanzöfische Film, dessen ersten Teil die Bieber- 
Lau-Lichtspiele vorführen — der zweite Teil soll in der 
nächsten Woche folgen —, zeigt leise und drastisch, was den moder 
nen Deutschen am meisten fehlt: die Zartheit, das unverstellte 
Eingreifen in menschliche Situationen. Die Handlung ist Victor 
Hugo zu danken. Man muß Lei ihr über vieles hinwegsehen, 
was uns nicht mehr betrifft; aber sie ist sauber in ihren Absichten, 
sie hat Glanz und Gebärde. Ein entlassener Zuchthäusler wan 
dert rastlos umher, weil die Menschen ihm die Türe weisen. Ein 
Bischof nimmt ihn auf, ein heiliger Mann, dessen Güte seinen ver 
stockten Sinn zür Menschlichkeit wendet. Er bringt es zu Ansehen, 
wird Bürgermeister und könnte seinen untadeligen Lebenswandel 
geachtet fortführen, erkennte nicht ein Polizeidirektor in ihm den 
ehemaligen Sträfling, der eines angeblichen Deliktes wegen steck 
brieflich verfolgt wird/ Es kommt zur Verhaftung, es kommt zu 
seiner Flucht. Der aufs neue Geächtete erbarmt sich eines Kindes, 
das in einem Wirtshaus mißhandelt wird; es war ihm von der 
Mutter, einer betrogenen Frau, die es ihrer Armut wegen fort- 
gebsn mußte, vor dem Tod anvertraut worden. Er und das Kmd, 
die nun beide gehetzt werden, retten sich auch in Paris, wohin sie 
sich zuletzt geflüchtet haben, vor den Polizisten. So schließt der 
erste Filmteil. — Wie hat der Regisseur Henri Fescourt 
diesen Stoff aus der Zeit des frühkapitalistischen Manufaktur 
betriebes gestaltet! Das Motiv des Wanderns vor allem ist zur 
unerhörten Bilderfolge geworden (es ist eines der alten großen 
MärchenmoLive, die der Film ganz bewältigen kann). Der Straf- 
geschulte Sinn wird die GeMtheit auch der gedehnten. Stellen 
ermessen. Hie und da laufen leere und unausgeführte Abschnitte 
unter: der Traum ist kein Traum und die Großaufnahmen sitzen 
nicht immer glücklich. Etliche Kompromisse stören. — Unter den 
Darstellern ragt der Bischof hervor, der mit einem Mindestmaß an 
Mitteln die unbezwingliche Härte der Sanftmut gibt. Das Mäd 
chen läßt alle amerikanischen Filmkinder weit hinter sich; seine 
Angst und sein Glück sind nicht zu vergessen. Die Mutter, die zur 
Dirne wird, ist von schöner Zartheit der Gebärde und in ihr 
Gesicht das von dem Zwangsweise angenommenen Laster ent 
stellt ist, schimmert die frühere Reinheit wundervoll herein. Die 
Hauptfigur des Sträflings geht stark durch das Stück. r^cu. 
— pxx Miviera UNÄ in daris. Die Dpielsäie IN Ntonte Earlo 
und das Meer, das man mit eigener Jacht befahren kann, werden 
in dem Mlm: „Die Fürstin der Riviera als Knüffen 
aenutzt. Der Film, den die Ratio naltheat er zeigen, ^ellt 
eine Hochswplevin in die Mitte, die das Glück hat, einen Wann zu 
liebem der sich später als Fürst entpuppt. Auch sonst steckt nichts 
hinter der Handlung. Einige hübsche Landschaftsbilder, ein netter 
Trottel als Chargenfigur — es ist nicht viel — Als HauMuck 
der verfilmte „Graf von Luxemburg . Man kennt den 
Inhalt, der Film fügt ihm nichts Neues zu. Dre Uebertragung von 
Operetten auf die Leinwand ist immer bedenklich. raca.
	        

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