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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Der keusche Joseph. Das ist ein sehr hübsches Lustspiel, das 
jetzt Ln den Bieberbau-Lichtspielen läuft, mit Reginald 
Denny in der Hauptrolle und , einem unbezahlbar komischen, 
älteren kleinen Herrn. Die beiden gehen ihren Frauen durch, das 
heißt: jener seiner Braut, dieser einer Megäre von Eheweib, 
kommen nächtlicherweile mit der Polizei in Konflikt und bestehen 
dann alle möglichen Abenteuer. Am schönsten ihr unfreiwilliger 
Aufenthalt in einer Badeanstalt für Damen, in der sie sich in 
Schwitzbädern und Frauenkleidern verstecken. Von hier schleichen 
sie sich nach Hause, und dem Mieren Herrn bleibt zur Ver 
tuschung der Irrfahrt nichts anderes übrig, als seinen jungen 
Begleiter als den erwarteten Bruder auszugeben, der geistlicher 
Vorsteher eines Antialkoholvereins.ist. Aus der erzwungenen Ver 
wandlung Dennys in einen keuschen Joseph folgen dann weitere 
drollige Mißverständnisse, die sich schließlich in Wohlgefallen auf 
lösen. Eine nette Ehargenfigur das „doofe" Dienstmädchen, deren 
Albernheit sich nicht auf den Empfang von Trinkgeldern erstreckt. 
Der Film hat Tempo und durchjagt eine Reihe guter Lustspiel 
motive, ohne zu erlahmen. 
— Ein Ulm nach Pirandeüo. In den BieLerbau-Licht- 
spielen Läuft ein interessanter C o n r a d - V e i d L - Film: 
„Die Flucht in die Nacht". Er ist nach Pirandello- 
Motiven gedreht und zeigt den dem italienischen Dichter eigentüm- 
! lichen Uebergang von Sein in Schein. Der von Veidt verkörperte 
Graf, der bei einer mittelalterlichen Maskerade durch die Schuld 
seines Nebenbuhlers vom Pferd stürzt, verfällt infolge des Sturzes 
in den Wahn, daß er wirklich Heinrich IV. sei. Jahrelang bleibt 
er Lei -seiner fixen Idee, bis er eines Tages, unbemerkt vom Ge 
sinde, wieder das normale Bewußtsein erlangt. Die Haare sind 
ihm ergraut. Um Freund und Feind scheiden zu können, spielt er 
einstweilen seine Rolle weiter. Zu dieser Zeit bringt die Frau, 
die ihn immer noch liebt, einen berühmten Psychiater aufs Schloß, 
der einen letzten Heilungsversuch unternehmen soll. Der Neben 
buhler von früher begleitet sie. Nun liehe sich über den Fortgang 
streiten. Die bessere Filmwirkung wäre unzweifelhaft erzielt wor 
den, wenn der immer noch mittelalterlich gekleidete Graf die Ge 
sellschaft im Anzug des Gentleman überraschte und den Nebenbuhler 
stellte; wenn also als Farce endigte, was ernsthaft begann. Das 
. wäre dem Regisseur mit Pirandello unpathetisch gewesen. Der 
Graf gibt sich darum in dem Stück zwar zu erkennen, ersticht aber 
dann sofort heroisch den Nebenbuhler und fallt wieder in den alten 
Wahnsinn zurück. Veidt hat große Szenen, seine Erscheinung ist 
faszinierend, fern Gang von sonderbarer Bedeutung. In den Groß 
aufnahmen übertreibt er die Dämonie. Gräfin Esterhazy, seine 
Partnerin, kommt durch ihre Rolle zu guter Wirkung. Eine kleine 
Meisterleistung der Psychiater Hermann Vallentins: ein be 
leibter Skeptiker mit Brille, der vor dem Mann im Kaiserornat 
als Privatmann ängstlich zurückweicht und ihn zugleich als Arzt 
kritisch überschaut. N 3, ca. 
Satan in Seide. Dieser Film der Alemannia-Licht-' 
spiele ist um seiner Schlußszene willen beachtenswert. Ein 
junger Mann hat sich mit dem „Satan in Seide" eingelassen, einer 
kuriosen Spezies von Tänzerin, die auf den Titeln als Schönheit 
angepriesen wird, was sie nicht ist, aber gleichviel: sie ruiniert 
jenen jungen Mann, zieht ihm eine Lähmung zu und bringt ihn 
auf Selbstmordgedanken. Wo will er sich umbringen? In der 
Grottenbahn des Praters, ausgerechnet in dieser 
Grottenbahn, die harmlosen Vergnügungen dient, weil er dort 
seine erste Geliebte kennengelernt hatte, ein armes Mädchen, das 
er um des Satans willen verließ. Am Schluß also steht man 
die Grottenbahn, ein elektrisch betriebenes Vehikel mit einem 
Drachen vorne dran, das sich für den jungen Mann auf eine Extra 
fahrt begibt. Er sitzt auf einer Bank mit dem Revolver in der 
Hand, schöne Angst steht man aus, und das Fahrzeug fährt durch 
die Grotten, zu deren Seite lebende Bilder sich zeigen, die auto 
matisch in Bewegung gesetzt werden. Das Mädchen ist in der 
Grottenbahn angestellt und gerade,damit beschäftigt, die Figuren- 
gruppen in Ordnung zu bringen. In der einen, die die Heilung 
eines Krüppels durch eine Wundertäterin darstellt, ist ein Unglück 
geschehen: der Gipskopf der Wundertäterin ging entzwei. Also 
muß das Mädchen, um den Schaden zu verbergen, selber die 
Wundertäterin spielem Der Wagen gleitet vorbei und das Mäd 
chen heilt wie eine automatische Puppe den Krüppel. Der Selbst 
mordkandidat, der soeben den Revolver ansetzen wollte, blickt auf 
und erkennt die frühere Geliebte. Freudiger Schreck: er möchte 
aufsprinzen, er kann wieder aufspringen, er ist geheilt und alles 
ist gut. Eine opernhaste Apotheose, wirkungsvoll gefilmt. 
T a a L. 
-- EhekonMte Dieser Film der Alem an nia-Licht- 
spiele ist kunstgewerblicher Art. Er spielt in Räumen, die von 
diplomierten Innenarchitekten entworfen.sind, und stilisiert einen 
Stoff aus dem Leben so lange zurecht, bis er nicht mehr lebendig 
ist. Eine jung verheiratete Frau wird von ihrem Mann mit 
einem fremden Herrn im Toilettenziyrmer überrascht. Sie hat 
natürlich die Ehe gar nicht gebrochen, sondern liebt unverändert 
den Gatten. Der Witz ist nun der, daß jener fremde platonische 
Liebhaber ihr die Liebe des beleidigten Ehepartners wieder zurück 
erringt. Er stiehlt ihm ein wichtiges Dokument und gibt.damit 
der Frau Gelegenheit, ihrem verzweifelten Mann, als Helferin zur 
Seite zu stehen. Da er im richtigen Augenblick das Dokument 
seinem Eigentümer wieder bringt, Laut er die von ihm zerstörte 
Ehe von neuem auf. Eine nette Blufstdse, die nur leider zu 
breit und mit viel zu vielen Uebergängen gedreht worden ist. Der 
Witz versandet zwischen Großaufnahmen und Interieurs. Gute 
Chargen: ein Sekretär und einige Reporter. — In dem Beipro 
gramm sind zwei hübsche amerir nische Filme wieder ausgenom 
men. Larry Sem 0 n macht als Ehegatte eine wundervoll trau 
rige Figur und Buster Keaton kommt mit einer technisch 
vollendet eingerichteten Wohnung nicht zu Rande. 
— Geheimnisse überall. Der in der Neuen Lichtbühne 
gezeigte Film: „Das Geheimnis des Dukon" spielt in 
Alaska. Das ist so ziemlich alles, was man zu seinen Gunsten 
aussagen kann. In Alaska gibt es Rentierherden, Schnee, schein 
bar auch noch Gold und die gleichen Liebesgeschichten wie in zivi 
lisierten Ländern. Auch ohne die vielen poetischen Texte hatte sich 
§ das erkennen lassen. Es muß eine Strafe sein, in Alaska zu 
> leben. — In dem anderen amerikanischen Film: „Ihrezweite 
Ehe„ heiratet ein Mädchen einen vielfachen Millionär. Aber sie 
ist gar kein Mädchen, sondern eine verheiratete Frau, und außer 
dem geht sie den Millionen bald mit einem Hochstapler durch. Was 
dann geschieht, ist so unwahrscheinlich, daß von rechtswegen die 
Leinwand Platzen müßte, auf der es sich spiegelt. Zum Schluß 
kommt heraus, daß der erste Mann bereits seit längerem verschieden 
war, also Bigamie gar nicht vorlag. Reumütig kehrt die Person. 
wieder zu den Millionen zurück. Und wenn schon. UaaL. 
--- Unheimliche Nächte. Dieser Film der Saalburg- 
LichLspiele, mit Konrad Veidt und Reinhold Schünzel 
in den Hauptrollen, ist mehrere Jahre alt. Es ist gut, daß man 
ihn wieder einmal ausgenommen hat, denn er zeigt deutlich, wre 
sehr die deutsche Filmindustrie inzwischen auf den Hund, das 
heißt auf „Metropolis" usw., gekommen ist. Schünzel der heute 
in sentimentalen und miserablen Milttärfilmen sich wohl fühlt, rst 
wirklich ein hervorragender Darsteller gewesen, dem auch anderes 
zur Verfügung stand als die Gemeinheit des glatten Asphalts. 
Und Veidt befaß oawals noch die schmale Eleganz und die Dämo 
nie im Frack, die er jetzt gröber verschleißt. Die früher bescheidene 
Ausstattung., vor der sich wirklich gekonnte Szenen vollzogen, ist. 
längst großartigen und kostspieligen Milieus gewichen, in denen 
nichts von Bedeutung geschieht. Wenn -er alk 
so dies: daß nicht die Aufmachung den Film macht (oder doch nur 
zum geringsten Teil), sondern die gute Durchführung eines guten 
M^uflripts. Man sollte sich den Film ansehen —- er besteht aus 
fünf Geschichten, deren erste (nach einer Novelle von Anselma 
Heine) geradezu vorzüglich ist — um zu erfahren, was wir ver 
loren haben und wohin wir wieder kommen müssen, Kars.
	        

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