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H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043383
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.06/Klebemappe 1927
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1927
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

en 
ter 
„Auferstehung". 
Zirkus unv Junggesellen. Zwei große Films in der 
Neuen LichLbühne. Der erste: „Z i r k u s z a u b e r", ein 
amerikanisches Produkt, ist ein Sensationsstück aus dsr Manege« 
Er enthält: EifersuchLszenen, einen Mord, einen fast, geglückten 
Akt der Lynchjustiz, Löwen und Elefanten. Die Hintergründe 
sind großartig herreichtet, aben man wird ihrer nicht ganz froh, 
weil die Handlung Zu grob hingesetzt ist. — Der Hauptfilm: 
„Männer vor der Ehe" ist ein Deulig-Fabrikat, das witzig 
die freien Sitten der jungen Männer von heutzutage vorführen 
möchte. Lauter Liebeleien in bekannter Manier, die dann in sitt 
samen Heiraten enden. Man kann sich von dem Film bestätigt 
fühlen oder betroffen, jedenfalls zeigt er tatsächlich, was viele 
junge Männer bei uns für amüsant halten und Liebe nennen. 
Curt Vesp ermann, Julius Falken st ein, Hanni 
Weihe und andere stellen tue Charakterfiguren ohne Charakter. 
Die Regie sorgt mit Routine für überdeutliche Pointen. 
Ein Film vsm FußbaL. Der Film, der in den V i eb er 
bau - Lich t s p i e len gezeigt wird, — er trägt den Namen: 
„Die elf Teufel" — greift mitten hinein in das Fußball- 
Leöen. Ein Volksstück, wie er selber sich nennt- Volksstückmäßig 
ist jedenfalls die Schlichtheit ferner Motwe. Da sind zwei Futz- 
Lallvereine: der eine, der aus den »elf Teufeln" besteht, weit 
draußen bei den Fabriken, Sportplatz und Hütte ganz primitiv; 
der andere in Smokings und Klubräumen, vornehme Welt. Zu 
jedem Verein gehört je ein sportbegeistertes Mädchen: hier die mon- 
däne Verführerin, dort das Kind aus dem Volk. Unsere Sympathie 
wird durchaus auf den armen aber redlichen Vorstadtverein ge 
lenkt. Daß sein Mittelstürmer Tommy, ein frischer, fröhlicher 
Junge (Werkmeister in Zivil), in den Bann jener Mondänen ge 
rät, die Kameraden preisgibt und seine Verlobte fahren läßt, ist 
eine unmoralische Tatsache, die eben ihrer Unmoral wegen beson 
ders breit ausgesponnen wird. Zum Glück muh man sich nicht mit 
ihr abfinden, denn was tut Tommy im Augenblick der höchsten 
Gefahr? Er zerreißt den Vertrag, der ihn an den vornehmen 
Sportverein bindet und ja doch schließlich nur ein Fetzen Papier 
ist, springt seinem alten Verein zu Hilfe und führt ihn glänzend 
zum Sieg. Ein Volksstück, schwarzweitz, mit Schafen und Böcken. 
Ganz blank sind sie freilich nicht aussortiert, sonst stünden sie ein 
ander zu unversöhnlich gegenüber; die Reue der Mondänen am 
Schluß beweist, daß auch in den Klubräumen nicht alle Herzen ver 
härtet sind. Den Interessenten sei mitgeteilt, daß bekannte Sport 
männer wie Stuhlfauth (Nürnberg), S ch m i d t (Neukölln), 
Köhler (Dresden) und Brunke (Berlin) zu den Mitwirken 
den zählen, leider kriegt man aber wenig von ihnen Hu sehen. — 
Dem Film geht eine amerikanische Groteske voran, die wesentlich 
besser.ist. LupLno Laue produziert sich in ihr als charmanter 
Blödling, der überall ausrutscht, ohne Zu fallen, nichts versteht, 
dumm hinhorcht und doch gescheiter als alle ist. 
Harry Piel als Patient. In dem Mm: »Das Rätsel 
einer Nacht" der A l e m a n n ia-L i ch L s p ie lle begegnen 
wir Harry Piel in einem Sanatorium. Er fühlt sich krank, dieser 
SporLsmann, der alle Rekorde schlägt, dieser Abenteurer mit dem 
süßen Gesicht, der so verwegen und edel, zugreifcnd und schüch 
tern ist.. Nicht eigentlich krank, sondern lebensunlustig, der Rekorde 
überdrüssig, erschlafft. Der Arzt verordnet ihm statt der bisherigen 
130 Kilometer Autoraserei gemächliche 20 Kilometer und eine 
Frau. Kann irgend jemand sich Harry Piel im Schneckentempo 
von 20 Kilometer vorstellen? Unmöglich. Gähnend sitzt er am 
Steuer, nun vollends des Daseins satt. Zum Glück ist dafür ge 
sorgt, daß der Patient sich auf seine Weise erhole. Ein Unwetter 
.bracht aus, das seinesgleichen an Wassergüssen und Kolophonium 
blitzen sucht. Die Schäden, die es anrichtet, bieten Gelegenheit zu 
Rettungen aller Art. Sie auszuführen, ist das einzige Mittel, 
einem Manne wie Harry Piel die Gesundheit wiederzugeben. Zu 
seinen Gunsten stürzt eins Hauswand des Sanatoriums ein, geht 
während der Gewi'ternacht im nahen gräflichen Schloß ein Spuk 
von statten, der mit plötzlich aufgehendcn Türen, beweglichen 
Ritterrüstungen und Schattenfiguren gräßlich ausgemacht ist. 
Sämtliche Leute haben natürlich Angst, das Schloß Zu betreten, 
Harry Piel dagegen fühlt sich inmitten des Gespenstertreibens zum 
ersten Mal wieder kerngesund. Er reitet im Galopp auf das 
Schloß Zu, klettert einen Turm hinan, den er vielleicht von innen 
bequemer hätte ersteigen können, und schlägt die Geister gründlich 
aufs Haupt. Eine schöne junge Gräfin macht den H:lden dann 
völlig gesund. Es wäre überflüssig gewesen, die Vravourstückchcn 
dieses neuzeitlicken Kwportagerittcrs mit Szenen zu verbrämen, 
in denen sich die übliche Kleinstadtkonnk grob entfaltet. — Ein 
hübscher Sport film aus dem Gebiet der Leichtathletik (Wett- 
,ampf Deutschland—Frankreich) geht dem Hauptfilm voran. 
—— , 
-r- Fritz Kortner im Film. Der Mm: »Die Geliebte 
auf dem Königsthron", dor in den Bieberbsu- 
Lichtspielen läuft, entWL eins Reihe aufregender Staats 
aktionen. als da sind Bombenattendate, höfische Jntrigen, NMac- 
putsche usw. Was die Geschichte so bietet. Nicht dieser AMonen 
wegen, die viel zu abrupt nebenemänder stehen, sondem um 
KorLners willen sei dsr Besuch des Films angerEn, KsNner 
gibt den Fürstensshn, der später die Regierung übernimmt und 
zur Abdankung gezwungen.wird. Ein pathologischer Mensch; 
dumpf im Hirn. Säufer, jähzornig, i^dei der wirklichen Liebe fähig. 
Die Figur, wie Kortner sie hinsteLt, erweckt Abscheu und Mitleid 
zugleich. Er geht mit vorgeöeugtem Oberkörper, kaum um stch 
-coaueud, als sei er ein Blinder, die Züge verkonrmew Man Miß: 
ein Mensch, der nicht zu Ende geknetet worden ist. Aus der Brille, 
die er hin um wider «Metzt, macht er ein lebendes Wesen, das 
Schrecken verbreitet. Schrecklich jedenfalls wirkt der Gegensatz 
zwischen der Exaktheit des optischen Instruments und dem unge 
ordneten Zustand seines Trägers. Vielleicht läßt sich überhaupt 
die Kunst des Schauspielers danach bemessen, oh er den G - en- 
Nudkn ihre Bedeutung zu entlocken vermag. Magda Sonja, 
die Kammerfrau, Mätresse un spätere Fürstin, ist eine schön 
gewachsene Darstellerin, die nickt ohne Routine jedem Gefühl 
seinen Ausdruck verleiht. Mehr läßt sich kaum von ihr sagen. 
Es wird in FrnEurt interessieren, daß Otto'W s l l b n r g eine 
kleine Rolle im Mm verkörpert. KLeL. 
-- Prt und PaiEmn Mmpsey kontra TuuNey, Die bei^n 
dänischen Unzertrennlichen: Pat und Patachon Lauchen in 
einem neuen Film des Gloria-Palastes am Nordseeftrand 
auf. Ihre Komi? besteht zum großen Teil in ihrem Aussehen und 
dein Ernst, in dem sie UederflüssigeZ verrichten. Zum Unterschied 
s von den Helden der amerikanischen Gr^ schlagen sie sich weder 
flink mit Maschine« herum, «ach hakte« pe stch tn «Kernen 
Großstädten auf, noch führen ße Streiche aus, deren LirmlsfigkeU 
eine Kritik an der Umwelt enthält. Sie find einfach da, ergehen 
sich in kleinen ältlichen Milieus, benehmen stch manchmal dauern- 
schlau und stiften gewöhnlich Gutes, ohne es unmittelbar zu 
wollen. Kurz: zwei rührende Vagabunden von der Harmlosigkeit 
-des Idylls. In dem neuen Mm haben ste einige ausgezeichnete 
Szenen: so den Charlestsn-GroteSktanz in einer Fischerschenke 
den man ihnen garnicht zugetraut hätte, und die Angelexpedition, 
die zu wirklich drolligen Verwicklungen führt. Das vom Wind 
weggewehte Häuschen ist offenbar erns ReminiszenZ an den „Gold 
rausch", ebenso das Auftreten des Paars in modischen Anzügen 
am Schluß des Films, der Mch ein hübsches Mädchen und einen 
- noch hübscheren jungen Mann vereint. — Die vielen Liebhaber 
des Boxsports wird der Dempseh-Tunney- Mm inter 
essieren, der sämtliche Pulsen des jüngsten Entscheidungskampfes 
dsr beiden Champions haarscharf verzeichnet. Die wesentlichen 
Momente werden durch die Zeitlupe verdeutlicht. Ein glänzend 
gemachter Film, der schon Leim Training anhsöt, die Manager 
vorführt und auch die gewaltigen Vorbereitungen für das Er 
eignis mit einbezieht. Er unterrichtet zugleich höchst drastisch scher 
eine nicht unwesentliche Aeußerung des amerikanischen LeLenS. 
Ksca. 
— Dieser amerikanische Großfilm des Gloria-Palastes, 
der bereits durch die Weltstädte gelaufen ist, macht aus dem Tolstoi 
Roman einen immerhin groß angelegten Film. Am besten, man 
vergißt die Unterlage und betrachtet den Film für sich. Abgeseh 
von den Rahmenszenen der miteinander philosophierenden Schust 
— der eine wird übrigens von Tolstois Sohn dargestellt — abge 
sehen auch von einigen trivialen Zugeständnissen, übersetzt er die 
Handlung, an die er stch im allgemeinen treu halt, mit erfahrenem 
Geschmack in Bilder. In Hollywood sind Ratgeber, Schauspieler 
und Landschaften aller Nationen vertreten, und da man Kosten 
nicht scheut, ist die Genauigkeit der Kostüme und Hintergründe 
einigermaßen verbürgt. So nimmt auch dieser Film einen an» 
ständigen Verlauf, ohne daß er freilich, hierin den anderen histo 
rischen Filmen seines Genres verwandt, die gestellten Staffagen 
und Menschen durchaus vergessen ließe. Schade, daß die Neigung 
des Publikums und, ihr folgend, die der Regisseure, sich heute so 
stark auf glänzende geschichtliche Bildstreifen richtet, die den Stoff 
Zuletzt doch nicht zu durchdringen vermögen; unvergleichlich film- 
^mäßiger ist die amerikanische Groteske. Daß der Film „Aufer 
stehung" dennoch außerordentliche Stellen enthält, dankt er Dolores 
del Rio. Sie ist hie KaLja Maslowa, eine schöne und feine 
Kätja, die jeder Mensch lieben muß. Ihr Geücht und ihr Wesen 
erwecken Rührung Mit großer Kunst macht sie die Wandlungen 
der Romangestalt mit, wird aus dem unberührten Vauernmädchen 
die Geliebte, die saufende Dirne und dann die Liebende, die das 
Leben hinter sich läßt. Ihr Gegenspieler Rodln Rvcque. eine 
jener schönen männlichen Erscheinungen, die in den wichtigen 
amerikanischen Filmen jetzt immer häufiger austreten. Er ist der 
Rolle des Nechludoff nur im ersten Stadium gewachsen: als Stu 
dent, Reiteroffizier und Verführer. Die spätere Reue und die Be 
kehrung wirken nicht mehr so glaubhaft. Seine beiden alten Tan 
ten, die einen Teil des Milieus bestimmen, sind von der Regie 
ausgezeichnet hineinkomponiert. Weniger überzeugend die russi 
schen Charakterfiguren und Schneewüsten, die man jetzt überdies 
hinreichend kennt. Schließlich sei noch der von Heinz Meletta 
Zusammengestellten musikalischen Begleitung gedacht, die sich den 
Vorgängen gut anpaßt ohne ihnen, wie es anderwärts zur Mode 
geworden ist, sklavisch zu folgen. Auf die in der ku^en Bildpause 
eingeschalteten Lichteffekte wäre wohl zu verzichten gewesen, aber 
sie scheinen sich in den führenden Filmpalästen mehr und mehr ein- 
zuburgern.
	        

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