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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

„ 
Der amerikanische Film „Polizei" veranschaulicht den Kampf Leitmotivs vergegenwärtigt, das zum übrigen Realismus nicht 
In einigen von ihnen schlägt die Realistik, die das Dasein 
unverfälscht wiederzugeben meint, in Gestaltung um, die das bloße 
Dasein aufhebt. Sternberg läßt etwa seine weibliche Hauptfigur 
eine Hintertreppe hinaufgehen: mit einem Glanz, der bedeutungs 
voll ist, sticht der prunkhaste Abendmantel von dem Grau der 
Wände und Stiegen ab. Bei einem opulenten Festmahl der Ver 
brecherbande wird als Clou des Abends der einst gefürchtete 
Detektiv hereingeschleppt, der nzwischen den Dienst gekündigt hat 
und vollkommen ungefährlich geworden ist. Die Herren Schmuggler 
verhöhnen ihn, und die Dämchen sitzen erwartungsvoll da, als 
harrten sie auf irgend ein schreckliches Ereignis, das nun ein 
treten müsse. Wie der geblendete Simson wankt der geschwächte 
Deteklio durch die Gesellschaft der Frevler, und man hat in der 
Tot das Gefühl, daß im nächsten Augenblick das Haus zu wanken 
beginne. 
Mit erstaunlicher Kunst hat Sternöcrg seine Darsteller durch» 
paßt. Aber die paar Entgleisungen beeinträchtigen kaum die leib 
hafte Gewalt, die von den Szenen ausströmt. 
gebildet. George Bancroft als Detektiv steht gegen den Ver 
brecherkönig William Powells. Ein meisterhafter Kontrast 
zweier Figuren. Jener: schwer, brutal, nicht sehr intelligent, 
mit dem Boxerlachen und dem guten braven Herzen im Hinter 
grund. Dieser: eine Menjou-Eleganz, die ins Gemeine entartet 
ist, lauernd, von einer äußerlichen Apathie, die Furcht erweckt. 
Emt man jenen auch -gern, wenn er einem etwas tut, ss stößt 
dieser um ss mehr zurück, je gleichmütiger er sich gibt. Zwischen 
beiden bewegt sich Evelyn Brent, der vom Regisseur schönes, 
waghalsiges Leben eingehaucht worden ist. Auch die Nebenfiguren 
sind glaubhaft hingesetzt. — Der Film wird zur Zeit im Frank 
furter Ufa-Theater gezeigt. 
der Behörden mit einer wohlorganisterten Alkohol-Schmugglerbande. 
Geschmeichelt wird der Polizei hierbei nicht. Sie wacht. Razzien 
großen Stils, ohne zu einem Ergebnis zu gelangen; sie wendet dort 
plumpe Gewaltmethoden an, wo sie durch List viel eher ihr Ziel 
erreichte. Josef von SternLerg, der Regisseur, rückt durch den 
realistischen Stil der Darstellung die Ereignisse in eine geradezu 
körperliche Nähe. Man glaubt die Personen greifen zu können, 
weil die Details der Umwelt minutiös ausgearbeitet sind; weil die 
Fabel weniger komponiert als dem wirklichen Leben nacherzählt Zu 
sein scheint. So steht es in der Unterwelt von Chicago aus; solche 
künstliche Spinnweben verschleiern den Geheimeingang Zur Ver 
brecherwohnung; so gefährdet mag das Leben von Detektiven sein, 
das alles wird mit einem fanatischen Wirklichkeitseifer gezeigt, 
der den Zuschauer Zum Zeugen echten Geschehens macht. An 
manchen Stellen freilich vernichtet falsche künstlerische Absicht das 
Eigenleben des Stoffs. Ein Unglückssall wird durch schwarze Katzen 
und Kalender allzu aufdringlich angekündigt, und verschiedene 
Phasen der entscheidenden Liebesbeziehung sind mit Hilfe'eines 
-- Ein „Großlustspiel". Diese kriegsmäßige Bezeichnung Hot 
sich der Film: „Aufruhr im Junggesellenheim" bei 
gelegt, der zur Zeit im Gloria-Palast läuft. Er verdient sie; 
denn alle Schwankmotive werden in ihm wie Tanks aufgefahren. 
Sie richten sich drohend gegen den Zuschauer, ihn zu Zermalmen 
bereit, wenn er nicht lachen will. So suchen sie mit Gewalt fertig 
zu bringen, was eigentlich mit Witz hätte erreicht werden müssen. 
Der aber ist fern; mag auch die alte unverwüstliche Adele Sand 
rock Posaune blasen und Siegfried Arno seine entzückende lang- 
nasige Blasiertheit mimisch vollkommen präsentieren. Weitere 
Größen in diesem Elitekorps des Blödsinns sind Kurt Gereon, 
der noch nicht den rechten Possenstil gefunden hat, und die reizende 
, Käthe v. Nagy, die Impertinenz und Harmlosigkeit gut dosiert. 
Von sämtlichen Prominenten umringt und bedrängt bricht das 
! Publikum in der Tat in die ihm kommandierte Lustigkeit aus. Das 
! Großlustspiel hat gesiegt. KaeL. 
Der Teufelsreporter. So nennt sich Eddh Psls in 
seinem neuesten SensationsfUm: „Im Nebel der Groß 
stadt", der wenigstens keine Ansprüche erhebt, sondern sich offen 
zur Kolportage bekennt. Dreizehn Millionärs! öchter aus Amerika 
sind zu Erpresserzwecken am hellichten Tag in Berlin gestohlen 
worden, und Eddy stöbert sie auf. Die Fabel ist etwas simpel, aber 
was ihr an Verwicklungen abgeht, wird durch las Tempo wieder 
wettgemacht. Eddy saust, springt, chauffiert, klettert und tele 
phoniert in einem fort hin und her und entfaltet dabei eine 
wunderbare Gewandtheit des Körpers. Sie nicht minder wie seine 
jungenhafte Liebenswürdigkeit erinnern an Harrn Piel, besten 
Vetter er sein könnte. Ueber den Tricks und Kunststücken Eddys 
werden bis UnwahrschelnUchkeiten um so leichter verschmerzt, als 
die Regie einige gute Einfälle hat und das Prestiffimo geschickt 
herausbringt. In deutschen Zeitungsgebäudsn sieht es allerdings 
Landers aus. kaeL. 
durch Bilder oder durch die Sprechkunst des Interpreten Zur Er 
fahrung erhoben worden wäre. Von dem CafL de l'Univers, das 
übrigens abends ganz uncharakteristisch ist, wurden so gleichgültige 
Dinge erzählt wie von den anderen Orten. Den Beschluß sollte eine 
„Reportage" von der Place de lDpera bilden. Sie kam nicht zu 
stande, da sich die Mikrophone zum Glück endgültig verirrt Zu 
haben schienen. 
Es wäre ratsam, wenn der Frankfurter Rundfunk auf solche 
Aon Grund auf falsch angelegte Vermittlungen verzichtete. Sie 
find um so peinlicher, als sie Paris betreffen, eine Stadt, die 
sich kaum den Augen allein, geschweige denn laienhaften Prima- 
Vista-Berichten erschließt. Ihre Darbietung ist ein Frevel, und 
nur die ununterrichtete Torhe't kann es wagen, sich derart an l 
Wser Stadt zu vergreifen. Wenn schon in einer Pseudo-Unmit- 
Lesbarkeit geschwelgt werden soll, ss täte man besser daran, das 
RadiopuLMum aus deutschen Städten anzusprechen, deren 
Umwelt ihm wenigstens so vertraut ist, daß es sich such bei der 
fragwürdigsten Reportage noch etwas vorstellen Amn. 
- S. Krakauer.
	        

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