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H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043385
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.08/Klebemappe 1929
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1929
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Hochgebirge große Mode werden sollte. 
R L e s. 
' Z ä) 
sTr. Karl Mannheim nach Frankfurt berufen»! Durch 
die Berufung des Heidelberger Privatdozenten Karl Mann 
heim auf den seit kurzem verwaisten Lehrstuhl Franz Oppen. 
heimers gewinnt die Frankfurter Universität einen der besten 
Vertreter der modernen Soziologie. Mannheim hat in der Richtung 
Max Webers weiter gearbeitet und ist mit Scheler verbunden 
gewesen. In seinem unlängst erschienenen Werk: „Ideologie und 
Utopie" (Friedrich Cohen, Bonn), das mittlerweile viel diskutiert 
worden ist, hat er die Grundzüge seines Denkens entwickelt Es 
ist, wenigstens seiner Absicht nach, zuletzt doch politisch gerichtet. 
Denn erstrebt Mannheim auch vor allem eine Wissenssoziologie 
der er die Aufgabe zuschreibt, wertfreie Jdeologienforschung zu 
treiben, so stellt er doch diese Disziplin durchaus in den Dienst 
poetischen Soziologie, ihm Weg zur 
politischen Entscheidung zu bereiten hätte. Ihre Hauptvcrpflich- 
tung wäre, die Teilhafkigkeit der politisch gebundenen Partikular- 
erkenntniffe aufzuweisen und von Fall zu Fall eine Zusammcnschau 
der verschiedenen politischen Denkstrukturen zu leisten; eine kon 
krete Orientierung zu geben, die aus dem Willen zur Aktion 
hervorbrechen müßte. In dem genannten Werk hat Mannheim sein 
Programm durch einzelne ausgezeichnete soziologische Struktur- 
Eysen zu erfüllen gesucht. Die Frage ist, zu welchen positiven 
inhaltlichen Ergebnissen er auf dem von ihm eingeschlagenen Weg 
Klangt. .A-er gleichviel: seine Methode ist von inLellektWller 
Rcdllch.ert und wird, konsequent durchgeführt und ausgebaut viel 
- zur polürschen Aufklärung und zur Erhellung schwebender sozialer 
Probleme beitragen. — Eine ausgesprochene pädagogische Be 
gabung befähigt Mannheim in besonderem Maße zur akademischen 
Lehrtätigkeit. Er nimmt — man weiß es aus Heidelberg — einen 
wiEchen Anteil an seinen Studenten und ist ein geübter 
Diskussionsredner, der stets mit Leidenschaft in die Dialektik dek 
unmittelbaren Gedankenaustausches eintritt. Die Universität Frank 
furt erhält an ihm einen Dozenten, der seine Lehre durch Lehren 
vermittelt. 
— Feuer und Eis. Der Film „Großfeuer" des Gloria- 
Palasts bringt eine Reihe guter Aufnahmen aus dem Leben 
der großstädtischen Feuerwehr.. Es ist durchaus in Ordnung, 
daß die Bevölkerung einen Begriff davon erhält, wie gefährlich 
und zugleich nützlich die Arbeit der Feuerwehr ist, welchen kom 
plizierten Apparat sie beherrschen muß und für wie verschiedenartige 
Zwecks sie beansprucht wird. Das alles ist aus dem Film zu 
ersehen, der ein Keines Bildepos zum Ruhm der Feuerwehrleute 
ist. Aber gewiß hat auch ihr Heldentum am ehesten ein Anrecht 
auf Modifizierung. — In den Eisregionen der Berninaberge 
spielt der Film: „Spuren im Schne e". Seme Fabel ist 
ausgemacht dumm und seine Aufnahmen reichen nicht entfernt 
an die des Piz-Palu-Filmes heran. Dieser erst kürzlich hier 
gezeigte Film, enthält ein so vortreffliches Bildmaterial, daß dis 
Produzenten sich schon sehr anstrengen müssen, wenn jetzt das 
Kinder der Straße. Warum dieser nach Hans Rehstschs 
Stück: „Razzia" gedrehte Film als ein „AÄe F^m" vezeiaMt 
wird, ist nicht rech: klar. Sa-ließlich sind Kleinbürger in BerUner 
HLkLerhösen noch nicht ohne weiteres mit ZiLefiguren ident^ch. 
Am allerwenigsten entstammt die Handlung dem Geist des ver 
storbenen Meisters. Sie wird durch die Tatsache in Fluß ge 
bracht, daß eine Gemüsekrämerin mit falschen Gewichtm hantiert, 
und strömt dann kaum weiter. Daß das Töchterchen der Gemüse» 
krämerin den Wachtmeister, der die Verfehlung anßeZeitzt hat, 
durch ihre Liebe bestechen will und später offenbar wMich liebt, 
bringt die stockenden Ereignisse auch nicht eben vom Weck. Aber 
alle die Unzulänglichkeiten und Unklarheiten der Komposition che» 
sagen nicht viel gegenüber dem ausgezeichnet getroffenen Milieu. 
Carl Boese hat es mit großem Können und wirklicher AnfM» 
nähme aufgebaut. Die Stuben und Läden sind echt; die Be 
ziehungen der Marktweiber zur Schupo naturgetreu; sorgfältig 
auLgewählt die einzelnen Typen Martha Seemann ist ge« 
radezu der Jdealtyp einer Fischhändlerin und Gerhard Da m« 
Manns Alex ganz gewiß im Umkreis des „Alex" zu Hause. 
Heinrich George und Erika Glaeßner sind diL^Hauptper- 
sonen und zwei unverwechselbare Originalgestalten. Jener: da- 
Urbild eines dicken Ladners, der wie ein Hamster Mischen den 
Regalen sitzt, mitunter elementar brütet und ausbncht und zu« 
letzt in die kleinbürgerliche Gemütlichkeit eingcht. Die Maeßner: 
komisch-verschlagen, kunstvoll ordinär, das ganze Gesicht spielt 
mit. Durch die spezifische Art, in der sie die Rolle anpackt, über 
? trifft sie noch ihren Partner. Die Personen sind von Boese 
äußerst geschickt eingesetzt und zusammengeführt worden und einig« 
Szenen, so die rm HochKettsstaat, erzielen eine gradezu bedeutende 
Mrkvng. Der Film, der in den Bi eb erbau-L ichtspie- 
len läuft ist einer guten Aufnahme wert Kae». 
--- Siegfried Arns als Komiker. Er ist ein reizender Schnösel, 
der mit seiner unendlich gebogenen Nase und den hochgezogenen 
Augenbrauen redet wie andere mit den Handen. Mit den Händen 
redet er übrigens auch. Ein Weltstädter, dem niemand etwas weiß 
machen kann; eine Vereinigung von Wehmut und Impertinenz; 
eine durchtriebene Schmachtgestalt, der man aber trotz mancher 
anrüchigen Handlung jede Anständigkeit zutraut. In dem neuen 
Film der Al e m anni a-Lichtspiele: „Das verschwundene 
Testament" witzelt er sich von einer Clownerie zur anderen 
durch. Einmal soll er in einem Hotel mit dem an einer Spirale 
befestigten Bleistift seine Personalien ausfüllen. Er dehnt die 
Spirale mehrere Meter lang aus und gleitet dann wieder, von 
ihr herbeigezogen, wie auf Rollschuhen Zurück. Solche Pointen 
enthält der Film in ziemlicher Menge. Sein Hauptdarsteller ist 
Carlo Aldini, ein Tausendsassa, dessen Kletterkünste die der 
amerikanischen Filmhelden beinahe noch übertreffen. Neu sind die 
Tricks, die er mit einem simplen Spazierstock ausführt. Natürlich 
endigt das spannende Stück mit der glanzvollen Erledigung eines 
gefährlichen Hochstaplers und der obligaten glücklichen Braut. 
« Verbrechen und Spiel. In den Luna-Llchtspielen 
läuft einer der jetzt populär gewordenen amerikanischen Polizei-! 
filme. „Schatten der Nacht": ein vorzüglich gemalter! 
Film C. de Milles. Aus guten Typen und versiertem Gebarden- 
svicl erstehi sg etwas wie eine echtbürtige kriminelle Atmosphäre. 
Glänzend gelungen der Ueberfall auf ein Geldauto Die Banse 
ist kunstgerecht verteilt und mit gediegenen Feuerwaffen versehen 
— da nabt sich der Panzerwagen zur genau vorausberechnetsn 
Zeit: ein Augenblick äußerster Spannung. — Der andere Film 
des Doppelprogramms: „Im Banne des Spielteufels 
ist eine hockst romantische Affäre, nach einer Novelle Puschkins 
gedreht. Svielsäle. ein geheimnisvoller Kavalier und eine geheim 
nisbolle alte Gräfin — ein E. T. A„ Hoffmannsches Ensemble. 
Jennv Iugn wildert schwarz und „Moniert in diesem Revier 
Rudolf Förster ist der besessene Spieler in eigener Person. Dre 
Regie hat das phaniastrsche Milieu im allgemeinen zu sehr unter 
strichen. Auf der einen Seite kesse neue Sachlichkeit, auf der anderen 
die Traumwelt aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts — das 
geht nicht an. Die Vergegenwärtigung der Schauer des gräflichen 
Hau^ ist freilich ein Treffer, um dessentwillen man gerne manches 
verzeiht. — Kaca. 
«- Das MMcheuschiff* Der Mädchenhandel ist nachgerade ein 
aktuelles Filmthema geworden, das sich alle möglichen Abwand 
lungen gefallen lassen muß. Besonders glücklich hat sich ssmerZert 
Harry Piek dieses Stoffes bemächtigt. Von dem jetzt rm Gaprt '! 
Lulenden Film „Das Mädchenschiff" ist weit weniger Mhmens. 
zu machen. Obwohl er nach einer wahren Begebenheit gedrem fern 
soll, mutst er doch ziemlich unwahrscheinlich an. Das HgL offenbar 
an der Art seiner Durchführung. Bis Listen des MadchenhaMers 
find Au plump, die Bestechlichkeit der Polizemgenten rst mel zu 
ofienkundig. Von dem vorzüglichen Typ des Mädchenhandlers chb- 
aesehen, ist auch die Darstellung reichlich primitiv; wofür die 
hüoschen Müdcheirbeine nicht zu entschädigen vermögen. W und zu 
raucht eine exotische Landschaft mrt Palmen auf, dre vermutlich 
deutlich zu machen sucht, daß sich die Ereigmße m Südamerika ab« 
spielen. RaaL. 
s„Die Docks von New Vork."I Die Docks selber spielen* 
in diesem Film leider nicht mit. Ueberhaupt stützt sich der hoch 
begabte Josef von Sternberg in ihm nicht auf eine ereignis 
reiche Handlung, sondern spannt mehr durch die Beh rdlung der 
Wirklichkeit. Ein Heizer rettet während seiner Urlaubsnacht ein 
Mädchen vor dem Ertrinken, läßt sich prompt mit i^r in einer 
Bar am Wafserstrand trauen und entschließt sich am andern Tag 
nach vielem Hin und Her, bei ihr zu bleiben — das ist die ganze 
Geschichte. Aber wie genau und unst.ckimental ist das Lokalkolorit 
i der Unterwelt getroffen, die von der Hand in den Mund, von der 
heutigen Nacht zur nächsten lebt; wie sorgfältig sind die Typen 
eingesetzt und auf die letzte Formel gebracht; wie fttmmrg und 
ohne jede Photographische Effekthascherei ist der Vergnügüngs- 
betrieb im Hasen wiedergegeben, die trübe vagabundenhafte Lust, 
die sich ständig neu improvisiert. Man hat das alles schon oft ge 
sehen — hier sieht man es dennoch zum erstenmal. Und nimmt 
darum gerne die breiten Schildereien mit in Kauf, die Abschwei 
fungen und Zuständlichkeiten, in denen sich das Geschehen allzu 
häufig verfängt. , 
Langsam schreitet George Bancroft durch das langsame 
Stück. Er ist der Heizer. Eine proletarische Figur, eine wunder 
bare Vergegenwärtigung der guten Kraft. Kein Boxer, sondern 
einer, der unter Umständen auch boxt; kein aus Rekorde bedachter 
Sportsmann, sondern einer, der von Spielregeln und olympischen § 
Siegen nichts weiß. Da er die Macht seines Körpers im Kessel 
raum und zum Wohl der Schwachen nutzt, wirken auch ihre zweck 
losen Entladungen niemals brutal. Im Gegenteil: wenn er ge 
wichtige Männer so gleichgültig beiseite schiebt wie andere Fliegen 
verscheuchen, wächst er zum Märchenkerl heran, dessen Kraftautze- 
runqen schlechthin komisch sind. Komisch deshalb, weil ihre FEht- 
Sarkeit nicht die geringste Furcht einflößt und ein sanftes Wort 
den Koloß umzuwerfen vermag. Wie der Golem, der dre Austrage 
seines Herrn ausführt, tappt er durch die Welt, dre zum.Glück 
mit Mädchen gefüllt ist. Sternberg hat viel Kunst auf dre mrmrsch 
vollkommen aüsagedrückte AbgessttoorrbbeennhheerLit BeLty Compsons ver 
wandt. Charmant ist der Uebergang Olga Baclanovas von 
der Firne zur Frau. Der Film läuft im Frankfurter Afa- 
Theater. Lr.
	        

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