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H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043386
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.09/Klebemappe 1930
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1930
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Der Film, an dem zwei Jahre gearbeitet wurde, übertrifft auch 
als Tonfilm die meisten neueren Erzeugnisse und gewiß alle 
deutschen. (Bei uns können natürlich auch nicht die Mittel auf 
gebracht werden, die hier zu Gebote standen.) Das liegt zunächst 
an der Wahl des Stoffes. Diese Negergemeinde war von vorn 
herein für den Tonfilm prädestiniert. Musik ist Lei ihr keine seltene 
Dreingabe, sondern gehört mitten in den Alltag hinein, und der 
Die Neger treten als Kollektiv auf. King Vidor hat sie 
nicht unter den Weißen gezeigt, er ist dort hingegangen, wo sie noch 
Lei sich selber sind. In den Baumwollplantagen des Südens leben 
sie als Stammesgemeinschaft, die zugleich eine religiöse Gemeinde 
ist. Das Schicksal eines einzelnen dient nur dazu, das der Gesamt 
heit sichtbar zu machen. Zeke, der so dunkel wie leidenschaftlich ist, 
erschießt in einer Kneipe versehentlich den leiblichen Bruder. 
Bei der Trauerfeier daheim widerfährt dann dem Reuigen die „Er- 
weckung". Er wird ein berühmter Wanderprediger und Zieht mit 
den Seinen durchs Land. Welche Szenen erstehen! Die Massen 
empfangen ihn, der auf einem Esel Einzug hält; sie lauschen mit 
allen Sinnen verzückt seiner Predigt; sie nehmen, weißgekleidet, 
scharenweise im Fluß die Taufe entgegen; sie feiern ein Fest, Lei 
dem sie ekstatisch tanzen, zucken, brüllen und taumeln. Noch nie viel 
leicht ist ein solcher Rausch der Leiber gekurbelt worden. Mitten 
aus dem Aufruhr der Wiedertäufer stiehlt sich Zeke mit der Dirne 
davon, die ihn begehrt, die er immer begehrt hat. Er lebt in der 
Fremde, er ist unglücklich, er tötet das Mädchen auf der Flucht. Dem 
düsteren Balladenende klappen, vermutlich der Publikumswirkung 
wegen, ein paar versöhnliche Bildchen nach, auf denen sich unser 
Held wieder mit seiner Familie vereint. Man merkt ihnen an, daß 
sich King Vidor zu dieser ihm abverlangten Fröhlichkeit nur ungern 
verstanden hat. 
Es ist alles andere eher als ein Zufall,-daß der Film in Photo 
graphie und Montage überraschende Aehnlichkeiten mit den 
Russenfilmen zeigt. Diese Aehnlichkeiten sind sachlich begrün 
det, denn hier und dort herrscht das Kollektiv, und hier und dort 
leben die Menschen in Verbundenheit mit der Landschaft. Ein 
Russe könnte die Baumwollernte gedreht haben, den Zug der 
schwarzen Landleute durch die Plantage. Die Uebereinstimmung 
folgt von selber aus den Gegenständen, die übereinstimmen, und 
aus der Hingabe der Regisseure an sie. Auch die Einstellungen sind 
einander verwandt. Wie ein einzelner, auf dem gerade der Akzent 
ruht, sich aus der Masse hebt, wie die von der Natur geprägte und 
in sie eingebettete Physiognomie benutzt wird, wie das vom Stand 
punkt der Gemeinschaft aus Fremdartige in ungewohnter Perspek 
tive erscheint — die Russen machen das alles genau so. Ich erinnere 
etwa an den Dowschenko-Film: „Erde". Der Vergleich mit ihm 
lehrt allerdings auch den Unterschied zwischen Leiden Welten er 
kennen. Die Menschen Dowschenkos wollen im Einklang mit der 
Erde leben, Vidors Neger leben aus ihr. In diesem Falle: primi 
tive Selbstverständlichkeit. In jenem: bewußte Konstruktion, ein 
nahezu pathetisches Bekenntnis zum Land. (Bei Gelegenheit der 
geschlossenen Berliner Aufführung des Dowschenko-Films habe ich 
seine ideologische Haltung zu enthüllen versucht. Vergl. den Artikel: 
„Die Filmprüfstelle gegen einen Russenfilm" im Abendblatt vom 
Mittwoch, dem 23. Juli d. I.) Es muß gesagt werden, daß 
das russische Bauernkollektiv bei Dowschenko längst nicht so echt 
wirkt wie das der Neger. Das Bewußtsein kann den natürlichen 
Bindungen entwachsen und sie kommandieren; sie neu anknüpfen 
kann es nicht. 
Kaileluj-Y. 
Berlin, Anfang Oktober. 
Die Sphäre, in der King Vidors jetzt endlich im Mozartsaal 
angelaufener Negerfilm: „Hallelujah" spielt, hebt sich an einer 
Stelle besonders deutlich ab. Gegen das Ende hin wird der Neger 
held aus dem Volksleben, das er mit seinen SLammesgenossen ge 
führt hat, in ein Holzsägewerk verschlagen. Solche Holzsägewerke 
sind vermutlich schon hundertmal veranschaulicht worden. Sie 
wirken in der Regel als normale Bestandteile des zivilisierten Le 
bens, über deren Anblick niemandem etwas einfällt; vorausgesetzt, 
daß sie nicht zu einem Triumph der Technik aufgebauscht werden, 
der uns erheben soll. Hier ruft das Holzsägewerk andere Empfin 
dungen wach. Es erscheint nicht als normales Zubehör unseres 
Lebens, sondern als eine Einrichtung von unheimlicher Leere. Und 
statt die Zuschauer technisch zu begeistern, gähnt es sie an. Die 
Zivilisation, die sich in ihm darstellt, bricht in die Fülle der Neger 
ereignisse nicht überlegen ein; vielmehr: sie unterbricht diese Fülle 
nur für ein Paar Meter und gleicht durchaus einem Nichts. (Ich 
glaube übrigens, daß sie auch aus einer anderen, uns gemäßeren 
Perspektive als der des primitiven Volkes einem Nichts gleichen 
wüßte.) 
PAHLAWL S 
weroe, lenen Masten, die mcht auf Arbeitsfreude sondern auk 
o^n vorhanden ist, wird den Kampf ae- 
gen dre Mastentultur aufnehmen, deren Herauflun^ Dr 
MZLM^L-LKä 
aussichtslos ser, steht keineswegs fest. 
aeir^?"^^nnt aus dem flüchtigen Ueberblick ungefähr wie 
xKSWTtSNL 
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Presse. Dann hatte sie eme gute und nützliche Wirkung gehabt 
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