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H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

gesellschaftlichen Lebens" zuwende. „Während die Staaten sich 
hentraWisch und büromäßig verbreitern, betreibt derjenige, der die 
Regeneration der Gesellschaft wünscht, die Neuordnung des privaten 
Lebens." Und: „Es kann sich nur um eine machtvolle Steigerung 
her wirklichen, das heißt der kleinen gesellschaftlichen Gruppen und 
- ihres .privaten^ Lebens und um eins von da betriebene/Entkräf- 
. tigung des Staates handeln." Im Hintergrund dieser Forderungen 
steht-ein neuer Nationsbegriff, als dessen wesentlicher Träger die 
- soMlistischen Mcheu-ünge werden. ' : 
^2 ^Nftmand wird sich dem Eindruck entziehen können, dass- 
IituaLjon, in die DMin Herrn Hocke verweist, nur schwer tragbar, 
ja, schon verzweifelt zu nennen ist. Dem jungen Mann wird eine 
Ack< des r-rMsschAchE Existenz vor Nutzen geführt, diff wie ich 
unterstellen will, so befümmte Konturen hast daß er sich danach 
Anrichten kann. Dann aber erhält er den Auftrag, für bie allge 
meine Verwirklichung des Sozialismus im Sinne der erwähnten 
Desin^ ssorgem und findet sich Mgleich der Mttel beraubst 
etwas Wirksames in dieser Sache zu unternehmen. Denn daß er 
.Zu den Arbeitern gehst verwehrt höchstens und nicht einmal, not-. 
wendig seine eigenen Einsichten. Und die Vereinigung Gleich- und 
Gutgesinnter zum Zweck des Aufbaus eines rechten „privaten" 
Lebens — wir haben beSKriegsausbruch erfahren, ums aus der 
ak, daß man ein ungetrübtes BM von der Lage erhält, in die 
Herr Hocke durch Döbliu versetzt wiG. Ste ift etwa wie folgt be 
schaffen: Auf der einen Seite soll die derzeitigen Machthaber 
Mehnen, das heißt, sich unter keinen Umständen zur Partei der 
„Minorität, der Besitzenden, der Unternehmer und Rentner, der 
Kultivierten, der Privilegierten" schlagen. Auf der anderen Seite 
ist ihm verwehrst sich der kämpfendm Arbeiterschaft einzugliMm. 
Sein Platz ist dazwischen, mit Döblins Worten: neben der 
Arbeiterschaft. An diesem Ort, von dem . noch auszumachsn bleibt, 
M er einer ist, wird Hocke die ,Ms Menschheitssache des echten 
Sszialismus" zu vertreten haben. 
- Wblin beschließt seine Direktiven mit Sem Satz: „Seien Sie 
ohne Sorge, LamiL wissen Sie auch bald, was Sie zu tun haben." 
Aber das ist eben d i e Frage. 
Zwar, er gibt dem jungen Mann oder vielmehr der deutschen 
JntelligenZschA verschiedene praktische Ratschläge. Sie mag ins 
Holst gehen und sogar die Mitgliedschaft von Arbeiterparteien er- 
Mrben, um die Massen des Proletariats wirklich kennen zu lernen. 
.Msl leistet auch langer Wohnsitz in Arbeitervierteln, Arbeit in 
Fabriken." Ferner verlangt er im Interesse des richtig verstan- 
dENM die Oeffs ntlich kett und das 
nur „bluLleer" und nebenher, erstrebt worden se^ 
gewollt, so ist der Kommunismus nicht der Weg zu ihm hin. 
-Warum nicht? Das entscheidende Argument Döblins 'lautet: .^ 
kann ästs keinem Ding etwas hervorgehen, was nicht schon in ihm 
stsckt,ü ^ es kann aus dem mörderisch geschärften 
Gerechtigkeit, aber kein Sozialismus her^ 
„LuMnd.. exemplifizierst dessen „despotischer Staatskapitalismus 
mit dem westlichen SoZialismus nicht verwechselt, werden dürfe: 
Obwohl ich der Meinung bin, daß DMin die Gerechtigkeit falsch 
plazierst wenn er sie irgerchwslchen E 
frckten Menschheit nachordnest-- was bedeut der Mensch, wäre er 
nicht eine Verwirklichung der Gerechtigkeit? —, so glaube ich 
doch, dass seine Einstellung die vieler heutiger Marxisten empfind 
lich trifft, und daher gerade den Linksradikalen zu denken geben 
süLte. Um so mehr, als er^ immer von seiner Grundhaltung aus, 
zu einigen beachtenswerten, wenn auch leider manchmal nicht ganz, 
exakt durch geführten Angriffen wider Verfestigungen der nmrxi- 
stischen Lehre ausholt. So attackiert er, wie mir scheint zu Recht, 
"die nicht--zulässige Ausweitung des JdeologiebeM die schon 
Nun bin ich in der Mitte des Buches. Es hat — nmn merkte 
es, auch wenn man nichts davon wüßte, der gesteigerten Leiden? 
schuft dieser Abschnitte an — seinen Hauptursprung ersichtlich in 
Diskussionen Döblins 'mit Linksradikalen, Kömmunistett, VMre- 
lern des orthodoxen Marxismus. Ihren Lehren, , die er auch unter 
dem Namen der „ArLeiterthsoriL" zusammenfaßt, wird eine unzwei- 
heutige Absage erteilt. Und zwar vom Standpunkt des Sozia s 
Sozmfismn-, das ist nach DMin: „Freiheit, spontaner Zu- 
/sammenschluß der Menschen, Ablehnung jeden Zwanges, Empörung 
gegen Unrecht und Zwang, Menschlichkeit, Toleranz, friedliche 
Gesinnung". Oder anders ausgedrückt: Sozialismus ist die vollen? 
dete B e s rein n g des M e n sch e n, die Luther nur halb voll 
bracht hat, Seine Aktivierung im DiessseiLs, M 
„Naturismus" oder „Naturalismus" nennt DMin seine Anschau 
ung vom Menschen, , Zu der er den von ihr' gewiWMäWn UW 
schlossenen dialektischeil Materialismus hinführM möchte. 
, Me es. sich auch damit verhalte: jedenfalls macht er von diesem WMnWoriW'M^ -dem wir heute stecken, ab gebaut 
.Sozialismus aus Front gegen "LhssriermdPtds/dU EMen. zperde und Sie Aktivität sich der „Wiederherstellung eines wirklichen 
Arbeiterbewegung. Allen seinen Einwänden liegt drr Begriff vom 
„endlich .fälligen, neuen, naLürllDn", Menschen Zugrunde^ 
desM"Herkunft nicht zuletzt von Marx und Lenin, allerdings 
mente näher.zu. prüfen, als DobLirr selber mit viel mehr Nachdruck 
bei- seinen Analysen des deutschen Bü r gertums verweilt^ 
durch die, er Herrn Hocke und mit ihm vie Intellektuellen dazu 
bestimmen möchte, den Begriff des Bürgers/ rüchtigzM 
Bürgertum, das der Träger des Kapitalismus ist, wird von ihm 
auf Luther Zurückgeführt, dessen zwiespältige Haltung die „Ver- 
unteNanung" der Deutschen AngelALet habe. Bekanntere historische 
Gedanken gange geistreich nutzend, umreißt er notgedrungen knapp 
und wohl auch stellenweise zu abgekürzt die Entwicklung des deut 
schen Untertans: wie er humanistische Bildung <und Bedienten 
buckel miteinander vereint; wie er, rmchdem er 1848 vergeblich 
gegen den Stachel gelockt hat, zum verdienenden Scheinbürger wird, 
dee..st an die KudaliW anschließt und sie nach 
unten hin ungehemmt weitergibt; wie er in der Wachkriegszeib 
den. Untertan M in den „entfesselten Unter ¬ 
tan" üb ergeht, dessen Ideal entweder die Verewigung der 
mönarchiM MmmaNdogenoalt oder das ungestörte Verdienest 
M Döblim kennzAchnet dieses verbogene BürgeM 
Tügendm des Gehorsams Fleißes und der Sachlichkeit, die 
niM so sehr Tugenden einer menschlichen Person als eines Haud^ 
reichers sind, und kormutzum Schluß: „Es wird nicht gelingen, uns 
(inen unabjMüM Und in Uebereinstim ¬ 
mung mit Liesen mehr theoretischen Ausfallen bekämpft er die prak 
tischen Folgen- „ökorwmistisckßt'"' WrMuWen.4. yor.Mm den Mer- 
spitzten Kollektivismüs, der sich weit über das gebotene Maß 
hinaus äntiindividuaM gebärdet. Wie sollte ihm der Mensch 
entwachsen könnM^d^ hat? 
„Sie, geehrter Herr," sd formuliert Döblin die EnlpfthLung, 
hie er aus diesen und anderen Gründen Herrn Hocke gibt, „können 
Ihr prinzipielles Ja zu dem Kampf (des Proletariats) nicht 
eMMWest, M sich in die proletarische Front einürdnen. 
Sie müssen B Lewenden lassen bei der erregten und bitteren 
Billigung dieses Kampfes, aber Sie wissen auch: tun Sie mehr, 
so bleibt eine ungeheuer wichtige Position unbesetzt. .die ur- 
komMmM menschlichen mdWvM Freiheist Sex spon- 
Lanen Solidarität mch Verbindung der Menschem Diese 
Position, geehrter Herr, ist es, die als einzige Ihnen zufällü" Eine 
We'se-die durch d^e ändere Zu ergänzen ist, daß man „die allgemein 
menschliche Veränderung nicht abwarten oder dem Zufall über 
lassen" dürfe, sondern sie Unail so wie die ökonomische nach einem 
Wm zu voWchesi habe' ' ' . ' 
/ - .- ck 
das, was sich heute in Deutschland Bürger nennt, als Bürger . Mit Absicht lMe ich rnich in der Hauptsache auf eine Weder- 
aufzureden." Seine erneute Forderung an die Hockes: der Ar- gs b e d er G e d an k en Döbli ns b esc h r ä n kt; d enn es k omm t m i r d ara uf 
b'eiterscha^ weil sie jetzt die Kampfposttion 
. beMgen/lWbe, id von dem deutschen Scheinbürgertum preisgegeben - 
/wachen sei. / -- - .
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

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