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H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043387
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.10/Klebemappe 1931
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1931
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

Ein guter deutscher Film! 
8. ArLeausQ 
Das Frauenensemble besteht aus Schauspielerinnen und un- 
Zünftigen Mädchen. Welch ein Glück, wieder einmal unbekannte 
Gesichter zu sehen statt der hergebrachten Darsteller und Publikums 
lieblinge, die in jeder Rolle dieselben bleiben. Und noch eine andere 
Art der Zufriedenheit darf in dem Film ausgekostet werden: diese, 
daß seine Mädchen keine schablonierten Girls sind, sondern richtige 
Mädchen. Vielleicht ist die Girlzeit jetzt auch aus der Leinwand vor 
bei, nachdem sie im Leben längst abgewirtschaftet hat. Aus der 
Mädchengruppe, die sich wunderschön und wie Zwanglos Zusammen- 
findet, ragt die Trägerin der Hauptrolle^ Hertha Thiele, hervor. 
Sie kann ungekünstelt lachen und weinen und hat zwei Augen, die 
etwas zu sagen wissen — kurzum, das Mädchen besitzt die Anwart 
schaft darauf, durch eine glänzende Zukunft verdorben zu werden. 
Neben ihr Ellen Schwannecke, schon versierter im Spiel: ein 
scharmantes Gemisch aus Befangenheit, Wärme und Impertinenz 
Dorothea Wieck gibt der geliebten Lehrerin Schönheit und Trauer. 
Großartig die von Emilia Unda geschaffene Figur der Oberin. 
Wie sie, aufs Haar der Alte Fritz, mit dem Krückstock die Parade 
über die Mädchen abnimmt, böse durch die Gänge wandelt und mit, 
einem Blick Schrecken entfacht: das sind Kabinettsstücke der Charak- 
terologik Die gesamte Darstellung wird durch eine geschickte Photo 
graphie unterstützt, die jede Nuance herausholt, ohne sie unnötig 
zu unterstreichen. 
Intermezzo der Andacht und der Besuch einer Königlichen Hoheit, 
fordern zu ihr heraus. Aber die Regie trifft immer scharf die 
Kontur und erreicht durch die plastische Ausarbeitung aller Gestalt 
ten, was die zweidimenstonale Satire niemals bewirkte: ^ne Preis 
gabe dieses Mädchenstiftswesens, die Zugleich seine KenM.chnung ist. 
Aufgerollt wird es in lose aneinandergereihten Szenen, die voller 
reizender filmischer Einfälle sind. Der Alltag im Stift und die 
Potsdamer Architektur interpretieren sich wechselseitig, die große 
Schulireppe erhält das ihr Zukommende Eigenleben, die Theater 
episode ist exemplarisch entwickelt und die Mischung der komischen 
Austritte mit den ernsten und tragischen delikat. Sieht man wie 
billig von einigen Längen und jenen paar Szenen ab, die wie die 
LehrerinnenkonferenZ aus dem Gesamtrahmen ein wenig heraus 
fallen, so bleibt ein vorzüglich abgestimmtes Arrangement, das auch 
tonfilmisch gut durchdacht ist. Seiner Präzision ist die Durchschlags 
kraft gerade der kleinen Züge zu danken. Der langsame Abgang 
der Oberin am Schluß etwa kommt zu ergreifender Geltung, und 
wenn sie, von den Ereignissen entthront, in den Korridoren schwin 
det, scheint ein Gespenst von hinnen zu weichen. 
F.ar Leontine Sagan bat diese saubere Handlung sauber 
inszeniert. Zum Lob ihrer handwerklich sicheren Negieleistung wüßte 
ich nichts Besseres zu sagen, als daß sie ein genaues Wissen um 
die Ausdrucksformen und ein Lines Stilempfinden verrät. Während 
der Routinier ein solches Sujet bestimmt zur groben Karikatur ver 
zerrt hätte, überschreitet Frau Sagan nirgends die von der Wirk 
lichkeit gezogenen Grenzen. Die Oberin bleibt eine mögliche Figur, 
und das Exerzierreglement, dem die Zöglinge unterworfen sind, ist 
auch in seimnAusschwei^ noch glaubhaft Es muß nicht leicht 
gewesen sein, der Farce zu entrinnen; denn viele Episoden, so das 
* 
Dem Film ist ein großer Erfolg zu wünschen. Nicht nur seiner 
Haltung und Ausführung wegen, sondern auch deshalb, weil er in 
produktionßtechnischer Hinsicht einen verheißungsvollen Anfang 
bedeutet. Er ist ein Zeichen dafür, daß sich noch gute Kräfte bei 
uns regen. 
Berlin, Ende November. 
Inmitten des Wustes der MMärfilme und der ganzen rein 
auf Zerstreuung abgestellten Produktion, mit der die Konsumenten 
von der Filmindustrie mit oder gegen ihren Willen öelresttt werden, 
Lauchen endlich vereinzelte gute deutsche Filme auf. Dem Pabst- 
Film: „Kameradschaft", der viel Zu kurz lief, ist setzt rm Capital 
der Film: „M L dch e n i n Uniform" gefolgt. Eine in doppelter 
Hinsicht erfreuliche Leistung Einmal darum, werk sie von Geschmack 
und Anstand Zeugt, die bei uns rar geworden sind: Zum andern 
darum, weil sie eine Gemeinschaftsarbeit ist. Die Deutsche 
F i l m - G e m e i n s ch a f t, die unter der künsiterffchen Oberleitung 
von Carl Froelich steht, erbringt mit diesem ihrem ersten Kollek 
tiv-Unternehmen den Beweis, daß es noch andere Methoden der 
Herstellung von Filmen gibt als die der harschenden Filmindustrie. 
Und in dem Beifall, der während der Uraufführung imcker wieder 
spontan einsetzte, schwang zweifellos auch die Genugtuung des 
Publikums über den hier vollzogenen Durchbruch mit. 
Der Film ist nach dem Bühnenstück* „Gestern und Heute" von 
Christa Winsloe unter Mitwirkung der Autorin gedreht worden. 
Sein Thema: die Erziehungsmethoden in einem Stift für adlige 
Mädchen, die „Soldarenkinder" sind und wieder „Soldatenmütter" 
werden sollen. Aus den ZustandZschilderungen, die einen Begriff 
von der furchtbaren Härte der im Internat praktizierten Pädagogik 
geben, entwickelt sich der Konflikt zwischen dem alten und dem 
neuen Geist. Jenen, der konservattven Maximen entspringt und 
uueingestandenem Sadismus bereitwillig Vorschub gewährt, vertritt 
die Oberin und ihr Anhang, diesen eine der Lehrerinnen, die mit 
Verständnis und Liebe mehr ausrichten zu können glaubt als mit 
miii.arischem Drill An sie schließen sich aus Instinkt alle Mädchen 
an, besonders eines, das zu ihr eine schwärmerische Zuneigung faßt. 
Die von der Pubertätsleidenschaft geforaerre Belebung, die mit 
stiller Resignation zurückgedämmt miro, kommt zu Ohren der Oberin, 
deren drakonische Maßnahmen den Bruch mit der Lehrerin herbei 
füllen und das Mädchen zum Selbstmord trnben. Nur das Ein 
greifen der endlich aufsässigen Kinder vermag im letzten Augenblick 
noch vk doppelte Katastrophe zu nech!r'.?)e:n.
	        

Hinweis zur Vollständigkeit

Die Blätter 89 und 90 fehlen im Original.

Hinweis zum Volltext

Die OCR-Ergebnisse sind experimentell.

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