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H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

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Bibliographic data

fullscreen: H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

Manuscript

Persistent identifier:
BF00043388
Title:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]
Shelfmark:
H:Kracauer, Siegfried/01.11/Klebemappe 1932
Document type:
Manuscript
Collection:
Holdings and special collections
Year of publication:
1932
Copyright:
Deutsches Literaturarchiv Marbach

Full text

E 
il 
auob 
obne 
die Lpraobe äark in ibm noob viele Oebalte 
Dmsobweik benennen. 
dakt umrisssne Vsrtrster GbenkaUZ mZ Duck 
UorsMraAON, MLF srstarrt unä l66r 86M, aber 
Nie kalt sied dank ikrsr Traditionen unä wird 
dar ^ukrükrer leioüt Kyrr« 
.. Üat Irland nur äsn sekleetitsn krotest wider 
MN6 beklsekts Ordnung darstsllon wollen? Nir 
yeköint, ssin'puok strebt über äio Fssellsobakt- 
Üeb6 Lpbars binaus. Dis Nensebon, um äie 68 
Kreist, babsn 2war itiren bestimmten so/Hen 
Ort, sind jsdoeb aus ibm Mein niobt M er° 
klären. 8ie bsjaben oäer verneinen äie 2ustLnäe, 
vbne nur sie 2u meinen, sie verkörpern ein 
eigenwilliges 8ein, das mebr ist als äie Uesul- 
tierenäe äer jeweiligen Verbäitnisso. OanL am 
. Lnäs sagt Austin, äer Oäbbrt begraben bat: 
«,^l8 mükte niobt alles LwangslZukig in äie Ord 
nung Lurüekkebren!" Die Oränung, an äie bior 
Mdaobt wirä, ist eine anäere als äie gesell- 
sebaWebe. Ds ist äie Oränung äer guten Natur, 
äer reebten Ritte, oäer wie immer man jenen 
iäealen Oleiebgewiebtsrustanä nennen mag, äer 
naeb einer sebr wesentbeben, sebr kranrösisoben 
Vorstellung äie unerläkliebe löeäingung jeder 
erträgbeben socialen Oränung ist. Ibm sollt 
Oilbert äureb seinen Vod äen Vribut; äustin 
äureb äen Vmbrueb seiner Person; Uenöe äureb 
ibr Zweites Deben an äer Leite von äustin. 
Ran konnte wider äiese Kösung einv/enäen, 
daß sie äer Natur des Rensoben su viel unä äen 
gesellsebattlieben Verbältnissen su wenig gebe. 
8ie ist unrevolutionär; sie verlegt äas 8obwer- 
gewiebt aus äer Oesellsebakt beraus unä verrät 
eine tieks Lkepsis gegen äie RöMobkeiten, äie 
eine Veränderung äer socialen Oränung gewäbrt. 
Denn entspringen wie bei Irland Oiüok unä Dn° 
glüek, Ilnbeil unä prieden äer Desobakkenn^it 
äer Rensoben unä ibrer Leriebungen, so wirä 
äamit Luglsieb geleugnet, daß äie Rensoben 
selber durobaus von äen Zuständen abbängig 
seien. 8ie ruben in sieb oäer sinä äoeb eines 
Oleiobgewiebts käbig, äas niebt äie Variable 
irgendeiner Oesellsebaktsoränung ist, sonäern 
umgekebrt äie Voraussetzung riebtiger socialer 
Ordnungen bildet. leb bemerke 2u dieser ^uk- 
kassung nur noeb, daß sie in äer Vat dem 
Denken eines Volkes entsprießt, in dem Natur 
und Oesebsobakt seit langem miteinander ver 
bündet sind (oder waren) und eine Tradition 
des natürlieben Verbaltens bestebt. 
Lei uns ist es anders. Und vielleiebt ist ge 
rade darum das Duob kür den deutschen Deser 
ergreikenä. Dr merkt aus ibm, was wir niobt 
baben: Rensoben. Oewiß besitzen wir sie; aber 
insokern sie sieb niobt ersoböpken in der 2u- 
gebörigkeit Lu einer socialen Position, einer 
Hasse oder einer Partei, sind sie gewisser 
maßen unbestätigt und müssen verkümmern. 
8ie gelten nur als De^ugspunkte unä werden im 
übrigen niobt beaebtet. Dieser mensobenlose 
Zustand mag auob seinen 6rund in dem be- 
reobtigten Mißtrauen gegen die un^äbligen Ver- 
baltungsweisen' baben, die siob als mensobliobe 
ausgeben und kaktisob egoistisoben, gesellsobakts- 
sobädlioben Interessen dienen. Menn sieb in 
dessen das Nißtrauen unbegrenzt set^t, werden 
bald die Nensoben abbanden kommen, die eine 
Oränung tragen können, der Oeist wird siob von 
der Natur absondern und die Natur über die 
Vker treten. In Irlands Doman geben noob 
Uenseben um, die diesen Namen verdienen, lind 
Berlin, im April. 
Lebenswahr? 
eien aus der Gesellschaft ausgeschlossen, enthüllt sich die Gesell 
schuft, nach der dem Mädchen der Sinn steht, zuletzt als eine ge- 
älschte. So gelingt es trotz scheinbarer Aufrichtigkeit, die sozralen 
Verhältnisse doch wieder zu verdunkeln. 
Der Film enthält im übrigen reizende Szenen und ist mit wehr 
Witz als die meisten anderen Ufa-Komödien arrangiert (Regisseur: 
Karl Hartl). Brigitte Helm ist in ärmlichen und blendenden Tor 
letten gleich glaubhaft. Zu Lucie Englisch möchte man immer 
Mizzi sagen, so filmwienerisch versteht sie zu maunzen. Wer nicht 
gesehen hat, wie Rudolf Förster den Zylinder aufsetzt, weiß nicht, 
was letzte Eleganz ist. 
Old ShaLLerhand unter Gangstern. 
Im Gangster-Film der Paramount: „Straßen der Wel t- 
stadt" geht es unbeschreiblich toll zu. Eins, zwei, drei, werden 
Menschen um die Ecke gebracht, der Mordbetrieb flutscht nur so. 
Ich erinnere mich, einen Detektivroman von Wallace gelesen Zu 
haben, der im Milieu der Alkoholschmuggler spielt; er ist harmlos 
im Vergleich mit diesem Filmszenarium, dessen kriminelle Orgien 
bestimmt den Neid des englischen Autors erregt Hütten. Man wird 
sich, nebenbei bemerkt, noch gar nicht des Todes von Wallace be 
wußt. Denn seit er gestorben ist, sind schon zwei weitere Detektiv 
romane von ihm erschienen. Offenbar hat er auf Vorrat gearbeitet. 
Aber nicht nur Wallace wird durch den Film übertrumpft, sondern 
beinahe auch Karl May. Der Held des Films ist nämlich der reinste 
Old Shatterhand. Gespielt von Gary Cooper, einem , der neuen 
Mannstypen, mit denen Filmamerika uns beschert, gleicht er dem 
großen Freund Winetous an sieghaftem Wesen, selbstbewußtem 
Auftreten, Kühnheit und Listen. Er führt immer zwei Revolver mit 
sich, schießt Freunden bei Gelegenheit die Zigarette aus dem Mund 
und schützt mit ungeheurem Aplomb seine Freundin vor dem 
Zugriff des teuflischen Chefs. Wunderbar ist vor allem, wie er sich 
der Bande entledigt. Im Luxuswagen rast er mit ihren Haupt 
mitgliedern so schnell die Bergstraße hinan, daß ihnen Hören und 
Sehen vergeht, kocht sie gewissermaßen durchs Üebertempo gar und 
setzt sie. dann hoch oben aus. Mcht anders mag Old Shatterhand 
einst durch die Prärien des wilden Westens galoppiert sein. Und 
auch darin stimmt sein Ebenbild mit ihm überein, daß er eigent 
lich nie schießt, um irgendeinen Unhold zu töten. Sein Edelmut 
ist viel zu gewaltig dazu. 
In diesem Film, der eine Ausgeburt grenzenloser Naivität ist, 
gibt. es.eine filmisch vollkommene Szene. Sie vergegenwärtigt die 
Erinnerung einer Gefangenen an ein wichtiges Gesvräch. Man hat 
einen derartigen Vorgang früher gewöhnlich so dargestellt, daß man 
die Bilder auftauchen ließ, auf die sich die Erinnerungen bezogen. 
Hier wird das Gespräch selber mit Flüsterstimme rekapituliert, 
ohne daß Bilder sich zeigten. Die Worte scheinen aus den Steinen 
zu dringen und wirken so unkörperlich, als seien sie vom Gedächt 
nis gewebt. 8. Lraeaubr. 
r r. Ufa hat einen neuen Film hemusgebracht, der sozusagen 
lebenswahr rst oder es doch sein möchte. Er heißt: „G räfin von 
MonLe Christo" und unterscheidet sich von den üblichen Fil 
men dann, daß seine Heldin keine Karriere macht. Während sonst 
dre^ geplagten PnvatseLretärinnen, die weiblichen Warmhausan 
gestellten usw. rm Film^ regelmäßig das große Los ziehen und 
amen reichen, hübschen jungen Ehepartner kriegen, der sie mit 
Schlag aus der Alltagsmisere befreit, kehrt hier die arme 
Fumstatistln nach kurzem Grandhotelglück wieder Zu ihrem Aus 
gangspunkt zurück. Sie hat auch einmal in schönen Kleidern auf 
ven Höhen der Menschheit durch die Hotelhallen wandeln wollen 
und rst M diesem Zweck während einer Filmprobe im Auto der 
r5llUrgesellschaft ausgerissen. Wunderbare Zufälle ermöglichen ihr, 
Lm paar Tage lang die Sehnsucht nach Luxus, Freiheit und Glanz 
Zu befriedigen. Aber kein Generaldirektor legt sich ihr Zu Füßen, 
rern Lord naht, der sie um ihre Hand bäte — das alles kommt im 
Leben Nicht vor, sondern ereignet sich nur in verlogenen Filmen. 
Diesem widerstrebt es, die Wirklichkeit zu beschönigen, und schleu 
dert darum die Statistin am Ende von neuem in den Abgrund, 
aus.dem sie ausgerauscht war. Die Herrlichkeit des Hotel.daseins 
ist eme flüchtige Episode, der Wunschtraum nicht mehr als ein 
Traum gewesen. Man erwacht aus ihm und begnügt sich-damit, 
weiter winzige Rollen zu spielen und die Freundin eines schlecht 
bezahlten Reporters zu sein. 
So ist das Leben! Wahrhaftig auf den ersten Blick hin scheint 
es, als bedeute -dieser Film eine Art Umkehr, als sei die Ufa geson 
nen, der Wirklichkeit mehr als bisher die Ehre zu geben. Das Herz 
quält über im Gedanken, daß sie in Zukunft Filme herstellen 
könne, die unser soziales Dasein nicht vertuschen, sondern ent 
larven, die dumme Illusionen zerstören, statt sie Zu hegen, die, 
kurz gesagt, das genaue Gegenteil jener Filme wären, deren Pro- 
oüktlon sie seit Jahren betrieben hat. Sieht man aber näher hin, 
>5 Zeigt, sich leider, daß der Augenschein trügt und auch der neue 
Fäm nicht eben zu Hoffnungen berechtigt. Denn warum landet 
die Filmstatistin nicht in dem Paradies, das solchen Mädchen von 
den Filmproduzenten gemeinhin. Zugedacht wird? Weil sie im 
Grandhotel in die Klauen eines Hochstaplers gerät und weil der 
vornehme Herr, der dort in Lieb zu ihr entbrennt, ebenfalls ein 
Hochstapler ist. Wäre er keiner gewesen, so hätte sich ohne Mühe 
das normale Happyend ergeben. Da aber dieser schablonenhafte 
Schluß ausnahmsweise einmal vermieden werden sollte, hat man 
mit der gewohnten Jnstinktsicherheit dafür gesorgt, daß nicht der 
Eindruck entsteht, als verhindere die obere Gesellschaft den Anstieg 
der armen Statistin. Sie muß das Ziel der Wunschträume bleiben, 
die Gesellschaft, und um ihr diese Eigenschaft zu erhalten, hat man 
die zum Absturz bestimmte Heldin nicht.dem hergebrachten Gene 
raldirektor oder Lord begegnen lassen, die beide sie unfehlbar zu 
slch heraufgezogen hätten, sondern sie mit einem Hochstapler ver 
koppelt, der nicht zur Gesellschaft gehört. Mit anderen Worten: 
durch die Motivrerung, die d.,s Scheitern der Statistin im Grand 
hotel erfährt, ist die Lebenswahrheit wieder aufgehoben worden, 
die ihrem Scheitern selber zukommt. Das Mädchen hat keinen Ort 
in der Gesellschaft, gewiß; aber damit um Himmelswillen das 
Publikum nicht auf den Gedanken verfällt, die unteren Schichten
	        

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