226 I. Th. Critik der aͤsthetischen Urtheilskraft.
so sie blicken ließ, zu entbloͤßen auch nicht gemeynet war. Daß
der schoͤne, aber falsche Schein, der gewoͤhnlich in unserm
Urtheile sehr viel bedeutet, hier ploͤtzlich in Nichts verwan⸗
delt, daß gleichsam der Schalk in uns selbst blos gestellt wird,
bringt die Bewegung des Gemuͤths nach zwey entgegenge—
setzten Richtungen nach einander hervor, die zugleich den
Koͤrper heilsam schuͤttelt. Daß aber etwas, was unendlich
besser als alle angenommene Sitte ist, die Lauterkeit der Den⸗
kungsart, (wenigstens die Anlage dazu) doch nicht ganz in
der menschlichen Natur erloschen ist, mischt Ernst und Hoch—⸗
schaͤttzung in dieses Spiel der Urtheilskraft. Weil es aber
nur eine kurze Zeit Erscheinung ist und die Decke der Verstel⸗
lungskunst bald wieder vorgezogen wird, so mengt sich zu⸗
gleich ein Bedauren darunter, welches eine Ruͤhrung der
Zaͤrtlichkeit ist, die sich als Spiel mit einem solchen gutherzi⸗
gen Lachen sehr wohl verbinden laͤßt, und auch wirklich da—
mit gewoͤhnlich verbindet, zugleich auch die Verlegenheit
dessen, der den Stoff dazu hergiebt, daruͤber daß er noch
nicht nach Menschenweise gewitzigt ist, zu verguͤten pflegt. —
Eine Kunst naiv zu seyn ist daher ein Widerspruch; allein
die Naivitaͤt in einer erdichteten Person vorzustellen ist wohl
moͤglich und schoͤne ob zwar auch seltene Kunst. Mit der
Naivitaͤt muß offenherzige Einfalt, welche die Natur nur dar⸗
um nicht verkuͤnstelt, weil sie sich darauf nicht versteht was
Kunst des Umganges sey, nicht verwechselt werden.
Zu dem, was aufmunternd, mit dem Vergnuͤgen aus
dem Lachen nahe verwandt und zur Originalitaͤt des Geistes,
aber eben nicht zum Talent der schoͤnen Kunst gehoͤrig ist,
bann auch die launigte Manier gezaͤhlt werden. Laune im
guten Verstande bedeutet naͤmlich das Talent sich willkuͤhr⸗
lich in eine gewisse Gemuͤthsdisposition versetzen zu koͤnnen,
in der alle Dinge ganz anders als gewoͤhnlich (sogar umge—
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