49
Wir riechen mit der Nase. Manche Dinge verbreiten
einen angenehmen, manche einen unangenehmen Geruch. Der
Duft der Rosen und Veilchen ist lieblich. Reines Wasser
hat gar keinen Geruch, es ist geruchlos. Der Hund hat
einen scharfen Geruch, er wittert das Wild und findet mittels
seines Geruchsinnes die Spur seines Herrn.
Wir nehmen das Tuch in die Hand und fühlen, ob
es fein oder grob ist. Wir halten die Hand an den geheizten
Ofen und fühlen, dass er warm ist. Man kann es fühlen,
dass das Eis kalt, der Schwamm weich, der Stein hart, die
Feder leicht und das Blei schwer ist. Der Arzt fühlt dem
Kranken den Puls; ich fühle mein Herz schlagen. Man fühlt
Hunger und Durst, man fühlt Lust und Freude.
534. Die köstlichsten Gewürze.
Ein Herr wurde auf einem Spaziergange von einem Platz⸗
regen überfallen und flüchtete in die nächste Bauernhütte.
Die Kinder saßen eben bei Tische, und vor ihnen
stand eine große Schüssel voll Hafermus. Alle ließen sich's
recht gut schmecken und sahen so frisch und roth aus wie
die Rosen.
„Aber wie ist es doch möglich,“ sagte der Herr zur
Mutter, „dass man eine so rauhe Speise mit so sichtbarer Lust
berzehren und dabei so gesund und blühend aussehen kann?“
Die Mutter antwortete: „Das kommt von dreierlei
Gewürzen her, die ich in die Speisen thue. Erstens müssen
die Kinder an die Arbeit, ehe sie zu Tische kommen;
denn wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen. Zweitens
gebe ich ihnen außer der Tischzeit nichts zu essen, damit sie
den Hunger mitbringen; Hunger ist der beste Koch. Drittens