Wiener Werkstätten in Benutzung Genommene Häuschen, das
seinerzeit zur DeranfHaulichung der Sparbauweise diente.'
Man hat ihm nach dem Entwurf Pros. Häuslers von den
Wiener Werkstätten rechts und links zwei Seitenflügel ange^
fügt, die sich durch lange, schmatz, sehr apart wirkende Fenster,
auszeichnen und mit dem Mittelbau gut zusammenNingen. Wer
durch den HaupterngMig das Meftzgelände betritt, dem fällt
etwa noch die geschmackvolle Nerasla ins Auge, die von Archiv
tekt Kaihre in vom Oestewelchifchen Werkbund an der*
Stirnseite des kleinen der Festhalte angegliederten Vorbaus, der«
die Ausstellung des WerkSunds enthält, errichtet worden ist. -
Alle diese Wandlungen und Neubauten legen ein sichtbares,
Zeugnis dafür ab, daß die Messe-Gesellschaft während des ver«,
gangenen halben Jahres nicht untätig gewesen ist. Ihr wie!
der Bauleitung schuldet man Dank dafür, daß sie mit den
drängenden wirtschaftlichen Bedürfnissen Schritt zu halten ver^
möcht häb-sn. Hiermit soll allerdings keineswegs gesagt sein^
daß man nun in der Frage der Provisorien wie überhaupt in
baukünstlerifchsr Hinsicht durchweg mit der Messeleitung über^
einstimmen müßte. Es mag jedoch genügen, auf diese Fraaen
bier gerade Angewiesen Zu haben; Zu ihrer eingehenden Er^
örterung wird sich später wohl noch Gelegenheit bieten.
Das bauliche Gesicht der Messe wird nicht Zuletzt durch die
vielen Plakate bestimmt, die überall außen wie innen, sich
vordvangen und die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich Zu
lenken trachten. So gewiß es berechtigt erscheint, jedes Plakat ein
zeln zur Geltung zu bringen, so wenig brauchte doch die Durchs
führung dieses Grundsatzes den einheitlichen künstlerischen Rah^
m?n Zu Zerreißen. Mannigfaltigkeit und Buntheit der Plakate
wirkt umso besser, je geschlossener das architektonische Bild ist, dem
sich die Fülle der Farben und Motive schließlich einfügt. Man^
sollte eS sich offen eingesiehen, daß bei der gegenwärtigen Messe-
dies? beherrschende künstlerische Einheit noch längst nicht erreicht
ist und baß wir hierin von Stadien mit reicher künstlerisches
Tradition wie München Z. B. viel zu lernen haben. Es liegt
ia nur im eigenen Interesse des Kaufmanns, auch bei seines
Plakaten auf künstlerische Qualität bedacht Zu sein; und ordnet"
er sich innerhalb einer Welt von. Plaketten mit seinem eigenen
Plakat dem Ganzen willig ein, so wird ißm sicherlich der Tri
but reichlich entgolten, den er derart der Gemeinschaft Zollt.
Dr. S. Kracauer,
sSchMerarbett^ der Frankfurt« Kunstgewerbs-
schule.f Im Kunstgewerbemuseum sind zurzeit SchÄerarbeiten
der Kunstgewerbeschule zu einer kleinen Ab schluß-Au ssier-
lung vereinigt, die einen Ueberblick über das wahrend der
zwei Jahre Geleistete gewähren will. Das Ergebnis stimmt nary-
denklich und läßt den dringenden Wunsch erstehen daß bei der ge
planten Umwandlung der Schutz mancherorten recht kräftig dmch-
gegrrsfen werde, damit in Zukunft die Schule den an sie Au richten
den künstlerischen Ansprüchen auch wirklich genügt. Ausgezeichnete-
Arbeiten wM vor allem die Graphik-Klasse von Dein Villa
auf. Der begabte K. v, Appen zeigt Illustrationen zu Würgers
„Bohöme" und wirksame Plakate, in denen sich wieder einmal die'
gute Eignung expressionistischer Stiletzmente gerade für das Plakat
offenbart. °Von großer Feinheit sind die duftigen, leicht und sicher
hingesttzten Faröen-Lithographien von Fritz Franke zu Von-'
sels „Biene Maja" und einem Büchlein „Die Schildbürger" (Frank
furter Verlagsanstalt), wohl gelungen auch die Bilderbücher von
Maria Balle, die-außerdem Portratköpfe mit der kalten Nadel'
meistert, und von Hilde K o ch, die noch durch aparte Glasbilder
-erfreut. Den stärksten Eindruck hinterlassen wohl die tiefempfun
denen Radierungen von Awne M üll er - K natz, in gespenstisches
Helldunkel getauchte aufwühlende Visionen von Grauen und Elend, '
die, ohne schon letzte Abgeklärtheit und Selbständigkeit zu bekun
den, reiche Hoffnungen für die Zukunft der Künstlerin erwecken. —"
Der von Emil Hölzl geleiteten Klasse für Buchgewerbe, die jetzt
der städtischen Fachschule angegliedert wird, entstammen gute
Schriften, Illustrationen und geschriebene Bilderbücher (so eines:
„Der standhafte Zinksoldat" von Elara Maley). Im Zusam
menhang hiermit seien gleich die geschmackvollen Schriftproben und
Ornamentmuster erwähnt, die aus der Vorbereitungsklasse von
I. F. Riese gezeigt werden. — Dtz Arbeiten der Klasse von^
Pros. Cissarz wirken ein wenig enttäuschend. Wenn diesen'
dekorativen Malereien aber auch, trotz zahmer Ansätze zu expressio
nistischer Ornamentik die eigentliche Originalität fehlt so halten
sie sich doch immerhin auf einer respektablen mittleren Höhe, wäh
rend die architektonischen Leistungen aus der Klasse von Pros/
LuLhmer (bezw. dessen Assistenten P. Scheinpflug), so
wie aus der Klasse von El. Mehs beträchtlich unter Mittelmaß
bleiben. Der Entwurf zu einem Warenhaus z. B. ist ganz un-
architektonisch gedacht, von echter Raumkunst verspürt man hier
überhaupt keinen Hauch. Einige Jnnenraum-Studien mögen zur
Not passieren. — In der Klasse von Pros. Hausmann werden'
gute Schmyckanhänger gearbeitet, unter den größeren plastischen
Werken ragt besonders eine FrauengestalL von Moos hervor. —
Aus der Kleinplastik-Klasse von Carl Mohr rühren etliche nette
Ofenkacheln und Dosen her. — Die ornamentalen Entwürfe der-
technischen Malklasse von H. Bäppler sind zwar von etwas
schablonenhafter Erfindung, aber tN kecynischer Hinsicht gut gera
ten. An den akademischen Aquarellstudien aus der von Pros. N e-
b e l geleiteten Klasse geht man ebenso gleichgültig vorbei wie an
den Abzeichnungen der Klasse von E. Hub. Or. Xr.
Imuksmler Zrötzjahrsmrffe.
M-1L April.
Das bauliche Gesicht der Mesie. .
Dem Besucher' der diesjährigen Frühjahrsmesse dränE
sich sofort die baulichen Veränderungen und Er-^
Weiterungen auf, die seit der letzten Messe unter Leitung'
von Stadtbaumeister Grörich durch die Mesfe-EeseLschast
vor genommen worden sind. Der zweigeschossige und unter
kellerte Haupttrakt des Hauses Osfenbach ist bis zum Schnitt
punkt von Ost- und Südhalle verlängert worden und enthält,
dort, wo er in diese Hallen eintrifst, ein« geräumig« Treppcn-
anlage, die für den bequemeren Zugang zu seinem oberen Sloch
wert sorgt. DA: Trakt wird in seinem Innern, später fertig aus«
gebaut werden; vorerst sind Holzpfoften und Binder noch ohne-
Berkleidung, Tiese Erweiterung des Hauses Ossenbach bietet,
ganz abgesehen von der Befriedigung schnell gewachsener
Raumbedürsniffe, den großen Vorteil, daß sie die Lücke schließt,-
die vorher zwischen den einzelnen Hallen bestand. Ohne in?
Freie treten zu müssen, kann man jetzt von der Festhalle aus
nach allen möglichen Punkten der Messestadt gelangen. Auch
die eine Osthalle hat eine Verlängerung erfahren, und zwar'
dehnt sie sich bis zu den Haupteingängen hin, nach dem Tram
bahnrondell zu in eine schlicht« Putz-Fassade ausklingend^
hinter der einig« Büros untergebracht sind. Diese Halls gprnzt
nunmehr den Platz vor der Festhalle nach Osten völlig ab und'
verschasft so dem Auge, das in das etwas verwirrende Bild
der verschiedenen Baulichkeiten Klarheit zu bringen wünscht/
«ine gewisse Beruhigung. Zu einem günstigen PlatzabMuß
trägt dann an der für sie gewählten Stelle auch die neue Nord-;
hall« bei, ohne daß freilich ihre in Sparbauweis« errichtete
Fassade letzte Wnstlerische Ansprüche zu befriedigen vermöchte.-
Früher erhob sich dies« Halle an demselben Platz, wo. jetzt biet
Gerüste des Werkbundhauses gen Himmel ragen und schon wei
tere bauliche Vergrößerungen für die nächste Herbstmesse am-,
kündigen. Zwischen Nordhalle^ und Festhalle liegt-das von den
-- Kunstleben und Lebenskunst in Japan. Im Rahmen dE
ostasiatisHen VorLräge sprach Samstag abend Frau Prost"
Fischer, die Direktorin des Ostasiatischen Museums in Köln,
über die Kunst Japans. Dieses Kölner Museum, in dem man
Zum erstenmal in Europa versucht hat, einen Ueberblick über drei
gesamte ostasi^ Kunst zu geben, ist die Schöpfung ihres ver-/
storvenen Mannes, den die Rednerin auf seinen jahrzehntelangen
Expeditionen durch China, Japan und Korea begleitete. Der-
Aufenthalt in Ostasien hat ihr nun vor allem eines offenbart:
den innigen Zusammenhang Zwischen Kunst und Leben, gerade/
in Japan. Schwer bepackte Lastträger ihrer Expedition, so er- >
zählte die Rednerin, pflücken sich noch große Baumzweige ab uM
schleppen sie mit, rein aus Freude an ihrer Schönheit; die Kunst/
rst dort nicht Luxus wie häufig bei uns sondern Gegenstand der)
Verehrung urck unmittelbare Notwendigkeit des LÄMs. Der)
Wille des Japaners Zum Schonen und Gestalteten, der sich über^
all in seiner ProfanLunst ausprägst adelt schon seine engste Um-/
Welt: das Haus. Dieses ist fast immer ein Eigenhaus, untere
Umständen von mehreren Generationen bewohnt wird. Aus HrM
gebaut, steht es der Erdbebengefa.hr wegen "auf Pfählen, rmgsi
herum zieht sich eine Veranda und seine zum Teil beweglichen/
Wände und papierbespannten Schiebetüren können leicht heraus--)
genommen werden.. Türen und WandschirMe sind mit oft
lefenm Malereien geschmückt. Reiter stürmen dahin und erwecket^
Sehnsucht nach der Ferne, Pinien trauern an stillen Leichen/
umflattert von Wildenten, und eine Brücke spannt sich gar über
sieben Türen. Alles das meist mit spärlichen Pinselstrichen hm»-
gehaucht, wie denn überhaupt Enthaltsamkeit Lm Gebrauch der/
Kunstmittel Stilprinzip japanischer Kunst ist. Die Decke deA
Hauses ist leicht aus Holz getäfelt, der Fußboden mit strohunter-f
polsterten Binsenmatten bedeckt. Bettstelle, Stuhl, Tisch usw^
die man in europäischen Wohnungen Zu sehen gewohnt ist, fehlem
im japanischen Haus, da die Landessitte ihrer entraten kann/
Wie wenig solche Einfachheit mit Primitivität zu tun hat, wie"
sehr sie im Gegenteil alter Kultur entfließt, dafür spricht u. a.f
der Umstand, daß sich in der stabilen Wand jedes Hauses
Sanktuarium eine BWnifche befindet, in der bald das eine, LaW
das andere geliebte Bild aufgehängt wird. Die Art der Bilder;
kommt ihrer Auswechslung zustatten. Sie werden zusammen^
gerollt und in schön geschmückten länglichen Kasten gehütet; zieW
der Japaner sie aber hervor, um sich ihrer Betrachtung hinzu/
geben, so verneigt er sich Zunächst ehrfürchtig vor ihnen,
Beweis mehr dafür, daß ihm die Kunst Gottesdienst ist. Ders
hohe Stand des japanischen Kunstgewerbes ist jedermann be^
konnt. Die ursprünglich von China üderlwMMene Lackkunst hast
in Japan eine selbständige Ausbildung erfahren und Zur Er^
Zeugung einer Fülle von Hausgeräten geführt, die infolge der
Güte ihrer Herstellungstechnik so gut wie gar nicht durch dem
Gebrauch leiden. Von dem Lesepult und der Brief-schachtel am
bis zum Zahnstocher und dem Vogelfutrernäpfchen werden die
Gegenstände mit Lack überzogen und ausgeschmückt mit Motiven'
die ihrem Sinn angepaßt sind. Auch Ksrbwaren und schöne
Geräte aus Metall und Erz finden daneben im Haus Verwett-,
düng, und die vollendete Feinheit aller dieser profanen Gebilde
verdeutlicht es immer wieder, wie tief die japanische Kunst iM
Volk wurzelt. — Die von inniger Liebe zu dieser Kunst getragenes
Ausführungen der Rednerin wurden durch treffliche Lichtdicht