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Full text: H:Kracauer, Siegfried/01.01/Klebemappe 1921 - [Geschlossener Bestand der Mediendokumentation, Nachlass]

n n d ch i n e s i s ch e K u l 1 u r 
Kr. 
fV)e^>c> 
Lebensgemeinschaft und Zukunft der Liebe. 
Im Volksblldungsheim entwickelte Mittwoch abend Tr E 
Ärnsid di« grundlegenden Gedanken, die in der von ihm LÄei- 
teken Neuwerf-Gemeinschost Sannerz bei Schlüch- 
lsm ihre Ve-ckörperung suchen und finden. Alles Lebendige, so 
^ryrte der Redner «08, gehört zusammen, und alle Menschen sind 
darum berufen «ine Lebensgemeinschaft zu bilden, die ihrer Sekn- 
Erfüllung schenkt. Dieses Leben aber, das die 
Menschen durchdrrngt «t im Kern Bewegung, es guillt am bSchste« 
dorr empor, wo es nch in Arbeit und Tätigkeit umsetzt. Jede wahr 
hafte LebensZemeinschaft muß daher Arbeit leisten, sie muß 
produktive Kräfte zur Entfaltung bringen, wenn sie neues Leben 
wecken will, Da serner Leben immer Uebersiuß ist, besteht seine 
letzte Erfüllung in jener überströmenden Liebe, die aus der Kreudr 
komm^ ^re echte Lebensgemeinschaft verwirklicht fich überall, wo 
Menschen sich lieben und Mkuds aneinander haben, wo Liebe den 
emen Menschen zur Entdeckung des innersten Wesens seiner Men 
schenbruders fuhrt. Drei Arten von Liebe aber gibt es: 
ne, besitzesglenge Sinneslust, den Eros, der Körper und Seele 
^rgretst ü>ch ^tl hat an jeder zwischenmenschlichen 
Liebesbeziehung, und schließlich die Gottesliebe, die -ine Offen- 
barun.q des Transzendenten im Immanenten, des Logos im Misch 
.st, ein jauchendes Ja zum Leben und zur Gottheit selber. Diese 
^"«liebe, die Jesus erschlossen hat, ist das allein Entschei- 
die sie im Herzen tragen und 
yeute^dre Großstadt, um draußen 
^^"^E^tzlotteS zu spüren. Wenn sie nun merken, 
ihr Verlangen nicht zu befriedigen vermag, dann 
werden sie wohl für die Erkenntnis reif, daß einzig die Herstellung 
nndVTnEIeE in dem alle nationalen 
getilgt find, ihrer Licbessehnsucht 
Erfüllung verspricht, sie erkennen weiterhin, daß die aegenwär- 
ihren Forderungen keineswegs Genüg« Astet und 
begeben sich dann entweder m das politische Kampffeld. oder aber- 
mer kam der Redner auf s«in eigenes Werk zu sprechen — sie Se- 
sönl^ « ch" W e g und wirken auf gründ per. 
^"en Kreis einer Lebensgemeinschaft. 
Eme solche »ledtunasgemelnschast besieht in Sannerz. Ihre Me- 
Gmndlage zusammen, sie ver 
richten produktive Arbeit und teilen miteinander die Freude am 
daß derartige Gemeinschaften im Kollektiv 
en kÄ nk^erwMden werden, wenn alle Mm- 
!2,dn,dle sich zu produktiver Arbeit vereinen, in ihrem innersten Her- 
ien das Herz Gottes erleben, wie es Jesus einst erlebt bat — 
Heute, Donnerstag, und nächsten Dienstag abend um 8 Uhr fin- 
^"^öttllungsherm im Anschluß an die Vorträge von Dr. 
^dritte b«!tag und Samstag der zweite und 
UM w mehr wird es ihm glücken, sein Leben in Harmonie mit dem 
Weltgeschehen zu bringen; Verständnis des Tao führt ihn zur frei 
willigen Einordnung in, den Laus der Welt.. Laotse wie C o n- 
fucius haben beide das „Buch der Wandlungen" verehrt und 
aus seinen Lehren die ihren abgeleitet. Jener, der in einer von 
Kriegen Zerrütteten Epoche lebte, setzte das Las dem Naturlauf 
gleich; eine große Müdigkeit, die sich von dem Streite der Menschen 
ganz' in naturhafte Einfachheit zurückzuziehen sehnt, erfüllt iein 
Werk. Sein etwas jüngerer Zeitgenosse Confucius ist im Gegen 
satz zu ihm G e s e l l s ch a s L s b i l d n e r, er erblickt das Gesetz 
des Wandels im geordneten Lauf der Gesellschaft. Seine Lehren 
überdauerten Jahrhunderte des Zerfalls und auf ihrem Plan er 
baute sich später das neue China, das so wenig wie ein Würfel 
je aus dem Gleichgewicht zu bringen war. Der Confucianismus, 
der durch den Ahuenkultus die Gegenwart fast an die Vergangen 
heit zu binden sucht, erstarrte in einem weichlichen Formalismus, 
gegen den sich eine Reaktion erhob, die teils den Schwerpunkt 
egoistisch ganz in das Ich verlegte, teils einem die Bande des 
Bluts überwindenden menschheitsgläubigcn Kollektivismus hul 
digte. M e n g t s e, der dies-e beiden Richtungen bekämpfte, haucht 
dem Confucianismus durch den Gedanken der Selbst? 
erziehung neues Leben ein und sicherte ihm derart 
eine der Lehre Laotses überlegene Wirkung zu. In der 7. Dynastie 
(1. Jahrh, n. Chr ) drang der Buddhismus in China ein. 
Ex wurde begierig eingesogen und eine buddhistische Literatur ent 
stand, die einzigartigen Wert für uns besitzt. Heute ist der Buddhis 
mus in China zu völliger Bedeutungslosigkeit herabgesunken Der 
Redner beschloß seinen gehaltvollen Vortrag mit der Nczital'on 
einiger chinesischer Gedichte, denen man -entnehmen konnte, wie sich 
die Weisheit der Denker allenthalben ins Leben ergoß und durch 
weg das Fühlen der Menschen bestimmte. — Mittwoch den 20i^ 
April spricht Dr. R. Wilhelm auf Einladung der Männer- 
Ortsgrupps d-cs Vereins für das Deut chtum im Ausland in der 
Loge Carl am Mozartplatz, abends 8 Uhr, über „Europäische 
Imrrkfurier AugeteMchMm 
Nachtfrostgefahr Der Wetterumschlag, der gestern eingesetzt 
hat, droht m Kä!terückM überzugehen. In; Verkauf d:s 
heutigen Tages ist ein stärkerer TeinperaturrückgaNg Zu erwarten, 
der m der Nackt^ei Ausklaren "Zu Frost führen wird 
Die Philosophie Chinas. Daß in dem ostasiati'chen Vor 
tragszyklus auch Gelegenheit geboten wird, die philosophischen An 
schauungen des Ostens kennen Zu lernen, ist besonderen Dankes 
wert, denn immer erblüht ja das Verständnis des Kunstschastens 
einer uns fremden Kultur erst aus dem Verständnis ihrer geistigen 
Grundhaltung. Or. Uc. R. Wü lhelm (Stuttgart), der Mittwoch 
Abend über die Philosophie Chinas sprach, bemühte sich vor allem 
um die Hervorhebung derjenigen Züge chinesischen Denkens, die 
für die Kunst von Bedeutung sind. Die gesamte chinesische Philo 
sophie wurzelt in dem Orakelwesen der Urreliawn. deren Lehrm 
durch das Uihtting, das „Buch der Wandlungen" überliefert 
werden. Dieses Buch, dessen Mber'etzung der Redner zur Zoll 
vorbereitet. ist der Inbegriff chinesischer Lebensweisheit. Im 
Gegensatz zu europäischer Philosophie, die zumeist von dem Be 
griff des reinen Seins ausgeht, macht es den Begriff desWan- 
dels zur Grundlage alles Denkens Der Wandel aber vollzieht 
sich nach dem Gesetz der ewigen Wiederkunft, er gehorcht einem 
unabänderlichen Fatum, das den Lauf der Welt regiert und den 
Namen Tao trägt. Während die christlich-europäi che Kulturweu 
den Gedanken zielstrebiger Bewegung erzeugt, wird das statische 
chinesische Denken durch die in sich geschlossene Kreislinie symboli- 
sierü Auf Sommer folgt Winter, auf die Zeit der Blüte die des 
Untergangs in einem unablässigen, jeder Entwicklung baren Wcch- 
sel. Je mehr sich der Mensch in diesen Sinn der Welt verliest. 
Iravssucier KrUjj«hkLM-s)e. 
10. bis 16. April. ' 
Mävel und ZucehLr. 
Das Bismarck - Messehaus enthält in nU-rr Fülle 
Möoel und E.michluntzsgegensiürlds, w.-e üoerhaupi a.^, was 
zur vollständigen AuLswÜu^g einer Wo^»mng ge^örl ^cnche 
Aussteller haben sich bemüht, den w seyr ver.chrechlerlLn Wo^ 
nungsverhälmiffcn und der ver^ngerLen in un.ecun^ 
verarmten Deutschland Rechnung Zu tragen. Mit Genugtuung 
sei Z. B fesigestellt, daß man aus unrournielte Mädel au-r 
Kiefernholz stößt, d,e nur mit erner Beize von vorzüglichem 
Farbenton versehen sind. Wozu auch immer und ewig Las 
F^nier, das doch häusig nur eipe Vornchmheir vocL-u cht, 
hinter der sich nicht das mindeste vr.birgt^ Unv.UMle Ein 
fachheit des Materials bei gediegener Ausführung re^s entze!« 
neu Stücks wird ob ihrer Ehrlichkeit und Ech heil, gu e Foc.M 
gebung vorausgesetzt, ästhsüjch stets befriedigend wirken, „ot 
mach» erfinLerirch", dieses glückliche.weise sich nicht seiden be« 
währende Wort paßt auch auf eine M5 ^-Abteilung, in der 
die trautige Lage so vieler Familien, die sich oft nur miteinem 
Zimmer behelfen müssen, rveitgenndst berücksichtigt wird M.n 
sitzr auf einet Art von Kanepee und ahnt nicht, daß dieses des 
Nachts in ein behagliches Bett verwandelt werben k^nn, das 
außerdem noch breite Schubkasten zur Aufnahme des Beuzeu^s 
snchölt. De. Eßtisch davor braucht nur Lusgeklappt zu werden, 
unr sich als Waschtisch zu entpuppen, und auch Stühle und 
Schränk machen etliche Verw-andlungskün e durch In welchen 
Zeiten leben wir, daß solches nötig wird! Freilich, nicht überall 
bemerkt man Verständnis für die Erfordernisse der Gegenwart. 
Immer noch werden prunkvolle Büffels und aüeUel Möbel 
stücke gezeigt, mit denen bei unseren beschränk en Wohnungsver- 
hällnifsen heutzutage nur mehr wenig Leute etwas anfar.gen 
können. Alte Gewohnheiten pflanzen sich so infolge der mensch« 
lich-allzumenschuchrn Trägheit fort, se.öst wenn sie schon längst 
sinnlos geworden sind. Leider macht sich nicht sei en statt schlich 
ter Sachlichkeit oft Ungeschmack breit, der sich in überladenen 
Formen und Profilen wie in überflüssigen Zieraten und 
Schnitzereien auf Kosten der Qualität nicht genug zu tun weiß. 
Da beißt es dann wohl, das Publikum verlange dergleichen, aber 
die Aufgabe des weitsich'igen Fabrikanten besteht eben darin, 
auf das Publikum erzieherisch einzuwirken, und wenn er für 
den Entwurf seiner Möbel ernsthafte Künstler zu Rate zieht, so 
wird das ja schließlich nur Zu seinem eigenen Vor'ßil sein Auch 
wird man, in der Möbelindustrie zumal, aus möglichste Typi- 
sierung der verschiedenen Gebrauchsgegenflände bedacht sein 
muffen. Es ist nötig, diese allgemeineren Bemerkungen und 
Bedenken hier zur Sprache Zu bringen, weil, wie der Rund 
gang durch die Ausstellung lehrt, das Bewußtsein von der Wich 
tigkeit einer S'eiaerung unserer Geschmackskullur und. hiermit 
verbunden, der Versachlichung um Möbelstils noch längst 
nich genügend entwickelt ist. Eine Reibe vortrefflicher Einzel 
stücke, unter denen besonders geschmackvolle Korb-, Schilf- und 
Gattenmöbel bervo^a^en, beweisen Zur Genüge, welch guter 
Leistungen unsere Möbelindustrie s' hia ist, wenn sie mit künst 
lerisch geschulten Kräften ZusanimenarbriLet. Dr. Lr.
	        
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