rigsten Zeiten im Geiste seines Stifters erhalten und aus ge
baut werden konnte. Der Redner gedachte Leopold Sonne
manns, der den Frankfurter Museumsverein ins Leben ge
rufen hatte, gedachte der Stiftung Karl SchaubS und aller
der Kahlreichen Geschenke, Legate usw., durch deren Hilfe das
Institut auf seine heutige Höhe gebracht worden ist. Nicht
vergessen wurden ferner von ihm die Verdienste der künstlerischen
Leiter der Gemäldegalerie um eine systematische Sammeltätig
keit. Auch die Beziehungen zur Stadt fanden Erwähnung,
und der Name AdickeS fiel in dankbarer Erinnerung, schul
det man seinem Weitblick doch die Zuwendungen aus dem
Pfungstschen Legat für Ankäufe von Werken lebender
Meister und Leihgaben aus städtischem Besitz. Wie das Ver-
i hältnis zur Stadt so hat auch das zur Universität eine gün
stige Regelung dadurch erfahren, daß die Administration im
Sinne Städels ihre Räume dem kunstwissenschaftlichen Semi
nar zur Verfügung stellte. Der Redner ging sodann noch
auf die Geschichte des NeubauS ein und verband mit seinem
Dank an die Architekten H. von Hoven und Fr. Hebe -
rer den an die pflichttreue« Angestellten des Instituts. Zum
Schlüsse streifte er die heute so aktuelle Frage der Stadel
schule, die ja Städel bekanntlich besonders am Herzen lag.
Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß sich unter Mithilfe der
ten und Meister an sie zu berufen, die das Frankfurter Kunst
leben zu reicher Blüte bringen. Mit der Mitteilung, daß hie
sige Kreise des Handels und der Industrie dem Institut jetzt
eine Zuwendung gemacht haben, die eine sechsstellige Zahl be
reits übersteigt, verband Geheimrat Gans den Dank an dir
hochsinnigen Stifter und legte im Namen der Administration
das Gelöbnis ab, daß sie im Geiste Städels fortwirken wolle.
Stadtrat Weckbach üb erbrachte für dem verhinderten
Oberbürgermeister Voigt die Glückwünsche der Stadt und sprach
auch gleichzeitig Glückwünsche im Namen des Oberprästdenten
Dr. Schwanker aus. Er mahnte, daß man über der Notdurft
des Tages auch in diesen Zeiten nicht die ebenso not
wendige Kunst vergessen möge und verlieh, an eine Neuerwer
bung von Spitzweg anknüpfend, der Ueberzeugung Worte,
daß aus den Leiden der Gegenwart eine schönere Zukunft er
blüht. —Dir. SwarzenSki begrüßte als Leiter des Museums
die Versammlung und entwickelte die Grundsätze, nach denen er
bei der Einrichtung des Erweiterungsbau^ verfahren ist. Die
neuen Räume schließen sich den alten organisch an und sind
so gestaltet, daß sie je nach den augenblicklichen Erfordernissen
verwandt werden können. In der Hauptsache sollen in ihnen
Werke moderner Kunst des 19. Jahrhunderts bis zur Gegen
wart gezeigt werden. Bei der Sammlung der Bilder, die jetzt
zum ersten Male in einem organischen Zusammenhang zur
Ausstellung gelangen, ist neben ausländischer Kunst auch die
heimische Frankfurter Kunst stark berücksichtigt worden und
oberstes Prinzip bei allen Ankäufen war stets die künstlerische
Qualität der einzelnen Werke. Auch der neue Bau, so
schloß der Redner, wird hoffentlich der Frankfurter Bürger
schaft bald vertraut werden und jenen einzigartigen intimen
Charakter unserer Gemäldegalerie bewahren, der mit daher
rührt, daß ein großer Teil der Bilder aus Frankfurter Bür
gerhäusern stammt.
In Vertretung des Kultusministers übermittelte Geheim
rat Waetzold die Glückwünsche der preußischen
Kunstv.rwaltung. Er betonte, daß wir aus dieser
Stunde der Rückschau Kraft für die Gegenwart schöpfen
und einen hoffnungsvollen Vorblick in die Zukunft werfen
müssen. Mit dem Sinnspruch Hölderlins: „Das Schönste
ist auch das Heiligste", schenkte er dem Festakt Weihe.
Herr v. Meister, der für den Mu seumS verein
sprach, machte die Mitteilung, daß der; Verein als Gabe für
das neue Haus aus einer der berühmtesten Frankfurter Pri-
vatsamnilungen ein wertvolles Gemälde von Guardi er
worben habe. In launiger Weise legte er ein gutes Wart
für den Verein ein, der vermehrter Mittel bedarf, um seine
künstlerischen Ziele in demselben Maße wie bisher auch ferner
hin verfolgen zu können. Als weitere Gratulanten
ergriffen das Wort: Professor Schröder im Na
men von Rektor und Senat der Universität, Maler
Jakob Nußbaum, für eine Reihe Frankfurter
Künstlerorganisationen und Geheimmt Rödiger von der
dem Städel-Jnstitut nahestehenden Senckenbergischen Stiftung
namens der Frankfurter wissenschaftlichen Institute.
Mt kurzen Dankesworten von Geheimrat Dr. Gans
! nahm der Festaft, dem sich noch ein Rundgong durch die neu«
(Valerie anschloß, sein Ende.
l Irankfurter Angelegenheiten.
, Der Erweiterungsbau des SLädelschen
! LunsttnsttMs.
' Die jetzt vollzogene Eröffnung des ErwefterunKbaus der
^Städtischen Gemäldegalerie bezeichnet ernen der
Aitber wichtigsten Abschnitte in der Geschichte dieses emzig-
'artmsn deutschen Kunftinstituts. Der Neubau ist aus einem Wett
bewerb hervorgsgangen, den die Städel-Adnnnistration Anfang des
Jahres 1912 ausgeschrieben hatte, um endlich würdige Räume
Ar ihre Schätze an neuzeitlicher Kunst Zu gewinnen. Das im Juli
-desselben Jahres zusammengetretene Preisgericht, in dem m o.
'Theodor Fischer und A. Licht WÄrk faßen, sprach den ersten
.Preis einstimmig einem Entwurf der Architekten v. Hoden
und Franz Heb er er zu, der denn auch, in einer aus Spar-
MmkeiLsgründen etwas veränderten Form, von der Admrmstra-
Fon zur Ausführung bestimmt wurde. Trotz aller durch den
-Krieg hervorgerufenen Schwierigkeiten konnte im Mai 1915
.mit der Bautätigkeit begonnen werden und Mon rw
'Herbst 1916 stanL der Rdhbau fertig .da. Dann kam
das Mmveröot und mit ihm eine über zwei Jahre währende
Unterbrechung. Erst Anfang 1919 , wurden die ArMten wieder
'ausgenommen und mittlerweile soweit gefördert, daß heute, ab
gesehen von dem HörsaaL, der Neubau seiner Bestimmung zu
geführt werden kann. Die Kosten des seinerzeit mit 26 Millionen
Worveranschlagten Gebäudes sollen sich nach seiner Vollendung auf
"gegen M Millionen Mark belaufen, auf eine Summe also, die in
Anbetracht der inzwischen eingetretenen Teuerung gering zu
nennen ist. .
! Dies die HauvOaten der BaugeschichLe. Das neue Gebäude
-ist parallel Zum alten errichtet und hängt mit ihm in der Mitte
idurch einen kurzen Verbindungsbau Zusammen. Die Schwache,
'dre eine solche Gruvpierung in städtebaulicher Hinsicht aufwerst,
wäre sicherlich gemildert worden, wenn man die zum Abschluß
wer seitlichen Höfe ursprünglich vorgesehenen Säulengänge aus-
(geführt hätte. Die Raumanordnung selber ist äußerst
Zweckmäßig und von einer Uebersichtlichkeit, die auch dem flüch
tigen Besucher sofort sinnfällig einleuchtet. Von dem Podest der
.vorhandenen Haupttreppe aus, an der Stelle, wo früher das
>Tischbeinsche Goethebildnis hing, betritt man die Flucht der
> sieben großen im Obergeschoß befindlichen Bildersäle, denen
nach Norden zu die seitlich belichteten kleinen und niedrigeren
^Kabinette vorgelagert sind. Die schwierige Beleuchtungsfrage
'der'Hauptsäle ist sehr glücklich gelöst. Fünf dieser Säle sind
'mit Laternenlicht versehen, das jede Blendung ausschlietzt und
.die Räume lange nicht so der sommerlichen Hitze aussetzt wie die
ssonst Zumeist verwandten OLerlichte. Ich kenne kaum eme
.deutsche Gemäldegalerie, deren Säle von einem für die Bild
wirkung derart günstigen kalten und gleichmäßigen Licht durch
blutet werden, und sicherlich hat es manche Ueberlegungen ge
kostet bis man Zu diesem Ergebnis kam. Oberhalb der Seiten-
kabinette befindet sich eine Dienstwohnung und eine Photogra-
'phenwerkstatt; zwei weitere in derselben Höhe gelegene kleine
* Ausstellungsräume rechts und Links des Treppenhauses sind so
wohl vom alten wie vom neuen Bau aus erreichbar. Der Voll-
i Müdigkeit halber sei erwähnt, daß die Mitte des Erdgeschosses
' durch den noch unfertigen, vertieft angeordneten Hörsaal aus-
r gefüllt wird, dessen mäHtige Vorhalle von dem offenen Hof aus
«direkt zugänglich ist; außer Depots, Werkstätten und einer wei
t leren Dienstwohnung sind in diesem Geschoß noch die Verwal-
Lungsräume und ein Sitzungszimmer unterbracht.
' Nicht ganz die gleiche Anerkennung wie dem wohldurchdachten
Grundriß und der 'museumstechnisch überaus geschickten Durchbil-
j düng der Bildersäle läßt sich der architektonischen Aus
gestaltung Zollen. Was Zunächst die Fassaden anlangt, so
'atmen sie Zwar eine der Zweckbestimmung des Baues ent-
, sprechende schlichte Würde und fügen sich auch dem Sommerscheu
' Bau, dessen obere Balustrade sie frei fortführen, harmonisch an,
t bleiben aber hinter ihm an künstlerischer Wirkung zurück. Die
Formgebung des alten Gebäudes entspringt trotz ihres zeitlich
. bedingten EklekLizismus einem sicheren Stilgefühl, das die einzel
> nen Motive .Zur organischen lebensvollen Einheit ZusammenM-
schmelzen weiß; der Neubau macht demgegenüber, mit wohl in-
l folge der teilweise ängstlich - akademischen Sonderbchandlung
! der Details, einen starren, etwas toten, seelenlosen Ein
druck, und wenn man sich auch der Anwesenheit ieg-
. licher Ueberladenheit freut, so wünschte man doch, daß
' ihn der Pulsschlag unserer Zeit mehr durchwogte. Im
>. Innern ist das Meiste vorzüglich geraten. Schön geformte
runde Sitzsofas in den HauPLsälen Laden die Besucher ein, auf
: ihren weit ausladenden Polstern zu rasten und stiller Betrachtung
s sich hinzugeben. Ueberhaupt fehlt es nicht an originell durch-
j gebildeten Einzelheiten, die, wie die Geländer der beiden Neben-
j treppen Z. B., von starker künstlerischer Erfindungskraft zeugen.
/Hie und da freilich sind die Architekten bei der inneren Ausge-
i staltung etwas zu spielerisch verfahren. So erscheinen z. B. die
an den Stürzen einiger Türverkleidungen unorganisch ange
brachten Zierate überflüssig, und auch die Ornamentierung der
Decken hätte mitunter sachlicher ausfallen können. Doch immer-
t hin: die gute Raumdimensionierung läßt über dergleichen Wohl
auch einmal Hinwegblicken und schließlich bleibt es die Haupt
suche, daß die Bilder voll zur Geltung kommen.
( In t^n Gärten wird zur Zeit noch gearbeitet. Sie sollen
»der Aufstellung moderner Plastik dienen und man sehnt sich
schon dem Tage entgegen, da in ihnen der wundervolle Stier
; Meister Boehles, von Heller Luft umspielt, zu sehen ist.
- I)r. 8. KrLeauei'.