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UrbeiLsKememschast der katholischen deutschen Studenten
verbände.
Am Montag nachmittag fand eine Versammlung der Arbeits
gemeinschaft der katholischen deutschen Studentenverbände statt, in
der verschiedene Redner die Ziele dieser seit kurzem gegründeten
Arbeitsgemeinschaft entwickelten. Ullrich (Freudenberg) kenn
zeichnete die von einem einheitlichen Glauben getragene mittel
alterliche Universttas und stellte ihr die glaubenslose heutige Uni
versität gegenüber, die in Ermangelung einer geschlossenen Welt
anschauung den jungen Akademikern nurfthemetisch es Wissen bietet
und im übrigen die Seele unbefriedigt läßt. Ziel der katholischen
Akademiker müsse es sein, auf die Verwirklichung der katholischen
Universität hinzuarbeiten, und jedenfalls dafür zu sorgen, daß statt
der heute herrschenden Sachkultur wieder eine über den Erwerb
bloßer Fachkenntninsse hinausführende Persönlichkeitskultur ge
trieben werde. Kram (Würzburg) erörterte die oen katholischen
Studentenverbänden gebotene Haltung in den verschiedenen Fragen
der allgemeinen Hochschulpolitik. Er betonte, daß die katholische
Studentenschaft unter Vermeidung extremer Handlungen eine or
ganische Hochschulreform zu erstreben habe, Lei der das alte We
sen der Hochschule gewahrt bleibe, ermähnte die katholischen Kor
porationen zu tätiger Mitarbeit auf allen Gebieten studentischer
Selbstverwaltung und legte ihnen insbesondere die Sorge für
die Ueberbrückung der Klassengegensätze aus Herz. Zum Schlüsse
hob er eindringlich die Bedeutung der durch die Arbeitsgemeinschaft
geschlossenen Einheitsfront hervor. Becker (Hannover) skizzierte
an Hand dreier Leitsätze die wesentlichsten Aufgaben der Arbeits
gemeinschaft. Durch Einrichtung studentischer Exerzitien, religiöser
UnterhalLungsabende, philosophischer Zirkel usw. habe sie zunächst
und vor allem eine Vertiefung religiösen Lebens und die Pflege
katholischer Weltanschauung anzustreben. Ferner traten der Re
ferent wie der Vorredner, mit dem er übrigens auch in der Ab
lehnung des Gedankens der humanistischen Fakultät übereinstimmte,
für ein geschlossenes Vorgehen der katholischen Verbindungen in
allen hochschulpolitischen Fragen ein. Pflicht der Arbeitsgemein
schaft sei schließlich soziales Wirken auf Grund katholischer WelL-^
anschauung, dessen Erfolg freilich nur durch die Arbeit der geeinten
Verbände gewährleistet werden könne. In der kurzen Diskussion
drückte der mit Beifall begrüßte Geheimrat Dr. P o r s ch seine
Sympathie für die durch die Gründung der Arbeitsgemeinschaft
hergestellte Einheitsfront der katholischen Akademiker aus ünd
warnte die katholische Jugend davor, in falscher Romantik Zurück-
züblicken und nationalistischem Treiben anheimzufallen.
In der Zeitschrift „Fvamkenland" veröffentlicht Walter Voll
einen Aufsatz über die Vorgeschichte des Würzburger Re-^
sidenzbaues, in dem er die bemerkenswerten Ergebnisse mit-
L-M, Zu denen er Lei der Durcharbeitung des Schönbowschen Ar
chivs gekonunen ist. Wenn sich, was anKmehmen ist, seine Schlüsse
aus den von ihm gefundenen Akten als einwandfrei erweisen
sollten, stcht fetzt endgültig fest, daß Balthasar Neumann als
geistiger Schöpfer der Residenzplanung auszuscheiden hat. Während
man LWer irwner nur auf Grund unsicherer Vermutungen dm
Anteil Neumanns an dem WüDburMr Schloß Zu -erkennen sucht-
und ihm bald rmchr, bald weniger Bedeutung ftür dessen Zustande
kommen Leimaß, zeigt Voll an Hand seines Aktenmaterials, daß
der Bau in der Hauptsache ein Werk des Mainzer OberLaudirektors
W-rlschA Mt dem sein Herr, der als Architekt schöpferisch ver
anlagte MMtzer Kurfürst Lothar Franz von SchönLE
zusammengearbeilet hat. Die Grundideen dieser beiden kamen
wahrend der ersten Bauperiode zur AuZfülMng, wenn auck E
MMMrm wichtigen ULLnderungen, die der Würzburger Bauherr,
Bnchvf Johann Philipp Franz, wünschte. Erst in späteren Bau-
pevioden rnachten sich Emflüsft BoffrandH und Hilde-
öran dts geltend. Von Neumann sagt der Verfasser: „Dsr in der
ArchiMur noch wenig erfahrene Ingenienrleutnant bleibt neben
so berühmten Architekten wie-Welsch und Hildebrandt unbeachtet
und wird wohl hauptsächlich Leim Zeichnm der Risse und Ueber-'
brmgeu der Bauberichte Verwendung gesunden haben." Die Ent
deckung VollZ, deren vorläufiger Anzeige die VeröfftEichung des
gesamten Llltennmterials folgen soll, wird unsers Auffassung des
ftankrfthsn Barock in tvichtigea Punkte» berichtigen. icr
kVo« kommenSer Hochkultur-Z Ein kürzlich erschienenes
Wnch: »Die Ur.Ideen im Zeitgesetz" von Kristina
„Pfeisser.Raimund (Verlag Englett und Schlaffer, Frank
furt a M., 1921) setzt die Betrachtungen fort, die von derselben
.Verfasserin in ihrem vor drei Jahren veröffentlichten Werk: .Briefe
einer Frau an Walther Rathenau" angcstellt worden sind. Dich ¬
terisch gehabene Sprache kündet in diesen .Seherbriefen" Visionen
einer Hellen, vollkommenen Menschheitszukunft. Die edel gesinnte
Verfasserin verwahrt sich ausdrücklich dagegen, daß es sich in ihrer
Vorschau um eine Utopie handle, und man möchte gewiß wünschen,
-daß sie hiermit recht behalte. Aber bei ihrem hohen Gedankenflug
verliert sie di« nun einmal vorhandene Wirklichkeit des Lebens mit
unter völlig auS den Augen und entführt uns darob in Gefilde,
' in die wir mehr am Tatsächlichen und Gegebenen haftenden Men
schen ihr nur ungläubig folgen können. Dank ihrer Scherkraft weiß
sie, daß die griechische Selbstreife im Ego und die römische Staats
reife im Ethos nunmehr durch eine nordgermanische Hochkultur ab
gelöst wird, die uns die Menschheitsreife im Eros bringt; die ger
manische Hausmutter wird in dieser Epoche zum Weldnuttertum
heranreifen, und Deutschland, das unter der Leitung rein der Idee
dienender fürstlicher Menschen steht, wird mit dem jungen russischen
Brudervolk gemeinsam am Bauwerke ihrer Zukunft arbeiten. Jmmer-
tzrn verschmäht es die Verfasserin nicht, hie und da einmal auch den
BilS auf näher liegende Dinge zu richten. So meint sie z B
. daß die Völker, die uns die ReparationSverpflichtungen auferlegk
habe», sicherlich besser dabei fahren würden, wenn sie eine inter
nationale Geniegruppe" mit der Befreiung aus ihrer aller
Finanzelend betrauen wollten. Eine Fülle von Vorschlägen macht
Verfasserin Mr Erziehung, und daß sie u. a. «ine neue, mehr
dre Wurde der Frauen bedankende Ehegesetzgebung fordert, v^eb
N '1,.^ von selber Man glaubt, wenn man in dem Buch
«L einer Marchenerzahlerm zu lauschen, deren Geschichten nur
mchtz mit einem: .Es war einmal" sondern mit einem: „Es wird
einmal beginnen. Diese neue Märchen verraten viel gute Gssin-
,,mng und fchwarmerischx Liebe zur Menschheit, aber eS muß schon
gelam werden, die alten Märchen waren unterhaltender und sicher
M r«M weniger wahrscheinlich. ,
Baukunst für die Gefamtkultur eines Volkes erörtert und dem
gegenwärtigen Stand unserer Architektur kritisch beleuchtet. Der!
statt geschriebene Essay weist der Architektur die Führ-errolle untex!
den Künsten ran, legt die Gründe für ihr Versagen im verflossenen
Jahrhundert dar und entwickelt die Bedingungen, unter denen
allein sie. sich wieder zu dem ihr gemäßen Rang aufschwingen
kann. Die Blüte dieser sozialsten aller Künste, so ungefähr argu
mentiert der Verfasser, ist nicht so sehr an Einzelleistungen her-
vo-rm-gendex Architekten M an das Vorhandensein eine. , )h-
herrschsndm Idee geknüpft; und wenn daß individuall' ^che
19. Jahrhundert vielerlei verschiedenartige Kräfte emportrieb, so
muß das 20. Jahrhundert, damit .große Baukunst in ihm mög
lich werde, die Zusammenstimmung der Kräfte, ihre Vereinheit
lichung durch eine die Gemeinschaft erfüllende Idee bringen. Das
Beste gibt der Verfasser, entschieden dort, wo er in markanten
Umrissen Silhouetten zeitgenössischer Architekten entwirft. Le
bendige Vertrautheit mit ihren Werken ermöglicht ihm überall
treffende Kennzeichnung ihres Wesens. LheodorFischer,
Tessenow, van de Velde, Bikling, Vonat, Pöl-
zig usw. werden in locker-aphoristischen Betrachtungen charak
terisiert, aus denen ein feines Verständnis für ihre Eigenart
spricht. Man kann nur wünschen, daß das lesenswerte Büchlein
weitere Kreise zur BeschäftiMng mit baukünstlerischen Leistungen.
anregt und so eine von seinem Verfasser selber ausgestellte Forde
rung mit verwirklichen hilft.
Architektonisches.
i Gleichwie religiöse Sehnsucht heute vielfach über das Abend
land hinausfchweift und der Heilslehre Buddhas sich Mwendet,
isv widmet sich auch, dieser Sehnsucht voraneilend oder ihr fol
gend, unsere Wissenschaft gegenwärtig mehr und wehr der Er
forschung ostasiaLM Kulturgüter. Im Verlag der „Vereinigung
'wissenschaftlicher Verleger" ist vor kurzem ein umfangreiches,
dreibändiges Werk (1 Textband und 2 Tafelbände) über
„Buddhistische Tempolaulagen in Siam" er
schienen, das den Zugang zu einem bisher so gut wie unbekann
ten Gebiete asiatischer Kunst »eröffnet. Sein Verfasser, Pros. Dr.
Karl Döhring, hat eine Reihe von Jahren in Gram ge
weilt, und nicht nur ein wundervolles photographisches Abbrl-
dungsmateriaL nach Hause gebracht, sondern auch eine Fülle zeich-
strerischer Detailaufnahmen gemacht, die den Wert seines Buches
beträchtlich erhöhen. An Hand dieses Werkes gewinnt man eine
^Vorstellung davon, wie der buddhistische Kultus sich in der Bau
kunst, von der Gesawtanlage des ganzen Tempelkomplexes an
bis zu der geringsten architektonischen Einzelheit herab, durch
gängig Lusprägt und erfährt wieder einmal an einem sinnfälli-,
gen Beispiel, daß große Baukunst überall und zu jeder Zeit an
;das Vorhandensein eines gemeinschaftsbindenden Glaubens ge
knüpft ist, der das seelische Verhalten der Menschen regelt und
! ihrem Leben feste Formen schenkt. Das Harrptkultgebaude der
^siamesischen Tempel ist der Bot, in ihm wird die Beichte abgelegt
mnd in ihm finden die wichtigsten religiösen Feiern der Monchs-
gememde statt. Beinahe jede Abmessung an ihm hat symbolische
^Bedeutung, nichts ist Willkür, alles bezieht sich vielmehr auf den
.bohen Sinn, aus dem heraus das Gebäude geboren ist. Der Ver
fasser beschreibt mit wissenschaftlicher Genauigkeit die verschie
denen Grundrihthpen solcher Bäts und schildert ihre innere EiN-
^richtung, wobei er nicht verfehlt, auf die europäischen Einflüsse
chinzuweisen, die sich bei neueren TempelbauLen bemerkbar
machen. Ein für unsere abendländische Forschungskraft nicht zu
bewältigender Reichtum ornamentaler Gestaltungen und figür-
ftichsr Darstellungen ist über diese Tempel ausgegosssn, und be-
'denkt man überdres, daß zu dem Spiel der LinienveHchlingungen
sich noch die Buntheit der Mosaiks oder glasierter Terrakotten
gesellt, so wird man an die undurchdringlichen Wälder der Tro-
'pen gemahnt, deren maßlose Ueppigkeit in den Werken der Bau-.
kunst offenbar fortwuchert, nur daß sie eben hier ihr Unmaß ver
liert und durch die Kunst gebändigt erscheint.
Unter , dem Titel ^Aufbau! — Architektur!" ist in
der von Kasimir Edfchmid berauZgegebenen Schriftensammluna
„Tribüne der Kunst und Zelt" ein Büchlein von W. Müller-
.WulSow erschienen, das in fesselnder Weise die Bedeutung der