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wohl aufgebracht werden. —- In der Aussprache wurden von Seiten
der schulreformer Bedenken gegen die Arbeiterakademie und vor
allem gegen Re Wirtschaftsschulen geäußert.
Zu erwähnen bleibt noch, daß während der Tagung Zwei
Resolutionen einstimmig angenommen wurden. Die eine
erhebt schärfsten Widerspruch gegen die von den Schul« und
Unanzausschüssrn des Deutschen Städtetages aus
gearbeiteten Richtlinien Dr Ersparnisse in der SchulverwalLuna,
die andere protestiert gegen die Verurteilung des Vorkämpfers
der neuen Schule Gustav Whnekenund forderte baldige Re
vision des Urteils.
ArankfurLer Angelegenheiten.
— Jugend-Hochschulgemeinde. Die im Einverständnis mit
dem hiesigen Jugendring gegründete Jugend-Hochschulgemeinde,
die auch die Unterstützung des Bundes für Volksbildung genießt,
hielt am Montag im Volksbildungsheim ihre Eröffnungsverfamw-
lung ab. Wie es in dem Programm heißt, will die Gemeinde nicht
eine Lehranstalt, sondern eine „Erziehungsgemeinschaft im Sinne
der neuen Jugend" sein. Geplant ist die Schaffung einer Reihe
kleiner Arbeitsgemeinschaften, die sich zu Kursen über
Fragen der Weltanschauung, Wissenschaft und Kunst Zusanwren-
schließen sollen. Die Einführungsreden zweier Mitglieder des Ar
beitsausschusses zeugten von einer starken Ueberspannung des
jugendlichen Autonomieideals und erweckten die Befürchtung, daß
dieses Unternehmen zur Pflegestätte eines unfruchtbaren Dilettan
tismus werden könnte, den es unter allen Umständen zu vermeiden
gilt. Dr. H. Marr übte denn auch nicht ohne Sarkasmus Kritik
an dem Geist, in dem die beiden Reden gehalten waren und sprach
die Absicht aus, in dem von ihm übernommenen Kurse seine Hörer
Zu ernsthafter Beschäftigung mit den Fragen der sozialen Pölitik
anzuleiten. Die übrigen Kursleiter formulierten ebenfalls in kur
zen Ansprachen ihre Wünsche und Ziele.
M
Krankfurter Angelegenheiten.
Frankfurter Vauftageu.
In einer Sitzung des Rates für künstlerische
Angelegenheiten befaßte man sich dieser Tage nnt
einigen Bauvorhaben, die infolge ihrer städtebaulichen Wichtig
keit von allgemeinem Interesse sind. Aeschetische und vor allem
geMlsmäßige Bedenken machten sich gegen die geplante Um
wandlung des Caf6 Haupt wache in ein BankgebLude gel
tend, obgleich mitgeteilt wurde, daß die zurzeit mit der S
verhandelnde Bank das Aeußere der Hauptwache unangeva^
lassen will. Nach längerer Debatte gelangte gegen eine starke >
Minderheit, die eine Benutzung der Hauptmache für Bankzwe
überhaupt ablehnte, folgend« dem Magistrat zu übermitteln^
Entschließung Zur Annahme:
Der Rat kann der Einrichtung einer Bank in der Hauptwache
nur dann Anstimmen, wenn das Stadtbild dadurch nicht «schädigt
wird; er Mt die öffentliche Prüfung der KauplNie
» unter seiner Heranziehung für erforderlich.
Auch über das städtische Projekt der Errichtung von Läden
an der Katharinenpforte fand ein« Aussprache statt.
Im Hochbauamt hat man bereits die Pläne für dieses Bau
vorhaben ausgearbeitet und außerdem ein großes Modell an
gefertigt, das die zukünftige Platzgestaltung an der Katharinen-
pforte veranschaulichen soll. Wie schon des öfteren wandt« man
sich auch diesesmal im Rate dagegen, daß das Hochbauamt von
sich aus Projekte in Angriff nimnkt, die besser auf dem Wege
deS öffentlichen Wettbewerbs zu lösen sind. Es wurde betont,
wie wünschenswert es gerade in dem vorliegenden Fall ge
wesen wäre, verschiedenartige Vorschläge zut Bewältigung der
städtebaulich wichtigen Aufgabe aus den Kreisen der ganzen
Künstlerschaft zu erhalten. Man einigte sich schließlich einstim
mig darauf, die städtischen Behörden davon zu verständigen,
daß der Rat die Errichtung von Läden an der Katharinen-
kirche begrüßt, vor ihrer Ausführung aber die Ausstellung
der Pläne und des Modells fordert, damit die Öffentlichkeit,
insbesondere die Künstlerschaft, hierzu Stellung nehmen kapn.
Bet der Beratung über den Neubau des Bankhauses
Hohenemser am Taunustor, der die Öffentlichkeit
bereits mehrmals beschäftigte wurde mit Bedauern festgeftellt,
daß der Wunsch des Rates, der Magistrat möge der Abtretung
einest Meter breiten Geländestreifens seine Zustimmung Ver
sagers unberücksichtigt geblieben ist. Was man des näheren
über die Begleitumstände bei der Vergebung des Bauauftrages
vernahm, ist so bedenkenerreaend, daß es nicht ganz mit Still-
Vund MsGedZNZr SHÄtZssmer.
OffenLach, 7. Oktör. Eine Zu OffenSach abgehMene
SonderLagung ^Schule und Beruf" des Bundes entschie
dener Schulreformer, Zu der verschiedene Ministerien (Preußen,
Sachsen, Thüringen, Hessm) und eine Reihe von Schulder«
Wallungen Vertreter entsandt hatten, befaßte sich eingehend^
mit der Fmge der Berufsbildung In einer Anzahl
von Vmträgen wurde das Berufspvoülem in seiner ZanZen
Breite aufgerM und die Möglichkeit erwogen, wie man durch
eine andere als die bisher übliche berufliche Vor- und Aus
bildung den Gefahren der immer weiter fortschreitenden Spezia
lisierung der Arbeit und Mechanisierung des Lebens entgegen
wirken könne. Aus den meisten Reden klang die Ueberzeugung
hervor, daß der tiefere Grund für diese bedrohlichen Er
scheinungen in der Struktur unserer Wirtschaftsordnung Zu
suchen sei und darum die Umgestaltung der Schulen mit einer
Umwandlung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zustände
Hand in Hand zu gehen habe. Sämtliche Referenten stimmten,
trotz hie und da verschiedener Ansichten über den zu beschreiten«
den Weg, weiterhin darin üLerein, daß sie als Ziel der von
ihnen erstrebten Reformen die Ersetzung des heute vorherr
schenden Teilmenschentums durch allseitig aus gebildete har
monische Persönlichkeiten bezeichneten.
Die Tagung, der am Vorabend ein öffentlicher Vortrag des Ar
beiterdichters Karl Bröger über die BerufsnoL der Jugend
vorangegangen war, setzte mit einem Referat Pros. Robert Wil«
brandts (Tübingen) über die Arö ei ts o rganisation der
neuen Wirtschaft ein. Um die seelisch verheerenden Folgen der
Arbeitsteilung soweit als möglich aufzuheben, sind nach seinen Aus
führungen drei Wege gangbar: der heute bereits betretene Weg der
Ber^sbeschrankung durch verkürzte Arbeitszeit, der von Marx emp
fohlene Weg des Berufswechsels, und der Weg der Berufsvereini«
gung, der bei schärfster Spezialisierung des Arbeitsprozesses die
Vereinigung verschiedener Teilarbeiten in einer Hand Vorsicht. Die
Verwirklichung dieses letzten Vorschlags bringt uns nach der Ueber
zeugung des Referenten dem erahnten Vollmenschentum noch am
nächsten, ohne daß sie doch die nun einmal notwendige Arbeitsteilung
Zu nichte macht. Sie hat eine Neuorganisation des gesamten Wirt
schaftslebens zur Voraussetzung und erfordert eine Berufsschule,
die den jungen Menschen Zur Ausübung mehrerer nebeneinander zu
betreibender Berufe anleitet. — In gedrängten Darlegungen ent
wickelte darauf der Bundesvorsitzende Pros. Paul Oestreich (Ber
lin) sein bekanntes Refsrmprogramm der elastischen Ein
heitsschule, nachdrücklich hervorhebend, daß die Berufswahl sich
aus der inneren Berufung Zu ergeben habe, die in der als Arbeits
schule gedachten Einheitsschule schon von früh auf sorgfältig zu
erkunden und Zu schulen ist. Im Anschluß an seine Rede las'Pros.
Oestreich das Referat des am Erscheinen verhinderten Gewerkschafts
sekretärs Alexander Knoll (Berlin) über das Problem der Lehr«
Zeit vor. Die Thesen des Referats gipfeln darin, daß eine Be
freiung des Lehrlings aus seiner jetzigen Hörigkeit nur dann zu er
hoffen sei, wenn die Frage des beruflichen Nachwuchses aus einer
privatwirtschaftlichen zu einer Angelegenheit des Gemeininteresses
gemacht werde, und der Lehrling in staatlichen bezw. kommunalen
Lehrwerkstätten seine Ausbildung erfahre. — Die Verkämpferin der
neuen Berufsschule Dr. Olga Essig (Frankfurt), die sich übrigens
gleich Au Beginn gegen diesen Vorschlag der Errichtung solcher Lehr
werkstätten erklärte, übte Kritik an der bestehenden Berufsschule und
kennzeichnete in großen Umrissen die von ihr als notwendig erach
teten Reformen. Sollen die Arbeitsmittel nicht zuletzt den Menschen
erschlagen, so muß die neue Berufsschule im Gegensatz zur alten zu
nächst für die körperliche Ausbildung des Nachwuchses sorgen. Fer
ner gilt es in richtiger Würdigung der Wirtschaftsnotwendigkeiten, die
Berufsschulen nach Möglichkeit in die Betriebe hineinzutragen und
die Lernenden zum weitgehenden Verständnis der Technik und des
Arbeitsprozesses zu erziehen. Schließlich — und das ist das Wich
tigste — wirb man in der Seele des jungen Menschen den Sinn für
die Kulturgüter unserer Zeit zu erwecken haben. — In der kurzen
Diskussion wies der Hamburger Stadtschulrat Thomäein etlichen
Beispielen nach, daß die Berufsschule hie und da bereits eine Wen-
dungzum Bessern genommen habe.
Die Nachmittagssitzung wurde durch ein Referat des Berliner
Dozenten der Staatswifsenschaften Dr. W. HerrLng eröffnet, der
die Notwendigkeit einer Reform der gesamten Lehrerbildung betonte
und im besonderen Richtlinien für die Vorbildung der Ve -
rufsfchullehrer zog. Diese werden, so fordert er, nicht nur
gründliche technische Kenntnisse zu erwerben haben, sondern be
dürfen auch durchgreifender sozialwiffenschaftlicher und philosophi
scher Schulung. Eine solche im Dienste der Gesellschaft verfolgende
Ausbildung der Berufsschullehrer hat eine Kombination der Hoch
schulen zur Voraussetzung, wie sie neuerdings die Aumundsche Denk
schrift vorschlägt. — Als letzter Redner sprach Pros. Hugo SinZ«
heimer (Frankfurt) über die geistige Fortbildung der Berufs-
tätigen. Innere und äußere Mächte drängen nach ihm zu einer
Sozialpolitik desGeistes für Berufstätige, deren Haupt
aufgabe die Pflege der Volkskultur, die Erweckung echten Berufs
geistes im Sinne sozialer Verpflichtung und Verantwortlichkeit sein
wird. Solcher Absicht dienen die geplanten Wirtschaft^
schule n, die dem Berufstätigen den Aufstieg.in seinem Beruf er
möglichen, wollen die Betriebsrätekurse, die dem Arbeiter
einen Ueberblick über das Ganze der Wirtschaft zu verschaffen
suchen, und die Akad emie d er Arb eit, die geeignete Menschen
aus der breiten Masse herauszuziehen und Zu Arbeiterführern her«
anzubilden hat. Alle diese Veranstaltungen aber benötigen, da reife
Menschen ihre Teilnehmer sind,- der Freiwilligkeit und Selbstverwal
tung, der Staat soll sie fördern, nicht leiten. Durch einen Kul «
turfo n.d könnten die Mittel kürzte aenannten Einrichtun sehr