Frankfurt als Büchsrstadt. Im Hause WeÄund sprach Dr.
Alpbons Paquet'gestern über das Rhein - Maingrbiet
als Heimat des Buchdrucks. In seinen fesselnden Dar
legungen, die besonders für die Messebesucher viel Interesse boten,
ging der Redner hauptsächlich auf Frankfurts historische Be
deutung als. Bücherstadt ein. Der Vertrag stellt im übrigen eine
ziemlich genaue Wiederholung des VortrMZ dar, don Dr. Paquet
vor einiger Zeit zur Eröffnung einer Sonderschau im Antiquariat
Vaer u. Co. gehalten hat. Wir haben über seinen Inhalt damals
(vgl. StM-Blatt vom 27. März) ausführlich berichtÄ
---MAe «nd Reklame. Heft 158 der „Zeitschrift des Verbau-
des Deutscher Reklamefachlsute" ist als Frankfurter Heft
erschienen und der Frühjahrsmesse gewidmet. Die° !wr-
Mgnch ousgestattete Nummer enthält etliche auf das Reklame- und
Messewesen ,m allgemeinen und die Frankfurter Messe im beson
deren bezügliche Artikel von Otto Ernst Sutier. M Schons.
I. v D e ch e nd, Gust. WaIlaschek und Miksa B « nkovi chu
Eh der Gebrauchsgraphik in Frankfurt wird in einem Aufsatz von
Albert Wrndisch gedacht Den Haupkschnmck bilden die Mbl-
reich dergegebenen künstlerischen Reklameentwürfe, die von Albert
Fuß, Windisch, Cissarz, H. Bohn, C. Tips und
anderen Frankfurter Künstlern herrühren.
Minister Dr. VeSZr über den demschen
AbMehrksmpf.
Frankfurt, 21. April. Im Klub für Handel und
Industrie sprach gestern abend vor einem zahlreichen ge-
ladMen Publikum Re'HswirLschoffLsmi Dr. Becker über
den Ruhrabwehr kampf, seine bisherigen Folgen uns
die Bedingungen, unter denen es zu einer Verständigung mit
Frankreich kommen könne. Der Minister begrüßte Zu Anfang
seiner Rede die Gelegenheit, durch seine Ausführungen an eine
engere Fühlung mit der Bevölkerung Zu treten, als es sonst
wohl möglich fei.
Ausführlich erörterte er sodann dis brutale Handlungsweise,
wirres passenden Nebenberufes, sind nun die Geisteswissenschaftler
den Naturforschern gegenüber im Nachteil. Mauüi -einer von
rhnen würde gerne, wie man so sagt, „in den sauren Apfel
beißen und irgend eine Tätigkeit ausüben, auch wenn diese
nicht M»; in der Richtung seiner LehrZiele läge, aber er kann
keine Stellung finden, die ihm noch genügend Muße für dis Vor
bereitung seiner Vorlesungen, wie für alle mit seiner Lehr- und
^orfihungsMigkeit verbundenen Ausgaben läßt.
A denn die Lage der Privatdozenten, vor allem in den
gecheswisfenschafM nicht gerade rosig zu nennen,
wobei es allerdings zu berücksichtigen gilt, daß es das Wesen des.
Prwmdozenten ist, als freier, nicht beamteter Gelehrter zu Wicken.
Frankfurt mM. fehlt es nicht nur in erschreckendem Maße
an Ässistentenpostem auch LehrsuftrZge werden hier
rn viel geringerer Zahl erteilt als an anderen Universitäten. Wie
groß die Not ist. Lehrt das Beispiel eines in einem Vorort Frank
furts wohnhaften verheirateten PrivaLdozenten, der zwar einen
Lchrauftwg, dafür aber auch zwei Kinder hat; er mußte m diesem
Wintersemester verschiedene Vorlesungen Magen, weil er die hohen
Trambahnkostsn einfach nicht mehr zu erschwingen vermochte. Ein
anderer, ebenfalls verheirateter Privatdozent ohne Lchraufirc^ und
Assistentensielle erzielte im letzten Halbjahr bei großer wöchentlicher
Stundenzahl aus den Kolleg- und Seminargeldern eins Einnahme
von se chstausend Mark; Vorlesungen an der Arbeiter
akademie brachten ihm weitere 4000 Mark, so daß er während des
ganzen Semesters alles in allem über ein Einkommen von
10 M Mark verfügte. Es erscheint ausgeschlossen, daß ein durch
Lehrtätigkeit so stark beanspruchter Dozent noch genügend freie Zeit
für einen gewinnbringenden Nebenerwerb erübrigen kann' Private
Fürsorge hat Zur Linderung augenblicklicher Not manches getan.
Aber freilich, eine so wohltätige Erleichterung diese Spenden auch
gewahren, eine befriedigende und durchgreifende Lösung der Privat
dozenten-Mags stellen sie keineswegs dar.
Woher rührt es nun, daß gerade in Frankfurt die Ver
hältnisse sich besonders ungünstig gestaltet haben? Die Frankfurter
Universität ist bekanntlich eine Stiftungsuniversität, an deren Spitze
als oberste Finanzbehörde ein die SLiftungsgelder verwaltendes
Kuratorium steht, in dem die Stadt Frankfurt mck die ver
schiedenen stiftenden Gesellschaften vertreten sind. Obwohl nun
heute die Zinsen des SListungskapiLals zur Erhaltung der Uni
versität längst nicht mehr ausreichen und in Wahrheit bereits seit
etlichen Jahren dem Staate die finanziellen Hauptlasten zu
fallen, hat das Kuratorium doch noch in allen geldlichen Ange
legenheiten entscheidend mitzureden. Diese an sich ja wünschens
werte Organisationsform, über deren Aenderung übrigens Verhand
lungen schweben, hat freilich auch ihre Schattenseiten. Einmal
führt sie. zu einer mißlichen Verschleppung des Ge
schäftsganges, die sich besonders in Zeiten schwankenden
Geldwertes bemerkbar macht. Zum andern ist zu bedeuten, daß an
der jungen Universität FmE viele Ausgaben neu zu bewilli
gen sind, für die an anderen Universitäten die Grundlage schon
seit langem verbanden ist. In einem größeren Kuratorium aber,
in dem die verschiedensten Jnteressenrichtungen vertreten sind, kann
schon der energische Widerspruch einer Stelle genügen, um Neu-
anforderungen zu Fall zu bringen. So ist es vorgekonwren daß
Stellen, die von den Fakultäten angefordert und vom Ministerium '
gmndsätzlich genehmigt waren, an dem Einspruch städtischer
Vertreter scheiterten, obwohl die Stadt ja nur einen kleinen
prozentualen Zuschuß zu leisten hat. Auch hierunter leiden mckE
gemäß die Geisteswissenschaftler.
Die Folgen solcher Vernachlässigung find vechLnMMM
Ueber kurz oder lang wird sich ein empfindlicher Mangel an
wissenschaftlichem Nachwuchs einstellen und unter
diesem Mangel werden nicht nur die Wissenschaften selber zu leiden
haben, sondern mittelbar auch die Volksschulen und die höheren
Schulen, wie überhaupt sämtliche Erzichungs- und Bildungsan
stalten, die ja alle wichtige Bestandteile der in ihnen gereichten
geistigen Nahrung von der höchsten Bildungsstätte: her Universität
her beziehen. Wir kennen sehr wohl die Vorwürfe, die man heute
gegen die Universität und gegen den WissenschasisbetriM erhebt,
glauben aber nicht, daß an den bestehenden VerhältniffLN das ge
ringste gebessert werde, wenn man nun die Universität
einfach im Stich läßt und so dem Verfall mit allen seinE
Begleiterscheinungen prsisgibt. Infolge des Fehlens geeigneten
Nachwuchses sind schon heute in einzelnen Fakultäten die Pro«
fessoren durch Prüfungsarbeiten, Senatssthungen und Dermal
tungsgeschäfte so überlastet, daß sie kaum mehr zu ihren eigenen
wissenschaftlichen Forschungen kommen. Nicht vergessen soM man
auch, daß die trübe Aussicht auf allmähliches Verhungern gerade
nicht das taugliche Mittel ist, um wirklich tüch
tige Kräfte anzulocken. Nur sehr vermögende Leute find
heute noch in der Lage, sich zu habilitieren. Und die Gefahr 'be
steht, daß die Fakultäten sich (unbewußt) die Habilitanden miß
ihre finanzielle Leistungsfähigkeit hin ansehen, daß zumal in h«
ökonomischen und politischen Fächer statt der Gelehrten Interessen
Vertreter hinein geraten.
Wie kann hier Abhilfe geschehen? Nach unserer Uebe^
Zeugung wäre schon viel gewonnen, wenn man die älteren Privat-
dozenten, die das Amt von Assistenten, KrofMoren usw.
Neiden und äe tue. to bereits die Funktionen eines
Professors versehen, in weit größerer Zahl als bisher in
planmäßige, beamtete Profeffmenstellen einrücken ließe und
derart den nötigen Raum für die jüngeren Dozenten schüfe»
Darüber hinaus ist zu erwägen, ob nicht solchen PirivaLdozeÄe^
die sich bewährt haben und deren Verbleib in der wissenschaft
lichen Laufbahn als wünschenswert erscheint, eine ausrei
chende Besoldung zuteil werden konnte. Die Bewährung
müßte evtl. durch ein besonderes Prüfungsverfahren festgestM
werden, wie dies schon jetzt bei der Verleihung der Dienstbe^ich-
nung des a. o. Professors geschieht» Diese Fragen einer befrie
digenden Lösung zuzuführen, erscheint uns als eine der drängerA
sten Aufgaben praktischer Hochschulreform. Xr.
Die Archikettur-Schau im Kunstverein.
« E>ie Ausstellung Frankfurter Künstler iin
Kunssverem ist von den Architekten leider so dürftig beschickt
worden, daß st« kein ausreichendes Bild von dem Schaffen der
hießen Baukunstler gewährt. Warum diese Enthaltsamkeit ge-
Ä: ?icht recht etnsehen. Wenn die Architek-
kcrn,Interesse daran hab-n ihr« Werke, dem Publikum
°"ch n-cht darüber beklagen, daß das
A geringes Verständnis entqcgen-
bringt. Hier tut entschiede» mehr Aktivität »ot, sonst
wird niemals die stiefmütterliche Behandlung mrWren, die heute
Mch immer die Baukunst im Vergleich mit den anderen Künsten
erfährt.
Daß die wenigen gezeigten Entwürfe zum Teil ältere Arbeiten
sind, lieZt natürlich an dem durch die wirtschaftlichen Verhältnisse
bedingten Döangel an größeren Auftragen. Man sieht wieder eine
Perspektive der von H e b e r er, v. H o ven und LesnharL ent
worfenen neuen Mainbrücke, deren Ausführung man auch in die
sem Dasein noch gerne erleben möchte. Thyriots Skizze der
Niederwälder Schule läßt nur gerade die behäbige Gliäemng
der Massen erkennen. Einen guten Eindruck gewinnt man von
dem auch durch das Modell veranschaulichten neuen Verwaltungs
gebäude von Peters Union, das zurzeit nach der Plänen des
Architekten Aßmann entsteht. Die Fassade des mit einem
flachen Dache abschließenden Baues ist sachlich, ohne nüchtern
zu sein, und wirkt hauptsächlich durch die Gruppierung der Fenster
und den zwischen ihnen und der Mauerfläche erzielten Ausgleich.
Die Handschrift Paravicinis ist unverkennbar, seine Ent
würfe weisen durchweg einen herben, streng lekLonischen Charakter
auf, alles drängt beiZhm zur architektonischen Grundform, dem
Kubus, hin. Er zeigt aus einer preisgekrönten Konkurrenz für
den hiesigen israelitischen Friedhof die Perspektive des Haupt
gebäudes, dessen ernst-feierliche Eisen Verteilung seinen Bestim-
mungZMeck angemessen zum Ausdruck bringt, ferner Aufnahmen
des trefflich durchgebildeten Hauses Autenrieth bei derMühlbem-
schule und zwei architektonisch empfundene Erbbegräbnisse. Archi
tekt Bernoully wartet mit Photographien des behaglich hin-
.gestreckten, in den Proportionen fein ausgewogenen Hauses Dechold
auf und führt außerdem den geschmackvollen und vornehmen
Jnnmväum von Zmglers Kunstkabinett vor. Von Architekt
Senf sieht man außer einer älteren Konkurrenzarbeit für daS
Henschel - Bad in Kassel den wirkungsvollen Entwurf eines
Denkmalplatzes für den Frankfurter Ehpenfriedhsf; architektoni
schen Mittelpunkt bildet ein von ruhigen Baummaffen umgebener
mächtiger Stein, den ein bewegtes figürliches Relief von Benno
Glkan schmückt. Erwähnt seien schließlich noch Heberers
kapriziös ornamentierter Wandteller und die ArchitekturgroLeZken
O. FuckerS, die ihrem StimmungSgchalt nach irgendwie an
Galgenlieder Morgensterns erinnern. Nr.