Stadtv. Lang (Komm.) stellte demgegenüber den folgenden
Antrag:
„Wir beantragen, die Stadtverordneten - Versammlung wolle
beschließen: 1. Die Unterstützung wird nach dem städtischen
Index festgesetzt; sie beträgt mindestens zwei Drittel des Lohnes
eines Vollarbeiters des jeweiligen Schlüsselgewerbes. 2. Den
Erwerbslosen werden die Brotscheine, die Gasbeihilfe und
der freie Milchbezug wie seither in voller Höhe weitergewährt.
Außerdem werden den Erwerbslosen Gutscheine zum freien Bezug
von Mittag- und Abendessen in der Volksküche verabfolgt. 3. Den
Erwerbslosen ist eine ausreichende Beihilfe zum Kaufe von Kar
toffeln und Brennmaterial zu gewähren. 4. Gegen
Vorzeigen der Vormerkkarte ist den Erwerbslosen der billigste
Fahrschein der Straßenbahn für die Fahrt vom und zum!
Arbeitsamt zu bewilligen. 5. Die Aussteuerung der Erwerbs
losen wird während der jetzigen krisenhaften Erwerbslosigkeit auf
gehoben oder die Unterstützungsdauer auf 52 Wochen verlängert.
6. Die sechstagige Karenzzeit wird aufgehoben."
Der von Stadtv. Thomas (Soz.) begründete sozialdemo-
kvatische Antrag, der Dezentralisation des Arbeits
amtes fordert, hat die folgende Fassung:
„Die Stadtverordneten-Versammlung möge beschließen, dem
Magistrat dringend nahezulegen, in der Notstandskomwission die
Frage der Notstand sarbeiten sowie der produktiven Er
werbslosenfürsorge alsbald zu behandeln und sofort ein groß
zügiges Programm hierzu vorzulegen. Der Magistrat wird ferner
ersucht, die gegenwärtigen unhaltbaren Zustände im Arbeits
amt zu beseitigen. Es soll sofort eine Dezentralisation des Ar
beitsamtes derart stattfinden, daß in einzelnen Stadtteilen, wie
im Volkshause Bockenheim Rundbau, im alten' Lokalbahnhof, in
der Stadthalle. Kontroll- und Zahlstellen eingerichtet werden."
- Stadtrat Dr. Sch^lotter erklärte, daß der Magistrat den
Ausschußanträgen restlos Leitrete mit Ausnahme des Paragraphen,
der den Fortfall der Karenzzeit fordere; in deren Fortfall werde
die Reichsregierung niemals einwilligen. Magistratsrat Dr. Mater
wies darauf hin, daß heute ein Zehntel der Frankfurter
Bevölkerung öffentliche Unterstützung genieße und!
betonte, daß eine schematische Unterstützung stets teurer komme als!
eine Prüfung von Fall zu Fall. In der Abstimmung wurden die!
> Anträge des sozialpolitischen Artsschusses gegen die Mänderungs-!
und Erweiterungsvorschläge des Stadtv. Lang angenommen. Der
- Antrag Thomas fand ebenfalls Annahme.
Stadtv. Frb Dr. Schultz (Dem.) stellte folgende dringliche
Anfrage:
„Ist der Magistrat bereit, Auskunft Zu erteilen, was er mit dem
Frau en s em i nar plant? Ist es richtig, daß der Magistrat
beabsichtigt, dem Beschluß des Fachschulamtes Leizutreten, acht
j Tage vor Eröffnung des Unterkursus, zu lvelchem bereits Schü-
! lerinnen angemeldet und ausgenommen und teils unter Leitung
des Seminars vorgebildet sind, zu schließen?"
Gleichzeitig beantragte sie Eröffnung des Unterkursus ab
1. Oktober und Ueberweisung der ganzen Angelegenheit an den
Schulausschuß. Stadtrat Meckbach erwiderte, daß Kurse unter
2-0 Teilnehmern — und um einen solchen handle es sich im vor
liegenden Falles— zu hohe Kosten verschlängen.
Stadtv. Frt. Bittorf (Soz.) verlieh ebenfalls ihrem Er ¬
staunen über das Vorgehen des Magistrats Ausdruck.
Stadtv. Korff (Dem.) erklärte dem Magistrat gegenüber, daß
man eine Spezialanstalt wie das Frauenseminar nicht auf eine
Stufe mit anderen Anstalten stellen dürfe. Die Provinz stelle
-ein starkes Kontingent der Besucher dieser Anstalt, schon darum
könne man sie nicht ohne weiteres einschlafen lassen. Im übrigen
schloß er sich dem Antrag, von Frl. Dr. Schultz an. Stadtv.
Land grabe (Lib.) stimmte mit den Ausführungen des Vor
redners überem. Der Antrag wurde angenommen.
Stadtv. Kreß (Zentr.) beantragte, daß die Schornstein
fegergebühren wieder wie früher durch die Schornstein
fegermeister direkt von den einzelnen Metern Mngezo gen werden.
Stadtv. Higler (Soz.) stellte demgegenüber den Antrag auf
Kommunalisierung des Schornsteinfsgergewerbes. Stadtv. Wag
ner, (Mittelstand) rügte in endlosen Ausführungen die geringe
Arbeitsleistung und die Ueberheblichkeit der Schornsteinfeger.
Stadtrat Dr. Schmude versicherte, daß die von Stadtv.
Kreß gemachten Anregungen zurzeit in Erwägung gezogen wür-'
den. Im Stadtv. Bouveret (Dem.) fand der angegriffene
Schornstinfegsr seinen Verteidiger. Die Anträge gingen an den
wirtschaftspolitischen Ausschuß. Kurz nach neun Uhr stellt die
Presse die Berichterstattung ein.
--- Die Frankfurter KutturLagung. In seinem Vertrag über die
Wissenschaft und das Evangelium nahm Prof. Eugen j
Ros^n stock das Wort Zur „WissenschastskrisD Er erklärte die
seelische Abwanderung der Jugend von der Wissenschaft, insbeson
dere! der Naturwissenschaft, daraus, daß diese nicht nur die Frage
nach der Wahrheit, dem Sinn des Geschehens unbeantwortet lasse,
sondern sich auch noch vermesse, mit Maß und Zahl die vor ihrem
Forum gar nicht zuständigen Beziehungen zwischen den Menschen
zu erkennen rmd zu regeln. Wie am Endo des Mittel-alters die
Scholastik an der aufkonwrenden Natur-wissenschaft Zerbrochen sei,
so Zerbreche heute die Naturwissenschaft an einer bereits sich an
kündigenden neuen Wissenschaft, die sich der Wissenschaft von Gott
und der Wissenschaft von der Natur als „Wissenschaft vom Menschen"
anzu-gliedern habe. Die besondere Aufgabe dieser Wissenschaft, die
etwas gewaltsam als Phase eines historischen Entwicklungsprozesses
ausgedHm wutde. skizzierte der Redner dahin, daß sie zum Unter
schied von der abstrakten Naturwissenschaft stets die konkrete
.Situation zum Ausgang und Endziel ihres Fragens nehmen
^müsse. Statt zu unwirklicher Objektivität sich zu verflüchtigen,
dürfe sie niemals Ähren wirklichen Ursprung vergessen und die
numMWe Mmeinschaft verleugnen, der sie entwachse und der sie
zu dienen habe. E'ne solche Wissenschaft kann, dem Redner zufolge,
nichr in einen Widerstreit mit dem Glauben verwickelt werden; im'
Gegenteil, sie wendet nach seiner Ueberzeugung die Wahrheit des
Evangeliums insofern auf sich an, als sie von ihren Jüngern nicht
ein Absehen von ihrer Person, eine Entselbstung forderst wie die
Naturwissenschaft es tut, sondern gerade das Eingeständnis ihrer
„unendlichen Interessiertheit" an den Problemen von ihnen Heischt^
/so) lsE-/-
! ttuM KnrriZTn.
In ärW ZolMilt: „vss
vIuL in 11 kH l in Na! stars
ran" IMus Hts. 86 8.) äeakt Otto
XokIS r an ädr Hami (inL
ÜMHitzn Lmmairkuu» rMiKeksn püäaM-
Kisekei» IltopLs uyä rlam au Kal-ser arKtattstent
ötzMKt 8t3LtL86^
ck'lKtrÜÄ über (ich kchlchnberMeka
suk -- eiMn au! äen
seban iMAwaM unä Nutbesiu« IrinMäGuiet Kaiien.
guadt Ooatstas püäa^iKeich Oe-
äaniren Nr äch moderne in ^ichpruen
Lu nebmen, unä L^ar ^lrä ^or aflern Wert ant äen
äak äie pääuMMehe I'ryvinL äsn
NsliAchnsuritegmekt. auk Mierkonk^sionelle OrunäwM
sieLe, ernssLtrMr InäLvidualpLäg^o^rk eine
tsich unä äie LeldstdetätiZunA äer 8eküchr koräsrs.
Diese DedeDeMstMinun^en WMMden, seüeint uns äoM'
i»Äneke8 eine äirestte ^dchitunF äer bMts er ¬
» strebten ^rdeit^- unä NinbeitZsebuch OeMMMÜeM
Oeibie Zpreetzerr.
0 8 nalä Weläendaeft Mbt in sei Ein, äem
^sräenlcen Lirnnrech M^iäniStsn Vuebe: „W elt»
3 n 8 ebanun an 8 äe rn 6 ei 8 Le äes Xr 1L1L18-
inus" iDbiloGopinseüe Reibe. Vä. 63. Mineben, Rösl
Oo. 310 8.) «ine sebr perLönirob ^ebnltene Dattel-
lunA. Die ^MvbaulunMN, äie er entv^okelt, nübern 8ieR
starl: äer I^benspbäesop^ 8iMineIs an; sch sueben
äss Deben als äanernäe Lpannnn^ Lvriseben nnülxu-
^K^ädaren DsMnsätLen unä Miäersprüeben M bSMl ei
len, äie von uns äen steten beroiseben Mn8aiL kor-
ä-ern, obne äM äoeb je bellen oäer aneb nur!
v/ünseben äürlten, Äe 2n sebliebien. Das Rneb mt
seiner extremen Dinserti^iceit vreMN dsbriechb; Mist
LrW^KMNZ lmt es MeniA bin.
H / h
In äer KeiM-ktenreibe ,,1VWsen nnä äes
VerlsM I^eAx Neiner, DeipLi^, äie sieb vornreM äi«
LMnternn^ bestinrinter pbiloKopbäK'obei Liassist-er unä
äch RänlübirnnL; in Ornnänrodlenie äer DInIoKOpIrM Lur
setLst sinä kol^enäe Vünäe in Meiter, r. st.
er^ün^tier' emeinenen: „LantssteR r e o m,
KkteToris esten I mper ati v" von Dr. ^rtknr
Vu e st e n G n (8ä. 1), kerner äie Zestrilt Drok. 4^ r ist u r
stkeste rtK : L e ist kr 1 ti 8 est e R st i! oso -
p st ie ü sterstanpt in ö I I e st ?" (Rä. 4) unä Dr.
NÄx pe 18: .A o W in e n i a r 2 n L a nts Rrv -
I e ^ o nae n (Rä. 16). Mu stinLuMstorninen ist als
Danä 15 äss Vuest: „Drole^oniena rn einer
Hvr-8 se vsest aktliesten R Zieste Iox;ie" von
Anna st üma-rst i n , äZs ääe Ornnälmten meiner äer
stiMnari äe^ ^eelenlVstevs..Kereestt .weräenäen. vrissen-
«vstAkEesten DKMstolOM, My sie rnerÄh von Möjste-Irn
Dätste^ geloräeri ^vnräe, im 8inne äer sträisosten
DstÄoKopstie Listen nniernMnrt.
Hr "
Dein UsNA rurn O^LoItisnmK, äer kiest aps äen vsr-
sestieäenKten Orünäen staute näe eine ^neste.
stieilet stai, rüdlä eine 8ost«E von Reora Re z^er 8. st:
,,I) e r O k- st n It 1 8 inns unserer sta e" (Leve-
laer, stosopst Rerestei. 192 8.) eneiMKest unk äen I^eid.
Das seiir voIst-stÜMstest MstMene Rüestchln Mstt einen
De-sterWest üster äie inaniL^kaesten DrLesteinnnMkor-
nren äes inoäernsn Oststnltisnins von äen ststeosopsteni
unä ^ntstroposopste an stis st-eiast sn äen KpiriMtiKesten
stsKestenKMelern unä NN es nir^enäs an strülii^sn
dorten ^e^en Irrlestrer unä stetrü^srEeste MÄn-äer-
tLter kestlen. Die Detraestiun^en M-sten von äeni 8tänä-
punstt aus, äak äer OststultisinuK in allen sÄMn Lr-
sosteännnMkorinen ein steinä äer Kirrste sei. — In äie-
sern ^uKUMmenstanM sei anest äie Zesträkt äes Oiekener
DmvatäoLenien Die. Dr. Keinriest Driest : „ ntstro-
posopstiseste 8estau unä religiöser
6 ILust e" (Ztreeste-r unä 8estiöäer, 8iuttMt) genannt,
äie in Lnstrusttiv^r ^eise eine stvpoloM äes „sestanen-
äen" unä äes „^läustiZen" Nensesten ent^viestelt.
Die DnterZnestnnAen ^ipkeln in äeni stlaestweis, äaL
RuäoR Kleiner ein nuk äie 8ostmr stinLielenäer
OnostLster kiest von äern Bäusti^en Nensesten äarin un-
dersesteiäet, äsL er äie Lestransten äer Lreatur ni-eäer-
MreiAen traostbet, ääe ä-er DUnstiM Mnau innestLlt. ^uest
wärä an äer Ilanä ^utLN8M^stlte.r Rele^e ^eseM, ä»^
i O oetste, an l äen sie st äie ZteMerLaner i nrnrer ru ste-
- ruken pklexen, viel ester äem st^puL äer OstMstensnMN»
Kosten LNMieostnen sei.