Laß man sich über sie entsetzen könnte.
rae.
Ein moderner Fabrik-Vemallungshsu.
— An der Mainzer Landstraße erhebt sich seit kurzem daS rt:ue
Verwaltungsgebäude der Peters Union. Es wurde
errichtet, weil die gegenüberliegende Fabrik erweitert werden sollte
und keinen Platz mehr für Büroräume bot. Die Ausführung des
im Oktober vollendeten Gebäudes nahm die Zeit von anderthalb
Jahren in Anspruch.
Der Neubau, eine Schöpfung des Frankfurter Architekten A.
Aßmann, ist ein mächtiger Block, der eine Rechtecksfläche von
rund 1700 Quadratmetern bedeckt. In seinen fünf Geschossen, die
sich um Zwei symmetrisch angeordnete Jnnenhöfe gruppieren, sind
olle für die Verwaltung dienlichen Räume untergebracht; sie haben
gleich so große Ausmaße erhalten, daß sie bequem das doppelte
Personal bergen, können. Eine geräumige, wohlproportionierte
Halle, in deren Mitte die breite Haupttreppe einmündet, empfängt
den Eintretenden. Er mag von ihr zu Kasse und Buchhaltung aus
der einen Seite, zum Stadtverkauf und zur Ersatzabteilung auf der
anderen gelangen. Im ersten Obergeschoß liegen die Dtrcktorenzim-
mer und nach hinten zu der große Sitzungssaal, der mit einem Be
ratungszimmer in unmittelbarer Verbindung steht. Büros und
Lagerräume, alle hell beleuchtet, fügen sich in den verschiedenen Ge-
jchofsen dem Grundrißschema stets ohne Gewaltsamkeit ein. Zu-
höchst befindet sich die ausgedehnte Reklameabwilung mit einer
eigenem?kleinen Druckerei und das Kasino für -Beamte und Ange
stellte, das durch die Speiseausgabe mit einer elektrisch eingerich
teten Küche zummmenhängt Von seinen Fenstern aus genießt man
einen schönen Blick auf die Gleisanlagen des Hauptbahnhofs.
An daS Verwaltungsgebäude schließt sich ein niedriges, lang
gestrecktes Lagerhaus an, das schon bestehenden Schuppen vor
gebaut ist und mit dem Keller drei Geschosse umfaßt. Die Güter
wagen fahren dicht an die Laderampe vor, sodaß die Verladung
ohne Schwierigkeit erfolgen kann. Später^sollen nach dem Hof zu
Wetter uttd Retter. Dia Neue LichLbühne hat in dieser
Spielwoche für ein ausgezeichnetes Programm gesorgt. Da
läuft ein FÄm: „Die närrische Wette des Lord
Aldin g", der an die besten Opera der -leide-r -Angegangenen
SLuact Webbs-Serie erinnert und so Linomäßig ist, wie man
nur immer wünschen mag. Warum? Weil er nirgends eine
für ihn ja doch nicht faßbare Wirklichkeit vortäuscht, sondern
sich um ein reines Nichts dreht, das nun Zu einem sehr span-
N-enLen und sehr unwahrschmrEchen E.was aufgebauscht wird.
An dem Beispiel dieses Stückes ließe sich recht gut die noch
ungeschriebene Metaphysik des Films entwickeln. Es Zeigt
nämlich, daß echtes Kinospisl die Aufgabe hat, durch Ueber-
steigerung der Unwirklichkeit -unseres Lebens seine Schein-
haftiakeiL zu ironisieren und derart auf die wahre Wirklichkeit
hinzudeuten. Lord Alding, ein bekannter Sportsmann, wettet,
daß er sich drei Monats liang als Vagabund herumtreiben
könne, ohne daß ihn jewapd erkenne. Nun kommt es natürlich
zu Verwechslungen von unwiderstehlicher Komik. Eine exzen
trische amerikanische Milliardärin etwa wettet ihrerseits, daß
sie den Lord-Vagabund vor Ablauf der Frist rekognoszieren
und heiraten wolle, weil er „«in Mann" sei. Sie erwischt — wie
wär? es auch anders möglich? — den Falschen, indes der rich
tige Lord sein Geschick an eine exotische Prinzessin aus Naomi
Land tettet. Nur gegen Schluß spukt die Wirklichkeit gespenstisch
herein, soll doch der angebliche Mörder des Lords elektrisch
j hingLLichtet werden. Aber sie zerplatzt gleich wieder wie eine
! Seifenblase, denn der fixe Gentleman befreit auf eine seiner
würdige Weise in letzter Minute den armen Schelm. Autos,
Ozeandampfer, W aff erfliugzenge, Waljenkratzer
svielen in diesen Affäre eine wesentliche Rolle. Die tiefere
Bedeutung des amüsanten Scherzes besteht darin, daß er die
Nichtigkeit einer Welt -enthüllt, die sich um einer Nichtigkeit
willen in Bewegung setzen läßt und das Gelächter über ihren
vorher entgifteten Ernst heraufbeschwört. Daß man diese
Bedeutung g-arrncht merkt, ist vielleicht das Beste <rn dem har
monisch verklingenden Ulk. — Zugespitzte Karikatur ist auch
-die amerikanische Groteske: „Jiwmy Aubrey als Retter
der Unschuld." Sie parodiert die menschliche Beweglichkeit
so übertrieben, daß jede Natürlichkeit schwindet und alles aus
Zauberei zu beruhen scheint. Das Kommen und Gehen der
Menschen wird unglaubwürdig Md keine Norm findet mehr
.den Zusammenhalt der Mieder. Man lacht über die Drastik
der Menschen-Automaten, die zu wenig wahrscheinlich ist, als
der Zwischenwand wieder in ihrer alten Schönheit «riehen,
zum anderen erhielte Frankfurt kostenlos eme Musterung«
Schau von Skulptnrenaus der Blutezert des dmtscheu §
-Kunstschaffens. Da man die Bildwerke m den ScnenMfen
unterbrinaen könnte, bliebe außerdem das brerte Ävtiel,chrff,
das über taufend Personen faßt, für Portrage, Konzerte usw.
sederzeit frei verfügbar. ,
Wir besitzen in Deutschland noch kem großes Museum
mittelalterlicher Plastik. Umso weniger sollte man m Frank
furt die seltene Gelegenheit verpassen, die sich letzt für eme
Verwirklichung bietet. Der Gedanke, daß em derartiges
Museum, das die Versenkung in die Meisterwerke der. deutschen
Vera-MMuhAt ermöglicht, mit Muz geringen ^ltteln sich
schaffen läßt, müßte alle Hindernisse zurückdrängen, die simer
Gründung etwa entgegenstehen. __!
noch mehrere Garagen in ihm Unterkunft finden.
Der zweckmäßigen Organisation des Grundrisses entspricht die
Güte und Gewähltheit der Architektur. Es versteht sich von
selbst daß sie auf prunkvolle Entfaltung verzichtet und sich ganz
chlicht gibt. Wahl des Materials und manche architektonische Fein
heiten tragen dazu bei, daß daS Aeußere trotz dieser Einfachheit
reizvoll wirkt. Erdgeschoß, Fenstergewände, Gesimse und andere
ausgezeichnete Bauteile sind in einem geblichen Tuffstein ausge
führt, von dem der grüne Putz angenehm absticht. Der oberen Ab
schlußlinie des mit einem flachen Dach versehenen GebäudeS ver
leihen die konsolartigen Ausbuchtungen des Hauptgesim^s eine ab
wechslungsreiche Gestalt, wie überhaupt die guten Prosilierungen
der umlaufenden Bänder und Gesimse das Ganze beleben und
klangvoll machen. Das häufiger wiederkehrende Dreiccksmotiv. das
sich mit den Spitzbogen der oberen Fensterreihc wohl vertragt, blicht
die Starrheit der Horizontalen und erzeugt eine leichte Bewegtheit der
Fläche. Der wenig« Schmuck sammelt sich über der Fassadenmittc,
der «in von Pfeilern getragener Balkon im Erdgeschoß vorlagcrt.
Er wird von zwei liegenden männlichen Gestalten bekrönt, die sich
der Architektur richtig einfügen und ihr einen wesentlichen Akzent
verlcih-n. Sie sind das Werk des Bildhauers Ohly, der auch den
Sturz über der Eingangstür sehr glücklich ornamentiert hat. Beab
sichtigt ist noch, auf der Mitte des Hauptgesimses die Bronzeplcstrk
eines Bärs des bekannten Rcklam-ezeichens von Peters Unron, an-
zubringen. Doch auch ohne dieses Tüpfelchen auf dem I vermag
das Baumafliv zumal von der Einfahrt in den Hauptbahnhos her,
die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Die Innenausstattung steht hinter dem Aeutzeren nicht
zurück. Vornehm wirkt vor allem die mit geblümtem Jura-Hrkl«Z>
' bete Eingangshalle, die architektonisch einwandfter gelost ck. Wam>.
schränke sind vielfach eingebaut, alle Nischen praktrfch a^mutzt.-
Iusammengehalten werden sämtliche Räume durch Lee einfache
Formensprachs, die den Decken, Möbeln, Beleuchtungskörpern rhr
Gepräge verleiht. -
Bezirkstag des Bundes Deutscher Architekten.
kr* Frankfurt, 15. Dezember.
Heute nachmittag fand im Verwaltungsgebäude der Peters
Union die Jahresversammlung des Bundes Deutscher
Architekten, Landbezirk Hessen und Hesse n-N a s s a u,
statt. Vertreter aus Mainz, Darmstadt, Offenbach, Worms, Wies
baden nahmen an der Sitzung teil. Der Vorsitzende P:of. von
Löher, hielt die Eröffnungsansprache, in der er die Hoffnung
ausdrückte, daß auch für den bedränaten Architektenstand bald
bessere Tage nahen und künstlerische Gesichtspunkte wieder mehr
in den Vordergrund rücken möchten.
Ueber die kommend. Aufhebung der Zwangswirt
schaft im Bauwesen sprach Architekt Aßmann. Er nahm
zunächst Bezug auf folgerte Resolution, die der Bund Deut
scher Architekten auf seiner Tagung in Hannover gesüßt
hat: „Es darf festgestellt werden, daß die Erkenntnis von der Not-
-- xDie Skulpturen des Ttraßburger Münsters.? Knapp
vor Weihnachten läßt die Frankfurter Verlags-Anstalt A.-G. noch
ein besonders kostbares Werk: „Gotische Skulpturen des
Straßburger Münsters" erscheinen, das die Fülle der
Münster-Bildwerke in bisher nicht erreichter Vollständigkeit zur >
Abbildung bringt. Herausgeber der beiden mächtigen Bandr
ist der Frankfurter Kunsthistoriker Otto Schmitt In einer
feinen, den herrlichen Lichtdrucktafeln vorangeschickten Text
studie schildert er Werden und Schicksale des bildnerischen
Schmucks, der, wie der Münsterbau selber, vom frühen 13. Jahr
hundert an bis Zu den Tagen der Reformation langsam herauf-
wächst. Der historische Ueberblick wird von stilkritischen Unter
suchungen begleitet, die den Wesensunterschied zwischen den
leidenschaftlich bewegten deutschen Münsterskulpturen und ihren
formvoll geglätteten französischen Vorbildern scharf heraus ¬
arbeiten Die 276 Tafeln, die den gewaltigen steinernen
Makrokosmos erschließen, sind chronologisch angeordnet und
kommen dem Verständnis dadurch sehr entgegen, daß sie stets die
Eingliederung der Skulpturgruppen in den baulichen Gesamt-
organismus veranschaulichen. Durch alle Sphären erstreckt sich
diese Welt der Statuen; sie steigt an von dem Bereich der Un-
geschöpfe, spiegelt das kreatürliche Sein tausendfach wieder und
erhebt sich Zu den Wesenheiten der Uebernatur, deren Wirklichkeit
sie in viele Gestalten einzubannen sucht. Zeitlich voran geht die
QuerschniLLplastik mit den berühmten Figuren der Ecclesia und
der Synagoge, es folgt ber Lettner, von dem nicht mehr allzu-
viele Figuren auf uns gekommen sind, und als zweite? Höhepunkt
plastischen Schaffens der Skulpturenreichtum der Westpsriale.
Hinzu gesellen sich die Statuen des Innern am „Engelspfeiler"
und in den Grabkapellen, die Friese und Wasserspeier der Fassa
den. die Entwürfe Zum Fassaden-Zwischenbau, der Balustraden-
Zyklus am Turmoktogon usw. eine lange Reihe, die mit den
unerhörten Büsten des Nicolaus von Hagenau um die Wends
des 15. Jahrhunderts ihren Abschluß findet. Kaum Mt sich ein
erschöpfenderes Kompendium mittelalterliche? Geschichte denken i
als dieses Werk, dessen Figuren-Manni^alLlyke.L sich wundersam
M? suMML rundet. Seine Herausgabe ist einer friedlichen
! WiedererMrung des uns verlsrengegangenen Münsters gleich zu
Wachten, ja, sie MArt uns das verlorene so zurück, datz wir es
nun M-Hx als ftLMr zu besitzen vemögen — Die dem T^L bei
gegebenen Abbildungen französischer Skulpturen und die An-
mervmgerr zu -m Tafeln erhöhen den Wert der BLnd^ ilLr.No full text available for this image