Sag Armlsutter SkaLibiiN.
künstlerischer Beirat oder Bürokratie.
2°- Im vorige» Dezember ging folgende Notiz der städti
schen Nachrichtenstelle durch die Blätter: „Äer Magistrat hat
Baupolizei beauftragt, bei Anfragen und Bsugesuchen,
deren Durchführung das Straßen-^ oder Städtebild in de».
durch das Ortsstatut geschützten Straßen, Plätzen und Stadt
teilen verunstalten würde, in belangreichen Fällen
den Betrat für die Erhaltung des Stadtbildes auch dann zu
hören, wenn die Genehmigung b«rbsichtigt ist/ Um die
Bedeutung dieser Magistrats-EntscheidMg richtig zu wür
digen, ist ein Blick auf ihre Vorgeschichte unerläßlich.
Im Jahrs-1621 beschäftigts sich die Oeffentlichleit wieder
holt mit dem Projekt eines Bankneubaus am Taunustor,
das von den Behörden schließlich genehmigt worden war, ob
wohl seine (nur der Zeitumstände wegen unterbliebene) Er
richtung zur Zerstörung des architektonisch schönen Platzes
führen mußte. Aus Maß dieser grundsätzlich wichtigen Frage
berief im November desselben Jahres der Rat für künst
lerische Angelegenheiten eine Versammlung ein, in
der Stadtbaurat Schaumann, der Leiter'des HochbauamiS,
erklärte, daß es sich im Falls des Taunustors vorwiegend um
ein Versagen des 1911 erlassenen Frankfurter Orts
statuts gegen die Verunstaltung des Stadt
bildes handle, dessen Bestimmungen unzureichend seien. Es
stelle eine stumpfe Waffe dar, die zur wirksamen Unterdrückung
von Verschandelungen nicht recht genüge und daher ent
sprechender Verschärfung bedürfe.
Äui die Erklärungen Stadtbaurats Schaumann hin
wurde sogleich eine Fachkommission von dreizehn Mitgi edern
gewählt, die einen Vorschlag zur AbSndsrung des Orts
statuts entwerfen sollte. Sie hielt sich bei ihren Arbeiten an
das vom Ortsstatut längst nicht voll ausgenutzte preußische Ge
setz des Jahres 1907, das in der ausdrücklichen Absicht gegeben
war, den Gemeinden weitgehendsten Schutz ihres Stadt
bildes zu ermöglichet!. Da die Regierung, in Wiesbaden
regez Interesse an der geplanten Verbesserung nahm, beschleu
nigte die Kommission die Durchberatung so sehr, daß sie schon
im Januar 1922 den Entwurf des neuen Ortsstatuts dem
Magistrat und den staatlichen Behörden übermitteln konnte.
Wie sah der Entwurf aus? Er paßte das Ortsstatut tu
drei entscheidenden Punkten dem Sinn des Gesetzes besser an.
Zunächst forderte er, daß der Beirat zur Erhaltung der
Eigenart des Stadtbildes auch vor Erteilung der Genshmi-
gung (nicht nur vor Erteilung der Ablehnung) eines Bau-
gefucheS zu hören sei, ferner wünschte er eine Ausdehnung des
Schutzes auf Heil,Kaiserstraße, Mainufer und andere wichtige
Straßen und Plätze und schließlich schlug er vor, daß der Bei
rat in Zukunft aus Vertretern der bedeutendsten künstleri
schen Organisationen Frankfurts gebildet werden möge. Diese
Neufassung machte nach der Ueberzeugung der Sachverständi
gen aus dem Ortsstatut endlich ein geeignetes Instrument zur
Verhinderung grober architektonischer und städtebaulicher
Obwohl die Behörde auf schnell« Erledigung des Entwurfs
gedrängt hatte, ruhte nach seiner Uebergabe die Angelegenheit
ein volles Fahr. Erst im Februar 1923 fand wieder ein«
Sitzung von Vertretern der maßgebenden Stellen statt, irr deren
Verlauf der Dezernent der Baupolizei nach anfänglicher M-
lehnung jeglicher- Aenderung zuletzt seine Bereitwilligkeit aus-
spmch mit dem Leiter der Baupolizei einen neuen Gegen«
ent Wurf für des Ortsstatut anzufvrtigen. Dieser Kom
promißvorschlag. der bald danach vsraelegt wurde, enthÄt
starke Abschwächungen des ursprünglichen Kommiffionsentwurfs,
Vor allem räumte er dem Beirat zumeist nur das Recht ein,
in „belangreichen Fällen* vor Erteilung der Genehmigung
eines BauKesueW gehört W werden. Eine bedenkliche Ein
fügung, die seine Hinzuziehung infolge der Dehnbarkeit des
Begriffs „belangreich* wiederum in Frage stellt«. Mit der
gewünschten Neuzusanrmensetzung des Beirats zeigte sich der
Gegenvorschlag einverstanden. Eine Einigung wurde in dieser
Sitzung nicht erzielt.
Im Juni 1923 trat der inzwischen neu gewählte Beirat
zum ersten Wal zusammen und beriet über die beiden Ent
würfe. Die Abstimmung ergab Annahme des Vorschlages der
Baupolizei.
Nun geschah etwas Unerwartetes. Nach einiger Zeit er
fuhr man nämlich, daß die Baupolizei einen neuen Möntze-
rungsentwurs einzureichen beabsichtige, der ihren eigenen j»
der Junisitzung gutgeheißenen Kompromißvorschlag zum großen
Teil wieder aufhob. Der Beirat nahm hiervon (im November)
unter Protest Kenntnis und ermächtigte seine» - Vorsitzenden,
beim Magistrat zu beantragen, daß dieser dem Baupolizei-Ent
wurf nur in der vom Beirat seinerzeit genehmigten Fassung
zustimmen möge.
Die Antwort des Magistrats ist in jener einaanos er
wähnten Notiz enthalten. Ihr Sinn ist kurz und bündig, der,
daß. der Magistrat eine Aenderung des Ortsstatuts
überhaupt ableynt und lediglich aus dem Verorbrunqs-
wege die Pauschalbestimmung trifft, daß in „belangreichen
Fällen* der Beirat auch vor Erteilung einer Genehmigung
hinzuzuziehen sei. Mso: das alte OrtSstatut bleibt weiter in
Kraft, und ohne die Befugnisse des neuen Beirats immdwie
statutenmäßig zu verankern, begnügt sich der Magistrat damit.
eine Verfügung zu erlassen, die nicht einmal den Forderungen
des in der Junifltzung angenommenen Vorschlags der Bau
polizei Rechnung trägt. Denn weder gestattet sie die damals
in bescheidenem Umfange aufrecht erhaltene Vermehrung der
zu schützenden Straßen und Plätze (Kaiserstraße und Zeck z. B.
sche.den wieder aus), noch ermöglicht sie es dem Beirat, in
gewissen früher vorgesehenen Fällen auch dann seine Meinung
zu äußern, wenn ein „belangreicher* Fall nach Ueberzeugung
der Baupolizei nicht vorliegt. Ob er vor der Genehmigung
hinzuzuziehen oder zu übergehen sei: die Entscheidung hierüber
hängt jetzt stets und überall ganz von dem Gutdünken der Be
hörde ab. . ,
Dies das Ergebnis zweijähriger Bemühungen. Ein
wahrhaft klägliches Ergebnis, bei dem sich die auf Erhaltung
und Pflege unseres Stadtbildes bedachten Kreise ebenso wen-«
wie die Mitglieder des Beirats selber beruhigen können. Es
ist gleichbedeutend mit einer nur mäßig eingeschränkten Wie
derherstellung des »intus quo und verrät ein auffallend ge
ringes Verständnis der Behörden für die triftigen Grünoe,
die zu den' Kämpfen um die Statutenänderung führten.
Warum man, statt diesen Gründen Beachtung zu schenken,
auf der Rückkehr zum alten Zustand beharrte, ist schlechterdings
unerfindlich. Sich etwa hinter den wirtschaftlichen Bedenken
zu verschanzen, daß die Hinzuziehung des Beirats gemäß dem
Kompromißentwurf Erschwerungen und Verzögerungen bei
Bauvorhaben befürchten lasse, geht nicht wohl an, hat doch der
Beirat sich ausdrücklich zu schnellster Erledigung
sämtlicher Vorlagen verpflichtet.
Wie heute die Dinge liegen, wächst dem Beirat eine dop
pelte Aufgabe zu. Einmal wird er seine Funktionen im Rah
men der Magistrats-Verfügung zunächst weiter zu versehen
haben, zum andepn aber wird er kein Mittel unversucht lassen
dürfen, um die Abänderung des Ortsstatuts im Sinne des
von ihm bereits genehmigten Vorschlags und die statutenmä
ßige Festlegung seiner Rechte zu erwirken. Es verlautet
neuerdings, daß der Magistrat in die Baupolizei einen Beam
ten des Hochbauamts zu beordern gedenke, der dort die künst
lerische Prüfung der eingehenden Baugesuche vornehmen solle.
Gegen die Verwirklichung dieses Planes muß nicht zuletzt
auch der Beirat seine Stimme erheben. Da seine Mitglieder,
zu denen die angesehensten Frankfurter Baukünstler und
Kunstsachverständigen zählen, jederzeit sofort zur Verfügung
stehen, bedarf es keines Ersatzes für ihn; und da er zudem
seine Tätigkeit kostenlos ausübt, ist noch viel weniger
ein Bedürfnis vorhanden, an seiner Statt einen bezahlten
Beamten zu beschäftigen.' Ganz abgesehen davon, daß dies
ja auch den NotwendiMten des Bsamtm-Wbaus wider
spräche
Eine baldige Klärung der durch die Magistrats-Verfügung
geschaffenen Situation erscheint dringend geboten. Meibt es
bei der Verfügung, so sind die Anstrengungen der Frankfurter
Künstlerschaft vergeblich gewesen und die architektonischen
Werts Frankfurts auch weiterhin dauernder Gefährdung aus-
gesstzt. Nur die Abänderung des Oitsstatuts kann dem ent
gegenwirken, sie allein gewährleistet eine planvolle Unter
drückung verhängnisvoller städtebaulicher Entgleisungen. Die
Oeffentlichksit, insoweit sie an der guten künstlerischen Ent
Wicklung des Stadtbildes Anteil nimmt, hat ein Interesse
daran, daß diese so lange erstrebte Abänderung nun endlich
erfolge. Tr.
-7- Der verlsrm^ Schatz. Mt diesem setzt in den U.-T-2 i ch t-
spiele-n lim senden Film werk hüt fich der Film ein ihm ganz
WgehsriMs Gebin erobert: das Märchen« Dss -alte A schrn-
puttel-Märchen, durchstschren mit Motiven von G. T. A.
HoffMMM und Brentano nimmt hier Gestalt an und wird nun
nicht etwa in eine Zittrige, eine vsycholygische Angelegenheit ver
kehrt, sondern bleibt das schlichte, unbedingt glaulchafts Marchem
Di-e unerhörte Redekunst Dr» Ludwig Bergers hat den Stoff
ohne Abstrich des Wunders dem Reich der Sichtbarkeit einverleM«
Er verlegt die Handlung an einen kleinen süddeutschen Mrsten-sf,
so am Ende des 18« JahrbmlderH; Rskoks-SÄe, PrMtre^
Ehren Höfe werden durchvauscht von modisch gekleideten ^iMren,
die sich sehr schicklich zu bewegen wissen, gleichviel, so in
Karossen steigen, oder mn Teich und im Park sich ergehen. Zwi
schen der Residenz und dem Besitztum des Herrn v. AreM (MaZ
Gülftorff), der zum zweiten Male heiratet, spinnen sich die
Faden. Seine neue Frau, eine eitle Gräfin, brinA ihm Unglück
ins Haus. Oh, wie ist Lucie Höflich schön, oh, wie böse ist
sie, Sie fegt daher mit ihren beiden Töchtern (Madh Chri
stians und Olga Tscheschowa), die ihr an Herrlichkeit und
.Prunk nicht nachstehsn, behandelt den Schwächling von Mann
! aM Bagotteü-e und Hai nur Bälle und glänzende Freier für die
i Jungfern im Sinn. Marie, Arcslis Tochter aus erster Ehe,
wird von dem schlimmen Dreiblatt in die Küche verbannt, muh
Linsen zählen, muß Kühe melken. Aber man liebt sie gleich, das
gute, blonde AschenMtel von Helga Thomas, und weiß ganz
sicher: eines Tages wird sie vor aller Welt erhöht. Zunächst frei
lich triumphiert stiefschwesterliche Weitläufigkeit« Drüben am
Fürstenhof der melancholische Prinz (Paul Hartmann), ein
sam wandelnd wie Taffo, glaubt in eine der Damm verliebt Zu
sein, und sein Papa (Leonhard Haskel), ein richtiger märchen
hafter Trottel, und seine beiden altjüngferlichen Tanten Waula
s n r a d - Schl-enther und Emilie Maz) schütteln schon weise
die perückenbedachten Häupter. Da zudem der strohdumme Adjutant
(Hermann Thimig) fich mit Erfolg um die andere gräfliche
Tochter bewirbt, scheint Marie wirklich das N-achsehen zu Hallen-