sant wie stets.
rac.
SS Der Verführer rus Spanien. Das Drama ^Die drei
Marien und der Herr von Marana", das in der
NeuenLichLLühne Mu.fi, kommt spanisch und hysterisch daher.
Es gibt Reinhold Schünzel Gelegenheit, seine VerführungS-
künste einmal im Gewände eines spanischen Wanden zu erproben,
was ihm nicht schlechter gelingt als sonst wohl im Frack. Das
Stück spielt irgendwann Zwischen Mittelalter und Neuzeit und
irgendwo Zwischen Spanien und Frankreich am Hofe eines Regen
ten, der das Gut seines herzoglichen Mündels veruntreut und
mit seiner Geliebten, der einen von dm drei Marien, einem nicht
eben moralischen Lebenswandel huldigt. Der spanische König läd
ihm den Herrn von Marana auf den Hals, damit der Lotterwirt
schaft ein Ende gesetzt werde, aoer dieser Don Juan von Schün-
Zels Gnaden hat die langen Me hindurch nur die verschiedenen
Marien im Sinn und gibt mit viel Routine jeder das ihre. An
Lokalkolorit ist nicht gespart, und das Laster tritt mit Gepränge
auf. Lya de Putti, Olga dDrg und Anita Berber sorgen dafür,
daß der spanische Wüstling Abwechslung finde und durch dis
Hetäre so in Atem gehalten werde wie udrch die seelenvolle Marie
und das Naturkind gleichen Namens. — W Beiprogramm: „E r"
alias Harald Lloyd, amerikanisch, grotesk, hurtig, roh und amü
tm Gr»8stlm.I Auf das Nibelungen-
^'Estspkel, das sich endlos wie der Lindwurm über die Lein
ist der Helena- Reißer gefolgt, eine gigantische
Entfaltung von Schlachten, Bränden und Massen, ein Triumph
^-„O-T^unst von den Wagsnrennen auf Chthera an bis zum
troMnschen Pferd. Nicht Kosten sind gescheut noch erste Darsteller
geschont, um die Geburt des Films aus dem Geiste der Jlias
A.^^kem und der antikischen Echtheit der Rekonstruktion ent
spricht durchE die stille Größe und edle Einfalt der mit Licht-
dmcken ausgestatteten Werbeschrift, die das allzulange Epos zur
^LMMKrung der Kinobesucher auf wenigen Seiten referiert. Eine
Wiedererweckung des Mythos also? Seine hoffnungslose Vernicht
Kmg vielmehr und überdies eine peinliche Flucht des Films vor
W Mythische Welt bedarf zu ihrer Gestaltung des
.Wort allein schöpft die Wirklichkeit ganz aus. die
G«lst bestimmt Jeder Versuch, sich dieser Welt in einer Folge
bloßer Bilder zu bemächtigen, ist darum von vornherein vergeblich.
Mehr noch: er versperrt unweigerlich den Zugang zu ihr, da er
MemSar das Wort entbehrlich macht, daS doch einzig sie erschließt.
Mit je gewaltigerem Ernst und Pomp die mythischen „Großfilme"
A^?orlagen nutzen, desto barbarischer die unfreiwillige Travestie.
5* die alten Epen in die Sichtbarkeit locken, gerät ihnen
der Mythos zum Kolportage- und Ausstattungsstück, das nicht ein-
Vunmud ist; statt daß sie Helena den Zeitgenossen nahe brin
gen, beschworen sie nur den Schatten der „Schönen Helena" her
auf deren entzückender Cynismus ungleich realer ist als die schöne
krkL^e ihr«? Schwester vom Film. Zum guten Teil trägt der
falsche Ehrgnz mancher Filmregisseure an solcher Abirrung Schuld
In ihrem BedurfnA nach sensationellen Publikumserfolgen ver
gessen ste, daß der Film lediglich die scheinhafte stumme Außen
seite der Welt zum Gegenstand hat, daß er sich in der Wiedergabe
von Handlungen «HM, die genau so zufammengestückt sind wiedie
Mmaufnahmen selber. Eine Serie von Augenblicksbildern ein
ÄFgregat prunkhast^ Ereignisse: das ist recht eigentlich seine
Dre exrstrerende Seele, die nach dem gesprochenen Wort ver
langt, mag m dieser Welt zwar hie und da aufblitzen, doch ver-
WW M nimmexmehr ihre Einheit; daher denn such Stoffe, deren'
Fabel aus einem wirklichen seelischem Vver geistigen Geschehen
erwächst, der Verfilmung geradezu Widerstreiten. Sie bleiben ins
Buch gebannt, oder sind dem Theater zubestimmt; der Film aber,
der sie hervorzicht, schändet He nur. Gewiß fft jedenfalls, daß er
deß er daran täte, das weite Feld der amerikanischen Grotesken und
kkr Detektivschlager zu bepflügen, als Heldengesänge und Männer-!
schlachten auf der Leinwand vor allem Volke zu verkitschen. Lr. j
Me slmMchs LmgewerlfGle.
Zum Weggang Pros. UngrrS.
--- Das SckicksÄ des AbgeSautwerdenS, das dein» Schläge
nach bürokratischen Grundsätzen erteilt und darum nicht selten
gerade di« brauchbarsten Kräfte trifft, hat nun auch den
Gründer und langjährigen Leiter der Frankfurter Staatlichen
Baugewerkschule, Obecstudiündirektor und Gewerbeschukat
Pros. Unger, zu vorzeitigem Ausscheiden gezwungen. Der
W-agang des verdienstvollen Mannes läßt den Rückblick auf
seine fruchtbare Tätigkeit, zumal auf feine Bedeutung für das
Preußische Bangewerkschulwesen, nicht minder gerechtfertigt
erscheinen wie die Würdigung der Frankfurter Anstalt, die ihm
ihre gedeihliche Entwicklung dankt.
Im Jahre 1860 in Wien geboren, studierte Pros. Unger
an der Technischen Hochschule seiner Vaterstadt zu d:r Zeit,
als die Monumentalbauten der Wiener Ringstraße entstanden.
Bald nach Abschluß seiner Studien trat er in den Lehrertyrr-
Land der Wiener StaatSgewerbeschule ein, deren Direktor
Camillo Sitte seinen Kräften die bestimmte Richtung wies.
Man kannte Sitte gemeinhin nur als den großen Anreger auf
dem Gebiete des Städtebaus; er war Mr auch ein hervor
ragender Schulmann und beeinflußte durch die von ihm ge
lehrten Methoden nachhaltig die Ausgestaltung des gewerb
lichen Unterrichts.
Um 1890 wurde Anger nach Preußen berufen, wo man
gerade mit dem AufbM des Fachschulwesens begann. Im
HerW 1891 erjagte die Gründung der ersten Königlichen Bau
gewerkschule in Posen, der nun jedes Jahr eine oder zwei neue
Schulen folgten, sodass man es bis 1901 auf 22 Königliche
Schulen ( einschliesslich der sechs übernommenen städtischen An
stalten) brächte. An der 1901 einsetzeudm Reorganisation
und Neuausstellung des Lehrvlaues beteiligte sich Pros. Unger
an entscheidender Stelle. Nach langjähriger Tätigkeit an der-
fchiedenen Schulen des deutschen Ostens war er mittlerweile
zum Direktor der Erfurter Baugewerkschule berufen worden
und leitete hier die Lehwersuchs, dis als Grundlage für die
1908 dnrchgesührte Reform der Preussischen Bau
gewerkschulen dienten. Die sogenannte „Erfurter
Methode" setzt an die Stelle der früheren zusammenhanglosen
Einzelübungen eine einheitliche Ausbildung,. die von vorn
herein den Organismus des Hauses zum Mittelpunkt
des Unterrichts macht. Auch legt ste nicht mehr das alleinige
Gewicht auf technisches Können, sondem nimmt sich zugleich
der künstlerischenEr Ziehung in verstärktem Maße au.
In Anerkennung feiner Verdienste um die angcstrebten Re
formen wurde Pros. Unger 1908 zum Direktor der neu zu
errichtenden Frankfurter Baugewerkschule ermannt,
der später nur noch die Schulen in Essen und Neukölln folgten.
Die Gründung der Frankfurter Anstalt war für die Entwick
lung des preußischen Baugewerkschulwesens in doppelter Hin
sicht von Bedeutung. Einmal fanden an ihr die Erfurter
Nnterrichtsergebmfse zum ersten Male volle Anwendung, zum
andern wurden bei der Planung des Schulgebimdes, das selber
vls mustergültiges Lehrmittel gedacht war, die Einsichten einer
fast zwanzigjährigen Praxis verwertet. Sein Ausbau ist zum
überwiegenden Teil das Werk Direktor Angers. Er besichtigte
vor Umbruch der EntwurfsoAeiten auf einer ausgedehnten
Studienreise di« verschiedenen LehrstStten Deutschlands, um
die dort gesammelten Erfahrungen für Frankfurt zu nutzen.
Trotzdem sein aus schultechnischsn und städtebaulichen Grün
den geführter Kampf um die Verlegung des Gebäudes von der
NibelunMnallse nach der Wilhelmsbrücke leider vergeblich
blieb, wurde durch sein unablässiges Drängen und Eingreifen
doch Vorbildliches geleistet. Von dem kleinen Tüvschnapper
an, der in einfacher Weise die Klasfentüren vor dem Zuschlägen
bei Zugwind schützt, bis zu den von ihm konstruierten
Schülerzeichemtifchen „System Frankfurt" und den neuartigen
Waudschultafeln „System Gewerbeschulrat Pros. Unger" schuf
oder überwachte er j^ Einzelheit der Ausführung. Gekrönt
wurde die innere Einrichtung durch die reichhaltige, streng
systematisch aufgebaute Modellsammlung, die in den
Fluren frei zugänglich ist, und ein Lehrmittel darstellt, wie es
in gleicher Vollkommenheit nur wenige Schulen aufweisem
können.
Der Unterricht, dessen Rückgrat diese Sammlung bildet
vergaß über der gründlichen Pflege der Baukonstruktion nicht
dis Weckung des künstlerischen Sinnes. Die Förderung einer
schlichten und sachlichen, an die heimatlich« Ueber
lieferung anknüpfend«n Bauweise war sein Ziel.
Ihm galt nicht zuletzt «im Nebemleistung, durch di« sich di«
Schule ein besonderes Verdienst um Frankfurt erwarb. Die
Schüler wurde n n ämli ch im Lauf d er Jahre dazu an gehalten,
die architektonisch oder historisch wichtigen Häuser Frankfurts
und der Umgebung aufzunehmen und zu vermessen; eine im
Schularchiv aufbewahrte Sammlung wuchs so heran, die für die
heimische Baugeschichte ungemein wertvoll ist. Men
diesen Bemühungen Direktor UngerS und der um ihn g«"
scharten Lehrer gelang «8 nach und nach, den schlimmen Ruf
zu bessern, den die Dauaewerkschuleir noch in den Neunziger-
Film und Jugend.
--- Die der Vereinigung »Kunst und' Fügend"
jeü etwa drei Monaten angegliederte Filmabteilung
ist in , eine Arbeitsgemeinschaft mit den Filmabteilung-n
der süddeutschen Städte eingetreten. Der Zu ¬
sammenschluß, der außer der Filmftelle des Rhein-Mainischen Ver
bands zu Frankfurt die aus städtischen und privaten Mitteln ge
speisten Abteilungen in Heidelberg, Darmstadt, Karlsruhe, Frei
bürg, Stuttgart, Nürnberg einbezieht, bezweckt vorwiegend
den gemeinsamen Ankauf von Lehr- und Kulturfilmen
und die Errichtung eines Filmarchivs. Außerdem plant man
die Einführung einer von der Reichsfilmzensur unabhängigen pä
dagogischen Zensur, die darauf abzielt, den Jugendorganisationen
besonders geeignete Spiel- und Lehrfilme zu empfehlen. Schließ
lich gedenkt man das Heidelberger Muster des sog. Kultur
filmtheaters — einer von der Universität, der Stadt und
gemeinnützigen Instituten geschaffenen Einrichtung für die Dar
bietung künstlerischer und belehrender Film« — auch in anderen
Städten zur Nachahmung zu bringen. Um die Zusammenarbeit zu
fördern, ist der Anschluß der ganzen Organisation an die Ber
liner Zentralorganisation: „Deutscher Lichtspielbund"
vorgesehen., Einzelheiten wurden bereits vor kurzem in Heidelberg
beraten; die nächste Sitzung soll während des Herbstes in Stutt-
! Hart stattfindem Der Rat selber hat sich vorzesetzt, in Frank
furt Ende Oktober — vielleicht anläßlich der Herbstmesse — eine
Filmtagung zu verunstalten, die einer Erörterung aller den
Film betreffenden Fragen dienen soll. § - ; ., j , Um.