Dr. 8. Lraoauer.
niebt ilrren Wbrr.
Lrankkurt a. N.
Zum Gedächtnis kuno Aschers.
Die Feier der Heidelberger Universität.
Mir» Heidelberg, 23. Juli.
Die Heidelberger Universität, ehrte den hundertjährigen Todes
tag Kims Fischers, dessen Namen mit dem ihren unzertrennlich
verbunden ist, durch einen öffentlichen akademischen
Festakt, der nachdrücklich ins Bewußtsein erheben sollte, was
der Gefeierte gewesen: nicht der große Lehrer nur, auch nicht
allein ein künstlerischer Gestalter hohen Ranges, sondern vor allem
einer der ersten Geistes Historiker des verflossenen Jahr
hunderts. Dieser seiner wesentlichen Bedeutung galt die wohl
gerundete Festrede P>rsf. Ernst H 0 ffmanns, die das Lebens
werk Fischers, seine Zehnbändige Geschichte der neueren Philo
sophie, als einheitliche geistige Schöpfung erfaßte und ihren
Grundgedanken Zu erschließen suchte.
- Zwei mächtige Einflüsse, so wies der Redner nach, haben auf
Der l'baatiaer-VLrlL^in^ün bat SMNSN bisbOri-«
xsn DublibLtlonan Dokuraant-e sLim MUS rm««
an^eraibt: äis „I. ebenda trium 80oioru in", diü
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die eine dilkominene L«r«i<slionnn^ d««
ZonZt soiiön LNK^SstÄtiSten LändoiienH bilden.
Der Segen der Milliarden. Der in den U.T. -Lichtspielen
gezeigte Ossi Oswalda-Film: „Das Milliardärsouper"
ist ein richtiger Wnnschtraum, in dem sich alles so erfüllt wie im
Märchen. Wer ist die Hauptperson? Natürlich Ossi Oswalda
als Tochter eines Milliardärs, dessen Eigensinn nur rauhe Schale
jener Gutmütigkeit ist, die alle amerikanischen Milliardäre zu
besitzen Pflegen. Der Eigensinn ist die Ursache der Jntrige: Die
Regierung durchkreuzt die Ausführung eines Lieblingsplanes, und
so verweigert man ihr die Steuern. Das klingt sehr einfach, aber
auch inAmerika bleibenSteuerhintcrziehungen nicht ungestraft.Doch
die Tochter, eine Range, hat Jurisprudenz studiert, und so kennt
sie nicht nur das Gesetz, sondern auch seine Maschen. Zahlungs
aufforderungen sind persönlich zu überreichen. Was also heckt die
kleine Märchenprinzessin aus? Daß der Papa sich den Augen der
Menschen und Steuerbeamten entzieht. Ein drolliger Krieg
beginnt, in dem der Steuerbehörde und dem Finanzminister ein
Schnippchen um das andere geschlagen wird. Und in diesem
Geplänkel taucht ein lieber, armer Schlucker auf, ein bischen Töl
pel und Hans im Glück, der zunächst nur das Füßchen der Prin
zessin verehrt, dann aber nach und nach sich zum Anschauen ihrer
ganzen Gestalt versteht. Und stehe, die Prinzessin, die doch die
Auswahl unter Milliardären und höheren Regierungsbeamten
hat, erklärt ihn gerade zu ihrem Ritter, und je mehr Dummheiten
er macht, um somehr macht sie ihm den Hof, bis er am Ende weiß,
daß das Anschauen nicht das Letzte ist. Und es kommt alles so,
wie es kommen muß. Die Regierung vergleicht sich mit dem alten
Milliarden-König, und Hans im Glück und die Prinzessin be
herrschen ihr Reich im Frieden und Seligkeit. Die Aufnahmen
sind hervorragend und dieser entzückenden Unwahrscheinlichkeit
durchaus ebenbürtig. Voran geht „Fix und Fax im See
b a d", ein lustiges Holter-Dipolter der bekannten beiden, alles
im Badeanzug, sehr erfrischend bei sommerlicher Hitze^ rae.
LrZLSLLLLtrLLG RLZLÄ Reäv LUr LsstiMNMvA
der dr6Q26n dsr Lrksiuitnis. Von Ldsrkard
Orisebaed. Lalle, Nax Liemever. 47 Leiten.
Die Knr26 ^bkandlunA, die den Inlialt einer iin Vorz'alir
2N La8el auk Linladun§ der Mant-Lesellseliakt Aelialtenen
Leds ^iederAidt, ist eine v^ieliti^e Kliilosopliiselie Lelirikt.
vsr denenser LliilesoMieprokessor Lderliard Orisedaeli
suelrt in Llir, Luni leil auk Lrund von ^useinandersetLUn^en
mit seinem Lreunde Lriedried Lo^arten, die OrenLen su er
mitteln, die dem reinen LrLennen ^eroAen sind, susdt 2U
reifen, daü das Lrlrennen von sieli aus Leine adselduÜlmkte
LeStimmung der ^eltLusammenliänsse LU xeden vermag. Ist ?
das l'Kema aueli nielit weiter neu, so doed die ^.rt seiner
Le^ÄtiAunA, die krellioli liier nur xerade anFedeutst werden
Lann. Lrisebsod xelit von dem Le^riZ des in der Lon-
Lreten NirLUokLsit stellenden Nenselien aus, und all sein
Lemülmn §ilt dem Laol^eis, daK vnr sokort aus der V7irL-
lioliLeit lieraustreten, ^vevn vür das ^.dsoluts, auk das lnn-
xespannt v^ir doeli leben, nun selber in Leklexion setzen
und rein erkennend Irgend etv^as vekinitives über die ^Velt
ausLumaeben traebten. 2utzan§ 2um Absoluten, sum .,LeaL
ssrund" der V/elt, an den -uts reine Lrkennen nlmmmermenr
Lu rübren vormLK, bat aiQul der Glaube, dessen ^rt die
Lemeinsebakt konkret lebender Nenseben ist. Las Kruebt-
bare der Lrisebaebsoben Lmersuebung bestebt darin, daü sie,
an Land knaMer ^naivsen der ideallstiseben L^stems und
aueb der LebensfMlosovb-ie Zlmmels, Mdes das Absolute und
Unbedingte rum Lebenstand erbebende tbeoretiLebe Lrkennr-
nisstredsn sebark adKienLt von dem allein reebtmaLiMN
Denken der konkret exMierenden Nenseben und nun von
bier aus den Ansprueb Zenss tbeoretiseben Leken- ens auk
LrxreikunK des Absoluten In seine 8«kranken Lurv ekveitzt.
Daü die Lebrikt das ^esen und den LmkanF des Aemeinten
konkreten Denkens noeb unLureiebend bestimmt, verringert
I Viv «meierseele ein und mildem so die theoretische Schroffheit
ab, von der sie legitim ihren Ausgung nehmen.
Den Rest überkommenen WHIenS, der ihnen noch anhafket,
haben Pros. Ernst Lichtblaus „Hausgeräte" abgestveift.
Sind diese skurrilen Kompositionen, die das bejahte Konstruk
tive mit dem verlorenen Lächeln eines Pierrots umspielen, auch
lauter untypische Einzelgebilde, so haben sie doch ihr Recht,
! denn ihre Einzigkeit ist nicht mit Absonderung zu verwechseln,
sie ist vielmehr der genaue Ausdruck jener Melancholie, die das
Wissen um die Realitäten des heuügen LÄens in der ver
waisten Seele erzeugt. Einsanckeit spricht aus dem subtilen
Leuchter, der an ein Gekritzel von Klee gemahnt, und die vev-
schrullte Eleganz einer Stehlampe, dis sich E Bambus, Seide,
Metallstäben und Stroh zusammensetzt, kommt an hilfloser
Traurigkeit einem Galgenlied Morgensterns gleich. Nur der
Zweck und die Elemente sind hier gegeben, sonst nichts; ihre
bizarre Fügung aber macht kund, daß die von ihnen allein be
herrschte Welt noch leer ist, sie erschließt indirekt die Abwesen
heit des Seelischen, indem sie die Sinnlosigkeit darstellt, der ein
seiner entrateudes Leben verfällt. — Derselben Sphäre gehören
die Erzeugnisse der Werkstatt „Blaues Haus" zu Berlin
an, freie FormspiÄereien aus Glas, die durch die pretiöse
Geste, mit der sie ihre Ueberslüssigkeit betonen, die realen
Forderungen der Zeit ironisch bestätigen.
Me in den schönen Sälen des Handelshsses Veranstalter
Ausstellung soll nach Beendigung als Wanderaus
stellung die großen Städte des Reichs durchziehen. Der
Plan ist der Ausführung wert, denn, teilt sich nur die Ge
sinnung allgemeiner mit, die in der Schau sich auszuprägen
strebt, so ist für die Heilung jenes Symptoms, das sich „Kunst
gewerbe" nennt, viel schon getan. Damit die Mahnung zur
Askese erzieherisch wirke, wird freilich zu merken sein, daß
sie nicht mehr sein wA als ein Hinweis auf das zunächst Not
wendige, Enthaltsamkeit von ornamentalem ÜeberWvang
ist nicht letztes Ziel noch bleibendes Ideal, sie ist nur jetzt -
und hier geboten, weil das Gebilde sonst die Fühlung mit den
nüchternen Gegebenheiten des Tages verliert, die ihm Sub
stanz verleiht. Dis Kunst, die das Gebrauchsding gestaltet —
und nicht nur sie vielleicht —, darf heute einem Schiff ver
glichen werden, das in Quarantäne liegt, und der ihr ge
heißene Rückzug auf dis Form hat lediglich dis Bedeutung
des Wartens, das auch an anderen Orten den im Negativen
Stehenden vorläufig ziemt. An die Wendung des realen
Lebens zur Wirklichkeit ist geknüpft, ob ihre Stummheit der
einst sich löse« Dr, S. Kracauer!.
— Eine Tragikomödie. Der in dem National-Theater
(in der Hohenzollern-Lichtbühne sowohl wie im Scala-Theater)
vorgesiihrte National-Film: „Sonnabend Nacht", ein
amerikanisches Opus, erteilt Anschauungsunterricht in Klassen
unterschieden und macht ernst mit Dingen, die ernsthaft offenvar
nicht in Erwägung gezogen werden sollten. Der Sachverhalt
ist kurz der: Ein sehr vermögender junger Herr verliebt sich
in ein reizendes Wäschevmädel, und seiner Braut, einer ebenso
vermögenden jungen Dame, passiert dasselbe mit ihrem Chauffer,
Dergleichen soll Vorkommen. Was nicht so häufig vorkommr,
ist dies: daß di« beiden Mesalliancen wirklich geschloffen werden.
Das img moralisch sein. Doch es hat darum nicht wenigen
peinliche Konsequenzen. Das zur gnädigen Frau avanciert«
Wäschermädsl benimmt sich sboebing und macht ber Festessen«
und Hauswafferbällen (ja, eS gibt Hauswasserballe bei ameri
kanischen Milliardären — der Film bringt alles an den Tag),
nicht eben eine Wie Figur. Und di« zur Köchin degradiert«
gnädige Frau fühlt sich im engen Haushalt durchaus fehl am
Ort, und begeht di« amüsantesten kaux M8 wider die Kon
ventionen, die in Ehauffeurkreisen üblich sind. Die Dinge ent
wickeln sich so, wie die Tragikomödie es fordert. Gentleman, und
Lady halten zwar hartnäckig an ihrer Liebs fest, die so unglück
lich vom Milieu abgeirrt ist, aber im Verlaus sehr unterhalten
der 'Szenen findet sich schließlich doch zusammen, was nach gesell
schaftlicher Gepflogenheit nun einmal zusammengehört. Dis
bürgerliche Moral wäre etwa, daß man aus seiner Kaste heraus
nicht heiraten soll. Ob man nun diesen Lehrsatz annimmt oder
nicht, der Film ist jedenfalls voller Situationskomik und hält,
der sommerlichen Hitze zum Trotz, bis zum vorauSgewutzten
glücklichen Ende in angenehmer Spannung. — Das beigegebens
Lustspiel: „Keiner von beiden" arbeitet mit spaßigen Tricks, dis
immer wieder zum Lachen reizen, obwohl man sie Dank des
amerikanischen Imports, in allen Variationen jetzt kennt, ram