wünschen.
Lr.
Ausstellung der Offenbacher Lunstgewerbeschule.
-.7- Die von Direktor Pros. Hugo Eberhardt geleitet:
Offenbacher Kunstgewerbeschule Veranstalter zur Zeit
eine kleine Ausstellung zweier Klaffen, die den hohen Stand
der hier geleisteten Arbeit erkennen läßt. Jgnaz Wiemeler, der
neugewonnene Lchrer für Buchbinderei und Leder
technik stellt sich mit eigenen Werken vor, Bucheinbänden in
Leder und Pergament, deren künstlerische Durchführung aus einer
bis ins einzelne vollendeten Technik erwachst. Rücken und Buch
brüche, goldgeschnttteM Stehkanten und Innenkanten, nicht zu
letzt das sorgfältig ausgcbildete Kapital: das alles schließt sich
zu einem einheitlichen Gefüge zusammen, und bezeugt ein hand
werkliches Gewissen, wie man es nicht allzuoft findet. Sicherheit
des Geschmacks durchkältet die Linienzüge der Ornamentik, der
ein Mehr von spielerischer Gelöstheit wohl noch zu wünschen wäre.
Die Arbeiten der Schüler setzen stch, wie es unter solcher Leitune
zu erwarten ist, verantwortungsvoll mit den technischen Problemen
auseinander. Sie versuchen stch m den mannigfachen Arten der
Einbande vom simplen Kleisterpavier an bis zur hohen Schule des
Pergaments und bringen sehr achtbare Dinge hervor, die jedenfalls
immer technisch gediegen sind. Güte Ergebnisse zeitigen zumal di
Anstrengungen der Porteseuillek: Damentaschen, nach moderner
Art mit Goldschnittlinien geschmückt, Zigarrenetuis in aparter
Ausführung und Kästchen, die in den verschiedensten Fagons
ielig werden.' Die Richtigkeit des Gedankens, die Ausbildung der
Portefeuiller einem Spezialisiere des Buchbindens anzuvertrauen.
wird durch diese Leistungen bestätigt. — Die von Ernst Enger
geführte Buchdrucker-Klasse hält gleichfalls ein ansehnliches
Rechtzeitig zum Beginn der Frankfurter Ausstellung P M
erster Band der „Bücher der Form" (Deutsch« Verlagsanstalt,
Stuttgart, Berlin und Leipzig) eine Publikation: „Die
Formohne Ornament" erschienen, die in über 170 Ab
bildungen das gesamte Ausstellungs-Material der Oeffentlich-
keit zugänglich macht. Das Vorwort des Herausgebers Dr.
Walter Riezler enthält das Bekenntnis zu dem neuen Form
gedanken, dem die Sammlung gewidmet sein soll. In der fein
empfundenen Einleitung trifft Dr. Wolfgang Pfleiderer
nähere Bestimmungen des Begriffs der Form, die zur Klärung
der Diskussion beitragen mögen, und unterzieht die abgebil
deten Gegenstände stilkritischer Betrachtung. Lr.
Ergebnisse zeitigt, oder es findet sich neben einer Fräsmaschine
von vollendeter Prägnanz ein Rennboot, das durch seine zweck
mäßige Ueberschlancheit die Idee des Rennens selber darzu-
stellen scheint. Das meiste des alten Bestandes hält Stich:
so, um nur einiges Herauszugreifen, die stark geformte Keramik
des Staatlichen Bauhauses in Weimar (weniger die
Möbel des Bauhauses und andere Produkte seiner allzu theore
tischen Formulierungen), die Offenbacher Lederwaren, Ge
schirre und Beleuchtungskörper da und dort, wie alle jene
.Dinge, gleichviel welchen Materials, die stch ihrer sachlichen
Bestimmung ohne Ziererer fügen. Die Möbel, unter denen
man technisch - einwandfrei gearbeiteten Stücken von kluger
Mäßigung der Form begegnet, lassen nicht immer vergessen, daß
das Ornament ihnen fehlt. Überhaupt muß festgestellt werden,
daß bei den Schmuckgeräten der Wille zur Schlichtheit dem
Gebilde nicht selten eine gewisse amusische Plumpheit verleiht,
die gar zu beredt von der Zurückhaltung zeugt, der es ent
stammt. Die leichte spielerische Behandlung der Gegenstände ist
Mch am ehesten den Oesterreich«!« gegönnt«
Aegypten im Film. Der nach einem Roman von Conan
Dohle bearbeitete englische Film: „Der Wettiauf mit
dem T 0 d", der in den HiA - Lichspielen läuft, ist mebr
ein illustrierter Bädeker als ein Wettlauf, denn der run geht
-nicht allzu, schnell, und Sherlok Holmes hätte gewiß die Bege-
benhelten rascher abgew-ickett, wenn ihm von seinem Schöpfer das
Auftreten in diesem Stücke verstattet worden- wäre. Nun, man
macht es eben etwas langsamer und erhält dafür Gelegenheit,
das bekannte und unbekannte Aegypten in Gemütsruhe zu
durchmessen. Die Gesellschaft, in der man reist, ist international,
-und als ihre Hauptpersonen kämen etwa ein englischer Kapi
tän, eine bezaubernde Amerikanerin und ein ägyptischer Pririz
in Betracht, ganz zu schweigen von dem berühmten englischen
Arzt und dem gleich- sehr berühmten französischen MÄer die
ebenfalls keine ganA unwichtige Rolle spielen. Der Wettläufer
ist jener Kapitän, denn die medizinische Diagnose sagt ihm bin
nen Jahresfrist den gewissen Tod voraus. Um so leichter fällt
es ihm, sich in die AmerNanerin sterblich zu verlieben und unter
mannigfachen Mühsalen, die mitten in die Wüste und in be-
duinische Gefangenschaft führen, den Kampf mit dem prinzlichen
Nebenbuhler aufzunehmem Muß noch gesagt werden, da-ß die
Amerikanerin sein heldenhaftes Betragen zu fchätzen weiß und
trotz der Schrecken, mit denen der verschmähte Liebhaber sie
bedroht, ihrem Todeskandidaten die Treue hält? Bevor die
Handlung zu Ende geht, fallen viele wackere Männer im
Wüstensand; doch man sei nicht gar zu beunruhigt über die
ägyptischen Plagen, denn die Diagnosen berühmter Aerzte selbst
stimmen nicht immer, und das Glück ist bekanntlich den Lieben
den hold. Während ihr Schicksal sich abrollt, genießt nian alle
Annehmlichkeiten, die sonst nur eine Look-Reise bietet. Man
sitzt auf der Terrasse von ShepheMs Hotels, schlemmt in
Sonnenuntergängen, läßt sich in den Bazargassen von Kairo
mit Anstand begaunern, wird sentimental angesichts der
Shinx, ohne ihr Räsel Zu lösen, gedenkt in den Grabkammern
der Pyramiden des Todes, wirst Schatten auf den Kamelen
-und gondelt mokkaschlürfend mit geschwelltem Segel nilauf ¬
s wärts. Ganz Aegypten in einer: Stunde, die Derwische einge
rechnet es ist genug. Die Aufnahmen sind wundervoll und
bereichern unsere geographischen Erfahrungen, wenn sie auch
eine Aegyptenfahrt nicht zu ersetzen vermögen, da man bei dem
Regen hier die Wüstensonne Mcht spürt. Was die Gruppierung
die BMausschnitte, Titel und Regieführung betrifft, so steht
das alles freilich hinter den modernen deutschen Films zurück.
Voran gebt eine amerikanische Groteske: „Fix und Fax
als Ehepaar", zwei Prestiffimo-Akte mit ungeahnten
Tricks, in denen die Menschen sich wie die Dinge benehmen und
die Dinge selber lebendig scheinen. ' rac.
Niveau inne. Die Schüler stehen zumeist in der Praxis und ge
nießen nur zwei Nachmittage wöchentlich des Unterrichts Wie
ihre Arbeiten beweisen, wird das größte! Gewicht darauf gelegt
daß ste sämtliche Arten des Druckes beherrschen lernen und der
geschmackvollen Wirkung des Satzbildes gedenken, für dessen Aus
gestaltung einige Bücher von Engel selber maßgebend sind.
Zniüalien und Illustrationen verraten manch ein Talent das
Pflege verdient. '
der Politik "! von der „Rhein.
Mimischen Vollszeüung" herausgegebenen Schriftenreihe „Voll im
Werden (Verlag der Carolus-Druckerei, Frankfurt) ist eine neue
VroHüre: „Vergeistigung der Politik" von Karl
August Meißinger erschienen, die wesentliche Fragen unserer
inneren und äußeren Politik der Erörterung unterzieht. Der Ver-
Uer, dessen Gedanken zur gegenwärtigen Situation in der
Kanüschen Philosophie ihre Wurzel haben, gibt seinen Forde
rungen eine Formulierung die auch den politischen Gegner zur
Besinnung nötigen mag. Unter „Vergeisügung" versteht er das '
Zurucktreten der Gewaltpolitik, und so wendet er sich mit triftigen
Argumenten g^gen die törichte Demagogie der Nationalisten,
Deutschlands baldigen Eintritt in den V ö lker b u n d befürwor
tend, der ihm als erste Etappe äuf dem Weg Zu den Vereinigten!
§^aLen von Europa erscheint. Gleich eindringlich zieht er wider
den -^ntisemriismus zu Feld, den er in allen seinen Spielarten
analysiert, um ihn schließlich als eine „Verfälschung des deutsches
Rationalgedankens" zu entlarven, die eine Abirrung vom wahrem
Deutschtum bedeutet. Der dem Sozialismus gewidmete Abschnitt,
schwächer als die übrigen, stellt ein Ziel auf, das auch jüngere
sozialistische Führer Zu erreichen streben: die Erfüllung der sozia
listischen Lehre mit der Geistigfeit unserer klassischen deutschen
Periode. Ernster Versöhnungswille, Sinn für die Empirie und
redliches demokratisches Empfinden lassen der Schrift Verbreitung