Augenglam, nicht ohne Souveränität. Man hat ihn auf den
Bürgergeschmack zugeschnitten: etwas zu jugendlich und ein wenig
zu gütig kommt er mit Stock und Windhunden daher. Ein König
aus dem Märchen eher denn ein wirklicher, voller Verständnis für >
die Liebsnöte der kleinen Potsdamer Mädchen, seinen Aerger über
das Mühlengeklapper bezwingend, gerecht und sympatisch. Ein
Friedensfürst, der nur bei den Klängen des vom Publikum be-!
klatschten Hohenfriedberger Marsches noch der großen Schlachten
von ehedem gedenkt. Die Histörchen sind um ihn herum gemütlich
angeschichtet: wie er mit Voltaire konversiert, dem Karl Götz die
treffliche Maske leiht, wie er die Barberina verabschiedet, die Olga
Tscheschowa schwarz und rassig verkörpert. Die Schattenseiten
sind linde herausretuschiert, der Mythus hat es nicht schwer, sich
aus dem Film zu gebären. Wie drollig blickt der Ziethen Johns,
wie vergnüglich ist der Alte Dessauer Eduard von Winter-^
st eins. Auch Freund Keith und die Schwester Wilheünine fügen
der Harmonie sich ein, und nichts als das Klappern der Wind
flügel erinnert mehr an die böse Welt. Friedrich Zelnik,
! Oberspielleiter, hat das bürgerliche Mrstenidyll im ganzen mit
> Muratesse herausgearbeitet, die vielen Szenen — manche sind
zu lang — schließen sich richtig ineinander, Blickpunkte und Bild
ausschnitte haben Form.
Freilich, man wird der historischen Miniaturen nicht durchaus
froh. Gerade weil der demokratische Firnis ihnen leuchtend auf
gesetzt ist, sind sie des propagandistischen Zweckes verdächtig. Auf
dem Umweg über^ biedermeierische Behaglichkeit möchten sie zurück-!
locken in Epochen, die alles andere eher als behaglich waren. Sie'
kehren das Patriarchalische nach außen und verbergen den Absolu- '
tismus, dem es zugeordnet ist, sie zeigen Friedrich als eine Art
von Familienvater und sparen die weniger--erfreulichen Phänomene
des despotischen Regiments einfach aus. Das Rezept ist klug:
man nimmt den großen Repräsentanten der Monarchie, schneidet
die peinlichen Bildstreifen ab und verdichtet die übrig gebliebenen
gewinnenden Züge zum optischen Epos, das unmerklich die auf
der Rechten wohlgelittenen Gesinnungen erzeugt. —
Aber zu Ehren des Films sei es gesagt, daß er auch den
Rechtsparteien etwas zu lernen gibt oder doch geben könnte. L
rüst ihnen das alte Kammerger ich t ins Gedächtnis zurück
dessen Grundsätze Lei den politischen Prozessen der letzten Iahn
in Vergessenheit geraten zu sein scheinen. Manchen Gerichten man
zu empfehlen, den Film in corpore aufzusuchen. Oder sollte, was
in der Monarchie recht ist, in der Republik nicht billig sein?
raca.