Der Wellbewerb .HnuplzollM
Gin städiebaMches Problem.
Das Bauprogramm für das künftige Hauptzollamt
ist von dem Hochbauami in Gemeinschaft mit den Zollbehör
den feflgestellt worden. Es sieht als Baugrund den Platz an
der Domgasse vordem Reb stock vor. Man kann über die
Wahl dieses Orts verschiedener Ansicht sein. Vielleicht haben
die maßgebenden Stellen beabsichtigt, durch die Verlegung des
Zollgebäudes in die Nähe des Domes der Altstadt einen
stärkeren Verkehr zuzuleiten. Indessen ist es zum mindesten
problematisch, ob die nun getroffene Wahl auch die prak
tischen Bedürfnisse hinreichend befriedige; an einem der
großen Verkehrszentren befindet sich jedenfalls das/Zollgebäude
in der Gegend der Braubachstraße nicht. Fragwürdiger^ noch
erscheint seine Lage an dieser Stelle vom ästhetischen Gesichts
punkt aus. Da der Rebstock nun einmal freigelegt ist, wäre
viel eher daran zu denken gewesen, daß man mit ihm als
Hintergrund eine Platzanlage geschaffen hätte, die mit
dem Domplatz zusammen ein schönes städtebauliches Bild
hätte ergeben können. Der Möglichkeiten hierzu waren und
sind genug; es. lickpe sich etwa an niedrige Flankengebäude zu
beiden Seiten des Rebstockes denken.
Infolge seiner Zweckbestimmung hat das Bauprogramm
diesen Möglichkeiten nur ungenügend Rechnung
tragen können. Darüber hinaus hat es manche Unklarheiten
gelassen, manche Auswege sogar vielleicht verriegelt. Die von
ihm vorgezeichnete städtebauliche Linie, die gegenüber der
„Wage" polygonal verläuft, hat nach dem Urteil von Wett
bewerbteilnehmern zu Einengungen geführt, die unter Um
ständen zu vermeiden gewesen wären Ferner fehlten in dem
Programm genauere Angaben über die Zukunft des Rebstocks
und die Häuser an der Braubachstraße.
*
Für den Architekten und Städtebauer bietet die Bebauung
des auserkorenen Platzes eine Fülle von Sch vierigkeiien. Es
gilt die Nähe des Domes zu berücksichtigen, es gilt dafür
Sorge zu tragen, daß das alte RebstockgMude durch den
Neubau nicht erdrückt werde, sondern nach Möglichkeit unver-
kümmert sich darbiele. Wesewl'ch ist ferner der Blick von dem
Domplatz her; auch auf die Trierische Gasse als das
Haupteinfallstor haben die Baumassen sich auszurichten.
Die Aufgabe ist an sich von hohem Reiz. Je mehr Be
dingungen der Baukünstler unterstellt ist, umso z singender
wird die schließliche Lösung Ist ein Gelände gegeben das
nach allen Seiten hin offen liegt und ohne Rücksicht auf
Monumente und Bl'ckpunkte der Nachbarschaft bebaut wer
den kann so ist Zugleich damit der Willkür Spielraum ge
währt und die Freiheit der Entsche'dung voller Gefahren.
In diesem Falle dagegen scheint die Bewältigung des
architektonischen Problems von den verschiedensten Seiten her
in eine eindeutige Richtung gedrängt, und der Arch'd, der
den mannigfachen praktischen und ästhetischen Notwendigkeiten
Rechnung trägt, mag sich am Ende sagen, daß sein Entwurf
so und nicht anders habe ausfallen können.
Trotz der an sich erwünschten fixierten Voraussetzung in
dessen schließt die Bauaufgabe wesentliche Faktoren diw Un
sicherheit ein Sie sind weltarnchaul'cher Art und ßch ser
nur läßt sich ihnen entrinnen Die Umgebung bedeutmderw
historischer Bauwerke näml'ch legt schon in den Anfängen der
Entwuchsbearbe^ung tue Frage nahe ob sich die Grnvwew' >g
*nd Formsache des Neubaues dem fskstellmdm ssharEer
"»s Gesamch'ldes anvallen solle oder unbedenklich aus de^
'-"t'gen Baugesinnung heraus m erwachsen lwbe.
Manche Gebäude der Braubachstraße sind abschreckende
w ilpiele einer gefühllos b'storisie^enden A^chiduw und es
pchteht sich von selbst, daß rwt ihr -eine richt-g' Einfühlung in
)'>e baussche Stimmung des Gevierts nich' gleichbedeutend
bleibt es ungewiß ob eine solche Ein-
"^blung, wie sie etwa von der Schule Thwdor Fischers in
ü-elen Fällen muste-haft geleistet worden ist, den Vorrang
wr der zeitgemäßen Sachl'chkeit des Z ^eckbaus ve^d'ene Die
Ve^fech^e^ des modernen S^lgebabrens können sich nicht ohne
weiteres darauf berufen doch auch dw Bar^ckbaumeister (etwa
Valtbasa- Neumann) ihr Stilempf'nden ohne Hemmung den
gotischen Kathedralen ausgeprägt haben daß sie. mit anderen
Worten, so unhistorisch wie nur möglich verfahren sind. S'e
waren fähig hierzu, weil ihr Ausdrucksvermögen sich noch
in die Dimensionen der Gotik hinein erstreckt Während die
amh'tek'onischen Gestaltungen unserer Zeit, so groß sie auch
auf dem Gebiet des Technischen sich darstellen, die symbolische
Gewalt der historischen Arkitektu^d ckunnente nicht mehr er
reichen. Es ist darum eine stets wieder neu sich beende
Schwierigkeit, wie der heutige Architekt zu verfahren habe,
wenn er an die Gegenwart alter Baudokumente gebunden ist.
Radikale Modernität ist mitunter ebenso unrichtig wie ein
passives Sicheinfügen. Man wird hierüber von Fall zu Fall
zu befinden haben. .
Die ein gegangenen Entwürfe sowohl — sie sind zurzeit
im HausWerkbund ausgestellt — wie die Urteile des
Preisgerichts verraten eine gewisse Unentschiedenheift die sich
eben aus der angedeuteten Situation erklärt. Man hat zum
Teil moderne, zum Teil gefällig sich anschmiegende Arberten
ausgezeichnet; solche, die sich als Neubau unabhängig durch-
zusehen trachten, und solche, die eine Art von Mimikry mit
ihrer Umgebung anstreben. Aus der Uebersicht über die zahl
reichen eingegangenen Lösungen ergibt sich dem Beschauer un
zweideutig, daß eine gewisse Einglie der ung in den Be
Regie ist gepflegt; über der subtilen Herausarbeitung der Ein--?
zelheiten hat sie freilich mitunter die große Linie vergessen. In
das Groteske traut man sich noch nicht recht vor; auch wo es
gemcknt ist, bleibt es in der Andeutung stecken. Hier freilich wäre
amerikanische Entschiedenheit der Sache angemessener als ein
wehr oder weniger unklares Dazwischen, das auf Hemmungen
durch kulturelle Rudimente schließen läßt. raea.
stand der vorhandenen Architektur gefordert ist. Das Jahr
hunderte alte Bild dieses Stadtteils ist zu fest in sich geschlos
sen, als daß es verleugnet und gewaltsam durchbrochen werden
könnte. Eine Reihe von grob modernen Architekturkästen ist
daher mit Recht von vornherein ausgeschieden worden.
Der zweite Preis — ein erster Preis ist nicht ausgeteilt
worden — fiel an den Entwurf der Architekten Kesseler
und Z i e g l e r. Der tektonischen Gliederung ihrer Baumas
sen ist anzumerken, daß sie Schüler des leider zu früh verstor
benen Paravicini gewesen sind. Sie berücksichtigen den
Rebstock, ohne sich zu irgendwelchen Konzessionen zu verstehen.
Ihre Grundrißlösung ist vortrefflich; sicher empfunden ihre
Anordnung von Arkaden. — Besser freilich, weil charakteristi
scher, erscheint uns die Arbeit der anderen Träger des zweiten
Preises: der Architekten H a l l e n ste i n und Hebebrand.
Ihre Pläne enthalten eine originelle Bauidee. Der Bauteil
vor dem Rebstock ist flach gedrückt, damit der Rebstock selber
gehörig sich darstelle, und der Teil nach dem Domplatz zu wird
hochgeführt — eine Gliederung der Vaumaffen, die uns dem
Orte am meisten gerecht zu werden dünkt. Der Entwurf prägt
sich von allen vorhandenen am meisten ein; man fühlt aus der
anfänglich befremdenden Aufteilung Sinn und Struktur her
aus. — Die Arbeit der Träger des dritten Preises, der Archi
tekten W. BangerL und M. Ce L t o hält die Mille zwischen
unbefangener Aussprache des gegenwärtigen Fühlens und der
Anpavung an das Gegebene mit Verständnis inne.
Von den Ankäufen sei der ein wenig spielerisch geratene
Entwurf des Architekten Fritz Berke erwähnt. Der des
Architekten Löscher hat Aehnlich eit mit dem ersten preis
gekrönten Entwurf.
Unter den zur engeren Wahl gestellten Arbeiten fällt die
Lösung des begabten Architekten G. Schaupp auf, der das
Motto: „Alte Sachlichkeit" qewähl; hat. In der Tat hat er es
! verbanden, durch zierliche Glaserker dem Rebstock sein Recht
j werden zu lassen, ohne vorhandene Motive unkritisch aufzu-
nehmen Sauber sind die Entwürfe der Architekten Aß-
-wann 'md Fritz Nathan. Genannt sei schließlich die ge
! drege^- Arbeit Ernst Balsers, die vielleicht etwas zu kästen
förmig ausgefallen ist. Lr.
» „Herrn Colms Abenteuer." Herr Colin, der Held der
Romane des geistreichen Frank Heller, ist ein Hochstapler, der
moralischer ist als die Gesellschaft, die er betrügt. Indem er
fremder Leute Taschen plündert, treibt er praktische Gesellschafts
kritik; indem er mit Witz auf unsolide Abenteuer auszieht, kehrt
er zum vernunftgemäßen Leben zurück. In dem Film: „Die
Finanzen des Großherzogs" ist er schon einmal auf der Lein
wand erschienen. Nun zeigt der neue von den Ufa-Licht
spielen vorgeführte Film eine andere Episode seines schwieri
gen Daseins. Von Frank Heller ist nicht mehr viel übrig ge
blieben in diesem Film» Zwar hat man nach seinen Roman
motiven gearbeitet, jedoch den Film zu einer Art von Gesellschafts
stück zurechtgestutzt. Schon daß Georg Alexander den Colin
spielt, raubt der Figur den Charakter. Alexander ist ein viel zu
sympathischer Junge, um sich zur kalten Smartheit des Hoch
staplers zu reduzieren, der über andere Register verfügt als die
des wohlgelittenen Bonvivants. In dem Ulm sind die Anfänge
Herrn Colins zu sehen. Er ist ein Rechtsanwalt, der in den
Verdacht gerät, Geld entwendet zu haben, und so aus den ge
sicherten Bezirken der bürgerlichen Gesellschaft in die Welt der
Gauner gestoßen wird. Diese steht unter der Obhut eines „Prä
! sidenten", den Edgar Licho famos und vertrauenerweckend ver
körpert. Er unterhält eine Akademie für Taschendiebe, die nach
außen Un als Institut für Körperkultur zeichnet. Die Szenen,
in denen die mustergültige Ausbildung der Akademiebesucher dar
gestellt wird, sind voller Esprit. Colin, um dies noch mitzuteilen,
rächt sich an seinem Feind, dem Erich Kaiser -Tietz die
Mienen des schwindlerhaften Wahrsagers leiht, fühlt sich von dem
in seiner bürgerlichen Präexistenz geliebten Mädchen preis-
gegeben und läßt darum sein Herz am Ende für Ossi Oswalda
schlagen, die zu viel Weib ist, um Mary Pickford zu sein, die sie
gerne sein möchte, und im übvigen sich im Film als diebstüchtige
Tochter des „Präsidenten" mit einem nicht gestohlenen goldenen
Herzen betätigt. Trotz der vielen Liebe und Anständigkeit, die
in den Ufa-Filmen gerne eingeflochten wird, hat der Film eine
Reihe ausgezeichnet pointierter Szenen, in denen sich eine
Schlagfertigkeit bewährt, die das Gelächter heraufbeschwört. Die