nicht vollends verschlissen werden.
eseL.
Wer Gelegenheit der Aufführung des FTms in den
FrsnkfVrter Msrrmrmia-LWMeLen.)
^Mein Heidelberg . .I Früher wurden zu Texten
Schlager geschrieben, heute werden die Schlager verfilmt. Der
neueste: „Mein Heidelberg, ich kann dich nicht ver
gessen . . »" hat einen Film auf die Leinwand beschworen, der
genau so gut Zu jenem anderen Schlager von dem in Heidelberg
verlorenen Herz paßte, mit dem allein es eigentlich schon genug
gewesen wäre. Jedenfalls ist der Heldin ihr Herz dmt abhanden
gekommen;, es ging an einen leider zu früh verstorbenen Stu
denten verloren, es ist an den bebänderten Burschen hängen ge
blieben, die immer noch, im Film wie im Leben, ihre Gesichter
mit Schmissen verzieren^ den Komment peinlich befolgen und mit
der alten Burschenherrlichkeit auch die anderen Herrlichkeiten von
früher erneuern möchten. Es ist verloren, Hr Herz, und sie kann
es an der Waterkant' nicht wiederfinden, wo sie als Frau eines
Großreeders, den zu ehelichen niemand sie zwang, im Geld nur
so schwimmt. Der Großreeder, der reich genug ist, um sich sogar
ein großes Herz leisten zu können, hat mit der Frau etwas aus-
zuhalten. Denn blickt sie in den Nachthimmel: welchen Namen bil
den die Sterne? Heidelberg. Hört sie ein Grammophon: was
tönt ihr entgegen? Der Schlager. Tut sie wie stets überhaupt
nichts: womit beschäftigt sie sich? Mit Heidelberg, seinen Rapieren
und Mützen. Heidelberg überall. Zuletzt entflieht sie an den Ort
ihrer Sehnsucht — warum die Flucht, wo der Mann hätte mit
reisen können? —„ wandelt im Mondenschein auf der Schloßter-
raffe, als sei sie ein Volkslied mit dem bekannten Blick auf den
Neckar, und wird von dem ihr im Tourenwagen eigenhändig
nachsteuernden Gatten anderen Tags entseelt am Grab des leider
zu früh verstorbenen Studenten in Großaufnahme betrauert. Ihr
H-erz hat sich wiedergefunden, das des Großreeders ist gebrochen.—
Manchmal heißt die Stadt auch Wien. Heidelberg und Wien:
schöne Städte. Sie sollten durch eine nichtsnutzige Filmromantik
Schirmen die steile Köh'.
Meldung der „Frankfurter Zeitung":
Die Absicht eines Sommertheaterdirektors, den «Prin
zen" Harry Domela im Theater am Nollendorfplatz
in einer Rolle in „Altheidelberg" austreten Zu lassen,
Hai Zu einem Konflikt mit der Ufa geführt-
Dieses Unternehmen, das sich als eigentlichen Pächter
des Theaters betrachtet, hat bereits vor einigen Tagen
gegen die Absicht des Theaterdirektors Hut, der als
Unterpachten: fungiert- Einspruch erhoben.
Die Ufa weigert sich, den „Prinzen" Harry Domela in einem
von ihr gepachteten Theater als Prinzen auftreten zu lassen. Die
Ufa — das ist Herr Hugenberg. Herr Hugenberg erachtet es
als ein Gebot der Stunde, sich schützend vor Prinzen zu stellen,
selbst wenn sie nur Theaterprinzen sind; im Interesse des Prinz-
Rchen Standes. Herr Hugenberg ist so zart veranlagt, daß ihn
bereits der Schatten einer Kränknug des Monarchenberufs ver
drießt. In meinen Räumen nicht, sagt Herr Hugenberg, und
weist dem Harry Domela die Tür. Herr Hugenberg fürchtet,
Prinzen kannten verletzt werden, die vielleicht doch noch ein
mal . . während er die Republik gewiß nicht darum für unver
letzbar hält, weil sie unverletzlich ist. Herr Hugenberg wird in der
Ufa Filme inszenieren lassen, von denen nicht zu besorgen ist,
daß sie echten Prinzen zum Schaden gereichen. Herr Hugenberg
stellt sich auf die Seite der Schwachen, die durch die Republik
benachteiligt worden sind; wenn auch nicht finanziell. In seinen
Theatern finden echte Prinzen stets ein Asyl.
Der SonKnertheaterdirektor wird Harry Domela an anderer:
Stelle den Karlheinz spielen lassen müssen. Es wäre schade.
Wenn nicht endlich einmal ein Karlheinz auf den Brettern erschiene,
der sich im Leben Anderer als Prinz bewährte. Der durch sein
Auftreten Republikanern GeLer und Ehrenknickse entlockte. Der
ein Prinz war, weil er in der Wirklichkeit von erfahrenen Herren
unb-Damen sür einen Prinzen gehalten wurde. Der haarscharf
bewies, daß sogar in der deutschen RepÄÄk zu einem Prinzen
nichts weiter gehört als eine so und so beschaffene Figur. Der
in der Öffentlichkeit klarlegte» was sich RepuMkaner von der
Art Hugenöergs von einem Prinzen erwarten.
k /
--- Der Mm„Primanerliebe", der in den Breber-
bau-Lichtsptelen läuft, enttäuscht angenehm. Schüler- ,6-
tragödien sind schon wiederholt kitschig verfilmt worden. .
Dieser Film dagegen zeigt ein glaubhaftes Geschehen (Manu
skript: Dr. Alfred Schirokauer), sorgfältige Regie
(Robert Land) und vor allem eine anständige Gesinnung.
Er ist gut, Eltern, Lehrer und auch junge Leute sollten ihn
sich ansehen.
Eim Primanerklasse an einer heutigen Schule. Der Held,
von Wolfgang Zilzer sympathisch verkörpert, wächst bei
seinem Onkel auf, der es mit der Strenge zwingen will. Fritz-
Kortner: dumpf und bedrohlich, nicht nur der Junge
müßte Angst vor ihm haben. Der Junge liebt natürlich ein
Mädchen aus Selekta, von Grete Mosheim gespielt,
die blond, frisch und nett ist. Eine geheime Schülerkneipe
findet statt, bei der ein anderer Primaner erwischt wird. Er
hat ein Stipendium, liebt eine Kellnerin und erschießt sich,
weil er die Ausweisung aus der Anstalt nicht überleben
könnte. (Bildhübsch ist dieser Mattin Herzberg, der den
Jungen in verwachsenen Kleidern darstellt.) Der Freund des
Verstorbenen kann die Trauerfeier in der Schule nicht er
tragen und stiehlt stch davon — ein Verstoß, der zu seiner
Relegierung führt. Aus Furcht vor dem Vormund will auch
er sich erschießen. Es kommt nicht dazu, da er zunächst aus
dem Revolver einen Streifschuß auf einen Sänger abgeben
muß, der gegen jene kleine Selektanerin handgreiflich wird.
Gerichtsverhandlung. Freispruch.
Auch in der älteren Generation sind die angenehmen und
peinlichen Typen gerecht verteilt. Neben dem humanen Direk
tor findet sich als Hauptperson der Studienrat Jaro Fürths,
ein Pädagoge der alten Schule und, alles in allem, eine
einzige bärtige Gemeinheit. Agnes Sträub ist die freund
liche, etwas verschüchterte Frau des Onkels. Eine Glanz
leistung Adolphe Engers als Mädchenschulprofessor;
dümmlich und rosa.
. Als guter Regieeinfall verdient die folgende Szene hervor
gehoben zu werden. Die Klasse hat das Auflatzthema zu be
handeln: „Welche Lehren sind aus dem Weltkrieg zu
ziehen?" Unser Held, dessen Vater gefallen ist, fordert die
Brüderlichkeit der Menschen. Der Streber der Klaffe, dem man
den zukünftigen Reserveoffizier ansähe, wenn es noch welche
gäbe, schreibt von frischfröhlichen Reiterliedern usw. Hinter
diesen Aufzeichnungen sieht man die Jungensgesichter auf
blitzen, und die Lächerlichkeit der vom Streber hingeschmetter
ten Phrasen wird durch den Ausdruck der Gesichter drastisch
belegt.
Der Film ist vom Zentralinstitut für Erziehung und Unter
richt als künstlerisch wertvoll anerkannt worden. Wahrschein
lich dankt er die Anerkennung zum Teil dem Kompromiß am
Ende. Der Studienrat nämlich, der mehr als eine Rüge ver
dient hätte, läutert stch sozusagen, und ebenso beschließt der
Onkel wider jedes Erwarten, in Zukunft nicht mehr hatt gegen
seinen Neffen zu sein. Aber diese Zugeständnisse mögen hin
genommen werden, denn der Film steht sonst hoch über der
Durchschnittsproduktion. Lucu.
-- England-Aegypten. In d« Neuen LichLbühne Wust
der von Lothar Mendes nach einnn KrimLrMromau von Mühlen-
Schulte inszenierte Film: ^ie drei KuckuSSAhren .
Da er zum Teil in Aegypten spiest, ist Mendes nach Kairo aeveist
und hat einige gute Dampfer- und Straßenaufnahmen mitgebracht.
Die Handlung wird im übrigen mehr illustriert als verfilmt. Sie
ist spannend und unwahrscheinlich. Ein romantischer Lord laßt sich
durch einen Brief und drei Kukuksuhren dazu verführen, seinen
Landsitz zu verlassen, in dem er einen ansehnlichen Goldschatz ver
wahrt, und sich in die Höhle der Verbrecher nach Kairo zu begehen.
Der Hauptschuft wird durch.Albert St ein rück brutal und ab-
g-efeimt dargeMt. Man fleht auch wieder den schönen Nils
Asther, der an Ramon Novarro erinnert und stets sympathische
junge Männer verkörpert. Lillian Hall-Davis hat sich die
Hosenrolle eines kleinen Japaners zugelegt, in der sie anzieh^d
wirkt. In dem Buch kommen Alligatoren vor, die den abenteuer
lichen Lord verschlingen sollen. Wo bleiben die Alligatoren im
Film? Wer auch ohne sie gibt es Sensationen genug, die freilich
etwas grobnervig aneinandergereiht find. — Im Beiprogramm ist
der Pola-Negri-Mm: „Die Frau des Kommandeurs"
wieder ausgenommen, den man gut zweimal sehen kann. Super
mann erweist sich nicht als die schlechteste Unterlage für einen an
ständigen Film. Man erkennt aus diesem Film der Vorkriegszeit
u. a., wie endgültig vergangen die wilhelminischen Offiziere sind
— oder doch sein sollten. Das kleine Ladenmädchen, die Kokotte,
die große Dirne; alle Möglichkeiten werden von Pola Negri be
herrscht. R-aen.
— Gauner im Frack. Das ist ein hübscher Film, der jetzt in
den, Alemannia-Lichtspielen läuft. Wir werden uns
hüten, die Tricks zu verraten, die von den beiden Hochstaplern an
gewandt werden; genug, wenn wir versichern, daß sie sich mit Er
folg auf die Höhe der Pariser Gesellschaft schwingen, eine Geigen-
künstlerrn kreieren, von einem anderen, größeren Gauner Schlim
mes zu erleiden haben und schließlich, mit der Aussicht auf eine
solider unterbaute Zukunft, in die Hände der Polizei geraten.
Nils Ast her, der Hauptschwindler, gelangt durch seinen Charme
nach oben; das heißt hier: zu einem Posten im Justizministerium,
einer Zimmerflucht im Clartdge-Hotel und einer richtigen Gräfin
Entzückender noch der zweite Schwindler: Paul Hei bemann.
Ein früherer Zauberkünstler, der Eier aus Tüchern, und Geld
scheine von Ladentheken zaubert. Er macht das mit verschnörkelten
Armbewegungen, die er auch bei normalen Handreichungen nicht
lassen kann; als stünde er immer Noch auf dem Podium. Dabei ist
er ein freundlicher Bursche und viel sympathischer als die soge
nannten anständigen Leute. Die Frauenrollen sind weniger gut
beseht, aber das Ganze ist doch ein netter Ulk, der anspruchslos zu
erhertern vermag. Was nicht von allen Posten sich sagen läßt. —
Ern alter Harald Lloyd-Mm geht voran. Uaca.