sind sie Zu Hause.
S. Kracauer.
Schlimmer hatte die Wahl nicht getroffen werden können.
Mem Raffinement sondergleichen sind genau die Entwürfe
Mit
aus-
Pro-
Ver-
Der Wötkerbundsrai soll entscheiden;
Um den VölkerlmndspülasL.
Wir haben rm gestrigen Ersten Morgenblatt die Meldung ge
bracht, daß von dem Fünferkomitee für die Auswahl des Bau-
prgojekts für das neue Völkerbundsgebäude der Entwurf von Nenot
und Flegenheimer zur Ausführung bestimmt worden ist. Den Ver
fassern ist auferlegt, sich zur Ausarbeitung des endgültigen
jekts mit den Architekten Broggi, Vaccaro und Fmnzi in
bindung zu setzen.
findig gemacht, in denen ein längst verschollener Ungeist schran
kenlos waltet. Nenot und Flegenheimer haben sich mit der Reiß
schiene eine Architektur aus geheckt, die den Fassadenschematismus
eines Postgebäudes mit der abgelebten Feierlichkeit einer Säulen-
kolonnade mechanisch zusarnmenbringt. Jene anderen Entwerfer
«aber, die ihnen zur Unterstützung beigegeben sirrd, haben mit
gigantischen Motiven so toll gewirtschaftet, daß einem Hören und
Sehen vergeht. Die Kuppel ist noch das Geringste. Vorne eine
SLulenkombination — ohne Säulen geht es bei Palästen auf Reiß
brettern nicht ab —, die Kernini hinter sich laßt. Oben aus dem
Dach eine Statuen-Versammlung und Gäule, lauter Gäule. Wer
soll auf ihnen davonreiten? Die Delegierten?
Das sind die Entwürfe, aus deren Vereinigung die Kommission
das zukünftige Völkerbundsgebäude gewinnen will. In eine
Schablonenarchitektur, die niemals lebendig war, möchte sie den
Völkerbund hineinpressen, der das Leben der Nationen regelt. Das
darf und kann nicht geschehen. Denn die lächerlichen Monumente,
die hier mit einem unerhörten Mangel an Spürsinn hervor
geholt worden sind, Widerstreiten dem Geist, der in Europa
herrschen soll. Es ist eine Unmöglichkeit, daß das repräsentative
Haus, in dem dis Geschichte der Völker entschieden werden, eine
Totgeburt ist, wie sie nur je auf dem Papier stand.
Die endgültige Wahl des Bauprojektes steht dem Völker
bundsrat Zu. Wir erwarten, daß er stch eines Besseren be
sinnt. Er sollte sich noch einmal mit den Projekten befassen, die
ihm die Sachverständigen vorgeschlagen haben. Unter keinen Um
standen darf er es Zulassen, daß die Völkerbundsversammlung
zwischen SäuM, Statuen und GäulM tagen muß, die das Zeichen !
einer vergangenen Epoche sin^ Wiederkehr eben der Völker-!
KuM mdMttg zu verhindern
bemüht. Umso beweiskräftiger wirkt die Verrenktheit der Welt.
Solange nicht der Heizer nach oben durchbricht, ist ihr Tag
die Nacht. *
In jeder seiner Aeußerungen hat sich Kafka zu der Strenge
einer solchen WelLansi bekannt. Sie ist zugleich eine Strenge^
des Worts. Gedanke und Wort vereinen sich auch in dem
Amerika-Buch und verbürgen sich' wechselseitig ihren Bestand.
Es ließen sich hier und dort Einwände erheben: Zu gewichtig
vielleicht werden die Dinge des Alltags genommen, zu wenig
ausgespsnnen sind gewiß die sozialen , Motive und Prmeste,
die gerade in diesem Roman mehr als in den anderen an-
Nngen. Wer Kafka ist jung gestorben,und seine Werke ent-
Zichen sich von einer gewissen Grenze an der Diskussion. Sie
sind Dokumente, die gedeutet zu werden verlangen. In einer
Sphäre, die kaum jemand außer Kafka auch nur betreten hat,
Der alte Fritz. Wieder ein Friderieus-Film: er wird in den
Bieberbau-Lichtspielen gezeigt. Otto Gebühr, .der
beste Fridericus-Rex-Darsteller der Welt", wie es auf einem Propa
gandablatt hertzt, spielt den König in der Galachaise, mit dem
Krückstock, den Windhunden, in Sanssouci. Der Film hat keine
Handlung, sondern illustriert Episoden und Anekdoten, die Zum
Teil der offiziellen Geschichtsschreibung angehören, alles nach dem
HuberLusburger Frieden, mit friedlichen BildtiLeln versehen. Da
gegen läßt sich« nichts sagen, nur fehlt dem Stück der Zusammen
hang. Durch die amourösen Afsären des jungen Thronfolgers wird
- eine Avt von Verbindung herzustellen gesucht. Die Massenszenen
(etwa der EinZug des Kömgs in Berlin) sind ein wenig Power
ausgefallen^_ ___ U g. 0
— Fräulein Laura — Mne Witwe» Das ist ein reizendes Lust
spiel, das jetzt im Capital vorgeführt wiüd. Laura ist natürlich
Laura La Plante, die sich, um einen reichen Junggesellen zum
Abschluß einer Lebensversicherung zu bestimmen, als Witwe Heines
angeblich von den Kannibalen vertilgten Freundes, eines! Afrika
forschers, ausgibt. Kaum ist sie etngMhrt, erscheint der tot«
geglaubte Forscher, ein nett-er Junge, und es ergeben stch zahl
reiche Mißverständnisse und komische Situationen, die man sich
am besten selbst ansteht. Daß die Situationen mitunter recht pikant
sind, ist in amerikanischen Gesellschaft filmen neuerdings die Regel.
Läura hat «eines jener ausdruckslosen, doofen Großstadtmädchen
gesichter, aus denen die verhaltene Frechheit enLZLÄend hervor-
bricht. Vor allem das ZusammenMel von Händen und Mienen
ist bei ihr stets charmant. Auch die Gegenspieler stnd gut aus ¬
? gewählt. Das Tempo dürfte etwas rascher sein. Für die Feiertage
ist der Film, der auch nette Titel hat (so fällt einmal der Aus
druck: „Ueber die seelischen Hemmungen der Kannibalen") sehr
zu empfehlen Tuen.
-- FaschirNMamArr. Harry Liedtke und Grete MoA-
heim bestreiken die Hauptrollen dieses Films der Alemannia-
Lichtspiele Er stürzt einen in eine Menge seelischer Auf
regungen. und erst Zu allerletzt weiß man,, daß man nicht weinen
muß. Liedtke, dieses erotische und zugleich moralische Genie, steht
Zwischen Zwei Frauen: der reichen und .der armen, für die er sich
natürlich entscheidet. Die Mosheim gibt ihr etwas von dem
rührenden Wesen der Gish, sie ist lieb in ihrer Hilflosigkeit mit
den Zusammengesalteten Händen. Welche Tücken ersinnt die kapri
ziöse Reiche, um ihren Liedtke der anderen abspenstig zu machen
und ihn allein für sich zu gewinnen. Wer vergebens; zum
Glück. Ein Palais, ein Variete, ein Opernball sind die Hinter
gründe, vor denen die Handlung sich abwickelt, die dazu bestimmt
ist, ein breiteres Publikum Zu ergreifen. Bendow und
BienAfelK spielen mit.
-- Im Luxuszug. Zu den Feiertagen bringt der Gloria
Palast diesen nach einem Stück von Abel Hermant verfilmten
Schwank, mit Damm und Dran verziert und recht nett aufgemacht.
Es handelt sich um eine Liebesasfäre in einem Milieu von Thron
prätendenten und Verschwörern. Ort natürlich Paris. Die Liebes
abenteuer in den verschiedenen Gesellschaftschichten sind sich ziem
lich gleich, aber in den oberen Sphären sieht das Publikum wenig
stens die Eleganz und den Reichtum über die es selber nicht ver
fügt. Aufgeväppelt durch Szenen im Luxuszug und anderes Bei
werk entwickelt sich die Keine. Liebesintrige nach Wunsch. Prächtig
und pmrchös ist M San druck, die immer etwas an den alten
Bismarck erinnert. D Pärchen wird von dem schicken Windhund
Ernst V e r e bes und der feschen Dina Gralla verkörpert.
Julius Falke nstein Zeigt seine Begabung für Trottels, Jda
W üst saug^wie ein Vakuumreiniger Männer an. R. 3. e 3.