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Entschädigung hat die Regie in Einzelheiten vorzügliche Arbeit
geleistet und Details beigebracht, die man nicht häufig sieht. Da
ist vor allem eine genaue und peinigende Darstellung der Methode,
mit der die Polizei, so scheint es, in Amerika Geständnisse zu er
pressen sucht. Der Angeklagte wird dem überhellen Licht eines
Scheinwerfers ausgesetzt, und während die Beamten trinken und
es sich wohl sein lassen, muß er in dem Licht- und Hitzebad
Tantalusqualen erleiden Auch noch einige andere- Situationen
sind nicht nur äußerlich photographiert, sondern durch geschickte
Montage von innen her gestaltet. Dolore^ die Heldin,
ist zart und hilflos, möchte nur gar zu viel Rührung erpressen.
Es ist. wie in diesen amerikanischen Filmen immer: das Ganze
ist für den breitesten Publikumsgeschmack zurechtgemacht, an der
einen oder anderen Stelle finden sich höchst beachtliche Einfälle.
R a c 3.
— Eva in Seide. Diesem rn oen Atemannia-LLcht-i
spielen vorgeführten Film liegt eine reizende Idee zugrunde,;
die auf der Leinwand zu viel besserer Wirkung gelangt als in^
Ernst Kleins Roman* „Nuttchen", dem sie entlehnt ist. Ein etwas
herabgekommener Schriftsteller spielt Schicksal: er stapelt ein auf
der Straße aufgelesenes Mädchen mit Hilfe des Kredits von
Freunden so lange hoch, bis sie zur Grande Cocotte wird und
einen richtigen Prinzen heiratet. Zuletzt kehrt sie natürlich zu
ihrem Freund und Schöpfer zurück, dem sie im Innern stets treu
geblieben war. Die Phasen des Anstiegs sind nicht ohne gesell-
schaftskritische Pointen geschildert. Zum Beispiel verschafft ein auf
Pump erworbener Nerzmantel dem Mädchen gleich das gewisse
Air, das sie zu einem standesgemäßen Auftreten im Adlon be
fähigt. Der Regisseur Carl Böse hat die Sache routiniert ge
dreht und durch die Montage manche glückliche Effekte erzielt.
Lissi Arn uüft ein sehr liebes Mädchen, das seine Rolle nett und
ohne jede Übersteigerung anpackt. Ihr Partner Walter Nilla
bewährt sich wieder einmal als ein sympathischer Junge, der
melancholische Blicke auszusenden weiß. Margarethe Kupfer,
die in der letzten Zeit nicht immer auf der Höhe war, glänzt
als komische Alte; eine gelungene Leistung. Das Stück ist eine
angenehme Unterhaltung. Raca.
Die Jacht der sieben Sünden. EZ ist ein Jammer, daß die
deutsche Filmindustrie in dem Bemühen, allen Ansmüchen zu ge
nügen, jetzdmitunter einen minderwenigm Stoff, der allenfalls eine
gute Kolportagehandlung abgäbe, mir großen Ambitionen aufmacht:
als werde der Stoff dadurch veredelt. Der in den Ufa-Licht
spielen gezeigte Film:,.DieJachtdersiebenSünden"
yat eine Fabel, die man nur als blödsinnig bezeichnen kann, oder ist
es nicht eine Zumutung, anzunehmen daß ein Luxusdawpfer Haupt-
lüchlich zu dem Zweck in die Welt hinausfährt, um ein Verbrechen
zu Orgien und Räuereien zu geben. Immerhin, man
hätte diese unwahrscheinliche Erfindung zur Unterlage eines
NerßerZ machen können, der unwahrscheinlich sein darf, wenn er
Tempo wahrt und rein auf die Sensation gestellt ist. Geschehen ist
dagegen genau das, was nicht möglich war: nämlich dle Ausgestal
tung des Motivs zu einem Großfilm, der mit realistrschen psyclw-
Mischen Mitteln arbeitet. Für seine Inszenierung zeichnen die
Regisseure I. und L. Fleck verantwortlich, die offenbar mit dem
„Spione"-FLlm von Fritz Lang haben wetteifern wollen. Im Ver
ein mit dem Architekten Jack Rotmil haben sie Räume und Hinter
gründe geschaffen, in denen die Neue Sachlichkeit kunstgewerblich
mißverstanden wird. Pompöse konstruktive Architekturen, die schwer
ernst und hochgradig phantastisch sind. Das wäre vielleicht die ge
eignete Umwelt für eine Gesellschastssatire, ist aber gewiß nicht das
Milieu, in dem sich gerade diese Handlung abspielen sollte. Aehnlich
aufgebaufcht sind auch die Personen. Brigitte Helm, die in der
Tat ein bleiches, spukhaftes Wesen hat, muß sich in Punkgewändern
zu Gesten übersteigern, die eher in den fünften Akt eines Schicksals
dramas gehören als in die unglaubhafte Luxusjacht. Dabei ist sie sehr
begabt, und die eigentümliche Ausdruckskraft, die sie besitzt, ließ: sich
wirklich besser verwenden. Unter den Darstellern nennen wir noch
Kurt Gerron, Hugo W e r n e r. Ka h l e und Alfred Gerasch,
ein gut bürgerliches Herz schlägt, das lauter Opfer bringen möchte.
Daß ihr Spiel überzeugte, wäre zu viel gesagt. Sie ist mit Umstand
edel, macht auch bei nichtigen Anlässen große bedeutende Augen und
steht genau dann als stumm-abgehärmte Figur in Großaufnahme
da, wenn sie reden oder irgend etwas tun sollte. Daran lnagfrerlrch
auch der Regisseur schuld sein; aber gleichviel: mit der Wirklich
keit hat ein derartiges Getue wenig zu schaffen. Echter sind ms
beiden älteren Kleinbürgersfrauen Margarete Kupfer § und Lotte
Steins, die Zille-Töne hämischen. Ueberhaupt ist das Ensemble
in diesem sonderbaren Erzeugnis geschickt Zusammengestellt,
^erikanischer Zirkusfilm. Der im Capital gezeigte
Ein: „L> ensation im Zirkus" ist reich an Handlung und !
hat sogar eine soziale Pointe: er wendet sich nämlich gegen den
Standesdünkel eines reichen Geschäftsmannes, der seinen Sohn
der Heirat mit einem Zirkusmädchen wegen verstößt. Im übrigen!
ist die Fabel ziemlich verworren, sinnlos und undisponiert. Zur I
> alle drei ausgezeichneten Masken. Gutgeschrieben mag den Film
allenfalls werden, daß er in einigen Partien eine gewisse Spannung
i besitzt. Kack.
Ein neuer Henny PorLen F
--- Der in den U f a - L ich t s p i e l e n laufende Film: „Z u -
flucht" ist als Mixtur sehr interessant. Nach einer Idee von
Walter Supper hat Friedrich Raff ein Manuskript geschrieben,
demzufolge ein junger Mann, der sich als revolutionär empfin
dender Mensch von seiner reichen Familie getrennt hat, schließlich
seine Zuflucht bei armen Kleinbürgern in Berlin N. oder O. findet.;
Das gibt dem Regisseur Carl Fro elich die Gelegenheit, zwischen
proletarischen und bourgeoisen Milieus zu wechseln. Er hat sich
unverkennbar die Aufnahmetechnik der Rüsten zunutze gemacht.
Perspektivisch ausgezeichnet gelungene Darstellungen von Hinter
häusern und Arbeitsvorgängen bei den Untergrundbahnöauten
werden einbezogen; die Typen in den Markthallenständen könnten
nicht besser gewählt sein; der junge Mann, d'em der schöne Franz
Leder er die nötige Glut verleiht, muß einen Russenkittel
tragen und so aussehen, als sei nicht nur der Kittel russisch;
Straßenvisionen, ein Wartesaal und Bevölkerung sind reichlich
mitverwandt. Das ist recht und gut: nur haben diese Einzelaspekte
nicht den inneren Zusammenhang mit der Handlung, den sie in
Rufsenfilmen besitzen. Dort wird mit dem Photographischen Ausweis
der Umwelt der Kern der Fabel enthüllt, das Abbild eines Justiz-
palasteZ etwa verdammt' die ihm geübte Rechtsprechung. In
dem deutschen Film dagegen sind die Milieus nur mehr oder
weniger überflüssige Illustrationen, die einen rein äußeren Rahmen
abgeben und sich ihrem Sinn nach auf die Handlungen selbst
nicht beziehen. Sie ist kleinbürgerlich durchaus, möchte aber gern
in höheren Sphären eingreifen. Um diesen Ehrgeiz zu befriedigen,
spinnt der Jdeenmann Supper sie nicht zu Vem kapp/ end aus,
das nach ihrer geringen Substanz zu erwarten gewesen wäre, son
dern läßt sie traurig enden. Vielleicht soll es auch tragisch sein,
wenn der inzwischen wieder zur Familie zurückgekehrte junge Mann
genau in dem Augenblick sterben muß, in dem alles glücklich aus
gehen könnte. In Wahrheit ist die Idee, den Mann, kost- es, was
es wolle, in den Tod zu schicken, weder traurig noch gar tragisch,;
sondern einfach dumm, denn nichts spricht in dem ganzen Stuck
für einen solchen Abschluß. Was im Leben bisweilen geschieht, Ve-;
darf in der Kunst der genauen Begründung, um als Abbild der -
Wirklichkeit zu erscheinen. Vermutlich hat Henny Porten den
Tod des von ihr geliebten Mannes gewünscht. >Dre ist em armes,
aber um so braveres Mädchen, unter dessen proletarischem Gewand
--- Liebeskarneval. Dieser von den Dieb erbau - Licht-
svielen gezeigte Film ist eine Komödie der mrt
warmen Boni in Hosen und Röcken Recht der -.r ck,
durch den sie den geliebten Mann von seiner FreunM losrust,
uni ihn für sich zu gewinnen. Sie verwandelt sich einfach selbsi in
s l e' Ä c^k»en m D ä ii n ue n n l q i B c e h on e ni R H h o ea l r l r e tn n ,sc g huo e nn f d rö i n ng t eew u ini n ne d nmt in farül « s d h e e r sroe T lnc a h t eFr w ild i m r ie kt iFh sie rree m run«dN H ien e i r g r uf e ün n gr -
in-kacn ^unendlicher als in , Mädchenkleidern und Backsischgesien,
auf Frauen nicht verfehlt. Die Regie Augiffto Gen: n a s ar
beitet geschickt mit bewährten Mitteln. Manche Szenen sind s )
lustig.
Ein neuer Harry Liedtte-Film. Harry Liedtke hat klug
daran getan, sich in seinem neuen im Capital gezeigten Film
(„Harry Liedtke als Herzensphotograph") unter die Regie Max
Reichmanns zu Legeben. Dieser treffliche Regisseur versteht
sich auf Photographie und Montage, wenn ihm ein halbwegs taug
licher Stoff zustößt. Hier sind ihm zwei dankbare Motive zur
Verarbeitung geboten worden: ein Pyotogmphenatelier und das
ihm vertraute Cabarett- und Artistenmilieu. Den alten, von Gar-
nson verkörperten Photographen hat er ausgezeichnet zurechtge-
stutzt und in die Umgebung gestellt. Außerdem ist ibm sehr über
zeugend die Gestaltung der kleinen Welt gelungen, in der ein aus
beuterischer Manager und die von ihm bedrückten Mädchen die
Hauptrollen spielen. Gerade die Mädchen — die Namen ihrer
Darstellerinnen sind noch unbekannt —- haben, offenbar dank Reich
manns Einfluß, ein Auftreten, das sich durch seine Echtheit höchst
vorteilhaft von dem erlogenen der sonst in Filmen bcrumslitzenden
Dämchen unterscheidet. Eis berührt wohltuend, wenn einmal
Räume und Zustände die für gewöhnlich nur eine klischeehafte
Wiedergabe finden, mit offenen Augen angesehen werden. Auch
die Überblendungen sind nicht das Werk eines Routiniers, son-
dem verraten eine eigene Anschauung. Angesichts solcher filmi
scher Vorzüge mag der Fabel die Trivialität nachgesehen werden.
Liedtke selbst tritt gar nicht so sehr als Star heraus, sondern fügt
sich dem Ensemble gut ein. . kkaca.